Médecins Sans Frontières
1202 Genf, Rte de Ferney 140, Schweiz
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Sauerbruch Hutton
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Rte de Ferney 140, 1202 Genf, Schweiz
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
10.2022
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Gebäudedaten
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
14.260 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die internationale Organisation für medizinische Nothilfe muss in der Lage sein, unmittelbar und weltweit auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren. Dabei betreuen spezialisierte Teams aus den Bereichen Medizin, Recht, Technik, Kommunikation und Verwaltung diverse Einsatzgruppen, die vor Ort Hilfe leisten. Ist der Notfall behoben, lösen sich diese Teams wieder auf und formieren sich für den nächsten Einsatz neu. Ein dermaßen fluider, rund um die Uhr tätiger Organismus braucht eine anpassungsfähige Gebäudestruktur, die „atmen“ kann und alle Formen der Arbeit in unterschiedlichsten Konstellationen unterstützt.
Die Architektur des Neubaus reagiert auf den beschrieben Modus Operandi mit einer transparenten und kommunikativen Raumstruktur, die den Austausch unter den Teams aktiv fördert. Die Skalierbarkeit der Arbeitsbereiche und das Wohlbefinden der Nutzer standen im Vordergrund des Entwurfs, der Räume unterschiedlichster Proportion vereint und damit das Arbeiten in großen, mittleren und kleinen Gruppen begünstigt. Zwischen den Einzel- und Gruppenbüros befinden sich auf allen Etagen große Konferenzräume und Gemeinschaftsbereiche für informelle Interaktion. Das Foyer mit Auditorium, die Agora und ein öffentliches Restaurant beleben das Erdgeschoss und öffnen das Gebäude zum Außenraum. Zusätzlich schaffen Terrassen im ersten und im siebten Geschoss, sowie auf dem Dach selbst Räume zur Erholung und bieten Ausblicke über den Genfer See bis hin zum Mont Blanc und dem Juragebirge. Eine großzügige Treppe, die frei durch das gesamte Gebäude verläuft, verbindet all diese Bereiche visuell und räumlich miteinander und stärkt die Kommunikation zwischen den Abteilungen.
Eine raumhaltige, begrünte Fassade macht diese internen Strukturen nach außen hin ablesbar. Eingefasst von großformatigen Holzrahmen bieten Balkone und Loggien Arbeitssituationen im Übergang zwischen Innen- und Außenraum. Wie ein riesiges Puzzle fügen sich die Rahmen zu einem klar definierten Volumen, analog zu einer Organisation individueller Spezialisten, die ein gemeinsames Ziel verfolgen.
Der Vegetationsschirm erzeugt zugleich ein Mikroklima in der Pufferzone der Fassade. Die dichte Belaubung spendet im Sommer Schatten und reduziert den Kühlbedarf des Gebäudes, im Herbst lichtet sich dieser natürliche Schirm und lässt in der dunklen Jahreszeit Tageslicht hindurch. Der Effekt der Fassadenbegrünung wirkt auch über das Gebäude hinaus, indem sie durch die Absorption von CO₂ zur Verbesserung der Luftqualität im neuen Stadtquartier beiträgt.
Die Leistungsfähigkeit der Fassade stellt einen bedeutenden Faktor dar, um dem sehr hohen Standard in Anlehnung an "Minergie-P" gemäß der Schweizer Zertifizierung zu entsprechen. Neben der räumlichen Funktion als Brise-Soleil und Klimapuffer ist auf technischer Ebene eine Dreifachverglasung mit einem textilen Sonnenschutz an der Außenseite der Glasfassade vorgesehen. Darüber hinaus sind Photovoltaikanlagen auf dem Dach installiert und das Projekt wird an das ökologische Wärme- und Kältenetz GeniLac angeschlossen. Diese Infrastruktur verwendet das Wasser des Genfersees und 100 % erneuerbare Elektrizität. Das Gebäude wird somit vollständig mit erneuerbaren Energien versorgt.
Die Wahl der Baumaterialien leistet einen weiteren wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Bei der Ausschreibung wurden "cradle to cradle"-Produktionsverfahren vorgezogen, die recycelte oder leicht wiederverwertbare Materialien anbieten. Die Verwendung von regionalem Holz wie der Weißtanne trägt durch die CO₂-Speicherung zur Verringerung des Treibhauseffekts bei.
Auch das Volumen des Gebäudes ist in die Zukunft hinein geplant. Zum Zeitpunkt der Eröffnung übersteigt die Gesamtkapazität des Gebäudes den Flächenbedarf von Médecins sans Frontières noch leicht, so dass Teile davon an weitere NGOs untervermietet werden können. Die Option auf eine siebengeschossige Erweiterung über dem Restaurantbereich im Erdgeschoss garantiert, dass das Gebäude auch in seinem Umfang anpassungsfähig bleibt und mit den Anforderungen seiner Nutzer wächst.
Beschreibung der Besonderheiten
projektteam
Julia Knaak (Projektleitung)
Marc Broquetas, Andrea Frensch, Fotios Gkrilias, Philipp Hesse, Natalie Hipp, Guillaume Larouche, Florent Le Corre, Charlotte Moulis, Moojin Park, Anna Luise Pfau, María Silvestre Martinez, Qihang Yang, Alix Zingraff
in kooperation mit
Fabio Fossati Architecte, Chêne-Bougeries
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