Nominiert für die Shortlist der Jury 2024 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2024 - Nachwuchsarbeiten


Mehr als Wohnen - eine Transformation des Bestandes - ein Quartier für Berlin- Lichtenberg

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Fakultät 3 - Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau, Anna Bretschneider

Außenperspektive - Mehr als Wohnen - eine Transformation des Bestandes - ein Quartier für Berlin- Lichtenberg

© Anna Bretschneider

Außenperspektive - Laubengang - Mehr als Wohnen - eine Transformation des Bestandes - ein Quartier für Berlin- Lichtenberg

© Anna Bretschneider

Innenperspektive- Werkstatt - Mehr als Wohnen - eine Transformation des Bestandes - ein Quartier für Berlin- Lichtenberg

© Anna Bretschneider

Innenperspektive Wohnung - Arbeiten & Wohnen - Mehr als Wohnen - eine Transformation des Bestandes - ein Quartier für Berlin- Lichtenberg

© Anna Bretschneider

Innenperspektive Wohnung - Familienwohnen - Mehr als Wohnen - eine Transformation des Bestandes - ein Quartier für Berlin- Lichtenberg

© Anna Bretschneider

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Fakultät 3 - Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau, Anna Bretschneider

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

03.2024

Gebäudedaten

Bauweise

Holzhybridbau

Tragwerkskonstruktion

Holz

Anzahl der Vollgeschosse

6- bis 10-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

In Berlin Lichtenberg ist die Schaffung eines modernen und inklusiven Wohnquartiers geplant, dessen Fundament ein ehemaliges Vertragsarbeiterwohnheim der DDR aus den 1980er Jahren bildet. Das Areal, welches seit mehr als zwei Jahrzehnten brachliegt, soll von einem vernachlässigten Ort in ein lebendiges und zukunftsfähiges Wohnquartier umgewandelt werden. Anhand von Entwurfsstudien wurde ein Baukastensystem entwickelt, welches Antwort auf die äußere und innere Transformation solcher Plattenbauten vorschlägt. Dabei soll das Quartier als Pilotprojekt betrachtet werden, welches auch für weitere Quartiere dieser Art anwendbar ist. 

Bestandsaufnahme
Neun gleiche Modulbauten mit den Außenmaßen von 12,95 x 60 Meter dienen als Grundlage. Die Grundlage ist ein Stahlbetontragwerk in Schottenbauweise. Der Eingang befindet sich im ersten Obergeschoss und wird durch eine Treppe erschlossen. Der Keller ist sichtbar ausgebildet, wodurch eine unerschlossene Sockelzone entsteht. Ein breiter Flur dient zur Erschließung der Wohnheimzimmer. Die Geschosse werden durch einen Fahrstuhl und ein Treppenhaus erschloßen. Diese Bestandsgrundlage ist nicht mehr zeitgemäß und bedarf eines Umdenkens. Nehmen wir dies also zum Anlass und transformieren den Bestand. Weg von der einfachsten Lösung des Abrisses hin zur vollen Ausnutzung des Potentials der bereits gebundenen grauen Energie in Form von Baubestand.

Baukastensystem - äußere Transformation
Die äußere Umgestaltung fokussiert sich auf die Modifikation der Gebäudekubatur durch additive und subtraktive Verfahren. Additive Veränderungen umfassen Anbauten, wie partielle Erweiterungen, Aufstockungen und das Ummanteln des Gebäudevolumens. Subtraktive Maßnahmen reduzieren gezielt das Bauvolumen, um Sichtachsen zum städtischen Umfeld zu öffnen. Ziel ist es, durch die Reduzierung der Traufhöhe, das Gebäude dem menschlichen Maßstab anzupassen, um so eine deutliche Sockelzone für gemeinschaftliche Nutzungen zu schaffen. Die Wohnbereiche in der Mittelzone profitieren durch die nach oben hin schmaler werdende Gebäudestruktur von optimalem Tageslichteinfall. Durch die Veränderung der Kubatur wird eine Anpassung des Quartiers an den angrenzenden Stadtraum ermöglicht.

Baukastensystem - innere Transformation
Bei der inneren Transformation stehen Anpassungen am bestehenden Rohbau vornehmlich in Grundriss, Schnitt und Fassadengestaltung im Fokus. Um die Tragstruktur nicht zu beeinträchtigen, sind die Eingriffe so minimal wie möglich gehalten. Türöffnungen werden auf eine Breite von 1 Meter erweitert, um Barrierefreiheit zu ermöglichen. Der vormalige Erschließungsgang wird grundlegend umgestaltet, um durchgängige Wohnkonzepte zu realisieren. Neu eingezogene Wände ermöglichen die Abtrennung vom Wohnbereich und erlauben die Einrichtung von dienenden Räumen. Die neuen Wohnungen sind so ausgerichtet, dass sie auf verschiedene Tageszeiten reagieren können. Die Neugestaltung ermöglicht einige Wohnungen über zwei Etagen, wodurch die Raumhöhe und somit das Wohlbefinden gesteigert wird. In der Fassadengestaltung werden Fensteröff nungen, basierend auf den bestehenden Strukturen behutsam erweitert, um Öffnungen von bis zu 2,70 Metern zu ermöglichen.

Städtebau
Die vorhandenen Gebäude stehen zueinander in einem räumlichen Gefüge, welches von zu großen Freiflächen und einem Baumbestand umgeben ist. Diesen Flächen fehlt es an Ausformulierung und Pflege. Als städtebaulicher Entwurf soll das 7 Hektar große Grundstück nachverdichtet werden. Es werden mehr Wohnungen, sowie kollektive und gewerbliche Angebote geschaffen. Die Figur der Bestandsgebäude wird dabei so ergänzt, das städtebauliche Blöcke entstehen, die jeweils ein Innenhof oder Platz ausformulieren. Dabei wird der vorhandene Baumbestand, der das Quartier gleichsam als grüner Gürtel umschließt, behutsam in die Planung integriert. Im Norden, Westen und Osten entstehen markante Hochpunkte, die für Orientierung sorgen und dem Quartier eine Adresse verleihen. Die Gebäudevolumen staffeln sich zum Hochpunkt ab, um die Dachflächen für gemeinschaftliche Zwecke nutzbar zu machen und Platz für Photovoltaikanlagen zu schaffen.

Innenhöfe und Plätze erhalten eine klare Zuordnung und Gestaltung. Die Erdgeschosszone wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, hier finden sich Werkstätten, Geschäfte des täglichen Bedarfs, Kleinunternehmen, Gastronomie, medizinische Einrichtungen und Büros. Das Quartier soll nicht nur grundlegende Funktionen des täglichen Lebens abdecken, sondern auch eine lebendige Verbindung zum umliegenden Stadtraum herstellen.

Fassade
Der Bestand wird von einer neuen Hülle ummantelt. Sie integriert subtil charakteristische Elemente der ursprünglichen Bestandsfassade, um die Identität des Bestandes zu wahren und gleichzeitig zu transformieren. Der Erhalt von Tiefe trägt zur Ausgestaltung einer spannungsvollen Fassade bei. Die Erweiterung zur Straße hin erfolgt mit einer klaren Gliederung aus Sockel-, Mittel- und Dachzone. Die Sockelzone ist im gesamten Quartier einheitlich gestaltet. Diese Zone dient als Fundament für die darüberliegenden Wohnbereiche und schafft einen Übergang vom öffentlichen zum privaten Wohnraum. Besonderes Augenmerk liegt auf der Gestaltung des Laubengangs zum Innenhof, der durch seine luftige Konstruktion und die Verbindung der Geschosse über Lufträume eine offene und einladende Atmosphäre schafft. Die Möglichkeit der Bepflanzung entlang des Laubengangs fördert nicht nur die Schaffung von Distanz und Privatsphäre für die angrenzenden Wohnräume, sondern trägt auch zum Wohlbefinden der Bewohner bei. Die großzügigen Öffnungen in der Fassade sorgen zudem für eine maximale Belichtung der Wohnungen aus zwei Himmelsrichtungen. Die erste Fassadenebene wird als hinterlüftete Fassade mit Faserzementplatten bekleidet. Diese sind profiliert und tragen zu einem Schattenspiel der Fassade bei. Das Tiefenspiel der Fassade, sowie die neu gewonnene Großzügigkeit trägt zum neuen Erscheinungsbild des gesamten Quartiers bei. Das Quartierhaus, als zentrales Element des Quartiers, erhält eine abweichende Fassadengestaltung, um seine Bedeutung als Hauptadresse des Quartiers zu unterstreichen und es visuell hervorzuheben.

Konstruktion
Die Transformation als Ergänzung zum Bestand sind als eigenes Tragwerk zu betrachten. Die Anbindung an den Bestand erfolgt durch eine Verankerung, die aber keinerlei tragende Wirkung aufweist. Das Tragsystem der Transformation in Form des Anbaus und der Aufstockung sind als Holzkonstruktionen ausgebildet. Beim Anbau und der Aufstockung ist ein System aus Brettschichtholzstützen, -wänden und -decken vorgesehen. Dabei wird die Schottenbauweise des Bestandes weitergeführt. Die Brettschichtholzdecken überspannen maximal 3,50 Meter. Um keine Raumhöhe zu verlieren, wird der Bodenaufbau so gering wie möglich gehalten. Die profilierten Faserzementplatten als Bekleidung der hinterlüfteten Fassade haben ästhetische als auch funktionale Vorteile. Langlebigkeit, geringe Wartungskosten und Energieeffizienz von Faserzementplatten führen zu einer kosteneffizienten und nachhaltigen Lösung über die Lebensdauer des Gebäudes.

Beschreibung der Besonderheiten

Wohnungsmix
Die Wohnungen im Quartier sind vielseitig, flexibel und passen sich den individuellen Bedürfnissen verschiedener Lebensphasen und Lebenssituationen an. Sie reichen von kompakten Singlehaushalten über großzügige Zwei- und Dreizimmerwohnungen bis hin zu geräumigen Familienappartements. Darüber hinaus sind auch Wohnungen speziell für das Alterswohnen in Seniorenwohngemeinschaften und Pflegeeinheiten vorgesehen. Die Wohnungen bieten auch besondere Unterstützungsoptionen für den Alltag in Form von Betreuten Wohnen. Zudem sind sämtliche Wohneinheiten barrierefrei und eignen sich somit für Menschen mit unterschiedlichen Pflegestufen und zusätzlichem Hilfebedarf im Alltag, insbesondere Menschen mit speziellen Bedürfnissen und Einschränkungen. Der Mix aus unterschiedlichen Wohnungstypen in jedem Gebäude fördert eine vielfältige Bewohnerschaft und das gemeinschaftliche Zusammenleben im Quartier. Dieser Mix trägt zur Bildung verschiedener Gemeinschaftsformen, wie Haus-, Etagen- und Wohngemeinschaften bei.

Erschließung und Abläufe
Der Zugang zum Quartier erfolgt von Westen, von wo drei wichtige Verkehrsadern und Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr das Gebiet erschließen. Der grüne Quartiersplatz dient als zentraler Ankunfts- und Verteilungspunkt und führt Besucher und Bewohner in das Innere des Quartiers. Dieser Platz wird durch angrenzende Gastronomiebetriebe und Marktläden belebt. Um Platz für diese zentrale Fläche zu schaffen, wurde ein Bestandsgebäude komplett entfernt. Das angrenzende Quartierhaus bietet Raum für alltägliche und freizeitliche Aktivitäten. Der Zugang zu den einzelnen Gebäuden erfolgt über zwei großzügige grüne Eingangsbereiche. Die kollektiven Erschließungen werden im gesamten Quartier durch Natur begleitet. Dieser Effekt wirkt sich auf die Behaglichkeit des Einzelnen, als auch auf das Stadtklima positiv aus. Jeder Eingang ist mit einem Aufzug sowie einem Haupt- und Nebentreppenhaus ausgestattet. Auf jeder Etage gibt es zudem Abstellmöglichkeiten und einen mietbaren Raum, der flexibel als Gästezimmer, Erweiterung der angrenzenden Wohnung oder als Arbeitsraum genutzt werden kann. Die Wohnungen selbst werden über einen Laubengang erschlossen, der sich zum Innenhof hin orientiert. Aufweitungen im Laubengang durch Balkone und Pflanzkästen steigern die Qualität des Laubengangs sowie die positive Auswirkung auf die einzelnen Wohnungen. Die Nutzungen im Innenraum der Wohnungen können so auf den Laubengang ausgeweitet werden.


 

Nachhaltigkeit

Im Rohbau eines Gebäudes wird der überwiegende Anteil der grauen Energie verbraucht. Das größte Potenzial zur Reduzierung des Energieverbrauchs und zur Schonung von Ressourcen liegt in der Nutzung des bereits vorhandenen Rohbaus. Der Entwurf zielt darauf ab, die vorhandene Baumasse in Form des Rohbaus als Bestandsgrundlage des Entwurfs zu nutzen. 2008 wurden die neun Bestandsbauten entkernt und liegen seit nunmehr zwei Jahrzehnten brach. Im Entwurf sieht nur notwendigste Eingriffe in den Bestand vor, wie die Herstellung der Barrierefreiheit oder Schaffung von Atmosphäre. Um ein reproduzierbare Maßnahme und die Möglichkeit der Anwendung auf mehreren Gebäuden oder Plattenbauten im Allgemeinen zu tätigen, wurde ein Baukastensystem entwickelt. Dieses sieht vor, durch Anbauten, Aufstockungen, oder Ummantelungen das Gebäude an die heutigen Wohnansprüche anzupassen und dabei architektonische und kommunikative Qualitäten hervorzuheben.

Das Tragsystem der Transformation in Form des Anbaus und der Aufstockung sind als Holzkonstruktionen ausgebildet. Beim Anbau und der Aufstockung ist ein System aus Brettschichtholzstützen, -wänden und -decken vorgesehen. Die Brettschichtholzdecken überspannen maximal 3,50 Meter. Die Schottenbauweise des Bestandes wird dabei weitergeführt. Der Bestand wird als Speichermasse gesehen. Der Bodenaufbau wird so gering wie möglich gehalten, um die Raumhöhe nicht weiter zu reduzieren. Die Konstruktion erfüllt die Mindestanforderungen an den Wärme- sowie Schallschutz von Wohngebäuden. Für die Dämmung und Trittschalldämmung werden Holzfaserplatten als natürlicher Werkstoff gewählt. Eine Fußbodenheizung ermöglicht mittels eines Niedertemperatursystems das Heizen und Kühlen des Wohnraums. Die neue Fassade ermöglicht ein Tiefenspiel in der Ansicht. Balkone dienen als privater Außenraum zu jeder Wohnung. Durch die Tiefe der Loggien erfolgt eine bauliche Verschattung. Eine Markise als zusätzlicher Sonnenschutz ist stufenweise einstellbar und unterstützt den Schutz vor Überhitzung im Sommer. Im Winter ermöglicht der Rücksprung dennoch die maximale Belichtung durch natürliches Tageslicht. Die profilierten Faserzementplatten als Bekleidung der hinterlüfteten Fassade haben ästhetische als auch funktionale Vorteile. Langlebigkeit, geringe Wartungskosten und Energieeffizienz von Faserzementplatten führen zu einer kosteneffizienten und nachhaltigen Lösung über die Lebensdauer des Gebäudes.

Die großzügigen Eingangskerne sind als offener Raum konzipiert und werden durch Pflanzen begrünt. Dies fördert ein Mircoklima und trägt zur Nachtauskühlung sowie Biodiversität bei. Die Laubengänge schließen sich diesem System an. Besonderes Augenmerk liegt auf der Gestaltung des Laubengangs zum Innenhof, der durch seine luftige Konstruktion und die Verbindung der Geschosse über Lufträume eine offene und einladende Atmosphäre schafft. Die Möglichkeit der Bepflanzung entlang des Laubengangs fördert nicht nur die Schaffung von Distanz und Privatsphäre für die angrenzenden Wohnräume, sondern trägt auch zum Wohlbefinden der Bewohner bei.

Die Dächer sind als Gemeinschaftszone definiert. Teile der Dächer werden für Photovoltaikanlagen genutzt, die das Energiemanagement des Quartieres unterstützen.
 

Schlagworte

Bauen im Bestand, Holzhybridbauweise, nachhaltiges Stadtquartier, Berlin Lichtenberg, Wohnen

Energetische Kennwerte

Energiestandard

Nullenergiehaus

Energetische Kennwerte

Primärenergie

Umweltthermie (Luft / Wasser)

 

Sekundärenergie

Solarthermie

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