Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2020: Teilnehmer
mondholz8 - schadstofffreies (er)Leben mit Holz und Ton
55442 Stromberg, Am Hahn 8
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Architekturbüro Mannert
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Architekturbüro Mannert
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Am Hahn 8, 55442 Stromberg, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
10.2015
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
1.044 m³
Bruttogrundfläche
306 m²
Nutzfläche
207 m²
Verkehrsfläche
25 m²
Wohnfläche
157 m²
Grundstücksgröße
718 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
230.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
525.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Zunächst bestand der Wunsch das Bauvorhaben im Bestand umzusetzen, um den Grad an neu versiegelter Fläche zu minimieren. Aufgrund der scheiternden Suche nach einer geeigneten Immobilie fand jedoch ein Umdenken statt. So entstand die Aufgabe ein noch unbebautes Grundstück zu finden, dass sich in einer gewachsenen Struktur befindet und die notwendigen Eigenschaften – wie die Ausrichtung nach Süden, der optimalen Erschließung, die fußläufigen Wege zu Schulen und Einkaufsmöglichkeiten, kurze Wege zum Fernverkehr – mit sich bringt. Das leicht ansteigende (Hang)Grundstück „Am Hahn 8, Stromberg“ erfüllte alle Kriterien und bietet zudem eine wunderbare Aussicht auf den schönen Soonwald.
Beschreibung der Besonderheiten
Zur Vermeidung von Energieverlusten (Winter) und Wärmeinträgen (Sommer) wurden auf die Außenseite der Außenwände 20cm starke Holzweichfaserplatten (FSC-zertifiziert) aufgebracht. Diese Platten sind wassergebunden und besitzen demnach einen sehr geringen Bindemittelanteil. Auch dieses Baumaterial ist hoch dampfdiffusionsoffen, umweltverträglich und recycelbar wie natürliches, unbehandeltes Holz. Zum Schutz/Erhalt der Holzweichfaserplatte wurde eine dampfdiffusionsoffene Schlagregenfolie aufgebracht.
Die Fassade besteht aus einer unbehandelten Douglasienschalung (PFSC-zertifiziert). Dieses unbehandelte Holz patiniert und baut einen natürlichen Holzschutz auf. Von den unbehandelten Fassadenbrettern sowie der schadstofffreien Dämmung gehen keine Risiken für die lokale Umwelt aus, da keine Schadstoffe aus den Baustoffen ausgewaschen werden und demnach nicht das Erdreich verunreinigen.
Zum Schutz gegen aufsteigende/drückende Feuchtigkeit wurde eine auf Zement basierende Schlämme in zwei Lagen auf die Bodenplatten aufgetragen. Auch hier wurde auf künstliche, schadstoffaussondernde Materialien wie Folien oder Schweißbahnen verzichtet. Zum Ausgleich von Rohbauunebenheiten und zur Integration von Versorgungs-, Lüftungs- und Elektroleitungen wurde eine Ausgleichsschüttung aus mineralisch ummantelten Holzspänen eingebracht. Diese Schüttung ist ökologisch, belastbar und sofort begehbar. Ferner ist dieses Baumaterial resistent gegen Wasser, Schimmel und Ungeziefer. Auch ist die Schüttung rückbauf.hig und kann als Rindenmulchersatz im Garten eingesetzt werden. Das Einbringen der Ausgleichsschüttung wurde bei 100%tiger Genauigkeit und einer Zeitersparnis von 60% gegenüber dem herkömmlichen Einbringen innerhalb eines Tages mit einem Verlegeroboter vollzogen (207qm Nutzfläche). Auf die Ausgleichsschicht wurden 4cm Holzweichfaserplatten aufgelegt. Diese Platten besitzen die selbe Eigenschaft wie die Außenwanddämmung (siehe Außenwanddämmung). Mit Blick auf einen trockenen Bauprozess und der Möglichkeit Fußbodentemperierung mit einem Dielenboden zu kombinieren wurden Trockenestrichplatten auf Lavabasis (Eifel, demnach aus der eigenen Region) auf den Holzweichfaserplatten verlegt. Das Besondere an den eingesetzten Trockenestrichplatten sind die auf der Oberseite angeordneten Rillen zur Integration einer Fußbodentemperierung. Die unmittelbar unter dem Bodenbelag verlaufenden Heizrohre benötigen eine sehr geringe Vorlauftemperatur und ermöglichen ein minutenschnelles Regeln der Temperatur. Dies ist besonders in Übergangszeiten (Frühling, Herbst) von großer Bedeutung, da die benötigte Temperatur in max. 20 Minuten vorhanden ist (10min. bei Fliesen, 20min. bei Dielen). Infolge der Vermeidung des Aufheizens von Bauteilen (z.B. Heizestrich – träges System) werden Energiekosten eingespart. Ferner ist durch das direkte, nach oben gerichtete, Abstrahlungsverhalten der Heizrohre auch das Verlegen von Dielenböden mit einer Stärke von 21mm möglich. In diesem Fall wurden Esche-Dielen (PFSC-zertifiert) in allen Wohnräumen und Fliesen in den Bädern, dem Untergeschoss sowie der Küche verlegt. Die Dielen wurden mit einem schadstofffreien, weiß pigmentierten Leinöl behandelt.
Mit der Vorgabe der Schadstofffreiheit wird eine besondere Anforderung an die Bekleidung von Wand und Decken gestellt. Hier kamen nebst Gipsfaserplatten auch Trockentonbauplatten (mindestens eine Wandfläche pro Raum) zum Einsatz. Auf allen Oberflächen wurde eine Spachtelmasse aus Ton aufgetragen. Die Kombination aus Tontrockenbauplatte (Masse) und der Tonspachtelmasse (Fläche) erhöht im erheblichen Maße die Behaglichkeit des Innenraums. Nebst den bekannten Eigenschaften wie Feuchte- und Temperaturregulierung ist das Besondere der eingesetzten Baumaterialien aus Ton die Aufnahme, Bindung und Absorption von flüchtig, organischen Bestandteilen der Luft (VOC’s - volatile organic compounds). Demnach werden die durch den Nutzer unbewusst eingebrachten Schadstoffe (Mobiliar, Reinigungsmittel, etc.) durch den Ton aufgenommen und absorbiert. Aus diesem Grund können sich innerhalb des Gebäudes wenige bzw. keine Schadstoffe auf Dauer ansammeln. Ferner ist der Ton zu 100% biologisch abbaubar (kompostierfähig). Auf die Tonspachtelmasse wurde eine weiße Kalk-Kasein-Farbe aufgebracht, die den Effekt der Schadstoffabsorption sowie der Feuchte- und Temperaturregulierung fördert/unterstützt.
Die Entkopplung von fossilen Brennstoffen wurde durch den Einsatz eines kombinierten Systems aus oberflächennaher Geothermie, Wärmepumpe, zentraler Lüftungsanlage, Photovoltaikanlage und energiesparenden Einbauten vollends erfüllt. Durch die hocheffiziente Sole-Wasser-Wärmepumpe (ca. 6 kW) in Verbindung mit der oberflächennahen Geothermie (Erdkollektoren in 1,00m-1,50m Tiefe) wird ausreichend Wärme erzeugt um den Pufferwasserspeicher zu temperieren. Der Pufferspeicher dient der Warmwasserversorgung des Brauchwassers (Dusche, Badewanne, Waschbecken) und der Gebäudetemperierung (Fußbodenheizung). Die Photovoltaikanlage (ca. 8 kWp) auf einer Flachdachaufständerung mit Ost-West-Ausrichtung produziert den an Ort und Stelle genutzten Strom. Nebst der Wärmepumpe ist die zentrale Lüftungsanlage als Grundlastabnehmer des eigenen Stroms zu nennen. Die Lüftungsanlage dient lediglich dem Austausch von verbrauchter und frischer Luft, die mit einer 92%tige Wärmerückgewinnung erfolgt. Infolge des kombinierten Systems finden keinerlei Verbrennungsvorgänge (weder Gas, Öl oder Pellets/Holz) im Gebäude statt. Demnach erzeugt das Gebäude auch keinerlei für die Umwelt schädigende Emissionen. Um den Stromverbrauch im Haushalt zusätzlich zu senken wurden LED-Technik und vor Allem energieeffiziente Geräte (wie Kühlschrank, Backofen, Elektroherd, Spülmaschine, etc.) eingebaut. Infolge der großen Gebäudeabmessung (18x12m) und den hiermit einhergehenden, innenliegenden Fluren wurde ein sogenannter „Lichthof“ im Inneren des Gebäudes vorgesehen, der die Flure mit natürlichem Licht versieht. Hierdurch entsteht keine Notwendigkeit einer künstlichen Beleuchtung am Tag. Im Zuge des Bauprozesses wurde Wert auf die Reduzierung der Emissionen (Abgase, Lärm) durch Baumaschinen gelegt sowie die Vermeidung von Müll und einem hohen Transportaufkommen. Aus diesem Grund wurde auch das für die Ausschachtung des Gebäudes notwendige Erdreich nicht abtransportiert, sondern als notwendige Überdeckung der Erdkollektoren an Ort und Stelle verwendet. Hierdurch wurden die Außenanlagen entsprechend auf das Niveau des Erdgeschosses angehoben, sodass auch dem Grundgedanken der Barrierefreiheit im Außenbereich entsprochen wird. Von dieser Maßnahme ging demnach eine Vierfachwirkung aus: Nutzung des eigenen Erdaushubs, Vermeidung von Transportkosten/Transportemissionen, notwendige Überdeckung der Erdkollektoren und Anpassung der Außenanlagen zu Zwecken der Barrierefreiheit.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Geothermie
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
23,32 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
26,59 kWh/(m²a)
Stromverbrauchswert
41,39 kWh/(m²a)
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