Heinze ArchitekturAWARD 2015: Teilnehmer
Museum Art & Cars Singen
78224 Singen, Parkstrasse 1
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Binder Daniel Dipl. Arch. ETHZ
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Parkstrasse 1, 78224 Singen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
11.2013
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Ziegelmauerwerk
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
3.000 m³
Bruttogrundfläche
640 m²
Nutzfläche
1.000 m²
Grundstücksgröße
1.380 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die Fragen stellte Ilse Friedrich (Konstanz).
Worin liegt das Außergewöhnliche an dieser Bauaufgabe?
Welche Herausforderungen haben Sie an dem Projekt am stärksten angespornt?
In Singen, an diesem speziellen Ort unter dem Hohentwiel, ein kleines und ausdrucksstarkes Haus zu bauen, und das mit begrenzten Mitteln, war die formulierte Aufgabe. Wir haben Wege bisheriger Entwurfsmethoden verlassen und in unseren architektonischen Wurzeln andere Abzweige gesucht. Das war unsere ganz eigene Herausforderung.
Wie hat der Ort Ihren Entwurf beeinflusst?
Wir haben einen starken Ort angetroffen, mit starken landschaftlichen Bezügen und trotzdem erkennbarem städtischen Gefüge. Aus der Landschaft haben wir den Geist des Hauses bezogen. Diese Freiheit würden wir aber in einer Kernstadt verwerfen.
Welche Gedanken und Inspirationen liegen dem Projekt zugrunde?
Wenn alle Kunst die Nachahmung der Natur ist - wie Seneca sagt - und der Ort die Loslösung von den strengen Regelsystemen der Architektur erlaubt, musste dort am Fusse des Hohentwiels die Gestalt der Hegaulandschaft die Form des Hauses bestimmen.
Das ging so mit dieser Bauaufgabe und mit ihr an diesem Ort, an dem sich Bundesstrasse und Aachaue treffen. In einer Seitenstrasse oder für ein Gewerbehaus glitte die ausdrucksvolle Gestalt ins Beliebige und Belanglose ab.
Wir haben uns deshalb auf einen Formgebungsprozess eingelassen, der erst einmal frei war von den architektonischen Konventionen. Nachahmung haben wir aber nicht so verstanden, dass der Hohentwiel quasi abgezeichnet werden sollte.
Wir verstehen den Entwurf als Metapher auf die Entstehung der Hegaulandschaft, deren Vulkankegel das harte Überbleibsel eiszeitlicher Verschleifung sind. Das MAC erzählt die Geschichte eines Kern, der trotz seiner Härte und Festigkeit von enormen Kräfte rund geschliffenen wurde. Das ist ein angemessenes Bild für eine Stiftung, deren erste Aufgabe es ist, Sammlungen auf Dauer zusammenzuhalten und sicher zu verwahren.
Können Sie den Entwurfsprozess für das Gebäude beschreiben?
Am Anfang steht nach den ersten Skizzen ein Plastillinmodell im Massstab 1:200, das räumlich vermessen und in ein digitales Modell umgesetzt wurde. Das wurde in vielen Schritten in letztlich verhältnismässig einfach zu mauernde Geometrien zurückgeführt.
Das Plastillin-, also Knetmodell, hat uns als formgebender Grundgedanke aber bis zuletzt begleitet.
Entspricht das fertige Museum Ihrem Projekt und Ihren architektonische Absichten und Ansprüchen?
Gab es entscheidende Veränderungen während des Baus?
Wir konnten uns in den meisten Detailfragen auf das formulierte Konzept beziehen, was das Ergebnis stärkt. Das MAC hat den beabsichtigten Ausdruck. Das ist gelungen, obwohl das Haus in der Planungs- und Bauphase eine Wandlung vom ursprünglich geplanten Depot- hin zum Ausstellungsgebäude mit einer Gastronomie erfahren hat.
Wie ordnet sich das vollendete Bauwerk eigentlich in Ihre Werke und übrigen Entwürfe ein? Ist es einmalig oder typisch für Ihre Bauten und Projekten?
Wir sind in unseren Entwurfsstrategien sonst näher an den tradierten Regelsystemen der Architektur. Regeln, die in unserem Fach in zweieinhalbtausend Jahren entstanden sind, gewähren Beständigkeit. Es ist sinnlos, sie zugunsten vergänglicher Moden über Bord zu werfen, die eine Dekade später schon nicht mehr aktuell sind.
Das Bauwerk ist in unserem Werkverzeichnis insofern untypisch. Der methaphorische Entwurfsansatz beim MAC ist trotzdem nicht ohne Referenzen. Die Architekturtheorie kennt zum Beispiel die Methapher der ‚Urhütte’, aus der sie die Klassik mit Säulen und Gebälk ableitet. Wir beziehen uns konkrekt auf die Haltung Bruno Tauts, der Parallelen zwischen den Prozessen in der Natur und in der Architektur sucht.
Wir sind quasi einen Schritt in der Zeitachse unseres Faches zurückgegangen: vor den Zeitpunkt, an dem die Klassik formuliert ist. Das klingt vielleicht theoretisch oder gar vermessen, die akademische Begründung der Form ist uns aber wichtig, weil sie einen prüfbaren Weg weist und den Entwurf vor Beliebigkeit schützt.
Hier kommen das MAC und unsere anderen Werke trotz der augenscheinlich anderen Morphologie wieder zusammen.
Beeinflussten aktuelle energetische Tendenzen der Nachhaltigkeit und anderer Technologien das Projekt?
Den strapazierten Begriff ‚Nachhaltigkeit’ finde ich kritisch, wenn er auf die Energiefrage beschränkt wird. Nimmt man die Idee ernst, geht es auch um Beständigkeit der Form und die Ablehnung des Modischen. Es geht um nachhaltige Funktionsgerechtigkeit, um saubere Handwerklichkeit und natürlich auch um die Gebäudeenergie.
Zu letzterem: Wir liessen ein gemauertes Haus errichten. Die Technik ist traditionell. Die Massen sind träge und wirken thermisch und hygrisch ausgleichend wie bei historischen Museen, die für Tafelbilder ohne teuere Klimatechnik über lange Zeiträume günstige Aufbewahrungbedingungen geboten haben und bieten. Das ist nachhaltig.
Welche speziellen Produkte und Materialien wurden bei dem Museumsbau erfolgreich angewandt?
Die Aussenwand besteht aus einem gebrannten, hochporosierten Ziegel mit mineralischen Putzaufbauten innen und aussen. Den Ziegel für die Rundungen in Zehntausende von Tortenstücken zu schneiden, war echte Handwerkskunst, die ein kleines, ausgesuchtes Maurerteam sehr gut bewältigt hat.
Können Sie die Architektur in Singen beschreiben und steht das neue Gebäude damit in Verbindung oder ist es ein Solitär?
Wieviel Platz haben wir hier ? Starke Strukturen haben die Architekten in Singen hinterlassen, die um die Jahrhundertwende das Stadtraster implementierten, und natürlich die Epoche von Hannes Ott: Sie haben Häuser in Putz und Stein gebaut und sich aufgemacht, ein solides Stadtbild zu formen.
Trotz der Bedrängnis, in der diese Hinterlassenschaft geraten ist, lohnt es sich, daran anzuknüpfen.
In der Innenstadt - das sagte ich schon - hätten wir anders, regelhafter reagiert. Verbindungslinien gibt aber es in den Materialien und der Art, wie das Haus an der Schaffhauser Strasse steht. Trotz der freien Form gibt es einen geradlinig geschnittenen Betonsockel mit steinernem Ausdruck. Für den Fassadenputz wurde eine althergebrachte handwerkliche Technik verwendet, mit Unschärfen und lebendigem Materialbild. Das sind Themen aus der gewachsenen Singener Architektur.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Gas
Sekundärenergie
Solarthermie
Objektdetails
Objekte in der Umgebung
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