Architekturobjekte
Musikzentrum Bochum
44787 Bochum, Viktoriastr. 64
Mit freundlicher Unterstützung von Schüco Stahlsysteme Jansen
Mit freundlicher Unterstützung von Schüco Stahlsysteme Jansen
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Viktoriastr. 64, 44787 Bochum, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
10.2016
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Seit Jahren wird eine wachsende Anzahl von Kirchen aus der Nutzung genommen. Nun sind Kirchen keine gewöhnlichen Immobilien, die zu marktüblichen Bedingungen gehandelt werden könnten: Sakralbauwerke verkörpern vielseitige Aspekte, weshalb nicht nur die Kirchengemeinde, sondern darüber hinaus oftmals auch die Öffentlichkeit ein großes Interesse an ihrem Erhalt hat. So auch in Bochum, wo die St. Marienkirche mit ihrem weithin sichtbaren, oktogonal aus Backstein gemauerten Turm das Stadtbild prägt. Die Entscheidung, sie zu einem „Standort mit musikalischem Profil“ auszubauen, sichert dem ehemaligen Gotteshaus weiterhin den Bestand.
Im September 2002 fand das letzte Hochamt in der St. Marienkirche statt; kurz darauf wurde das in den Jahren 1868 – 1872 erbaute Gotteshaus profaniert und geschlossen. Der Abriss schien nur noch eine Frage der Zeit. Doch viele Gemeindemitglieder und auch Kunsthistoriker kämpften für den baulichen Erhalt des als „nicht denkmalwert“ eingestuften Gebäudes: Mit seinem außergewöhnlichen Glockenturm ist es identitätsstiftendes Bauwerk und städtebauliche Dominante der Bochumer Innenstadt zugleich.
Der Neubau des Anneliese Brost Musikforums auf dem benachbarten Marienplatz bot die ersehnte Chance für eine neue Nutzung. Zu beiden Seiten der Kirche wurden neue Baukörper angeordnet, die sich an der Länge des Kirchenschiffs orientieren und innenräumlich mit diesem verzahnt sind. Seither bildet der Kirchenraum das Foyer des Musikzentrums und damit das Zentrum des neuen Ensembles: Auf der Südseite der Kirche befindet sich der Konzert- und Veranstaltungssaal, auf ihrer Nordseite ein kleinerer, multifunktional nutzbarer Saal. Die beiden Baukörper wurden über niedrige Zwischenbereiche so an das Kirchenschiff angeschlossen, dass die bestehenden Kirchenfenster beibehalten werden konnten.
Besucher gelangen von der Viktoriastraße aus über drei Stufen von Süden oder aber von Norden über eine Rampen- und Treppenanlage in den früheren Chor der Marienkirche. Drei Chorfenster ziehen hier alle Blicke auf sich. Bemerkenswert ist die filigrane, sehr graphische Zeichnung der Motive, nur durch wenige Farbflächen in warmen Rottönen kontrastiert. Der Bochumer Glasmaler Heinrich Wilhelm hatte sie 1969 in der Werkstätte von Derix gestaltet. Die künstlerisch wertvollen Fenster waren nach der Schliessung der Kirche ausgebaut und eingelagert worden. Nun wurden sie restauriert und wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückversetzt.
Ein Schmuckstück ist die restaurierte Kirche allemal. 15 Jahre bürgerschaftliches Engagement, unzählige Aktionen und Benefizveranstaltungen, die Hilfe vieler Förderer und Unterstützer und nicht zuletzt über 20.000 Spender haben den Bau des Anneliese Brost Musikforums mit der Kirche als funktionalem Mittelpunkt ermöglicht. Die neue Spielstätte der Bochumer Symphoniker, der Musikschule Bochum und weiteren Akteuren der freien Musikszene wurde Ende Oktober 2016 feierlich eröffnet. Das sogenannte Musikforum bildet nicht nur das neue Zentrum des aufstrebenden Stadtviertels Viktoria Quartier: Es soll auch ein Ort der Begegnung und des kulturellen Austausches für alle Bochumer Bürger sein.
Beschreibung der Besonderheiten
Die über neun Meter hohen Kirchenfenster bestehen aus drei Segmenten, jedes drei Felder breit und drei Felder hoch und sind mit 27 Scheiben verglast. Der äußere Rahmen für das oberste Segment wurde nach den vom Metallbauer gelieferten Schablonen bei der Schweizer Jansen AG gebogen. Als Service für Metallbauer biegt der Stahlprofilhersteller nach Radius oder nach Schablone. In der Werkstatt der Metallbau Jansen wurden die gebogenen und geraden Profile zu Teilelementen vorgefertigt und schliesslich vor Ort miteinander verschraubt und verglast. Eine isolierverglaste Konstruktion aus Janisol Arte schützt die buntverglasten Elemente nach außen. Die weiteren Spitzbogenfenster wurden mit Scheiben verglast, auf die zuvor eine Folie aufgebracht worden war, um optisch den Eindruck einer historischen Verglasung zu imitieren. Der zentrale Kirchenraum hat also nicht nur seine ursprüngliche Raum-, sondern auch seine Tageslichtsituation bewahrt.
Der Übergang zum Konzert- und Veranstaltungssaal im Süden und zum Multifunktionssaal im Norden erfolgt aus den drei mittleren Jochen der Kirche heraus. Hier wurden zwischen den äußeren Strebepfeilern Oberlichter in die Decke eingefügt, die zenitales Licht einfallen lassen und den Übergang vom Foyer zu den Sälen akzentuieren. So blieb auch in diesem Bereich die Außenfassade des Kirchengebäudes unberührt. Die Fassade der Neubauten ist mit einer Vorsatzschale aus weiß geschlämmtem Ziegelmauerwerk versehen, dessen Scherben dem des Kirchenbaus entspricht. In gleicher Weise ist auch die Außenwand des großen Saales zu den Zwischenfoyers hin behandelt. Dies unterstützt die Wahrnehmung des „Aus-der-Kirche-Heraustretens“ ebenso wie den Eindruck, sich im Saal in einer „Schmuckschatulle“ zu befinden.
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