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Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2023: Teilnehmer


Naturhistorisches Museum Palermo

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Fakultät 1 (Architektur und Stadtplanung), Yannick Federmann

Ausstellungsraum - Naturhistorisches Museum Palermo

© BurkFedermann

Via Vittorio Emanuele - Naturhistorisches Museum Palermo

© BurkFedermann

Umgebung - Naturhistorisches Museum Palermo

© BurkFedermann

Ausstellungsraum - Naturhistorisches Museum Palermo

© BurkFedermann

Ausstellungsraum - Naturhistorisches Museum Palermo

© BurkFedermann

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Fakultät 1 (Architektur und Stadtplanung), Yannick Federmann

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Italien

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

07.2022

Gebäudedaten

Bauweise

Mauerwerksbau

Tragwerkskonstruktion

Ziegelmauerwerk

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

„Das Mittelmeer als Schmelztigel dreier Kontinente ist seit 200 Millionen Jahren Schauplatz unzähliger Migrationen von Pflanzen, Tieren und Völkern. Im Besonderen auf der Insel Sizilien haben sich Natur und Geschichte gekreuzt, Gene und Informationen ausgetauscht und das Bewusstsein etabliert, dass kulturelle und biologische Vielfalt einen Reichtum darstellen. Die Dokumentation dieses Erbes und die Forschung für ihren Erhalt in der Zukunft ist Ursprung naturhistorischer Museen. Ihr Stellenwert bei der wissenschaftlichen Bearbeitung und der Lösung brennender Zukunftsfragen unseres Planeten ist unschätzbar und wird in Zukunft noch weiter zunehmen. In Siziliens Inselhauptstadt Palermo soll daher das Naturhistorisches Museo Geologico Gemmellaro neu geplant werden.“

Palermo wird durch zwei markante historische Straßenachsen gegliedert. Dabei führt die Hauptstraße „Via Vittorio Emmanuele“ vom Hafen in die Innenstadt und direkt am Entwurfsgrundstück vorbei. Dieser sehr enge Straßenraum weitet sich an der Piazza Bologni auf. Diagonal dazu versetzt, auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich die Ruine des Palazzo Geraci der bedeutenden Familie „Ventimiglia“. Als die Alliierten 1944 gezielt Gebäudestrukturen in Palermo bombardierten, blieb der Palazzo nicht verschont. Große Teile der Fassaden der Haupt- und Nebengebäude wurden zerstört. Die durch die Zerstörung entstandene Lücke prägt das Stadtbild bis heute.

Flankiert wird das Entwurfsgebiet durch das Kunstmuseum im angrenzenden Palazzo Riso und die Piazza del Gran Cancelliere. Der Entwurf greift die Thematik der Lücke auf und setzt diese in einen neuen Kontext. Während der zentrale Hauptteil des Palazzo als Gebäudevolumen wiederhergestellt wird, bleibt der Sockel des ehemaligen Nebengebäudes unvollständig und bekommt eine neue Nutzung als „Stadtbalkon“. Die zum Stadtraum geöffnete Terrasse bildet einen erhöhten Gegenspieler zur Piazza Bologni.
Hinter dem rekonstruierten Hauptteil und dem Stadtbalkon entsteht ein neues dreigeschossiges Ausstellungsgebäude sowie ein viergeschossiges Gebäude für Werkstätten, Ausstellungsvorbereitung und Museumspädagogik. Eine zweite Terrasse dient als Verbindung zwischen den beiden Neubauten.

Der Haupteingang des Bestands bleibt in seiner Funktion erhalten. Der ehemalige Innenhof dient als Foyer. Über einen Vorraum erschließt der Besucher die Ausstellungsfläche und wird von einem großen, hohen Raum empfangen. Daran angrenzend befinden sich auf beiden Seiten jeweils drei kleinere Ausstellungsräume. Der Hauptraum dient zur Orientierung und als Ausgangspunkt des Museumsrundgangs. Gleichzeitig wird er zum Durchgang in den Außenraum und beinhaltet die Treppe, über die die weiteren Ausstellungsgeschosse erreicht werden. Das im Bestand vorhandene Mezzaningeschoss wird auch im Neubau in Teilen fortgeführt. Es finden sich Flächen für Büros und Museumsverwaltung, sowie Ateliers und Präparatorien wieder. Im Bereich der Dauerausstellung und des Veranstaltungsraums werden Erdgeschoss und Mezzaningeschoss zusammengefasst, um der unteren Ausstellungsebene möglichst hohe Räume zu geben.

Sowohl die Bestandstreppe am Haupteingang als auch die Treppe im Neubau führen in das zweite Ausstellungsgeschoss. Ein zweigeschossiger Raum empfängt den Besucher und leitet in kleinere Ausstellungsräume sowie in die Sonderausstellung über. Auf dieser Ebene kann der Stadtbalkon betreten werden, welcher Bestandteil der Ausstellung ist. Die Terrasse wird von einer Pergola überdacht.
Das dritte Ausstellungsgeschoss schließt den Ausstellungsrundgang mit einer Abfolge von kleineren Räumen ab. Jedes Geschoss unterliegt einer eigenen Lichtregie. Mehrere kleine Öffnungen sorgen in der untersten Ebene für atmosphärisches Licht von der Seite. Dagegen belichten wenige große, bodentiefe Öffnungen das 1. Ausstellungsgeschoss punktuell. Große Lichtdecken erhellen die obersten Räume mit diffusem natürlichen Licht. Es entsteht eine Abfolge von hellen und dunklen Räumen, durch die das Licht den Weg weist.

Das Gebäude wird von 60 cm starken gemauerten Wänden getragen. Im Innenraum sind diese mit einem Lehmputz verkleidet und treffen ohne Fuge auf den geschliffenen Estrich. Dies soll Massivität und Schwere der Wände betonen. Die Rippendecken sind als Elemente im Raum wahrnehmbar und aus Beton hergestellt. Der zentrale Hauptbau des Palazzos wird als Volumen wiederhergestellt. Die ursprüngliche Fensteranordnung wird vervollständigt und weitergeführt. Sonstige gliedernde Elemente werden abstrahiert und ebenfalls wieder aufgenommen. Ziel dieser Rekonstruktion ist es der Hauptfassade trotz der starken Abstraktion ihre ursprünglichen Proportionen wieder zu geben. Das Verhältnis von Wand und Öffnung ist im Sinne der alten Fassade gestaltet. Am Eckstein wird dieses Fassadenprinzip weiter an die Seitenansicht des Gebäudes geführt. Auch die Pergola übernimmt wesentliche gliedernde Elemente. Diese liegen auf abstrahierten Säulen auf, die in der Fassadenebene stehen. Auf die Außenwände des Massivbaus aus Ziegelmauerwerk wird ein heller Kalkputz aufgetragen. In der Gebäudeansicht sind mehrere gliedernde Elemente vorgesehen. Die obere Fensterreihe steht auf einer Art Gesims; die Mezzaninfenster sind in einem Band zusammengefasst. Diese Elemente werden aus Beton gefertigt und in die Fassade gesetzt. Sie haben eine grafisch gestaltete Oberfläche, welche durch Bedruckung aufgetragen wird. Die Gestaltung lässt Rückschlüsse auf die Nutzung als naturhistorisches Museum ziehen.

Ein Entwurf für den Neubau eines naturhistorischen Museums muss Antworten auf die Fragen des nachhaltigen Bauens in besonderer Weise geben können. Trotzdem sollen Räume geschaffen werden, die Emotionen auslösen und über Atmosphäre verfügen. Mit der Zusammenführung der Herausforderungen setzt sich der Entwurf auseinander.

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