Neubau eines Labor- und Verwaltungsgebäudes für das Landeskriminalamt NRW in Düsseldorf
40221 Düsseldorf, Völklinger Straße 49
Mit freundlicher Unterstützung von Forbo Flooring
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Völklinger Straße 49, 40221 Düsseldorf, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
01.2010
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
60.000 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Wir haben die vorhandenen orthogonalen städtebaulichen Strukturen des Planungsgebiets mit der geschlossenen neuen Bebauung weitergeführt. Sie gliedert sich in drei Gebäudeteile. Eine offen gestaltete gläserne Eingangshalle verbindet den Verwaltungsbereich mit dem kriminalwissenschaftlichen und -technischen Institut und berücksichtigt durch die Gliederung der Baukörper zudem die besonderen stadtklimatischen und lufthygienischen Bedingungen einer Frischluftschneise sowie die Einbindung in den Grünraum. Das neue Landeskriminalamt wird als differenzierte Einheit aufgefasst, die trotz hoher Sicherheitsanforderungen einen offenen Charakter nach außen aufweist. Von einem zentralen Zugang werden über eine die Baukörper schräg durchlaufende Magistrale alle Bereiche erschlossen. Der Weg im Erdgeschoss führt an attraktiven Innenhöfen entlang, die auch von den Sitzungsräumen aus nutzbar sind, und ermöglicht eine klare Orientierung im Gesamtgebäude. Das Prinzip der Nachhaltigkeit als Katalysator ökologischer, ökonomischer und sozialer Belange ist Basis des Konzeptes. Das führte zu einem Flächen- und raumsparenden Entwurf mit reduzierten Hüllflächen und wirtschaftlichen Erstellungs- und insbesondere Betriebskosten. Außerdem wurde ein energetisches Konzept erstellt, das unter Verwendung von Geothermie, Bauteilaktivierung und natürlicher Lüftung sowohl rationeller Energienutzung, unter Einbeziehung erneuerbarer Energien, als auch der Behaglichkeit Rechnung trägt.
Bitte erläutern Sie uns das besondere Verfahren mit dem Sie an die beste funktionale und gestalterische Lösung gelangten.
Der BLB hatte aus einem Bewerbungsverfahren heraus fünf Teams ausgewählt, die in einem Wettbewerb diese optimierte Lösung in einem ständigen Dialog mit Bauherrn und Nutzern erarbeiten sollten. Der Zusammenschluss der Bauunternehmung HOCHTIEF mit den Architekten Gatermann + Schossig und Heinle, Wischer und Partner war hier richtig konzipiert, wie sich schon bald in den wöchentlichen Jour-fixe- Gesprächen zeigte. Die klare Struktur des internationalen Baukonzerns sorgte für den Rahmen eines integralen Planungsprozesses, an dem neben den beiden Architekturbüros alle fürs Planen und Bauen benötigten Fachdisziplinen von Anfang an mit am Tisch saßen. Die Besonderheit des Verfahrens lag darin, sehr spezielle Anforderungen an Arbeitsabläufe umzusetzen, so dass sie zu einem späteren optimalen Arbeitsprozess führen und gleichzeitig zu einer guten Atmosphäre für die rund 1.000 Mitarbeiter, die sich schließlich bei aller notwendigen Wirtschaftlichkeit auch wohl fühlen sollen. Nach sechs Monaten intensiver Planung waren noch zwei Teams im Rennen und alle Beteiligten waren zu neuen Erkenntnissen gelangt. Diese wurden erneut zusammengefasst und führten zu einer nochmaligen Überarbeitung der Konzepte.
Auf welche Weise haben Sie es geschafft, im Verwaltungstrakt 28 % und im Laborgebäude sogar 39 % unter der EnEV zu liegen?
Die kompakte Gebäudekonzeption sorgt für sehr gute energetische Werte. 30 Bohrpfähle nutzen die Erdwärme für die Energieversorgung, die Abwärme des Rechenzentrums wird wiederverwendet, und die Photovoltaik auf der Dachfläche schafft 147 kWp Energiegewinn und spart so pro Jahr 98 t CO2 ein. In den Büros sorgt eine in die Decken integrierte Betonkerntemperierung für ein angenehmes Klima durch ein angenehmes Klima bei individuell zu öffnendende Fenster. Bei allen Gebäuden, die wir planen, ist primäres Ziel die aktuell gültige Energieeinspar- Verordnung, um ein bestimmtes wirtschaftlich sinnvolles Maß zu unterschreiten. Zum einen werden dadurch die Betriebskosten gesenkt und der geringere Primärenergieverbrauch reduziert den CO2 -Ausstoß. Zum anderen bleibt das Gebäude länger „jung“, da es die Anforderungen der kommenden Novellierung und Verschärfung der Energiegesetze auch noch stand hält. Die Unterschreitung der EnEV ist planbar und schon in einer sehr frühen Projektphase bestimmt diese Zielsetzung die gestalterische Ausprägung der Fassade: Wie hoch ist der transparente Fassadenanteil in Relation zum opaken, welche Dämmstärken müssen vorgesehen werden und wie kann das A/V-Verhältnis noch optimiert werden.
Inwiefern prägt unsere heutige Arbeitswelt den Entwurf und wie flexibel ist das Gebäude, wenn sich die Arbeitsformen einmal ändern sollten?
Die geplante Struktur sollte auf mögliche spätere Arbeitsformen anpassbar sein. Das Bürogebäude wurde deshalb um zwei große Höfe herum konzipiert, die sich im unteren Gebäudeteil in vier kleinere teilen und drei Haupterschließungen aufweisen. So entstanden getrennt nutzbare Gebäudebereiche, die zukünftigen flexiblen Arbeitswelten und auch heutigen Arbeitsplatzanforderungen Rechnung tragen. Für eine gute interne Kommunikation und vor allem auch eine einfache Orientierung im Gebäude ist neben der gläsernen Eingangshalle die anschließende 200 m lange Magistrale gedacht, die Verwaltungsgebäude und Laborbau wie eine innere Straße verbindet.
Für welche Farben und Materialien haben Sie sich entschieden?
Die Farbgebung des Fensterbandes aus rhythmisch integrierten Paneelen prägt das Äußere des Gebäudes. Die gewählten Farben Messinggelb und Ochsenblutrot tauchen an verschiedenen Stellen im Inneren des Gebäudes, wie dem Empfangstresen und der Besprechungsbox, wieder auf und setzen Farbakzente. Auch das Farbkonzept für die Flure nimmt sowohl Rhythmus als auch Grundfarben auf und wird nur an wenigen Stellen, wie den Teeküchen, durch ein helles komplementäres Grün in Spannung gesetzt. Warum fiel Ihre Wahl auf Linoleum und was mögen Sie besonders an diesem Material? Bereits in der funktionalen Leistungsbeschreibung des Bauherrn gab es klare Aussagen zu der Beschaffenheit und der Qualität der Bodenbeläge. So wurde für büroartig genutzte Räume und die Labore hier im Wesentlichen Linoleum gefordert. Dabei kam es besonders in den Laborräumen auf die Ableitfähigkeit des Bodenbelags an, die kleiner 108 Ohm sein sollte. Eine Eigenschaft, die Linoleum hervorragend erfüllen kann. Für die Materialstärke wurden mindestens 2,5 mm gefordert, zu den angrenzenden Räumen sollte der Bodenbelag dauerhaft flächeneben verlegt und mit aller Nähten verschweißt werden. Solche qualitativ guten Vorgaben erleichtern den Planungsprozess, da die eigene Überzeugungsarbeit gegenüber dem Bauherren in diesem Punkt nicht mehr erforderlich ist. Früher haben wir Architekten unseren Bauherrn die Lebenszyklus- und die Betriebskostenbetrachtung von Anfang an nahe gelegt und bereits in den ersten Planungsphasen klare Vorstellungen für ökologisch unbedenkliche und widerstandsfähige Materialien entwickelt. Neben der guten Reinigungsfähigkeit des Linoleumbodens waren besonders im Laborbereich die Ableitfähigkeit und die gute Resistenz gegen viele Chemikalien entscheidend. Lediglich in den Büroräumen des Verwaltungstraktes kam aus Gründen der Raumakustik ein textiler Bodenbelag zum Einsatz. Die offenen Teeküchen des Verwaltungsbereiches und die Kommunikationsund Orientierungspunkte an den Wegekreuzen in den Geschossebenen werden unter anderem durch einen farblich abgestimmten, homogenen Linoleumboden akzentuiert. Das ist auch die besondere gestalterische Stärke von Linoleum: Homogene Flächenwirkung zu ermöglichen, verknüpft mit einer hohen Funktionalität.
Herr Schelenz, vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Annika Frey, Cuxhaven.
Auszeichnungen
1. Preis, kombinierter Architekten- und GU Wettbewerb
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