Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2023: Teilnehmer
Neubau Kreisarchiv Viersen
41751 Viersen, Ransberg 41
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: DGM Architekten Stolberg, Volkenannt PartGmbB
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: DGM Architekten Stolberg, Volkenannt PartGmbB
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Ransberg 41, 41751 Viersen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
09.2022
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Holzhybridbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
15.651 m³
Bruttogrundfläche
4.410 m²
Nutzfläche
3.980 m²
Grundstücksgröße
10.490 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
6.600.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
16.000.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das Gebäude des Kreisarchivs Viersen gliedert sich in zwei differenzierte Baukörper, die die beiden wesentlichen Aufgaben des Archivs abbilden: die Arbeits- und Besucherbereiche mit einer sehr offenen und einladenden Gestaltung und das Magazin, als Aufbewahrungsort der Archivalien, mit einer nach innen gekehrten, geschlossenen Form und Fassade.
In der niederrheinischen Baukultur existiert mit dem „Berfes“ ein Gebäudetypus mit vergleichbarer Aufgabe. Dieser ist als Fachwerk- oder Backsteinbau auf historischen Gutshöfen im Kreisgebiet zu finden. Das Magazin steht mit seiner monolithischen Backsteinfassade in dieser Tradition.
Städtebaulich ist das Gebäude an die Straße Ransberg gerückt und präsentiert sich hier der Öffentlichkeit. Der hohe, geschlossene Backsteinbau in der Mitte ist bei der Annäherung deutlich als ein besonderer Solitär zu erkennen und wird zu einer Identitätsbildung für das Kreisarchiv und den Ort beitragen. Der Haupteingang mit dem einladenden Vorbereich ist in Richtung Osten orientiert und nimmt Bezug auf die Ortseingangslage.
Die Besucherbereiche und die Werkstatt liegen entlang der Landstraße und wecken durch die offene Glasfassade das Interesse am neuen Kreisarchiv. Die Büros sind nach Süden orientiert und bieten damit den Mitarbeitern Ruhe, gute Luft und Ausblicke in Landschaft und Natur.
Auf dem Vorplatz des Haupteingangs werden die Wege von Besuchern und Mitarbeitern zusammengeführt. Über eine einladende Treppe (und Rampe) gelangt man in das Gebäude. Die Nutzer erreichen es fußläufig vom Ransberg und vom südlich gelegenen Parkplatz. Treppen und Rampen gewährleisten den barrierefreien Zugang. Die Zufahrt für PKW und Anlieferung ist von der südlichen Privatstraße gegeben. Von dort erreicht man den an der südlichen Grundstücksgrenze gelegenen Parkplatz und den überdachten Bereich der Anlieferung.
Alle Nutzer betreten das Kreisarchiv über das gemeinsame Foyer und nehmen sofort die Ziegelsteinmauer des „Berfes“ wahr, die bis auf den Erdgeschossboden herunter geführt ist. Die Mitarbeiter erreichen über eine gesicherte Tür ihre Arbeitsbereiche und die Besucher gelangen direkt an den Empfangstresen und die weiteren öffentlichen Bereiche. Ein 2,50m breiter Flur umschließt das gesamte Magazingebäude. Sein Glasdach macht die geschlossene Ziegelfassade im ganzen Gebäude über die komplette Höhe erfahrbar. Er erschließt sämtliche Räume des Gebäudes und ist in einen öffentlichen und einen den Mitarbeitern vorbehaltenen Bereich unterteilt.
Das Magazin ist nur von Mitarbeitern, über Schleusen zu erreichen. Es ist ein sicherer, richtig klimatisierter und funktional optimierter Aufbewahrungsort für die Archivalien. Ein zentrales Treppenhaus mit Aufzug erschließt die Geschosse. Über die Anlieferung werden Eingang und Abtransport von Archivalien, Materialien und Abfällen geregelt. Sie besteht aus einem überdachten Vorbereich und einem innen liegenden Standplatz für Fahrzeuge (ca. 1,0m tiefer zu EG 0,00m) mit einer Laderampe und dem Arbeitsbereich für die Annahme der Archivalien.
Die Arbeits- und Besucherbereiche umschließen den „Berfes“ schützend. Sie öffnen sich in alle Richtungen und bieten Aus- und Einblicke. Hier sind alle Nutzungen unter einem Dach zusammengefasst.
Beschreibung der Besonderheiten
LZK: Lebenszykluskostenrechnungen wurden durchgeführt, damit die Kapitalwerte der Investition und der Produkte durch die ganze Bauphase und Nutzungsphase immer bekannt bleiben.
Circular Economy in Stichpunkten:
- Eines der ersten Kommunalen Gebäude im Sinne der Kreislaufwirtschaft
- Gebäude als Baustoffspeicher
- Materialien roh belassen, verschraubt, lose gefügt (z.B. Gründach und Dachdämmung liegen lose aufeinander)
- Bei einer möglichen Aufstockung kann der gesamte Dachaufbau (Dämmung, Abdichtung, etc.) vor Ort wiederverwendet werden.
- Lehm-Trockenbau
- Gussasphalt mit Fußbodenheizung (Recyclebares Kupfer)
- Regionale Rohstoffe, nachwachsend oder Recyclingmaterial
- C2C: Textile Luftverteilsysteme, Fliesen
- Offene Leitungsführung (Flexibilität, reparaturfreundlich)
- Madaster gelistet
Soziale Aspekte der Nachhaltigkeit:
- Qualitätvolle Arbeits- und Besucherbereiche mit einer sehr offenen und einladenden Gestaltung.
- Niederschwelliger Zugang für Bürger und Besucher
- Cafébereich für Öffentlichkeit
- Ausstellungsbereich mit Sonochair (Klangarchivalien)
- Vortragsräume und Räumlichkeiten für Vereine, Schulen und sonstige Gruppen
- Alle Büros mit direktem Zugang zur Veranda
- Fahrradabstellplatz mit Aufladungsmöglichkeit für Mitarbeiter im Gebäude
- Öffentlicher Spazierweg mit Terrasse zum Teich in Außenanlage
- Sichtbarkeit des Lebens und der Arbeit im Gebäude (z.B. Werkstatt) für Passanten
Nachhaltigkeit
Heizung: der Eisspeicher mit V= 200 m³ aus Stahlbeton im Erdreich als geschlossenen Baukörper in Kombination mit zwei Wärmepumpen und einem sogenannten Kraftdach, eine Kombination
aus Solarabsorber und Photovoltaikanlage. Die Eigenschaft des Eisspeichers ist es für den Winter Wärme und für den Sommer Kälte zu bevorraten welche von den zwei Wärmepumpen auf das entsprechende Temperaturniveau gebracht werden könnte. Dadurch können unabhängig voneinander das Magazin und die Büros beheizt bzw. gekühlt werden über Fußbodenheizungen. Durch verschiedene hydraulische Schaltungen lässt sich stets eine Kühlfunktion aufrechterhalten. Damit wurde auf eine konventionelle Heizfunktion verzichtet.
Das Gründach auf dem Erdgeschoss stellt die erforderliche Speichermasse zur Temperaturspitzenregulierung dar.
Lüftung: Die Luft wird über textile Luftversteilsysteme in Magazinbereich und in Vortragsraum geführt. Der Flur im Erdgeschoss übernimmt selbst die Funktion des Abluftkanals und damit werden Nebenräume (Büros und Personalräume) passiv durch Überstromelemente belüftet.
Elektro: Photovoltaikpaneele auf dem Dach erzeugen die Energie für die Gebäudetechnik und die überschüssige Energie kann auch eingespeist werden. Die Beleuchtungssysteme wurden freihängend und demontierbar geplant, mit energiesparenden LED-Leuchten.
Entwässerungskonzept: Das Regenwasser der begrünten Dachflächen wird in eine Zisterne im nördlichen Grundstücksbereich (Bewässerung / Teich‐Nachspeisung), anschließend in einen Teich und bei Starkregen in eine Rigole geleitet. Im Süd‐östlichen Grundstücksbereich befindet sich eine weitere Rigole zur Versickerung des RW der Süd‐östlichen Dachbereiche.
Materialkonzept im Sinne von Flexibilität, Effizienz, Konsistenz, Suffizienz und Kreislaufwirtschaftlich:
Die Feldbrand-Ziegelfassade des „Berfes“ ist aus ca. 60.000 alten Ziegelsteinen gemauert. Die Steine stammen von einer alten, niederrheinischen Fabrik aus der sie beim Abbruch entnommen und für die Wiederverwendung aufgearbeitet wurden.
Das Erdgeschoss ist in Holzbauweise mit strengem Konstruktionsraster (6,25m) errichtet. Daraus ergibt sich eine hohe Flexibilität in der Nutzung und Möglichkeiten zur Erweiterung. Das Magazin ist in der Höhe um ein weiteres Geschoss (457qm Nutzfläche) aufstockbar. Dies ist im laufenden Betrieb und ohne weiteren Flächenverbrauch möglich.
Das gesamte Gebäude wird auch als ein Baustoffspeicher betrachtet. Die Materialien werden möglichst roh belassen und auf ihre Weiterverwendbarkeit und/oder die Fähigkeit nachzuwachsen geprüft:
- Die Innenwände wurden in Lehmtrockenbau mit einer Lehmspachtelung und z.T. mit Lehmputz hergestellt.
- Fliesen in Toilettenbereichen enthalten Recyclingmaterial (C2C-zertifiziert).
- Gussasphalt-Terrazzo (Abfallprodukt), Upcycling für fast alle Bodenbeläge.
- Wärmedämmung aus z.T. regional bezogenen mineralischen Rohstoffen (Kalk, Sand, Zement und Wasser), Holzfaserdämmung (nachwachsend), Schaumglas (Perimeterbereich) und Glaswolle (beides Recycelingmaterial).
- Alu-Glas-Fassade mit hohem Recyclinganteil und -Potential
- Sonnenschutz als passive Mikrostruktur-Folie im Scheibenzwischenraum für Glasdach und -fassade reduziert Materialbedarf, Wartungs- und Betriebskosten.
- Textile Luftverteilsysteme zu 100% aus recycelbarem Material (Cradle-to-Cradle zertifiziert).
- Möbel mit Recyclingmaterial und nachwachsenden Rohstoffen
- Zur Dokumentation und Wiederauffindbarkeit der Materialien wurde das Projekt in BIM-Methodik geplant und im deutschen Madaster gelistet.
Das Grundprinzip bei Planung und Bau des Gebäudes war es, den Menschen die es nutzen und ebenso der Umwelt, Wertschätzung, Qualität und einen gesunden, einladenden Ort zur Verfügung zu stellen.
Auszeichnungen
Anerkennung, Balthasar Neumann Preis 2023
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Umweltthermie (Luft / Wasser)
Sekundärenergie
Solarthermie
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
39,93 kWh/(m²a)
Energiebedarf (Prozentuale Verteilung)
Heizung
69 %
Warmwasser
5 %
Beleuchtung
7 %
Lüftung
19 %
Weitere Dokumente zum Objekt
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Arbeitsplätze
30
Anzahl Stellplätze
16
Das Objekt im Internet
Objekte in der Umgebung
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