Architekturobjekt 13 von 34

Architekturobjekte


Neubau Reihenhaus in Berlin

Mit freundlicher Unterstützung von Wienerberger

Mit freundlicher Unterstützung von Wienerberger

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Berlin, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Neubau

Beschreibung

Objektbeschreibung

Mit Sicherheit hatte die irische Architektin Michelle Howard, Universitätsprofessorin an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, viele Intentionen, als sie die Ruine der alten Seifenfabrik in Berlin-Weißensee entdeckte. Dort entstanden ist letztendlich ein Reihenhaus in neuer urbaner Anmutung, das nicht den Bildern eintöniger Reihenhauszeilen und -grundrissen entspricht. Grund ist die Lückenbebauung an sich, hier mit unterschiedlichen Geschosshöhen, verspringenden Grundrissen in beiden Haushälften und einer Stapelung der Räume. Dieser Eindruck erschließt sich dem Gast aber erst im Inneren. Obwohl mittig wie ein Reihenhaus geteilt, hat die Architektin mutig und mit Erfolg unterschiedliche urbane Planungsansätze zu einem individuellen Entwurf zusammengeführt.

Ungewöhnlicher Neubau an geschichtsträchtigem Ort

Das historische Berlin-Weißensee ist schon seit der Gründerzeit attraktiv für Industrie, Handwerk und Gewerbe. Die Bebauung – damals wie heute – besteht hauptsächlich aus zwei- bis viergeschossigen Gebäuden mit integrierten oder angrenzenden Werkstätten.

Auf dem von Michelle Howard erworbenen Grundstück befand sich bis in die 1960er-Jahre eine Seifenfabrik. Die Architektin wollte eigentlich sanieren und umbauen, erinnerte sie das Gebäude doch an ein typisches Landhaus ihrer irischen Heimat. Das Vorhaben scheiterte jedoch. Chemikalien, die zur Herstellung von Seife dienten, hatten die Bausubstanz bis auf die Grundmauern zerstört. Abriss und Ersatzneubau waren nicht zu vermeiden. Der Entwurf sah vor, den alten Grundriss samt Toreinfahrt für Pferdegespanne aufzugreifen und sich an den Traufhöhen der Nachbarbebauung zu orientieren. Die darauf folgenden Verhandlungen mit dem Bauamt dauerten fast zwei Jahre.

Heute teilt sich die aus zwei Parteien bestehende Eigentümergemeinschaft zwei moderne viergeschossige Wohneinheiten mit vertikal und horizontal verspringenden Wänden. Diese Aufteilung der Räume und Flächen, verschachtelt und gestapelt, bescherte dem Objekt seinen Namen: Stacked House. Jede Etage und jeder Raum unterscheiden sich in Grundfläche sowie Höhe und sind individuell auf die Bedürfnisse der Familien zugeschnitten. In beiden Wohneinheiten gibt es keine Symmetrien.

Imprägniert und atmungsaktiv

Ungewöhnlich, dabei sehr kreativ und von überzeugender ästhetischer Qualität, ist die Gestaltung der Fassade. Die Außenwände aus massivem einschaligen Mauerwerk sind dünn mit einer atmungsaktiven, mineralischen und feuchtigkeitsbeständigen Schlämme beschichtet, die je nach Sonnenstand verschiedenfarbig schimmert. Dadurch wird das Relief jedes einzelnen Ziegels betont. Die markante Wandstruktur steht im Kontrast zur Feinheit der Fensterrahmen. Diese sind umlaufend aus einem schmalen Aluminiumprofil, das außenbündig mit der Fassade abschließt und als Anschlag dient. Dadurch entstehen im Inneren große Fensternischen, die den Räumen unterschiedlichen Charakter verleihen und den Lichteinfall lenken. Die Dreifach-Isolierglasfenster sind ebenfalls unterschiedlich groß, zum Teil asymmetrisch, aber wohlproportioniert angeordnet. Auf der Fassade umlaufende Aluminiumbänder in Höhe der Geschossdecken verbergen nichtkeramische Materialien und unterstützen optisch die Gliederung des Baukörpers.

Funktionalität und Minimalismus

Das Raumkonzept orientiert sich an einem einfachen irischen Landhaus mit einem einzigen großzügigen Raum im Erdgeschoss. Dieser wird als Wohn- und Essbereich genutzt. Die Raumhöhe von 3,20 Meter, teilweise durch eine offene Galerie auch 6,70 Meter, wirkt noch imposanter durch die unverputzten Innenwände aus Poroton-Ziegeln und Sichtbeton, in Teilen farbig gestrichen. Auf den weiteren Etagen sind eine Wohngalerie, Schlaf- und Gäste- beziehungsweise Kinderzimmer, Bäder sowie ein Atelier untergebracht. Wohnungstrenn- und nichttragende Innenwände bestehen aus unbehandeltem Sichtbeton; auch Filigranbetondecken wurden weder gestrichen noch verputzt.

Innovativ und werthaltig

Als Verfechterin nachhaltigen Bauens und von Energieeffizienz entschied sich Howard für eine „ehrliche monolithische Bauweise“ – ohne künstliche Dämmung an der Fassade und ohne Putz. Für die Außenwände kamen Poroton-Wandlösungen – mit Perlit verfüllte 36,5 Zentimeter starke Poroton-S11-P und Poroton-T8-P von Wienerberger – zum Einsatz. Mit den sehr niedrigen Wärmeleitfähigkeitswerten von 0,08 und 0,11 W/mK und der Druckfestigkeitsklasse 8 lassen sich die Anforderungen der EnEV und der Statik gut in Einklang bringen. Die Haustrennwand zur Nachbarbebauung wurde aus Schall- und Brandschutzgründen mit Planfüllziegeln (PFZ-T 24,0), die mit Beton verfüllt sind, aufgemauert. Dank abgestimmter Ergänzungsprodukte wie Deckenrand- und U-Schalen konnten Anschlussdetails sicher ausgeführt werden, mit dem Ergebnis einer wärmebrückenminimierten, energieeffizienten und überaus wirtschaftlichen Wandkonstruktion. Diffusionsoffene Poroton-Ziegel sorgen für wohngesundes Raumklima. Da Temperaturschwankungen durch die Aufnahme und Abgabe von Wärme ausgeglichen werden, bleiben die eigenen vier Wände im Winter wohlig warm und im Sommer angenehm kühl. Poroton-Ziegel reduzieren nicht nur Heizwärmeverluste und helfen damit die Betriebskosten zu senken, durch den Verzicht auf zusätzliche künstliche Dämmung verringern sich auch die Baukosten. Die Architektin entschied sich für eine oberflächennahe Gründung ohne Keller, ließ eine 40 Zentimeter dicke Sohlplatte gießen und mit einer umlaufenden Frostschürze versehen.

Urbane Innovation

Das Berliner Doppelhaus wurde Sieger des KfW-Award Bauen und Wohnen 2014 – bei der Bauaufgabe „Renaissance des Reihenhauses“. Gesucht wurden private Bauherren, die auf kleinen Grundstücken Reihenhäuser neu gebaut oder umfassend modernisiert hatten. Für die Jury stellte das Gebäude eine Innovation urbanen Wohnens dar. Es gibt keine gerade Trennwand zwischen den Haushälften. Die Räume sind ineinander verschachtelt. So verfügen die Hausherren heute trotz des schmalen Grundstückes, individuell angepasst, über ausreichenden Wohn- und Arbeitsraum. Auch ästhetisch gingen die Bauherren neue Wege. Die einschalige Wand aus Poroton-Ziegeln – ohne zusätzliche Wärmedämmung an der Fassade – wirkt trotz Schlämme unverputzt und bleibt so in ihrer Mauerwerksstruktur sichtbar.

Auszeichnungen

Sieger beim KfW-Award Bauen und Wohnen 2014

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