Architekturobjekt 4 von 13

Architekturobjekte


Neubau Wasserturm Ohrazenice/CZ

Mit freundlicher Unterstützung von RHEINZINK

Die Architektur des neuen Wasserturms im tschechischen Ohrazenice ist vom Bild eines auf sprudelnden Quellen tanzenden Balls inspiriert. Aber auch die Assoziation an einen berühmten Fußball-Pokal lässt sich nicht von der Hand weisen. Foto: Rheinzink - Neubau Wasserturm Ohrazenice/CZ

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Die Einhangfalze der Großrauten schaffen eine regen- und winddichte Verbindung. Ihre Orientierung unterstützt den schnellen Wasserabfluss auf der Kugeloberfläche - Neubau Wasserturm Ohrazenice/CZ

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Sorgfältig geplantes und ausgeführtes Detail am Fußpunkt der Kugel und damit am Anschluss zum gläsernen Treppenhaus. - Neubau Wasserturm Ohrazenice/CZ

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Innenansicht - Neubau Wasserturm Ohrazenice/CZ

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Der Blick von innen zeigt die verschweißte Stahlkonstruktion des Grundkörpers und den Übergang zum Kugelaufsatz mit den Belüftungsöffnungen. - Neubau Wasserturm Ohrazenice/CZ

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Mit freundlicher Unterstützung von RHEINZINK

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Ohrazenice, Tschechische Republik

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Neubau

Verwendete Produkte

Beschreibung

Objektbeschreibung

Elegant geschwungene Betonstützen, das krönende Wasserreservoirs und dessen Oberfläche aus Titanzink-Großrauten prägen die Architektur des neuen Wasserturms im tschechischen Ohrazenice. Eine technische Herausforderung war vor allem die perfekte Kugelform – sowohl beim Schweißen des Grundkörpers als auch beim Verlegen der Bekleidung. Die in Serviceproduktion im westfälischen Datteln produzierten planebenen Großrauten erhielten erst im Moment des Aufnietens auf die Aluminium-Unterkonstruktion ihre genau angepasste Rundform. 
 
Auch technische Gebäude können eindrucksvolle architektonische Landmarken sein, wie der neue Wasserturm oberhalb des tschechischen Dorfes Ohrazenice nahe der nordböhmischen Stadt Turnov zeigt. Ausgehend von der Gebäudefunktion ließen sich die Architekten vom Bild eines elegant auf Fontänen tänzelnden Balls inspirieren: Sechs Betonstützen stehen für sprudelnde Quellen, die das kugelförmige Wasserreservoir wie einen Ball umgreifen und halten.

Die Pläne für das futuristische Design fanden von Anfang an Anklang bei allen Beteiligten und wurden sogar in einer Bürgerumfrage bestätigt. Dementsprechend viel Begeisterung gab es zur Einweihung im Herbst 2019 – auch wenn manche inzwischen meinen, der Turm würde eher an einen berühmten Fußballpokal erinnern. Doch solche Doppeldeutigkeit nimmt man in Turnov und Umgebung mit Humor. Viel wichtiger ist die wieder einen Schritt vorangekommene Modernisierung des Trinkwassersystems, die künftig eine zuverlässige Versorgung aus hygienisch sicheren Quellen ermöglicht.
 
Kugel und „Kleid“ am Boden vorgefertigt
Die sechs elegant geschwungenen Stahlbetonstützen des Turms sind rund 24 m hoch und bei etwa 17 m mit einem als Aussichtsplattform dienenden Betonring untereinander verspannt. Die krönende Kugel mit rund 8 m Durchmesser sowie einem Fassungsvermögen von 150.000 Liter Wasser wurde komplett auf dem Boden vorgefertigt und als Ganzes samt ihrer Bekleidung in die endgültige Einbaulage gehoben.

Angesichts von 35 t Leergewicht am Kranhaken waren dabei kaum Korrekturen oder Nacharbeiten möglich, weshalb die Lagerbolzen der Stützen und der Kugel präzise ineinander greifen mussten.

Deshalb entstand auf dem Boden zunächst eine Stahlkonstruktion, die wie eine Schablone die exakte Position der Auflagerpunkte abbildete. In dieser Konstruktion stellten Spezialschweißer die Rundform aus 10 mm dickem Stahlblech her.
 Auf diesem für eine Titanzinkbekleidung eher ungewöhnlichen Untergrund montierte das Spenglerteam der Firma ANEXI aus Liberec die metallische Unterkonstruktion und die Bekleidung der Kugel aus Großrauten RHEINZINK prePATINA blaugrau mit 1 mm Dicke. Das Material bietet die Gewähr einer langen, wartungsarmen Standzeit und wird gerade in dieser exponierten Lage sicher den Witterungseinflüssen sowie speziell dem Hagelschlag standhalten.

Durch seine spezielle Oberflächenbehandlung vermeidet es unmittelbar nach dem Einbau Glanzeffekte und irritierende Reflexionen. Im weiteren Verlauf bildet RHEINZINK prePATINA blaugrau eine natürliche Patina aus, die die Farbigkeit der Kugelbekleidung und der Betonstützen weiter angleichen wird.
 
Zehn Rautenformate für die Rundung
Zunächst gab es die Idee, für die Bekleidung vorgerundete Titanzink-Elemente zu verwenden, die durch ihre Bombierung bereits die Kugelkrümmung nachbilden. Dafür hätte man jedoch vor Produktionsbeginn die millimetergenauen Abmessungen der Kugel wissen müssen, was angesichts der komplizierten Schweißkonstruktion nicht praktikabel erschien.

Stattdessen kamen planebene Großrauten zum Einsatz, die erst im Moment der Befestigung ihre Krümmung erhalten und dadurch mit einer gewissen Toleranz auf kleine Maßabweichungen der Kugelform reagieren können. Zugleich ließ sich mit dieser Vorgehensweise das Verschweißen des Grundkörpers und die Anfertigung der Bekleidung zeitlich enger ineinander verzahnen. Die Herstellung der Großrauten übernahm die RHEINZINK Servicefertigung im westfälischen Datteln. Sie übernahm die von den Architekten mit Unterstützung der RHEINZINK-Fachberatung in Tschechien entwickelte Flächenaufteilung der Kugel sowie die daraus resultierenden Rautengrößen in den sich verjüngenden Reihen.

Es ergaben sich zehn unterschiedliche Formate, die zugeschnitten, gekantet und mit einer Kennzeichnung laut Montageplan versehen wurden. Während die Höhe aller ganzen Rauten konstant 1480 mm betrug, reichten die Breiten von 129 mm bis 740 mm. Für den oberen und unteren Abschluss der Kugel waren außerdem Halbrauten zu fertigen.
 
Gekantet, gekrümmt und genietet 
Die Auslagerung der Großrauten-Herstellung in die Servicefertigung sparte auf der Baustelle erheblich Zeit. Dort hatten die Schweißer insgesamt 1404 Gewindehülsen M10 auf das Rohteil geschweißt und ebenso viele Gewindestangen mit 250 mm Länge eingesetzt. Die geometrisch perfekte Kugel verwandelte sich dadurch gewissermaßen in einen stacheligen Igel. Nach der Abdichtung und dem Verlegen einer Spezialwärmedämmung von 2x 50 mm konnte die Aluminium-Unterkonstruktion im erforderlichen Radius verlegt und in der Rundung mit selbstsichernden Muttern fixiert werden. Während des Einbaus wurde der Abstand der Aluminiumprofile zum Grundkörper kontinuierlich überwacht und am Ende noch einmal im Ganzen überprüft, um die ideale Kugelform gewährleisten zu können.

Auf die so vorbereitete Unterkonstruktion nieteten die Spengler die aus Deutschland eingetroffenen insgesamt 612 Großrauten in 17 horizontalen Reihen. Die Großrauten besitzen Einhangfalze, die im unteren Teil nach innen und im oberen Teil nach außen weisen, sodass die Rauten umlaufend aneinander befestigt sind. Vor dem Einsetzen der jeweils nächsten Reihe wurden Hafte in die Einhangfalze eingehängt und auf die Trägerprofile genietet, wodurch jede einzelne Großraute exakt in der erforderlichen Krümmung befestigt ist. Schon die Planung der Unterkonstruktion hatte dafür berücksichtigen müssen, dass unter jedem einzelnen Bekleidungselement auch tatsächlich die entsprechende Anzahl von Trägern als Befestigungsgrund verläuft.
 

Beschreibung der Besonderheiten

Technisch und architektonisch gelungen
 
Im Juni 2019 war das technisch anspruchsvolle Werk vollbracht und es kam der spannende Moment, an dem der Kran die etwa 35 t Leergewicht auf über 20 m anhob. Trotz des an diesem Tag spürbar wehenden Windes gelang es in etwas mehr als einer halben Stunde die riesige Kugel millimetergenau zwischen den Stahlbetonsäulen zu platzieren.
Am Ende hatten alle Beteiligten doppelten Grund zur Freude: In technischer Hinsicht passten die Auflager exakt ineinander und in ästhetischer Hinsicht zeigte sich jetzt erstmals vollständig das harmonische Miteinander der geometrisch so unterschiedlichen Architekturformen: Die leicht geschwungenen Stützen mit der Aussichtsplattform als „Taille“ greifen elegant und mit scheinbarer Leichtigkeit um den im gefüllten Zustand immerhin 185 t schweren „Ball“. In der Mitte der Konstruktion befindet sich das gläserne Treppenhaus und an dessen Fuß ein für Ausstellungen vorgesehener runder Pavillon, dessen Dach in Analogie zur Rautenbekleidung der Kugel ebenfalls mit RHEINZINK prePATINA blaugrau, in diesem Fall jedoch in Doppelstehfalzdeckung gedeckt wurde.
 

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