Architekturobjekte
Neubau Willehadi-Kirche, Garbsen
30823 Garbsen, Orionhof 4
Mit freundlicher Unterstützung von SAINT-GOBAIN RIGIPS
Mit freundlicher Unterstützung von SAINT-GOBAIN RIGIPS
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Orionhof 4, 30823 Garbsen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
02.2017
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
In der Entgegennahme von Preisen hat Frank Fenselau inzwischen Übung. Bereits zweimal stand der Geschäftsführer der Germerott Innenausbau GmbH & Co. KG bei der Rigips Trophy auf der Bühne und nahm die Auszeichnung für die beste Raumakustikleistung entgegen. Auch bei seiner dritten Teilnahme an dem renommierten Trockenbauwettbewerb legte die enge Zusammenarbeit mit den Raumakustikexperten von Szynajowski Akustik aus Frankfurt am Main den Grundstein für den Erfolg.
Klare Vorgaben
Der renommierte Akustikplaner Vladimir Szynajowski führte zunächst umfassende raumakustische Berechnungen durch, aus denen in Abstimmung mit dem Architekten die konkreten bauakustischen und gestalterischen Planungsvorgaben abgeleitet werden konnten: Das Raumvolumen im großen, rund sechs Meter hohen Kirchenraum sollte idealerweise mindestens 2.000 m3 beziehungsweise circa 10 m3 pro Person aufweisen. Der Ruhegeräuschpegel durfte nach Ausbau maximal Li £ 30 dB(A), die Nachhallzeit T30 im besetzten Zustand circa 1,8 s betragen. Das Klarheitsmaß C80 sollte je nach Schallquellenposition (Orgelempore / Altarbereich) auf allen Hörplätzen zwischen - 2 dB und + 2 dB liegen. Die Zielgröße für den Sprachübertragungsindex STI (Sprachverständlichkeit mit Verstärkung) lag bei 0,6.
Konkrete Vorgaben für die Raumakustik, deren Einhaltung komplexe Vorarbeiten von Frank Fenselau und seinem Team erforderten. „Auf Grundlage der Berechnungen haben wir in Zusammenarbeit mit Vladimir Szynajowski mehrere Modellversuche in unserem hauseigenen Hallraum durchgeführt. Die dadurch gewonnenen Erkenntnisse ermöglichten eine gezielte Optimierung der geplanten Akustikdecke sowie eine genaue Dimensionierung der einzelnen Deckenelemente“, erläutert Frank Fenselau.
Freitragende Brandschutzdecke
Bevor jedoch der raumakustische Ausbau starten konnte, widmeten sich die Trockenbauprofis zunächst dem Brandschutz. Nach Fertigstellung des Kirchenrohbaus wurde zum Schutz der Holzdeckenkonstruktion eine Brandschutzdecke der Feuerwiderstandsklasse F 30 eingezogen. Dabei war zu gewährleisten, dass die Unterkonstruktion die Brandschutzdecke selbst und die gesamten Lasten der später anzubringenden Akustikelemente zuverlässig trägt. Um das Zusatzgewicht für diverse Unterbauten wie Leuchten, Lautsprecher und Beamer zu gewährleisten, wurden mehrere Deckenverstärkungen verdeckt eingebaut. „Es ging hier um die Ertüchtigung eines nicht belüfteten, vollgedämmten Holzdaches. Zwischen den Kehlbalken und den Dachsparren haben wir in einem ersten Schritt eine 220 mm starke Dämmschicht aus ,ISOVER Integra ZKF 1-032’-Glaswolle sowie die Klimamembran ,Vario KM Duplex UV’ als Dampfbremse eingebracht. Die Ausführung der selbstständigen Brandschutzdecke erfolgte dann nach Rigips-System SD11RF mit einer einlagigen Beplankung ,Rigips Die Dicke RF’ in 20 mm Stärke. Die Befestigungs- und Achsabstände der Unterkonstruktion wurden exakt nach den Angaben der von Rigips durchgeführten statischen Vorbemessung ausgeführt“, so Frank Fenselau.
Schallreflektierende Deckenelemente
Die sichtbare und raumakustisch wirksame Decke der Willehadi-Kirche sollte – außer über dem Altarbereich und der Orgelempore – als diffus schallreflektierende Fläche ausgeführt werden. Hierfür wurde die rund 280 m2 große Deckenfläche in jeweils 600 mm breite und durch senkrechte Lamellen aus zwei Lagen „Rigidur H“-Gipsfaserplatten getrennte Bahnen aufgeteilt. Die Bahnen wurden in ihrer Länge wiederum alle 2.000 mm durch eine senkrechte Platte aus „Rigidur H“-Gipsfaser unterteilt. Aufgrund der erforderlichen Schallabsorption bei tiefen Frequenzen (unterhalb von 125 Hz) sollten die Felder zusätzlich als sogenannter Helmholzresonator ausgebildet werden. Zu diesem Zweck erhielten sie in der waagerechten Verkleidung über die gesamte Läge eine mit einem Akustikvlies und einer Mineralfaserplatte hinterlegte, 50 mm breite Fuge.
„Alle Deckenelemente aus ,Rigidur H’-Gipsfaserplatten haben wir in unserer Werkstatt mit einer CNC-Fräse präzise vorgefertigt und für den späteren Einbau vorbereitet. Damit die Elemente der abgehängten Akustikdecke problemlos montiert werden konnten, haben wir die Deckenaufhängung mithilfe eines Linienlasers millimetergenau positioniert. Dieses exakte Ausmessen und die passgenaue Montage der in Bahnen angeordneten Deckenelemente waren auch wichtig, damit alle Aussparungen für die geplanten Leuchten und die technische Ausstattung exakt an der richtigen Stelle sitzen“, erklärt Frank Fenselau weiter.
Dreidimensionale Gipsfaserelemente über Altar und Orgelempore
Über dem Altar sowie oberhalb der Orgelempore sollte die Decke vorwiegend geometrisch, schallreflektierend ausgebildet werden. Das Flächengewicht der Beplankung sollte dabei mindestens 25 kg/m2 betragen. Um scharfe geometrische Schallreflexionen zu vermeiden, empfahl Akustikplaner Vladimir Szynajowski, die sichtbare Oberfläche der Decke mit unregelmäßigen Vertiefungen von 5 mm bis 25 mm Tiefe und Breite dreidimensional aufzurauen. „Auch diese Elemente haben wir mittels CNC-Fräse angefertigt. Die zu fräsenden Rohelemente bestanden aus zwei jeweils 12,5 mm starken, miteinander verleimten ,Rigidur H’-Gipsfaserplatten. Die Materialstärke war notwendig, um die erforderliche Frästiefe zu erreichen und dennoch zur Montage stabile Einzelelemente zu erhalten.“
Nach der Montage aller Gipsfaserelemente folgte die Verspachtelung mit „Rigips ProMix Plus“-Feinspachtelmasse. Doch damit waren die Arbeiten im großen Kirchenraum noch nicht beendet: Für eine letzte Feinjustierung führten Akustiker und das Germerott-Team nach dem Abbau des Baugerüsts weitere akustische Messungen durch. Die daraus resultierenden Werte waren entscheidend für die Auswahl der Lochplatten, mit denen im letzten Schritt die Randbereiche der Decke verschlossen und ein sauberer Übergang zu den Wänden geschaffen werden sollte. „Die Wahl fiel auf ,Rigitone Activ’Air’-Lochplatten mit einem ,6/18 R’-Lochbild. Das Besondere: Um in den Friesbereichen ein optimales akustisches Ergebnis zu erreichen, haben wir die Lochplatten zusätzlich rückseitig mit einer Aluminiumfolie versehen“, so Frank Fenselau.
Während die Fertigstellung des großen Andachtsraumes näher rückte, beschäftigte sich ein weiteres Trockenbauteam mit dem Ausbau des rund 45 m2 großen Foyers. Auch hier sorgen circa 300 mm tief abgehängte „Rigitone Activ’Air“-Lochplatten für eine gute Raumakustik und dank ihres luftreinigenden Wirkkomplexes auch für „gute“ Luft. Gestalterische Akzente setzen vor allem geschwungene Lichtvouten mit verdeckt liegendem LED-Licht.
Trockenbau-Meisterleistung
„Nach Abschluss der Arbeiten war uns allen klar: Der Aufwand hat sich gelohnt. Die neue Decke im Kirchenraum sorgt nicht nur für einen hervorragenden Klang, sondern bildet auch einen besonders schönen Raumabschluss“, erklärt Frank Fenselau. Dem stimmten auch die Experten der Trophy-Jury zu, die von der Arbeit der Germerott Innenausbau GmbH & Co. KG mehr als überzeugt waren. Die Deckengestaltung und -ausführung in der Willehadi-Kirche ist aus ihrer Sicht eine Trockenbau-Meisterleistung. Ohne die akustische Kompetenz des Ausbauteams wäre die Realisierung dieser „Decke mit Funktion“ in dieser Form nicht denkbar gewesen. Erneut habe das enge Zusammenspiel mit dem beteiligten Akustiker für ein Ergebnis gesorgt, das Augen und Ohren gleichermaßen erfreue, so das Votum der Jury.
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