Architekturobjekte
Neue Bibliotheken am Bauhaus Dessau
06846 Dessau-Roßlau, Gropiusallee 34
Mit freundlicher Unterstützung von Forbo Flooring
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Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Gropiusallee 34, 06846 Dessau-Roßlau, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
03.2012
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Im Interview erklärt er, warum er bei der Planung der neuen Bibliotheken am Bauhaus Dessau bewusst jegliche Konkurrenz mit dem Bauhausgebäude vermieden hat.
Herr Becker, welche Situation fanden Sie zu Beginn Ihrer Arbeit in Dessau vor?
Ich erinnere mich noch gut daran, dass Gerald Krüger, unser Projektleiter, und ich bei unserem ersten Besuch die Qualitäten des Bestandsgebäudes noch gar nicht recht erkennen konnten. Wir sahen die Kaufhalle, die im Jahr 2003 geschlossen worden war, ein Relikt der 80er Jahre und einen damals nicht ablesbaren Baukörper aus den 60er Jahren. Wir haben uns daraufhin intensiv mit der Denkmalpflege in Dessau auseinandergesetzt. Anhand alter Fotos konnten wir erkennen, welches Kleinod dort ursprünglich vorhanden war. Der Architekt des Gebäudes, Hermann Rey, hatte sich damals bezüglich des Baus mit Walter Gropius abgestimmt. Es ging in erster Linie um die Blickbeziehung zum Bauhausgebäude und Giebel mit dem berühmten Logo, der aus dem Straßenraum hinaus immer sichtbar sein sollte. Diese Überlegungen konnten wir nachvollziehen und haben wir bei unserem Entwurf berücksichtigt.
Welche Atmosphäre empfängt den Besucher beim Betreten der Bibliothek?
Man betritt das Gebäude über das Erdgeschoss der ehemaligen Kaufhalle und befindet sich in einem großzügigen Foyerbereich. Dabei kommt man direkt auf den Empfang zu, dessen Körper sich zur Zeitschriftenauslage fortsetzt. Diese Achse zieht sich praktisch durch das gesamte Gebäude. An der Folge der kubischen Körper und an ihrer Reduziertheit können Sie auch Anklänge an die Bauhausarchitektur erkennen, was uns aber nicht vornehmlich wichtig war, da wir uns nicht an das Thema Bauhaus angleichen oder es kopieren wollten. Die Zurückhaltung der Bücherbox spürt man hier nicht, vielmehr erkennt man, dass es ein sehr lebendiger Ort ist mit vielerlei Funktionen. Den Luxus des großzügigen Foyers haben wir uns gegönnt, da eine Bibliothek in erster Linie ein Ort der Kommunikation ist. Passend dazu befinden sich an der Fensterfront die Gruppenarbeitsbereiche, mit windmühlenflügelartig angeordneten Tischen.
Stichwort „Bücherbox“, was ist das Besondere an Ihr?
Wir haben schon viele Bibliotheken gebaut und die Bücherbox ist für uns aufgrund ihrer Proportion das Optimum. Sie besteht aus einer massiven Wand und einem Glasband. Die Wand hat genau die Höhe eines Bücherregals und das Glasband schafft die optimale Belichtung über den Regalen. Die Proportionen, die wir in der Fassade erkennen, sind durch die Funktionen aus dem Inneren heraus entstanden, was auch dem Bauhausgedanken nicht fremd ist. Wenn man sich in dieser Bücherbox aufhält, studiert oder liest, dann befindet man sich nicht in dem normalen Freihandbereich einer Bibliothek, sondern in einem Raum, der zum Entdecken einlädt. Wir haben die Bücherregale auf- und abgestaffelt gestaltet, dadurch entstehen einzelne Inseln, die der Kommunikation dienen. Hier findet man Internetarbeitsplätze oder man kann sich in Lesebereiche zurückziehen.
Von außen wirkt das Gebäude zurückhaltend, Grau und Weiß geben den Ton an. Welche Rolle spielt Farbe im Inneren?
Von außen wirkt insbesondere die Bücherbox reduziert, da sie die wichtige Funktion übernommen hat, als Gelenk zum Bauhausgebäude zu fungieren. Im Inneren erkennen wir verschiedene Funktionen und Raumeindrücke, die farblichen Akzente sind hier reduziert, ganz sorgfältig gewählt und auf wenige Punkte beschränkt. Der Grundton, der in diesem Gebäude die Atmosphäre ausmacht, ist das rote Linoleum mit der dezenten Farbe „Berlin Red“. Wir haben es gewählt, da es ein sehr warmer und angenehmer Farbton ist, der vermeidet, dass das Gebäude durch den Bodenbelag einen Blaustich bekommt. Es ist gleichzeitig ein frischer Ton, der vornehm aber zurückhaltend wirkt. Wir haben, wie bereits bei ande-en Projekten zuvor, mit der Farbklaviatur von Le Corbusier gearbeitet. Wir finden in seiner Klaviatur einen dem „Berlin Red“ sehr ähnlichen Farbton und somit gibt es auch wieder einen Anklang an die Bauhausarchitektur. Als einzigen weiteren Farbakzent haben wir das Neongrün der Wandtafeln des Hinweissystems hinzugefügt, das sich auch auf den Regalen befindet. Das ist alles, was wir an Farbe brauchen, der Rest ist in Grau- und Weißtönen gehalten, die dem Gebäude eine gewisse Vornehmheit und Zurückhaltung geben.
Herr Becker, was war Ihnen bei diesem Projekt am wichtigsten?
Dass wir keine Konkurrenz zum Bauhausgebäude aufbauen. Ich glaube, jegliches Übertreiben wäre an dieser Stelle einfach unpassend. Es wäre diesem Ort nicht angemessen. Darum auch die Reduziertheit des Neubaus. Das zu erreichen war neben dem städtebaulichen Aspekt die größte Herausforderung. Ebenso war es für uns von großer Bedeutung, dass die Bibliotheken am Bauhaus Dessau ein Ort der Begegnung, aber auch ein Ort der Rückzugsmöglichkeit sind.
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