Architekturobjekte
Neue Messe Stuttgart
70629 Stuttgart, Messepiazza 1
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: wulf architekten
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: wulf architekten
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Messepiazza 1, 70629 Stuttgart, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
09.2007
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahl
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
3.000.000 m³
Bruttogrundfläche
432.000 m²
Nutzfläche
100.000 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
150.000.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
400.000.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Maximen für den Entwurf dieses außerordentlich großen Projektes waren: minimaler Landschaftsverbrauch, kurze Wege und ein innovatives Erscheinungsbild, das die Landesmesse aus dem internationalen Messe-Einerlei heraushebt. Entgegen den Vorgaben eines Testentwurfes wurde die Messeachse in Ost-West-Ausrichtung parallel zum Flughafen angelegt. Die Ausrichtung der Messeachse entspricht der Richtung der Wasserläufe auf den Fildern (umgebende Landschaft). Dadurch werden Flughafen und Messe zu einer zusammenhängenden Bebauungsinsel mit geringst möglichem Verbrauch an Landschaftsflächen. Darüber hinaus wurde das Parkhaus mit ca. 4.000 Stellplätzen als Brücke über die A 8 konzipiert.
Die überaus günstige Verkehrslage der Messe wird durch ein Wegesystem ergänzt, das die Messe direkt an Flugverkehr, Schienenverkehr und Kfz-Verkehr anbindet. Das große Parkhaus liegt zudem günstig zu den Flughafenterminals.
Die Unverwechselbarkeit der Gesamtanlage entsteht in erster Linie durch Einbeziehung der Topografie in das Messekonzept. Das Geländegefälle von ca. 20 m wird im Entwurf aufgenommen und als Potential für Vorteile bei der inneren Messeerschließung genutzt. Das Parkhaus, das sich als ?Grünbrücke? über die Autobahn und vorgesehene ICE-Trasse schwingt, ist ein Superzeichen nach außen hin.
Städtebauliche und landschaftliche Einbindung
Der Entwurf beansprucht etwa 15 ha weniger Landschaftsfläche als vorgesehen und schafft damit die Möglichkeit für Ausgleichsflächen. Dies ist vor dem Hintergrund, dass dieses Großprojekt in der Bevölkerung und angrenzenden Gemeinden umstritten ist, ein wichtiger Punkt. Auch das für ein solches Projekt untypische Eingehen auf das Geländegefälle und die Begrünung von Parkhaus und Hallendächern betont den sorgfältigen Umgang mit den ökologischen Ressourcen.
Ökologie
Das Gelände der Neuen Messe Stuttgart ist landschaftlich eng mit den angrenzenden Fildern verzahnt. So kann man topographische Gegebenheiten und typische Landschaftselemente an vielen Stellen in der Architektur wiederfinden. Bestes Beispiel dafür ist das Parkhaus, das als "grüne Welle" über die Autobahn führt und so den Messepark in Richtung Osten verlängert. Ein wichtiges Kriterium beim Bau des Messegeländes war, Störungen der Natur so gering wie möglich zu halten. Es wurden deswegen intensive Schutz-, Gestaltungs- und Ausgleichsmaßnahmen realisiert, um die Belastungen für die Umwelt zu mindern. Dazu zählen unter anderem die Rekultivierung bauzeitlich genutzter Flächen, das Anlegen von Streuobstwiesen, der Rückbau versiegelter Flächen sowie eine finanzielle Beteiligung am Umbau der Körschmündung. Der Natur- und Landschaftsschutz und die Grünplanung spielten beim Messebau eine Hauptrolle.
Als Erholungsfläche zwischen den Hallen ist der Messepark ein intensiv genutzter Garten, den die Landschaftsarchitekten als Kontrast zur rationalen Architektur spielerisch gestalteten, mit heimischer Vegetation, Buchen, Kiefern, Ahorn und immergrünen Hecken, die auch in der winterlichen Messesaison Wirkung zeigen. Die Grünflächen um die Hallen ordnen sich eher dem architektonisch strengen Lageplan unter. LKW-Pool und Stellplätze sind als Schotterrasenflächen angelegt, um großflächige Versiegelung zu vermeiden. In Stauraumkanälen und Retentionsterrassen wird das Regenwasser gestaut und gereinigt, bis es der Kapazität des Lachengrabens entsprechend mit 20 Liter pro Sekunde langsam abfließt.
Energiemanagement
Das Lüftungssystem der neuen Messe Stuttgart wurde bereits 2007 in den USA mit einem Innovationspreis ausgezeichnet und von einem Jurymitglied als zukunftsweisend für den Messebau bezeichnet. Der Innovationspreis der Zeitschrift "Trade Show Executive", einem Fachblatt für Messeorganisatoren, wird jährlich für besonders gelungene Ideen rund ums Messewesen verliehen.
Es wurde eine bislang nur im Büro- und Industriebereich eingesetzte Alternative gewählt, die Schichtlüftung. Dabei fließt die konditionierte Frischluft wie eine Flüssigkeit aus vier großformatigen Öffnungen in die Halle und verteilt sich gleichmäßig zwischen den Messeständen. Die verbrauchte Luft wird an den Wänden auf halber Höhe abgesaugt. Voluminöse (und hässliche) Luftkanäle an den Decken entfallen.
Dieses Verfahren basiert auf einer im Messebetrieb bekannten Entwicklung des Raumklimas. Im Laufe eines Messetages entstehen in den Hallen stets zwei Luftschichten unterschiedlicher Qualität. Genau diese Konstellation macht sich die Schichtlüftung zunutze.
Diese Schichtlüftung versorgt nur den unteren, vom Messebetrieb aufgeheizten Luftbereich ständig mit Frischluft und wälzt nur etwa halb so viel Luft um wie ein herkömmliches Lüftungssystem.
Das System spart gegenüber herkömmlichen Techniken rund dreißig Prozent Energie - das entspricht dem Schadstoffausstoß von 200 Einfamilienhäusern - und reduziert die jährlichen Betriebskosten um mehrere hunderttausend Euro.
Photovoltaik
Das Photovoltaik-Kraftwerk auf dem Dach der Neuen Messe Stuttgart zählt mit 3,8 Megawatt Leistung zu den größten Solardächern der Welt. Es produziert laut Greenpeace Energy im Jahr voraussichtlich 3,45 Millionen Kilowattstunden Solarstrom. Das entspricht dem Durchschnittsverbrauch von 1.100 Haushalten; die CO2-Einsparung liegt bei 1.800 Tonnen im Jahr. Die in auf den Messedächern auf 2.500 m² integrierten Photovoltaik-Anlagen gelten als besonders umweltfreundlich, weil sie über die ohnehin vorhandenen Bauten hinaus keinen zusätzlichen Flächenbedarf haben. Besonders zu erwähnen ist die gute architektonische Einfügung der Solarpaneele. Sie folgen dem geschwungenen Dachverlauf und wirken nicht additiv aufgesetzt.
Logistik
Um Erdaushub und Erdbewegung möglichst gering zu halten, sind die beiden Höhenstufen der Messe in den natürlichen Verlauf des Geländes eingefügt. Durch diese Höhenunterschiede von fünf Metern können Anlieferer das Messegelände in Nord-Süd-Richtung unterirdisch durchqueren, was den logistischen Aufwand rund um den Messebetrieb reduziert. Auch können LKW durch die seitlichen Tore direkt ins Innere der Messehallen einfahren und so den Auf- und Abbau der Messestände enorm vereinfachen und beschleunigen.
Erdmassenmanagement
Die höhenmäßige Einjustierung der Baukörper folgt einem ausgeklügelten Erdmassen-Management, nachdem die notwendigen Erdbewegungen per Computersimulation optimiert, d.h. minimiert wurden.
Beschreibung der Besonderheiten
- sensible Einfügung der Silhouette in die Landschaft
- parallele Drehung des Geländes zur Flughafenstraße, so dass diese als innerstädtischer Boulevard ausgenutzt werden kann
- minimaler Flächenverbrauch, dadurch maximaler Erhalt der natürlichen Landschaft
- optimiertes Erdmassenmanagement
- Engergieeinsparung durch Schichtlüftungssystem und Tageslichtnutzung in allen Messehallen und Veranstaltungsräumen
- 2500 m² Photovoltaikanlage
Auszeichnungen
Beispielhaftes Bauen Stuttgart 2007-2011
Award Hypo Real Estate 2008
BDA Award 2008
Deutscher Stahlbaupreis 2008 (Parkhaus Neue Messe)
European Award for Steel Structures 2007 (Parkhaus Neue Messe)
Innovationspreis für Lüftung 2007
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