Architekturobjekt 1 von 17

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2024: Teilnehmer


Neue Mittelschule Knöllgasse

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Graz, Fakultät für Architektur, Melina Sehn

Zwischenraum - Neue Mittelschule Knöllgasse

© Miriam Kuhn, Melina Sehn, Merle Yilmaz

Lernzone - Neue Mittelschule Knöllgasse

© Miriam Kuhn, Melina Sehn, Merle Yilmaz

Freiklasse - Neue Mittelschule Knöllgasse

© Miriam Kuhn, Melina Sehn, Merle Yilmaz

Multifunktionszone Klassen - Neue Mittelschule Knöllgasse

© Miriam Kuhn, Melina Sehn, Merle Yilmaz

Dachgarten - Neue Mittelschule Knöllgasse

© Miriam Kuhn, Melina Sehn, Merle Yilmaz

Dach - Neue Mittelschule Knöllgasse

© Miriam Kuhn, Melina Sehn, Merle Yilmaz

Ecke Osten - Neue Mittelschule Knöllgasse

© Miriam Kuhn, Melina Sehn, Merle Yilmaz

Ecke Süden - Neue Mittelschule Knöllgasse

© Miriam Kuhn, Melina Sehn, Merle Yilmaz

Zwischenraum - Neue Mittelschule Knöllgasse

© Miriam Kuhn, Melina Sehn, Merle Yilmaz

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Graz, Fakultät für Architektur, Melina Sehn

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Österreich

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Gebäudedaten

Bauweise

Holzhybridbau

Tragwerkskonstruktion

Holz

Beschreibung

Objektbeschreibung

BAUAUFGABE

Der Schulstandort in der Knöllgasse in 1100 Wien beherbergt derzeit 430 Schülerinnen in einer offenen Volksschule. Es ist geplant, den Standort, um eine Neue Mittelschule für etwa 400 Schülerinnen zu erweitern. Die Planung legt besonderen Wert auf zeitgemäße pädagogische Konzepte und veränderte Nutzungsanforderungen wie Nachmittagsbetreuung und Kleingruppenlernen. Holz wird aufgrund seiner Eigenschaften als ideales Baumaterial betrachtet, um eine positive Lernumgebung zu schaffen und die Vorteile des modernen Holzbaus zu nutzen. Bei der Umsetzung der Entwurfsaufgabe werden Aspekte wie räumliche Flexibilität und vor allem die Anbindung an den Bestand berücksichtigt. Geplant sind eine Norm-Turnhalle, ein Speisesaal, Freiflächen und optionale Einrichtungen wie Freiklassen und eine Bibliothek. Es wird darauf geachtet, ökonomische und funktionale Gesichtspunkte in die Planung einzubeziehen, um eine moderne und sichere Bildungseinrichtung zu schaffen.


KONZEPT

Entsprechend dem drängenden und gesellschaftlich relevanten Thema der Nachverdichtung in der Architektur und im Städtebau wird die offene Volksschule am Standort Knöllgasse, im 10. Wiener Bezirk, um eine neue Mittelschule städtebaulich erweitert und pädagogisch vereint. Die herausfordernde Ausgangslage, die Schülerschaft beinahe zu verdoppeln und um eine neue Schule zu erweitern, prägt das Projekt maßgeblich in seinem Aufbau. Besonders anspruchsvoll ist die Bauaufgabe aufgrund städtebaulicher Gegebenheiten wie der Begrenztheit des Platzes auf dem Grundstück hinsichtlich nötiger Frei- und Außenflächen, sowie bautechnischer und funktionaler Anforderungen wie der Erhalt und die Zugänglichkeit der sich auf dem Grundstück befindenden Einbautrasse. Die besondere Wertschätzung des Baumbestandes und darüber hinaus der Umgang mit dem lärmintensiven Bim- sowie Straßenverkehr gilt es zu berücksichtigen.

Die daraus abgeleitete städtebauliche Setzung nimmt genau diese Parameter auf: ein kompakter drei- bis fünfgeschossiger Riegel, welcher durch seine Schrägstellung auf dem Grundstück nötige Engen und mögliche Weiten schafft. Durch diese Positionierung werden im Stadtraum zwei keilförmige Räume aufgespannt. Der eine weitet den Straßenraum zur Spinnerin auf, sichert den Baumbestand und kreiert einen großzügigen Vorplatz sowie eine angemessene Eingangssituation für die Neue Mittelschule. Der gegensätzliche Keil verengt den Bereich des Schulhofes zur Windtenstraße und schafft so einen geschützten Pausenhof für die Schülerschaft. In Richtung des Wohngebiets weitet sich der Zwischenraum erneut auf.

Ein verbindender Mittelbau eröffnet in dem Zwischenraum einen direkten und wettergeschützten Marktplatz zwischen Bestand und Neubau auf. Weiter nimmt der Erweiterungsbau Bezug zur offenen Volksschule auf, indem der Riegel durch gezielt positionierte Fugen durchschnitten wird. Diese Fugen unterscheiden sich in ihrer Materialität vom Rest des Neubaus und springen darüber hinaus von der Fassadenebene zurück. Sie verweisen auf den verbindenden Mittelbau des Bestandsgebäudes aus dem 19. Jahrhundert und ermöglichen zusätzlich freie Aus- und Durchblicke sowie offene Kommunikationszonen für den Lernalltag.
    
Die Antwort auf die eingeschränkten Frei- und Außenflächen im Erdgeschoss geben großzügige Pausen-, Sport- und Aufenthaltsflächen auf den Ebenen des verbindenden Mittelbaus und den Dachflächen der neuen Mittelschule. Diverse räumliche Wegeführungen in Form von externen Treppentürmen, internen Erschließungen und spannenden Laufwegen mit einem saisonal bedingten Wechselspiel von Innen- und Außenräumen führen auf die multifunktionalen Dachflächen. Der Gebäudeabschluss der fünften Fassade bildet in Kombination mit den durchdringenden Fugen, den außenliegenden Balkonen und Wartungsgängen entlang der Fassaden eine wirkungsvolle räumliche Anbindung zur umgebenden Nachbarschaft. Der Holzbauriegel wird an diesen Stellen durch eine atmosphärisch stark prägende, jedoch leicht wirkende Stahlkonstruktion ergänzt und erreicht über die gesamte Länge der Schulanlage eine spannende und lebendige Adressierung.


SCHULALLTAG

Die Eingliederung der Tagesstruktur in den Schulablauf findet in der neuen Mittelschule ihre räumliche Umsetzung. Zudem werden unzählige Formen des Sports- und Freiunterrichts für die Schüler:innen, das pädagogische Fachpersonal sowie die Bewohner:innen des umliegenden Quartiers möglich. Verbindend durch den Marktplatz können beide Schulen zusammengeschaltet aber auch getrennt voneinander in ihrem jeweiligen Schulalltag funktionieren.

Das Erdgeschoss des Neubaus ist versehen mit Gemeinschaftszonen öffentlichen Charakters und repräsentiert die Schule nach außen. Nutzungen wie die Turnhalle, die Aula, Bibliothek und der Musiksaal sollen prinzipiell über die Schülerschaft hinaus eine Anlaufstelle für das gesamte Quartier sein und dessen vielseitiges Abend- und Wochenendprogramm bereichern. Der überbaute Raum oberhalb der Einbautrasse ist entsprechend den Anforderungen überbaut, wird Teil der Aula im Erdgeschoss und ist individuell bespielbar. Für die Zugänglichkeit der Trasse ist die Fassade ganzheitlich öffenbar und der Boden mit Revisionsöffnungen ausgestattet sowie uneingeschränkt befahrbar.

Über dem Turnsaal im Süden des Grundstücks erstrecken sich die Mensa, die Verwaltung und ein Bolzplatz im Außenbereich. Diese Nutzungen, sowie alle Bereiche des Mittelbaus sind über die Dachlandschaft, den Marktplatz und eine Wendeltreppe für beide Schulen jederzeit nutzbar. Des Weiteren kann der Bolzplatz auch außerhalb des Schulalltags über die gesondert nutzbare Wendeltreppe erreicht werden.

Die in den Fugen liegenden Freiräume dienen als Freiklasse und können als Pufferzone saisonal zum Innen- als auch Außenraum zugeschaltet werden. Der Schülerschaft der neuen Mittelschule stehen pro Lerngeschoss zwei gleichwertige Freiklassen zur freien Bespielung zur Verfügung. In dem Gebäudeteil zwischen den beiden Fugen bilden sich in den oberen Lerngeschossen die Departments für den fachspezifischen Unterricht aus. Die Klassen der neuen Mittelschule sind in Clustern von je vier Klassen organisiert, um hier eine Nachbarschaft untereinander zu fördern. Großzügige Lernflure und eine zentrale Mufu-Zone sollen das gemeinsame Lernen fördern und neue, freie Lernsysteme im Schulalltag ermöglichen. Die mittlere Mufu-Zone lässt sich durch verschiebbare Trennwände in kleinere Gruppenräume unterteilen. Nach einem ähnlichen Prinzip der Cluster wird die offene Volksschule ebenfalls umstrukturiert, um auch hier die Kommunikation untereinander und freie Lernformen zu fördern.


KONSTRUKTION

Holz ist als Material für einen Schulneubau nicht nur im Sinne der Nachhaltigkeit von Vorteil, sondern bietet durch seine haptischen, atmosphärischen und olfaktorischen Qualitäten eine besondere Grundlage für angenehme Lern- und Aufenthaltsräume, die den Alltag der Schülerschaft und des Lehrpersonals maßgeblich prägen.

Der ca. 90,8 m lange und 16,6 m breite Holzbauriegel der Neuen Mittelschule in Wien ist in Skelettbauweise konstruiert. Die vertikalen Konstruktionselemente des Riegels bilden Stützen aus Konstruktionsvollholz von 24 x 24 cm und zwei Stahlbeton-Kerne, welche die Aussteifung gewährleisten. Die Stützen der Regelkonstruktion sind in einem Raster von 3,25 x 6,40 (7,85) m angeordnet und werden von den horizontalen Konstruktionselementen der Unterzüge (BSH) von 38 (48) cm überspannt. Zwischen diesen Einfeldträgern liegen mittels einer Stahlwinkelkonstruktion gedübelte Brettstapel-Systemdecken in einer Gesamtstärke von 12 - 24 cm direkt auf.

Das Tragwerk muss die Anforderung von Spannweiten von bis zu 15,90 m in der Einfeldsporthalle und 6,25 - 7,60 m im restlichen Gebäude erfüllen. Um möglichst stützenfreie Räume bei maximaler lichter Raumhöhe zu erreichen, wird eine Deckenkonstruktion aus Brettstapelelementen mit einer sehr geringen Querschnittshöhe gewählt. So werden Flexibilität in der Grundrissgestaltung und die optimale Voraussetzung für Umnutzungen sowie Transformationen in einer langzeitlichen Betrachtung des Gebäudes geschaffen. Zur nachhaltigen Konstruktionskonzeption gehören zudem der weitestgehende Verzicht auf Stahlbetonbauteile, sowie leimbasierende Holz-Werkstoffe. Holzdübelverbindungen, wie beispielsweise bei der Brettstapel-Systemdecke vorgesehen, werden bevorzugt.

Der ergänzende Stahlbau in der Pufferzone der Freiklassen und auf dem Dach des Holzbauriegels soll daher in geschraubter Bauweise mit Stahlhohlprofilen ausgeführt werden. Die einzelnen Bauteile können so leicht wiederverwendet und recycelt werden. Die Pflanztröge, welche sich als Gestaltungselement der Pufferzone an Teilen der Fassade erstrecken, sind an Seilen befestigt, welche von auskragenden Stahlschwertern gehalten werden. Die umlaufenden Balkonzonen sind konstruktiv als Stahl-Hohlprofil-Konstruktion mit aufliegenden Gitterrosten konzipiert.

Bei der Fassade handelt es sich um vorgefertigte Holzrahmenbauelemente. Die Fassadenelemente inklusive eingebauten Fenstern werden geschossweise in die zuvor an die Decken montierten Stahlwinkelprofile eingehängt, wodurch die Konstruktion im Montageprozess zügig vor der Witterung geschützt werden kann. Neben der Demonstration des technisch Machbaren im aktuellen Holz-Hybridbau sind ambitionierte Ziele bezüglich Nachhaltigkeit angestrebt. Mit der Wahl des Baumaterials und der verwendeten Werkstoffe trägt das Projekt, trotz eines Neubaus, zum Schutz der Umwelt bei.

Schlagworte

Holzhybrid, Schule, Nachverdichtung, Bestandserweiterung

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