Heinze ArchitektenAWARD 2020: Sieger "Nachwuchsarbeiten"
Neue Stadtmitte Arnstein
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Architektur, Gerburg Brilling
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Zeichnungen und Unterlagen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahl
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Nutzfläche
1.950 m²
Verkehrsfläche
1.550 m²
Grundstücksgröße
8.150 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Etwas abgelegen in Sachsen Anhalt, liegt am Rande des Harzes, die Burgruine Arnstein. Zwischen den zwei kleinen Dörfern Hackerode und Sylda liegt die Burg weit entfernt von der Hauptverkehrsachse der Umgebung, doch ihre Lage ist auf anderen Wegen essenziell wichtig. 2010 wurden aufgrund der Gemeindegebietsreform in Sachsen-Anhalt, zehn Gemeinden als Stadt unter dem neuen Namen Arnstein zusammengefasst. In dieser, wie neu aus dem Boden erhobenen Stadt, liegt diese Hochburg zentral und gilt als neues Wahrzeichen. Mitte des 12Jh. erbaut, wechselte sie oftmals den Besitzer und wurde mehrfach umgebaut, bis sie selber ihren Ursprung verlor und nun von der Gemeinde Hackerode aus, Instand gehalten wird.
Ziel des Entwurfes ist es ein Zentrum für die Stadt Arnstein zu erdenken und eine neue Identität zu schaffen. Dabei muss auf die Gegebenheiten der niedrigen Einwohnerdichte und die Eigenständigkeit der einzelnen Dörfer eingegangen werden. Außerdem darf keine Konkurrenz zur vorhandenen kommerziellen Infrastruktur erzeugt werden. Auch ist darauf zu Achten, dem Tourismus nicht Vorrang gegenüber den Einwohnern zu geben. Die Idee ist es, dass das Zentrum nur dann aktiviert und bespielt wird, wenn sich die Stadt trifft. Dabei ist die Nutzung der Stadt überlassen, Veranstaltungen jeder Art. Von Gottesdiensten, Konzerten, Filmabenden, Theater aber auch Sitzungen finden in unterschiedlichen Größenordnungen, einen Ort auf der alten Burganlage. Ist dieses Zentrum inaktiv, ist es Ziel der Anlage kein Fehlen des Gemeindelebens zu empfinden, sondern die Möglichkeit zu bieten den Ort als Einzelner zu erleben, erkunden und zu nutzen.
Auf der Burganlage befinden sich noch einige Bestandsreste, welche zusammen mit der Topographie, die Aufteilung und Struktur der Anlage aufzeigen. Die Umgebene Mauer ist fast in allen Bereichen noch in ihren Fundamenten auffindbar und umgibt das Gelände. Eingeleitet in die Vorburg wird man durch zwei große Eichen und einem Wachturm. In der Vorburg befindet sich noch ein altes Wirtshaus. Weiter über den noch ersichtlichen Burggraben, gelangt man durch zwei Türme in die Kernburg, wobei einer nur noch durch die Fundament daran erinnert. In der Kernburg befindet sich die Burgruine und Reste der Kapelle.
Beschreibung der Besonderheiten
Die vordere Burgplattform ist die größte Intervention und bildet den Höhepunkt der Anlage. Die Burg wird dort von ihrer alten Wallmauer umschlossen. Die Zwischenzone wird hier im Untergrund aktiviert. Ein Foyer mit anschließendem Erschließungsumlauf an Seiten der Mauer, bildet die Umgrenzung des Grundrisses, mit ihren Haupträumen und den Nebennutzungen im inneren Zwischenraum. Eine Warmzone für Veranstaltungen wird gebildet, welche zum Einen den Rittersaal als kleinen Veranstaltungssaal mit 80m² beinhaltet. Dieser drückt sich in das Untergeschoss durch und bildet einen zweigeschossigen Saal mit Oberlichtern und erzeugt damit eine Verbindung von Bestand zu Neubau. Jede Nutzung findet oberirdisch ihren Gegenspieler, sodass sich über dem Ritter- ein Freillichtsaal befindet. Ganz vorne am Burgplatzendpunkt sitzt der große Verstaltungssaal mit 450m². Dieser wird von außen ersichtlich und belichtet, indem die Burgplattform sich über die gesamte Fläche leicht anhebt und nach vorne hin hoch wölbt. Oberirdisch bildet diese Bewegung in gleicher Form, Sitzplätze für ein Freilichtheater. Dieses wird von den Nebenwegen umspült und bildet den Endpunkt der Dramaturgie. Der Eingang des Gebäudes wird durch eine Gegenbewegung der Plattform auf Seiten des Hauptweges und Erschließungsrichtung zur Freilichttheater erzeugt. Diesmal lässt das Erdreich den Blick ins Innere zu und die massive Umgebungsmauer senkt sich zum Einlass der Bewohner. Der Erschließungsumlauf ist durch eine Rampe ausgebildet. Begleitet wird dieser durch Cortenstahl-Halbbögen. Die Stützen mit darauf liegender Bodenplatte wirken wie in die umliegende Mauer hineingesetzt und bilden den Filter zwischen Alt und Neu. Die noch im Fundament erhaltene Brunnenreste werden ins Innere extrudiert und bilden das Oberlicht für eine Taufkapelle. Unterirdisch kann dieser neu aktivierte Brunnen als Taufbecken oder Altar genutzt werden.
Wie schon in der Epoche der Romantik wird die Burg zur Schaubühne für die Stadt Arnstein und ihre Bewohner. Sie bietet einen neutralen Ort für eine neue Stadt, welcher allen zugänglich und nutzbar ist.
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