Architekturobjekte
Neues Ethnografisches Museum, Budapest
1146 Budapest, Dózsa György út 35, Ungarn
Mit freundlicher Unterstützung von puren
Mit freundlicher Unterstützung von puren
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Dózsa György út 35, 1146 Budapest, Ungarn
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
05.2022
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Am Eingang zu einer der ältesten Grünanlagen Budapests, dem Stadtpark Városliget, erheben sich von einem zentralen, ebenerdigen Platz aus zwei sanft gekrümmte Berghügel. Auf ihnen wachsen zahlreiche immergrüne Pflanzen, Sträucher, Stauden und Bäume. Gemeinsam mit dem Platz bilden sie das Dach des neuen Ethnografischen Museums Budapest - Néprajzi Múzeum. Die beiden begehbaren Dachflügel bilden als Teil eines imaginären Kreises mit einem Durchmesser von einem Kilometer das Tor zum Museum und zum Park.
Im Jahr 2022 eröffnet, gehört der mehrfach preisgekrönte Museumsneubau zum größten städtebaulich-kulturellen Projekts in Europa, dem Liget Budapest Project. Der Entwurf stammt von Marcel Ferencz aus dem Budapester Büro Napur Architect. Seine dynamische und zugleich schlichte Linienführung fügt sich harmonisch in die natürliche Parkumgebung ein. Zugleich kommuniziert das ungewöhnliche Design mit der urbanen Struktur der Umgebung. Sechzig Prozent des Bauwerks liegen unter der Geländekante. Dank des begrünten Daches und der Transparenz der über dem Boden liegenden Baukörper passt sich das neue Museum auch maßstäblich an seine Umgebung an. Die vom Park aus begehbare Dachfläche ist Teil des öffentlichen Raums, der die Besucher des Stadtparks erwartet.
Zwei Flügel, ein Denkmal
Die zwei sich nach oben erstreckenden Flügel des neuen Museums flankieren ein Denkmal von 1956, das von einem großen Platz umgeben ist. In den gewölbten Flügeln finden sich öffentliche Bereiche wie ein Veranstaltungssaal, museumspädagogische Räume (Werkstatt, Kinder- und Jugendausstellung), ein Besucherzentrum, ein Museumsshop sowie ein Restaurant. Zugleich beherbergen sie Funktionsbereiche für den Museumsbetrieb wie eine Bibliothek, das Archiv, Büros für das Museumspersonal und eine Abteilung für die Verwaltung der Artefakte.
Anspruchsvolle technische Umsetzung
Hinter dem ikonischen Design des Gebäudes verbirgt sich eine Reihe besonderer technischer Lösungen: So werden die gekrümmten Flügel von einer vorgespannten Stahlbetonkonstruktion getragen, die normalerweise beim Bau von Brücken Verwendung findet. Signifikantes Markenzeichen des Museumsneubaus ist die Glasfassade, mit vorgehängten und in Rastern strukturierten Metallgitter-Elementen. Sie zeigen abstrahierte ethnografische Motive aus den ungarischen und internationalen Sammlungen des Museums und bestehen aus fast einer halben Million Pixeln. Mithilfe eines Spezialroboters wurden diese in die über 2000 Aluminiumgitter gesetzt. Diese Fassadengestaltung ist nicht nur in ästhetischer, sondern auch in technischer Hinsicht einzigartig, da sie das Gebäude beschattet und dadurch zu dessen energieeffizientem Betrieb beiträgt.
Ungewöhnliche Parkerweiterung
Das zweite markante Gestaltungsmerkmal des Museumsneubaus ist sein riesiger Dachgarten, der als Erweiterung der Grünfläche des Stadtparks fungiert. Grundlage der Bepflanzung sind über 3.000 Kubikmeter mit speziellen Nährstoffen angereicherter Mutterboden, der auf den "Hängen" des Gebäudes ausgebracht wurden. Anschließend pflanzten die Gärtner etwa 1.500 blühende und zwiebelartige Stauden, sieben Laubgehölze, fast 100 immergrüne Pflanzen und etwa 700 Ziergräser. Dadurch entstand auf dem gewölbten Dach insgesamt 7.300 Quadratmeter zusätzlicher Parkfläche, von dessen höchstem Punkt aus sich ein weitläufiges Panorama über den Stadtpark und die Hauptstadt eröffnet.
Intensive Begrünung
Sowohl die Belastung durch die intensive Begrünung als auch die Krümmung mit einer Neigung von bis zu 27 Grad in den oberen Dachbereichen stellten besondere Anforderungen an die Dachkonstruktion dar. Ausgeführt als Umkehrdach, mussten neben den durch die Begrünung aufgebrachten Lasten auch die zusätzlichen Speichermassen durch Niederschläge berücksichtigt werden. Auch galt es, die Dachfläche entsprechend zu strukturieren, Teilbereiche abzutrennen und Schubschwellen zu installieren, ohne bauphysikalische Einbußen in Kauf zu nehmen. Nicht zuletzt musste eine dauerhaft funktionsfähige Wasserführung ermöglicht werden.
Mechanisch belastbare Schwellen aus purenit
Um Teilbereiche abzutrennen und Schubschwellen anzuordnen, fixierten die mit der Dachabdichtung beauftragten Dachdecker Metallstützen durch die bituminöse Notabdichtung in der Dachschale. Anschließend wurden die in einem Abstand von ca. 30 Zentimeter gesetzten Stützen beidseitig mit dem Funktionswerkstoff purenit von puren beplankt. Unterstützung erhielt das ungarische Unternehmen durch das in der Nähe von Budapest angesiedelte Vertriebsbüro von puren, über das solche Bauvorhaben sowie weitere Anwendungen technisch begleitet werden.
purenit ist ein aus Produktionsreststoffen, Materialresten und Baustellenverschnitten von PU-Dämmstoffen erstellter Funktionswerkstoff, der sich in seinen mechanischen Eigenschaften holzwerkstoffähnlich zeigt, aber holzfrei und damit feuchtigkeitsunempfindlich ist. Zudem ist purenit dämmend, formstabil, thermisch und mechanisch belastbar, chemikalienbeständig sowie durch eine ETA bauaufsichtlich geregelt und zertifiziert.
In die so entstandenen Hohlräumen zwischen den Metallstützen brachten die Dachhandwerker Mineralwolle ein, um Wärmebrücken zu vermeiden. Anschließend wurde der Aufbau mit einem Deckel aus purenit geschlossen. Zum Abschluss konnten die so erstellten Abgrenzungen und Schubschwellen fachgerecht abgedichtet werden.
Konstante Temperaturen schützen Exponate
Da sich rund 60 Prozent des Gebäudes unter der Erde befinden, sind Ausstellungsräume und Exponate gemäß den Empfehlungen der modernen Museumswissenschaft vor natürlichem Licht geschützt. Ferner sorgt die gleichbleibende Temperatur für einen aus energetischer Sicht nachhaltigen Betrieb des Museums. Mit dem am 23. Mai 2022 eröffneten neuen Ethnografischen Museum stehen den Museumsfachleuten nahezu 7000 Quadratmetern Fläche zur Verfügung, dreimal mehr als beim bisherigen Ausstellungsort am Kossuth-Platz. Zugleich zählt das Budapester Völkerkundemuseum zu den modernsten Häusern seiner Art in ganz Europa.
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