Architekturobjekte
Neues Studierendenheim „The Station“ in Kiel
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Artur Gärtner Architektengesellschaft mbH
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Artur Gärtner Architektengesellschaft mbH
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Kiel, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
02.2023
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Anzahl der Vollgeschosse
6- bis 10-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
Von drei Seiten eine denkmalgeschützte Putz- und Ziegelfassade aus dem frühen 20. Jahrhundert, von der vierten eine multipel über Dach und Fassade geknickte PREFA Hülle, asymmetrisch und mit skulpturalem Anspruch. So konträr zeigt sich das neue Studierendenheim „The Station“ in Kiel, realisiert von Philipp Tetzlaff von der Artur Gärtner Architektengesellschaft mbh aus Berlin.
Die Lunge der Stadt
Der Schwedendamm in Gaarden – zentrale Verbindungsader zwischen dem Ost- und Westufer und zehn Gehminuten von der Kieler Hörn entfernt. Wir befinden uns in einem Stadtteil, in dem gerade viele architektonische Ohs! und Ahs! entstehen. Schicke, renovierungsbedürftige Altbauten wechseln sich ab mit brachliegendem Industriebestand unter Denkmalschutz und gehypten Neubauprojekten, wie dem gerade in Bau befindlichen Multifunktionsgebäude „Kool Kiel“ von MVRDV in Blickweite des „Station“. Doch auch gewagte Umnutzungen wie jene des historischen Haß-Speichers am Schwedendamm 6 finden Zuspruch in der nördlichsten Großstadt Deutschlands. Der Artur Gärtner Architektengesellschaft mbh boten diese Standortbedingungen den benötigten Freiraum.
Von Berlin an die Ostsee
Sanierungen von alten Mietskasernen, Dachgeschossausbau, Wohnraumverdichtung und Wohnraumschaffung: Es sind die klassischen Aufgabenfelder von kleinen bis mittelgroßen Berliner Architekturbüros, mit welchen sich Philipp Tetzlaff und Team lange Zeit beschäftigten. Nun, nach rund 16 Jahren, konzentriert man sich mit 6 bis 8 Mitarbeitern erfolgreich auf gehobenen Wohnungsbau vornehmlich in und um Berlin, vereinzelt auch in anderen Teilen Deutschlands und innerhalb Europas.
Dass sie dabei immer wieder bei Denkmalschutz-Projekten brillierten, brachte ihnen den Auftrag ein, den desolaten, geschichtsträchtigen Bestand in Kiel umfassend zu sanieren, aufzustocken und zu erweitern. „Das bis dato komplexeste Projekt für unser Büro“, kommentiert Projektleiter Philipp Tetzlaff, „aber wir lieben die Herausforderung.“
Wohnen in alten Mauern
1905 vom Architekten Carl Voß für den Unternehmer J. F. Haß realisiert, wurden im Speichergebäude über die Jahre Getreide, Getränke und Metallrohwaren gelagert. Als es nicht mehr betrieben werden konnte, nutzte man es als einen Lumpensammelplatz mit vorgelagertem Schrottplatz. Seit den 1950ern verkam der Bau nach und nach, ehe sich der Bauherr um die Genehmigung zur Umnutzung zu einem Studentenwohnheim von der Denkmalschutzbehörde bemühte und diese erhielt.
72 Wohnungen, 20 bis 64 Quadratmeter groß, werden hier ab 2023 zu einem fixen All-Inclusive-Preis vermietet. Sie verteilen sich über 6 Etagen, vereinzelt mit Loggia oder Terrasse. Als Gemeinschaftsfläche dient die im Zuge der Aufstockung geschaffene Aufdachterrasse mit Blick auf die Kieler Förde.
Kristalliner Bruch
Was diese Umnutzung ungewöhnlich macht, die eigentliche Überraschung des Entwurfs, ist eine prismenartige, mayagoldene Rauten-Hülle, die sich asymmetrisch über den Bau „stülpt“ und eine Unterteilung in Dach und Fassade verkompliziert. „Bedingt durch seine ursprüngliche Planung als Kopfbau hatten wir die Aufgabe, die heruntergekommene Brandwand an der Nordseite mit einer Fassade zu versehen“, schildert Tetzlaff die Gestaltungsarbeit seines Büros.
„Es gibt noch immer viele, die Bauen mit historischer Substanz als reine Rekonstruktion auffassen. Die die Stirn runzeln, sobald sie das Wort „Anbau“ oder „Aufstockung“ hören und bei einem Projekt wie diesem am liebsten ‚vertuschen‘ möchten, dass ein Stock draufgesetzt wurde. Das wollten wir aber nicht. Wir sahen uns auch in den Gesprächen mit Vertretern der Unteren Denkmalschutzbehörde und der Landesdenkmalschutzbehörde in unserem Bestreben bestätigt, hier einen klaren Kontrast zu schaffen.“
Einen Kontrast, den sie mit einem neuen Material in einem mutigen Farbton realisierten: Die gefaltete Aluminium-Fassade lässt den Bau von jeder Richtung anders aussehen und lenkt den Blick auf die historische Fassade an den drei anderen Gebäudeseiten, die durch Backstein-Pfeiler gegliedert wird. Doch die Faltung hat auch eine ungeahnte Funktion, denn sie schafft zusätzlichen Raum für die Mikroapartments. Die daraus resultierende komplexe Geometrie macht die schmiegsame PREFA Raute einfach so mit.
Strukturwandel
Es sei Absicht, so Architekt Tetzlaff, dass in Gaarden an so mancher Stelle noch immer ein Stück Kieler Industriegeschichte hervortritt. Das sei auch bei der „Station“ der Fall, und er meint hier nicht nur die erhaltenen Mauern. Denn das verwendete Aluminium erinnere daran, dass hier einst Metalle gelagert wurden.
Und die gusseisernen Quadrantenstützen im Inneren wollte man erhalten, um den Industriecharakter des ursprünglichen Bestands spürbar zu machen. Die Uhr an der historischen Fassade tickt jedoch einem Strukturwandel entgegen, auf den die Stadt vorbereitet ist: Es wird Zeit.
Beschreibung der Besonderheiten
Dach- und Wandraute 44 x 44
Mayagold
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Wohneinheiten
72
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