Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2024
Ökologische Sanierung eines Dorfgemeinschaftshauses
16244 Schorfheide, Hauptstraße 116
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Spreeplan Projekt UG
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Spreeplan Projekt UG
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Hauptstraße 116, 16244 Schorfheide, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
03.2024
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Holzskelettbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
1.700 m³
Bruttogrundfläche
470 m²
Nutzfläche
245 m²
Verkehrsfläche
61 m²
Kosten
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
3.400.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das alte ortsbildprägende Fachwerkgebäude im Dorfkern von Finowfurt wurde von der Spreeplan Projekt UG in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Schorfheide ökologisch saniert und durch einen Anbau mit Aufzug um einen barrierefreien Zugang erweitert.
- Dorfgemeinschaftshaus mit vielfältigen barrierefreien Nutzungen für die Gemeinde Finowfurt
- Sanierung mit zirkulären Naturbaustoffen
- Langlebige, ganzheitliche, gesundheitliche, ökologische, natürliche Projektrealisierung
Das Objekt
Saniertes Dorfgemeinschaftshaus aus Fachwerk mit barrierefreier Erschließung und Nutzung.
Die Bauaufgabe
Nach dem Umbau sollten in dem Fachwerkhaus aus den 1890er Jahren ein Mehrzweckraum für Trauungen und Veranstaltungen, eine Bibliothek sowie Büros des Ortschronisten, Ortsvorstehers und eines Vereins untergebracht werden.
Der Entwurf
Doch so übersichtlich die Bauaufgabe auch erschien - simpel war sie bei Weitem nicht. Die Gemeinde wollte möglichst viel der ursprünglichen Bausubstanz erhalten und dabei gleichzeitig mehr vollwertig nutzbare Fläche erhalten. Um das Gebäude besser nutzbar zu machen, wurde das Obergeschoss um einen Meter angehoben. Eine Stahlrahmenkonstruktion, die auf neun Meter tiefen Mikrobohrpfählen gegründet wird, trägt das neue Holzdach, welches in Brettsperrholztechnik mit Holzweichfaserdämmung und - gemäß Vorgabe des Denkmalschutzes - mit Bitumenschindeln ausgeführt wurde. So entsteht im Obergeschoss ein großzügiger, stützenfreier Mehrzweckraum für die Gemeinde.
Der barrierefreie Anbau mit Rampe sollte sich klar vom Bestandsgebäude abheben. Die moderne Stahl-Glas-Fassade ist heute ein echter Hingucker.
Die Materialien
Der Boden des Gebäudes wurde mit einer 30 cm starken Schicht aus Schaumglasschotter gedämmt. So konnte auf eine übliche Bodenplatte aus Beton verzichtet werden und gleichzeitig eine kapillarbrechende, wärmedämmende Schicht eingefügt werden, die aufgrund des hohen Grundwasserstandes vor Ort sinnvoll ist.
Das Fachwerk wurde allseitig zimmermannsmäßig überarbeitet. Für die Innenraumgestaltung kamen ausschließlich ökologische und gesunde Baustoffe wie Lehm- und Kalkputze, Holzdielen und Sumpfkalkfarben zum Einsatz. Energetisch ertüchtigt wurde das Gebäude durch eine mineralische Innendämmung an den Außenwänden, wodurch Mauerwerk und Fachwerk außen sichtbar bleiben konnten. Ergänzt wird dies durch Decken- und Dachflächenheizungen im gesamten Gebäude, deren geringer Energiebedarf (Strahlungswärme) von einer Gasbrennwerttherme erzeugt wird.
Was war uns wichtig. Was ist unsere Philosophie.
Bei der Sanierung wurde erhalten und aufgearbeitet, was eine lange Lebensdauer und hohe Qualität besaß. Bauteile in einem schlechten Zustand wurden möglichst originalgetreu und mit traditionellen Techniken ersetzt. Die Naturbaustoffe verleihen dem Gebäude nicht nur ein angenehmes Raumklima, sondern bringen die Räume wieder zum Strahlen.
Beschreibung der Besonderheiten
Da fast ausschließlich Naturbaustoffe verwendet wurden, konnten wohngesunde Räumlichkeiten mit nachwachsenden und wiederverwendbaren Materialien geschaffen werden. Die Decken und Wände erhielten einen Putz aus Lehm und einen Anstrich aus Sumpfkalkfarbe. Die Bodenkonstruktion kommt ohne Folien oder Beton aus. Dafür wurde im Erdgeschoss eine 30 cm starke Schicht aus Schaumglasschotter (Recyclingmaterial mit kapillarbrechender Wirkung) eingebracht.
Anhebung des Daches
Um einen großzügigen Mehrzweckraum im Dachgeschoss zu erhalten, musste das Dach um ca. 1 m angehoben werden. Dafür wurde das alte Dach rückgebaut, ein Stahlrahmen eingebracht und anschließend die neue Dachkonstruktion aufgebaut. Im Detail sah dies so aus: Für das Einbringen der 14 Stützen und 7 Rahmenelemente aus Stahl wurde
die Bekleidung des temporären Daches stückweise geöffnet. In Millimeterarbeit wurden die geschossübergreifenden Stahlstützen durch die an den entsprechenden Stellen geöffnete Holzbalkendecke des Bestandes "gefädelt" und auf die vorbereiteten Fußpunkte an den Trägerrosten im Erdgeschoss gesetzt. Anschließend wurden die Rahmenelemente vor Ort mit den Stützen verschweißt. Um das Bauwerk während der Arbeiten temporär zu schützen, wurde ein aufwändiges Wetterschutzdach über das noch bestehende Bestandsdach gebaut.
Barrierefreiheit
Der barrierefreie Erschließungsanbau stellt eine Kombination aus Mauerwerk im Erdgeschoss und einer Fassade aus Stahl und Glas im Obergeschoss dar. Der moderne Aufzug, in Kombination mit einer befahrbaren Rampe, wird Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen den Zugang ins Gebäude erleichtern.
Energetische Betrachtung
Der Spreeplan Projekt UG lag am Herzen, dass die energetische Sanierung nicht, wie so oft, mit einem Mehr an Technik einhergeht. So konnte durch eine geschickte Grundrissgestaltung auf Lüftungsanlagen in den WC Bereichen verzichtet werden, da alle Räume eine natürliche Belichtung und Belüftung durch Fenster erhielten.
Statt der Vorhaltung von Warmwasser in großen Thermen wurden neue hocheffiziente Durchlauferhitzer an den Wasserentnahmestellen installiert.
Die großen 2-fachverglasten Fenster erhielten einen zusätzlichen Sonnenschutz aus Wabenplissees, der zusammen mit der innenliegenden mineralischen Wärmedämmung und der neuen hochgedämmten Dachkonstruktion auch im Sommer für ein angenehmes Raumklima sorgt und eine Raumklimatisierung obsolet macht.
Des Weiteren können die Deckenflächenheizungen bei Bedarf auch als Kühlelemente eingesetzt werden. All diese Punkte sind ein wichtiger Beitrag für die zukünftige Nutzung, sind doch hinsichtlich des Klimawandels vor allem die sommerlichen Hitzeperioden nicht außer Acht zu lassen.
Deckenflächenheizung
Bei der Wahl der Heizungsanlage hat sich die Gemeinde für den Einbau einer Gas-Brennwerttherme entschieden, da bereits ein Gasanschluss am Bestandsgebäude anlag. Um die einzelnen Räume mit Wärme zu versorgen, wurden Deckenflächenheizungen vorgesehen. Das verwendete, wassergeführte System besteht aus Hochleistungs-Lehm-Modulen, die mit der Decke bzw. dem Dach verschraubt wurden. Nach der Montage der Elemente wurden die Heizschlangen in die Module eingelegt und anschließend mit einer dünnen Schicht Lehm verputzt. Die so gestaltete Strahlungsheizung schafft ein staubarmes und angenehmes Raumklima bei flexibler Raumnutzung.
Hausschwammsanierung
Die Sanierung des “echten Hausschwammes” stellte eine besondere Herausforderung für Planung und Ausführung dar. Dieser erforderte eine sorgfältige und umfangreiche Entfernung des Altholzes in den betroffenen Bereichen, ohne bei den Bauarbeiten weitere Gebäudeteile zu kontaminieren. Aufgrund der großflächigen Verbreitung des Holzpilzes, entschied sich die Gemeinde für einen Komplettabbruch der Nordfassade, da sowohl Holz als auch Mauerwerk befallen waren. Das Altholz wurde fachgerecht entfernt und entsorgt und anschließend die neue Konstruktion mittels alter Holzverbindungstechniken von einem Zimmermannsbetrieb wieder eingebracht.
Naturschutz
Um den temporär umgesiedelten Mauerseglern und Spatzen ein neues Heim zu geben, wurden entlang der Traufen des Gebäudes 60 Nistkästen für 120 Brutpaare montiert. Diese wurden bei der Installation bereits mit weichem Nistmaterial befüllt, sodass die neuen Bewohner ihr Haus quasi “schlüsselfertig” beziehen konnten.
Der obere verglaste Teil des Anbaus wird mit einer speziellen und eigens für das Dorfgemeinschaftshaus gestalteten Folierung versehen, um den Vogelanprall durch Spiegelungen auf dem Glas zu verhindern.
Auch Fledermäuse bekommen wieder neue Behausungen. Dafür wurden spezielle Fledermauskästen unter dem Dach am Südgiebel des Hauses montiert.
Nachhaltigkeit
Energiekonzept:
- Reduzierung der Haustechnik
- energiesparende Kleinstdurchlauferhitzer zur Warmwasserbereitstellung
- wassergeführte Deckenflächenheizungen gepeist über eine moderne Gastherme
Materialkonzept:
- Verwendung nachhaltiger, vorrangig natürlicher Baustoffe wie:
- Lehm- oder Kalkputze
- Kalk- oder Silikatfarben
- Schaumglasdämmung ( Boden), Perlitedämmung (Innendämmung)
- Holzböden
- Brettsperrholzdecke
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Gas
Sekundärenergie
Strom
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
298,00 kWh/(m²a)
Energiebedarf (Prozentuale Verteilung)
Heizung
80 %
Warmwasser
10 %
Beleuchtung
10 %
Objektdetails
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