Architekturobjekte
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Nominiert für die Shortlist der Jury 2022 - Nachwuchsarbeiten

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OFFSHORE AFTERLIFE
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OFFSHORE AFTERLIFE

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur und Stadtplanung, Felix Mönnich

Visualisierung Blue Farm Charlie - OFFSHORE AFTERLIFE

© Felix Mönnich

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur und Stadtplanung, Felix Mönnich

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Großbritannien (UK)

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

06.2022

Gebäudedaten

Anzahl der Vollgeschosse

11- bis 20-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

25.775 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Im Gegensatz zu der Energiekrise vor 50 Jahren müssen wir uns 2021 auf zwei andere Krisen fokussieren. Zum einen die Emissionskrise durch den hohen CO2-Ausstoß, an welchem auch die Erdgas und Öl Industrie massiv beteiligt ist. Zum anderen ist es eine Welthungerskrise und die damit einhergehende Nahrungsmittelknappheit. 
Diesen Wandel der Krisen abzubilden und darauf mit transformatorischen und architektonischen Mitteln einzugehen, ist Grundlage dieses Entwurfes. 
„Offshore“, bedeutet vor der Küste gelegen und heißt oft über hunderte Kilometer vom Festland entfernt. Dieses Ökosystem ist robust und bietet weitläufige Gebiete, die als Anbauflächen für Algen, dem ´blue food´ der Zukunft, genutzt werden können. Der Anbau von Algen an diesen Orten bringt ein enormes Potential für die Ernährung der Weltbevölkerung. So entsteht auf den ausgedienten Bohrplattformen eine neue Typologie: Die BLUE FARMS. 
Als Grundlage zur Entwicklung dieser Typologie dient die Bohrplattform Brent Charlie in der Nordsee. Entgegen der Rückbaupläne von Shell soll hier die erste Transformation stattfinden, welche die Anzucht, den Anbau, die Verarbeitung, den Transport und die Forschung an dem blauen Superfood in sich vereint. Zusätzlich reinigen Mikroalgen an der Fassade die Ölrückstände und speichern CO2 ein.

Eine neue Typologie zu entwickeln, wo es schon viele Bestehende gibt, mag auf den ersten Blick unwirklich erscheinen. Doch gerade wenn man bedenkt, dass 71 % der Erde mit Wasser bedeckt sind und nur 5 % unserer Nahrung aus dem Meer kommt, erkennt man ein enormens Potential. 
Durch den Anstieg der benötigten Lebensmittel und die immer knapper werdenden  Ressourcen und Flächenmangel am Festland wird eine Alternative benötigt. Aber auch nachhaltigere Baustoffe können aus dem Ozean gewonnen werden. Re- und Up-gecyceltes Ozeanplastik und Seegras werden immer häufiger als Baumaterial getestet und verwendet. Viel spricht für eine Entwicklung von Bauernhöfen/Farmen auf dem Wasser. Durch die Transformation der Förderplattform Charlie zur Blue Farm könnten im ehemaligen Brent-Ölfeld in Zukunft auf 11 km Länge und 3 km Breite Makro-Algen angebaut werden. Die verschiedenen Algenarten werden an verschiedenen Leinensystem an Bojen angebracht und bilden eine Erweiterung des natürlichen Ökosystems mit neuen Habitaten für diverse Fischarten und Meeressäuger. 

Was wollen wir den zukünftigen Generationen hinterlassen? Diese Frage liegt auch der Entwicklung der Blue Farms zugrunde. Sollen Ruinen von enormen Industriebauten die Meere mit Ölrückständen gefährden oder können wir die Tragstrukturen nutzen, um den Einfluss von uns Menschen auf das Ökosystem zu verringern und möglicherweise sogar rückgängig zu machen? 
Die Produktion von Algen auf den Blue Farms birgt dabei enormes Potential durch die CO2-Bindung und eine nachhaltigere marine Aquakultur. Diese neue Typologie der Blue Farms mit einer architektonischen Qualität zu versehen wird eine Aufgabe von uns Architekten sein.

Beschreibung der Besonderheiten

Kleine Schiffe fahren die Leinen ab und ernten die Algen, bevor sie diese zur Docking Station der Rotunde bringen. Dort werden die geernteten Algen mit einem Kran zum ersten ergänzten Bereich, dem Manufacture Deck befördert. Auf diesem Deck befindet sich der Trocknungsturm, in welchem die Algen aufgehängt und für die Weiterverarbeitung getrocknet werden. Nach dem Trocknungsprozess werden die verschiedenen Algenarten auf den zwei Geschossen des Decks verarbeitet. Anschließend werden sie wieder über die Rotunde in das darüberliegende Logistics Deck gebracht und werden dort zwischengelagert und transportfertig vorbereitet, bevor Sie über mehrere Ausbuchtungen in der Fassade an der West und Ost Fassade über Kräne auf größere Schiffe geladen werden, welche die fertigen oder bearbeiteten Produkte dann ans Festland transportieren. Aus der entgegengesetzten Richtung, von oben, wird im Cultivation Deck das Saatgut gelagert und regelmäßig die Sporen der Algen entnommen und unter den richtigen Lichtverhältnissen angezüchtet und in Anzuchtbecken an Leinen für das Aussetzen im Meer vorbereitet. Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, gelangen sie wiederum durch die Rotunde nach unten, wo Sie von den Schiffen an ihren Bestimmungsort gebracht werden.
Außerdem findet im Research Deck neben der Forschung an den Makro- und Mikro-Algen eine stetige Qualtitätskontrolle der angebauten Algen statt. Ebenfalls gibt es im Research Deck über mehrere Geschosse einen Tank und zahlreiche Labore, welche zur Untersuchung der Verhältnisse in der Umgebung dienen. Kleinere Seminarräume ergänzen diesen Abschnitt des Gebäudes. Ausgelagert aus dem Kernbereich des Research Decks sind die beiden Forschungsebenen unter der Wasseroberfläche im unteren Bereich der Rotunde.
Für die ArbeiterInnen der Blue Farm gibt es das Living  Deck mit kleinen Wohnmodulen, deren Struktur an die Außenseite des restlichen Living Decks angebracht ist. Aufenthaltsmöglichkeiten, eine Kantine, sowie ein Auditorium für Vorträge und Fortbildungen auch für externe Personen schließen die Gestaltung des Living Decks ab. 
Die Mikro-Algen Farm an der Süd- und Westfassade, welche technisch von einer räumlichen Ergänzung im Module Deck ausgeht, reinigt im ersten Zyklus die Ölrückstände in der Fundamentstruktur, den Seatanks. In weiteren Zyklen kann sie zur Energiegewinnung durch Biomasse zur Autarkie beitragen, indem die Mikro-Algen gepresst werden und Öl für die Generatoren bereitgestellt wird. Diese Autarkie wird außerdem durch die Windkraftanlagen im ehemaligen Abfackelungsturm und auf der Erschließungsrotunde, sowie durch die integrierten PV-Module in der Dachfläche ermöglicht. Desweiteren können zusätzlich Nahrungs- und Futtermittel, sowie nachhaltiges Bio-Plastik aus der Biomasse der Mikro-Algen gewonnen werden. 

Innerhalb der Architektur von Brent Charlie stehen große, industriell geprägte Räume gegen kleine Module zum Wohnen, Arbeiten und Forschen, im menschlichen Maßstab. Deckenhöhen von über 8 Metern stehen Höhen von 2,80 Metern gegenüber. Innerhalb dieser Differenzen sind 4 Körper eingesetzt, welche Räume und Negativräume ausbilden. Sie schaffen ein Zusammenspiel aus Weite und Enge, sodass die Funktion des gegenüberliegenden Raumes auch im anderen Raum spürbar wird.
Der erste dieser Räume ist die 97 m hohe Rotunde, welche durch Einschnitte und Einschübe aus dem Inneren der Decks inszeniert wird und eine faszinierende Wirkung erschafft.
Der Trocknungs-Turm als Ausgangspunkt der Weiterverarbeitung der Algen, geht über das Manufacture Deck hinaus und ist 30 m hoch, die weiteren Decks schneidend, in den Baukörper gesteckt. 
Auch das Auditorium im Living Deck weist eine Besonderheit auf: Durch die Diagonale der Sitztreppe wird im Negativ eine spannende Situation mit einem Luftraum bis hin zur Dachneigung im Logistics Deck geschaffen.  Als letzter Raum erinnern die Saatgut-Silos, in denen die Sporen der Algen gelagert werden, an die Form der industriellen Strukturen von Silos aus herkömmlicher landwirtschaftlicher Nutzung.

Schlagworte

Transformation, Offshore, Algen, Raummodule, Autarkie, Typologie

Objektdetails

1075982687