Architekturobjekte
„On Air“-Licht an – Baulärm aus
50968 Köln, Raderberggürtel 40
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: SIC Architekten GmbH
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: SIC Architekten GmbH
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Raderberggürtel 40, 50968 Köln, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
01.2012
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Beschreibung der Besonderheiten
Von Beginn an war Daniel Bach, Projektleiter und Geschäftsführer bei sic architekten, klar, welch unvergleichbar hohen Stellenwert das Thema Akustik innerhalb einer Hörfunkanstalt hat. Und auf dieses Thema mussten er und sein Team auch fortan ein Hauptaugenmerk richten, wenn es um die Koordination aller, oftmals parallel durchgeführten, Maßnahmen im Funkhaus ging.
Mit den Aufgaben gewachsen
Nachdem die Bauaufsichtsbehörde 1997 im Sende- und Verwaltungsgebäude des Deutschlandradio Köln erhebliche Brandschutzmängel festgestellt hatte, wurde dem Betreiber die Auflage für unmittelbare Ertüchtigungsmaßnahmen und die anschließende Durchführung einer umfassenden brandschutztechnischen Instandsetzung des Gebäudes auferlegt. Ein Jahr später wurden die sic architekten mit entsprechenden Planungen beauftragt. Bereits nach kurzer Zeit aber stellte sich heraus, dass es aufgrund des Gebäudealters sowie des Umfangs der für eine Brandschutzsanierung notwendigen Eingriffe auf eine Generalsanierung des 24-geschossigen Hochhauses (inklusive vier Untergeschossen) hinauslaufen würde. Hierzu zählten dann zwischen 2000 und 2012 vor allem die Sanierung von sechs Studios im laufenden Sendebetrieb, die Umgestaltung des Foyers sowie die Neugestaltung des Innenhofes und des Vorplatzes inklusive Straßenplanung. Der Neubau einer Kantine und die Erneuerung der zentralen Schalträume der Sendetechnik komplettierten den Auftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt. Schließlich machte die anfangs beauftragte Brandschutz-, Asbest- und KMF-Sanierung im Schwarzbereich nur noch einen vergleichbar kleinen Anteil der gesamten Auftragssumme aus.
Nachdem rund zweieinhalb Jahre später die Grundplanungen abgeschlossen und verabschiedet waren, wurden 2000 und 2001 die dringendsten Mängel in den Bereichen Rettungstüren, Rettungswegeführung, Treppenhaus- und Sendesaal-Entrauchung als Vorabmaßnahmen in Angriff genommen. Der Sendesaal ist zusammen mit den Studios im vierstöckigen Flachbau untergebracht. Mit hochsensibler Aufnahmetechnik ausgestattet, bieten diese Räume alles, was das Herz eines Aufnahmeleiters höher schlagen lässt. So ist jeder Raum, in dem konzertante oder dramaturgische Stücke aufgenommen werden, akustisch vom restlichen Gebäude entkoppelt. Die Decken sind mit Drahtseilen an Federn aufgehängt – Boden und Wände stehen auf ebenfalls Stahlfedern.
Während zum Beispiel der Einbau einer Brandschutztür unter normalen Bedingungen sowohl konstruktionstechnisch als auch preislich in überschaubarem Rahmen bleibt, musste das gleiche Ergebnis im Funkhaus mit wesentlich mehr Technik- und Materialaufwand hergestellt werden, da hier die komplexe mehrschichtige Wandkonstruktion in all ihren Materialebenen durchdrängt werden musste. Auch nach dem Einbau der Türanlagen müssen diese Schichten schalltechnisch voneinander entkoppelt sein. So waren umfangreiche Detailplanungen bis hin zur einzelnen Schraube unumgänglich.
Weitere Maßnahmen in diesem Segment betrafen unter anderem den Austausch aller Brandschutzklappen, die Installation neuer Lösch- und Entrauchungsanlagen in Treppenhäusern sowie Fahrstuhl- und Versorgungsschächten.
Bewährt: Konzept „Musterbüro“
Bevor das Projektteam die systematische Sanierung des Verwaltungsbereichs im Hochhaus einleitete, bedienten sich die Kölner Architekten eines bewährten Projektsteuerungsinstrumentes: sic architekten definierte im 10. Obergeschoss einen Musterbereich, in dem alle wesentlichen Änderungen und Ausstattungen tatsächlich realisiert und anschließend einem Praxistest unterzogen wurden. Die Ergebnisse dieser Prüfungen wurden dann in die Planungen der übrigen Gebäudesanierung integriert. Hierdurch können zum einen viele Unwägbarkeiten beim Bauen im Bestand erkannt und behandelt werden, da viele Mängel erst nach zerstörenden Eingriffen sichtbar werden. Zum anderen lässt sich mit dieser Maßnahme einen hohen Zufriedenheitsgrad bei den Nutzern erwirken. „Diesen Zwischenschritt versuchen wir bei größeren Projekten stets einzuplanen und haben damit sowohl aus praktischer als auch auf kommunikativer Ebene beste Erfahrungen gemacht. Größere Veränderungsprozesse – und dazu zählt auch der massive Eingriff in den gewohnten Arbeitsalltag – lassen sich viel effektiver gestalten, wenn möglichst alle Beteiligten angemessen mit einbezogen werden“, so Bach. Dieses Musterkonzept ließ sich jedoch nicht auf die Sanierung von Senderäumen und Studios übertragen, denn hier zeichneten sich die jeweiligen Anforderungen als viel zu individuell ab.
Erschwerte Rahmenbedingungen
Rotes On Air-Licht bedeutet Livesendung! In dieser Zeit müssen nahezu alle Arbeiten in der Nähe eines Studios unterbrochen, verlegt oder sogar vertagt werden. Schlimmstenfalls halbstündlich, denn zur Hauptsendezeit stehen beim Deutschlandfunk und DRadio Wissen aus Köln fünfminütige Nachrichten auf dem Programm. Quasi wie ein in Stein gemeißeltes Baustellengesetz sollte diese Regel fortan den Tagesablauf auf der Sanierungsbaustelle mitbestimmen. Dazu wurden hier zahlreiche „On Air“-Leuchten zusätzlich montiert. Deren Bedeutung musste jedem Mitarbeiter, Handwerker und Lieferanten unmissverständlich vermittelt werden, bevor diese das Funkhaus betreten durften. Um es gleich vorweg zu nehmen: „Trotz aller Vorsicht ist es im Laufe der vielen Projektjahre doch drei Mal vorgekommen, dass Baugeräusche ins Studio übertragen wurden und zwangsläufig mit ‘auf Sendung‘ gingen“, erklärt Bach schmunzelnd.
Jeweils drei der insgesamt 18 Büroobergeschosse des Verwaltungshochhauses wurden von oben nach unten zu einer Sanierungseinheit zusammengefasst. Dabei diente die jeweils untere Etage als Geräuschpuffer, Zwischenlager und flexibler Raum für alle möglichen Eventualitäten. Die dort untergebrachten Mitarbeiter siedelten zwischenzeitlich für zwei bis drei Monate in eine rund 1.050 m2 fassende Baucontainer-Lösung um, die mit 72 Einheiten für den gesamten Projektzeitraum auf dem weitläufigen Dach des vierstöckigen Flachbaus errichtet worden war. Aber schon vor der Umsiedlung der einzelnen Abteilungen in den Container-Park wurde festgelegt, inwieweit es beim Einzug zurück in die sanierten Etagen zu ablaufoptimierten Umgruppierungen kommen sollte.
Nichts blieb dem Zufall überlassen. Spätestens bei dem Start des zweiten Dreier-Bauabschnitts musste die Versorgung der darüber liegenden, frisch sanierten und wieder bezogenen Stockwerke gewährleistet sein. Entsprechend war die hauseigene TGA-Abteilung von sic architekten unter anderem damit betraut, die gesamte Haustechnik inklusive Strom, Datennetz, Abwasser, Heizung, Lüftung, Regenwasser, etc. zu überbrücken.
Die Serverräume stellten dabei stets eine besondere Herausforderung dar, weil sich hier nahezu keine räumlichen Alternativen anboten. Auch ihr Betrieb musste gewährleistet sein, selbst wenn direkt benachbarte Räume kernsaniert wurden. Entsprechend hoch war auch der Planungsaufwand für adäquate Provisorien beispielsweise in Bezug auf Datentransfer, Stromversorgung oder Kühlung.
Da die Materialanlieferung und -ablieferung ausschließlich über die hauseigenen Lastenaufzüge erfolgen konnte, die jedoch auch weiterhin für das reguläre Tagesgeschäft zur Verfügung stehen mussten, bedurfte es auch hierbei einer minutiösen Planung. So wurden große Materialmengen beispielsweise im Schichtbetrieb, am Wochenende oder zumindest nach 18.00 Uhr befördert.
Während die sic architekten im Hochhausturm Pufferetagen einrichten konnten, galt es im Flachbau mit Studios, Kantine und Hauptserverräumen, den Baustellenablauf trotz der direkten räumlichen Nähe zum laufenden Tagesgeschäft reibungslos zu gestalten.
Nicht zuletzt durch die Einhaltung von Zeit- und Kostenrahmen sowie dem großen Erfahrungsschatz mit dem Projekt Deutschlandradio in Köln haben die sic architekten auch den Zuschlag für die Brandschutzsanierung der ZDF-Verwaltungs- und Sendebetriebsgebäude auf dem Lerchenberg in Mainz erhalten – natürlich ebenfalls bei laufendem Sendebetrieb …
Deutschlandradio
1994 kam es zum Zusammenschluss der bis dahin eigenständigen Rundfunkanstalt Deutschlandfunk mit dem ehemaligen West-Berliner RIAS und dem DDR-Deutschlandsender. Damit fusionierten erstmalig in der deutschen Hörfunkgeschichte Rundfunkeinrichtungen mit unterschiedlicher Herkunft und rechtlicher Organisationsform. Seitdem setzt sich das Deutschlandradio – oder auch der nationale Hörfunk, wie es sich selbst bezeichnet – aus den drei bundesweit ausgestrahlten Hörfunkprogrammen Deutschlandfunk, DRadio Wissen und Deutschlandradio Kultur zusammen. Gemeinsam mit Verwaltung und Intendanz haben die ersten beiden Sparten ihren Sitz im Funkhaus Köln, während das Kulturprogramm von Berlin aus produziert und gesendet wird.
Im 1980 in Betrieb genommenen Kölner Funkhaus sind unter anderem ein Sendesaal und 15 Aufnahmestudios untergebracht. Neben 38 täglichen Nachrichtensendungen im Rahmen eines 24-stündigen Hörfunkprogramms werden hier auch zahlreiche Tonträgeraufnahmen produziert. Zu diesem Zweck vermietet Deutschlandradio seine mit aufnahmetechnischem Hightech ausgestatteten Räumlichkeiten an senderfremde Produktionsfirmen.
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