Architekturobjekt 42 von 102

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2020: Teilnehmer


Oranje School

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur, Luis Röttenbacher

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur, Luis Röttenbacher

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Niederlande

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Sonstige

Universität Stuttgart

Keplerstr. 11

70174 Stuttgart

Deutschland

Verwendete Produkte

Computer Works

CAD-Arbeitsplatzeinrichtungen

Vectorworks

Beschreibung

Objektbeschreibung

Seit Maria Montessori zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Grundideen ihrer Pädagogik publik machte, nämlich die Neugier und den angeborenen Lerndrang von Kindern und Jugendlichen zu unterstützen und ein lernförderndes Umfeld zu schaffen, bei dem Lernmaterial zur Hand ist und durch schiere Präsenz das Interesse der Lernenden weckt, hat die Montessori-Pädagogik im Schatten der konventionellen, autoritätsbasierten Lernmodellen zumeist ein marginales, wenngleich in einigen Kreisen sehr einflussreiches Dasein gefristet. Ein Beispiel für ihre Wirkung ist das holländische Schulssystem, das diese Pädagogik landesweit übernommen hat. Auch wenn es zahlreiche Montessori-Schulen weltweit gibt, existiert keine anerkannte Architekturform, die das pädagogische Prinzip Maria Montessoris überzeugend und modellhaft umgesetzt hätte. Der studentische Entwurf stellt insofern einen Beitrag dar zur Frage, wie die besondere Art des Lernens und der Interaktion zwischen Lehrern und Schülern, sowie zwischen Schülern, derart in Architektur umgesetzt werden kann, dass das Bauwerk ein weiterer Stimulus für spielerisch und freudvolle Aneignung von Wissen wird. 




Das Baugrundstück befindet sich zentral gelegen, im Süd-Westen des Zentrums von den Haag, in einer Wohnsiedlung. Die umliegende Bebauung bildet eine nahezu durchgängig dreigeschossige Blockrandbebauung, die typischerweise in rotem Ziegelbau errichtet wurde. Die direkt anliegenden Baukörper bilden in der homogenen Struktur der Umgebung einen Sonderbaustein durch das Aufbrechen der vorherrschenden Blockrandstruktur sowie der Differenzierung von Geschossigkeit und Nutzung. Das Grundstück wird von drei Straßen, De la Reyweg, Natalstraat und Ornajerivierstraat, begrenzt. 




Wie die umliegende Bebauung nimmt auch die neue Oranje School einen Sonderbaustein in der Wohnsiedlung ein. Die Bebauung nimmt an der Nord-Süd orientierten Allee der De la Reyweg die bestehende Gebäudeflucht auf und schließt damit die seither aufgebrochene Straßenflucht. Das zweigeschossige Gebäudeensemble entsteht aus alternierend angeordneten Pavillion-Baukörpern, die zwischen sich begrünte Innenhöfe ausbilden. Der in sich verzahnte Baukörper bildet dadurch einen interessanten und mehrschichtigen Bereich zwischen öffentlichem Straßenraum und Schulgelände. Die Adressbildung und Erschließung erfolgt über die zwei im Norden und Süden angrenzenden Straßen. An den beiden Seiten wird je ein Platz ausgebildet, der im Norden den öffentlichen Schülerzugang markiert und gleichermaßen die An- und Abfahrt durch Eltern ermöglicht. Im Süden formt der Vorplatz den Zugang zum Hallen- und Mensakörper aus, der auch für externe Veranstaltungen genutzt und unabhängig beliefert werden kann. Die nach Osten orientierte Grün- und Spielfläche wird durch Stufen und Bepflanzung neu gefasst und bildet im Anschluss an die Oranje School eine abwechslungsreiche und variable Bewegungsfläche für Schüler und Anwohner. 




Dem Leitmotiv der Montessori Philosophie nach, „Nicht das Kind soll sich der Umgebung anpassen, sondern wir sollen die Umgebung dem Kind anpassen“, wurde im Entwurfsprozess darauf geachtet folgende Gestaltungsideen zu verfolgen. Im Fordergrund stand es eine strukturierte und klare Architektur zu schaffen, die gleichermaßen einen Ort zum Entdecken, Experimentieren und Ausprobieren sein kann. Da die Räume sich den kindlichen Bewegungsbedürfnissen anpassen sollten, wurde nach einem flexiblen und interessanten Raumsystem gesucht, welches verschiedene Arbeitsumgebungen ausformulieren kann. In Wechselbeziehung zur inneren Organisation und Vorbereitung einer interessanten Lernlandschaft steht der Bezug zur Natur sowie Transparenz und Offenheit zwischen Innen und Außen, sowie den Räumen zueinander. An einer Verbindungsachse wurden alternierend zueinander zentrumsorienterte Clusterverbände aus vier bis fünf Klasseneinheiten angeordnet. An den Überschneidungspunkten der Cluster sind einseitig Sonderbausteine wie Schulküche und Bibliothek untergebracht. Dem gegenüberliegend wird eine Nutzungsspange ausgebildet. Zwischen den jeweiligen Verbänden sind gemeinschaftlich genutzte Innenhöfe ausgeformt, in denen die Kinder kleine Beete und Pflanzen pflegen und damit in gegenwärtigem Bezug zur Natur lernen und aufwachsen. Diese Anordnung führt dazu, dass sich die Klassen immer in Richtung des Innenhofs, des internen Gemeinschaftsbereichs und von dort aus zum Verbindungsflur hin orientieren. Um im Inneren eines jeden Clusters eine komplexe und interessante Lernlandschaft vorzubereiten wurde ein Schema entwickelt, nachdem durch die Verschiebung der Räume Nischen und Vorsprünge entstehen, die sowohl Innen als auch Außen flexibel genutzt werden können. Um die Lernlandschaft im Untergeschoss mit den Fachbereichen im Obergeschoss visuell und räumlich zu verknüpfen wurden gezielte Durchbrüche geschaffen. Diese befinden sich jeweils über den Gemeinschaftsbereichen im Zentrum der Cluster sowie entlang des alternierenden Flurs an den Sonderbausteinen.  




Als raumbildendes Element wurde ein variables Regalwandsystem entwickelt, welches verschiedene Funktionen erfüllt. Durch die Setzung fester, nahezu raumhoher Elemente wird eine türenfreie Lernlandschaft vorbereitet, in der die Übergänge zwischen Flur und Klassenzimmer verschwimmen. Die Regalwände können sich flexibl zum Gemeinschaftsbereich oder Klassenraum öffnen und bespielen. Außerdem besteht die Möglichkeit durch Öffnungen in den Regalen in die angrenzenden Räume zu blicken. Zum Gemeinschaftsbereich hin können kleinere Module des Systems wahlweise miteinender kombiniert und platziert werden, sodass dort interessante und flexible Zwischenräume für die Kinder entstehen. Somit lassen sich die Räume, je nach Bedürfnissen der Kinder, immer wieder verändern und gestalten.




Durch die zentrumsorientierte Ausrichtung der Baukörper bedarf es einer zusätzlichen Belichtung der Gemeinschaftsbereiche im Inneren. Da diesen Räumen eine besondere Bedeutung zugeschrieben wird, wurde dafür eine inszenierte Belichtung durch ein Oberlicht gewählt, welches sich nach oben hin verjüngt und das Dach dadurch aufzieht.  




Die Zeltdächer der Cluster werden jeweils mit einer angepassten Pfettendachkonstruktion ausgeführt. Die Kräfte an der Fußpfette werden durch Stützen in Fassadenebene abgetragen. Die Kräfte im Pfettenkranz werden nach unten hin schräg abgestützt und in der Ebene der Regalwände durch punktuelle Stützen abgeführt. Die Decken des Verbindungsflurs spannen jeweils zwischen Fassadenebene und Fußpfette.




Bei dem Entwurf wurde auf den Einsatz von natürlichen und freundlichen Materialien geachtet. Im Innenraum wurde eine Kombination aus hellen Holzmöbeln und Sichtbetonoberflächen der Funktionskerne gewählt. Ebenso wie bei Fußboden und Decke. Die Fassade ist als tiefe Holz Pfosten-Riegel-Fassade konzipiert. Dies ermöglicht den Einsatz von großen Verglasungen, die eine maximale Transparenz und Offenheit ermöglichen. Um Blicke von der Straße zu filtern und die begrünten Höfe räumlich zu fassen wird eine Konstruktion aus farblich lasierten Holzlamellen an den harten Kanten des Gebäudes eingesetzt. Dieses Element fasst damit die Innenhöfe und wird Teil der inneren Umwegung. Zudem besteht die Möglichkeit die Lamellen in diesem Bereichen zu begrünen und damit Teil der Oase werden zu lassen. 

  

Schlagworte

Montessori, Schule, Modulare Möbel, Pavillon, Lernen, Kinder, Lamellen-Fassade, Experimentieren, flexibel, Ausprobieren

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