Heinze ArchitektenAWARD 2020: Sieger "Nachwuchsarbeiten"
Palazzo Pubblico
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität der Künste Berlin, Experimentelles Gestalten und Grundlagen des Entwerfens, Matthias Pabst
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Italien
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
05.2021
Zeichnungen und Unterlagen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
6- bis 10-geschossig
Raummaße und Flächen
Grundstücksgröße
900 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Ziel des Entwurfs ist es, einen vitalen Ort zu schaffen, der die Wahrnehmung des kulturellen Lebens in Palermo schärft. Auf eine subtile Art und Weise soll den Menschen die niedrigschwellige Möglichkeit gegeben werden, mit anderen gesellschaftlichen Aspekten der Stadt in Kontakt zu treten – ungezwungen und unabhängig von ihrem soziokulturellen Status.
Das heutige „Foro Italico“ ist eine Freifläche, welche die Stadtfläche in ihrer Form nach dem zweiten Weltkrieg - ausgehend von der damals bestehenden Promenade - in das Meer hinein erweitert. Schutt und Abraum der zerstörten Gebäude fanden hier relativ pragmatisch ihr Ziel. Bis auf wenige Situationen befindet sich die Fläche noch in einem planerischen Dornröschenschlaf. Im Laufe der Zeit wurde die Fläche begrünt, ein paar vereinzelte Bäume gepflanzt. Trotzdem, oder gerade deswegen wird er von der heterogenen Stadtbevölkerung als informeller Ort gut angenommen. Es entstand so ein unerwartet facettenreicher Ort. Hier finden Freizeitaktivitäten gleichermaßen wie kulturelle oder religiöse Veranstaltungen unterschiedlichster Gemeinschaften statt. Die Küste ist für Palermo der Ort zum Atmen.
Der so entstandene Schwellenraum wird vom Meer und der ehemaligen Promenade eingegrenzt. So bildet sich eine Art räumliche Insel, die als aneignungsoffener Raum zwischen der definierten Dichte der Altstadt und absoluten Weite des Meeres autark vor den Toren Palermos liegt. Charakterisiert als unprogrammierter Möglichkeitsraum, der als ungezwungener Ort des Zusammenkommens in seiner Qualität in der jetzigen Stadtstruktur einzigartig ist. Genau darin liegt die Qualität des vorhandenen Raums. Diese soll erhalten bleiben, als Erbe verstanden werden und im Charakter als Grundlage für den Entwurf dienen, der daraus seine eigene räumliche Sprache artikuliert.
Kultureller Austausch bildet die Grundlage für ein Miteinander in einer integrativen Gesellschaft.
Es soll daher eine Art Forum der Interaktion, ein Palazzo für die Gesellschaft geschaffen werden, der Handlungen ermöglicht und durch Überlagerung unterschiedlicher Gesellschaftsschichten ein Bewusstsein für die Diversität der Gesellschaft stärkt. Ein Gebäude, das in seiner Außenwirkung eine gewisse Symbolkraft hat, aber dennoch immer auch filigran und sensibel bleibt.
Der Ort gewinnt an Relevanz für die Gesellschaft und die Leute fangen an, sich einzunisten, ihn sich zu eigen zu machen. Eine Bindung an den Ort entsteht, das Gebäude wird sichtbar Teil der Gesellschaft und die Gesellschaft wird sichtbar Teil des Gebäudes. Es soll Räume ermöglichen, die sich in ihrer Nutzung mitentwickeln und verändern können. Das Zusammenspiel der Kulturen steht somit nicht aktiv im Fokus, sondern die Interaktion, die auf eine unterschwellige Art geschieht.
Es soll ein Gebäude gedacht werden, das sowohl dicht als auch vielfältig ist - mit Potentialen für extrovertierte und introvertierte Funktionen. Es soll unerwartete Begegnungen ermöglichen, zufällige Entdeckung erlauben und Innovationen zulassen. Ein heterogenes Gebäude regt den Austausch und die Vielfalt an kulturellen Entwicklungen und deren Zusammenleben an und schafft Raum für Dissonanzen und Unordentlichkeit.
Menschen können am nur dann kulturellen Wandel unsere Zeit teilhaben und damit agieren, wenn sie ihn selbst gestalten können. Hierfür soll das Gebäude eine Plattform bieten.
Eine möglichst starke architektonische Artikulation des Konzepts schafft ein System, das mit einfachen räumlichen Variationen, ein hohes Maß an unterschiedlichen räumlichen Charakteren bzw. Impulsen ermöglicht.
Drei Kerne, verschiedene Geschosshöhen und unterschiedlich definierte Lufträume im Zentrum reichen als grundlegende Elemente aus. Überlagert mit einem räumlichen Kontinuum unterschiedlich gestalteter Treppenräume, entsteht eine Varianz, die jedem Geschoss eine individuelle Atmosphäre gibt.
Die Architektur gibt so atmosphärische - narrative Impulse, die es aber den unterschiedlichen Akteuren überlässt, an welchem Ort sie welche räumlichen Verknüpfungen, Überlagerungen oder Potentiale sehen.
Es entstehen unkonventionelle und nicht klar definierte Räume, die Kommunikation fordern und informelle Begegnungen fördern und eine undogmatische Nutzung des Gebäudes erlauben.
Ziel ist es somit nicht, Räume für jede individuelle Kultur zu schaffen, sondern Räume, die eine Zugänglichkeit und ein Angebot für alle Menschen stellen. Einen nahbaren und niedrigschwelligen Zugang für Menschen der unterschiedlichsten kulturellen Herkunft.
Auch in der Außenwirkung ist die Nahbarkeit ein wichtiger Aspekt. Im Spannungsfeld von monolithischer äußerer Form einerseits und dem innenliegenden aneignungsoffenen Möglichkeitsraum andererseits entsteht eine gewisse Poetik, die es schaffen kann, durch eine starke und elegante, jedoch nicht elitäre Formensprache eine Identifikation der Menschen mit dem Gebäude und dem Leben auf dem Foro Italico zu erzeugen.
Es soll eine Architektur mit Symbolcharakter gestaltet werden, die von der Stadt aus wahrgenommen wird und als ein Statement und gesellschaftlicher Attraktor dienen kann. Ein Haus das es aber auch ermöglicht, Stadt und Land aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
Das angedachte Gebäude soll an der Schnittstelle der Achse Quattro Canti und der vorhandenen Straße die städtische Dichte auf den Foro Italico weiterführen. Der so entstandene Gegenpol zur bestehenden Erweiterung des Botanischen Gartens wird den Raum des Foro Italico stärker fassen und zugleich den Bezug - die räumliche Transformation von alter Promenadenstruktur über das Gelände hinweg ins Meer – wahrnehmbarer machen.
Beschreibung der Besonderheiten
So kann einen sehr filigrane Anmutung nach außen erreicht, und darüber hinaus im Erdgeschoss auf weitere statische Elemente verzichtet werden.
Die Fassade besteht aus einem transluzenten Gewebe, welches sich variabel in der Höhe fixieren lässt. Es entsteht aus der Ferne ein monolithisches Volumen, welches dennoch Durchblicke erlaubt und leicht und nahbar ist. Ein Wechselspiel von Masse und Leichtigkeit. Bei Bedarf kann der Vorhang angehoben werden und darunterliegenden Geschosse können ungehindert nach außen treten. Durch diese Art und Weise - als ein großes Element - tritt es als ein Akt der Gemeinschaft hinter die Bedürfnisse einzelner Individuen zurück.
Schlagworte