Architekturobjekte
Pfarrheim Aufkirchen
82281 Egenhofen, Pfarrstrasse 6
Mit freundlicher Unterstützung von Schüco Stahlsysteme Jansen
Mit freundlicher Unterstützung von Schüco Stahlsysteme Jansen
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Pfarrstrasse 6, 82281 Egenhofen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
03.2016
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Ein Pfarrstadl, dessen Abbruch schon genehmigt war, wird unerwartet unter Denkmalschutz gestellt und die Pfarrgemeinde damit zur Erhaltung verpflichtet. Die Nutzung als Pfarrgemeindezentrum bietet sich an, doch wie bringt man Licht ins Dunkel des nahezu fensterlosen Gebäudes? Die Lösung ist verblüffend einfach – und wurde mit viel Glas und verschiedenen Stahlprofilsystemen der Schweizer Jansen AG realisiert.
Der „Pfarrstadl“ Aufkirchen stammt aus einer Zeit, als Ökonomien dem wirtschaftlichen Unterhalt des Seelsorge dienten: aus ihren den Erträgen wurden Priester bezahlt und kirchliche Gebäude unterhalten. Das mächtige Gebäude wurde 1837 als Dreiseitanlage mit Bezug auf das Pfarrhaus von 1734 errichtet. Dass das Ensemble von Kirche, Pfarrhof und Pfarrstadl bis heute die Mitte der oberbayerischen Gemeinde Aufkirchen prägt, ist dem beherzten Eingreifen einer engagierten Bürgerin zu verdanken, die – es war Mitte der 1980er-Jahre – das Landesamt für Denkmalpflege über den kurz bevorstehenden Abbruch informierte. Als „ein besonders eindrucksvolles Beispiel eines umfassenden landwirtschaftlichen Wirtschaftsgebäudes einer Pfarrökonomie“ steht der Pfarrstadl seither unter Denkmalschutz – was die Kirchstiftung St. Georg vor die Herausforderung stellte, das Gebäude zu sanieren und einer neuen Nutzung zuzuführen.
Potenziale erkennen und nutzen
Seit 1995 beherbergt der sanierte Westflügel den örtlichen Kindergarten; im Rahmen des 1. Bauabschnitts wurde darüber hinaus das gesamte Dach erneuert, was das Gebäude vor weiterem Verfall schützte. Es folgten jahrlange Evaluierungen für eine Nutzung des übrigen Gebäudes als Pfarrgemeindezentrum, bis der Münchner Architekt Benno Bauer das bischöfliche Ordinariat und das Brucker Landesamt für Denkmalpflege auf eine gemeinsame Linie brachte. Als gelernter Zimmermann faszinierte ihn die handwerkliche Konstruktion aus Stützen, Trägern und Holzverbindungen; als Architekt verfügte er über das Vorstellungsvermögen, die eng stehende Balkenkonstruktion in dem nahezu fensterlosen Gebäude mit den Nutzungsanforderungen eines Pfarrheims in Einklang zu bringen. Bauers Lösung ist verblüffend einfach: er fügte die Innenräume mit verglasten Trennwänden in das Raster der Holzstützen ein. Das Licht fällt von oben, durch einen verglasten Dachfirst und zwei grossflächige Oberlichter aus Stahl und Glas hindurch, in den Innenraum. Dank dieses architektonischen Glückgriffs bleibt der Stadl nicht nur in seiner ursprünglichen Form erhalten, sondern die beeindruckende Holzkonstruktion ist in ihrer ganzen Grösse erfahrbar: In der Längsachse über 47 Meter, in der Höhe bis zu 15 Meter.
Erhaltungsverpflichtungen bedingen das Raumprogramm
Besucher gelangen von Hof aus über das rechte der drei einst hölzernen, heute verglasten, Scheunentore auf die Tennenbrücke, die alte Zufahrt der Erntewagen. Von hier aus wurde das Erntegut zu den unteren Lagerkellern abgeworfen oder mit Gabeln nach oben durchgereicht. Die Tennenbrücke zu erhalten, war eine unabdingbare Vorgabe der Denkmalpflege. Sie gliedert das Gebäude in zwei Bereiche: Rechter Hand befindet sich der rund 50 qm grosse Mehrzweckraum; linker Hand der über 100 qm grosse Pfarrsaal mit einer breiten Empore, die vom Obergeschoss aus zugänglich ist. Ebenfalls im Obergeschoss angeordnet sind ein Übungsraum für den Chor und ein Jugendraum. Der eigentliche Haupteingang, Zugang vom Parkplatz aus, liegt im Untergeschoss, welches aufgrund der Hanglage ebenfalls ebenerdig erschlossen wird. In den einstigen Lagergewölben sind Sanitär- und Nebenräume untergebracht. Die beiden Ebenen sind über eine breite Treppe miteinander verbunden.
Innerhalb des Rasters der 29 mächtigen Holzstützen von 4,3 x 4,3 Meter ordnete Bauer mit verglasten Wänden transparente Innenräume an, die vielfältige Blickbeziehungen ermöglichen. Dabei wurde nahezu die gesamte Tragkonstruktion erhalten; lediglich im Pfarrsaal mussten zwei Stützen rückgebaut werden und im etwas kleineren Mehrzwecksaal eine. Die Last wird jeweils von Leimbindern im Dachgeschoss aufgefangen. Zusätzlich zu den bereits vorhandenen, schmalen Lichteinlässen genügten vier rund einen Meter breite und sechs Meter hohe Öffnungen, um das Innere des Pfarrstadls in einen taghellen und lichtdurchfluteten Raum zu verwandeln. Der Pfarrsaal selbst ist zwar nur sechs Meter hoch, aber dessen verglastes Oberlicht und der verglaste Dachfirst öffnen den Raum zum Himmel und machen unterschiedliche Lichtstimmungen und Wolkenbilder erlebbar.
Überkopf-Brandschutzverglasung beschert einzigartiges Raumerlebnis
Realisiert wurden die weit gespannten Oberlichter – sie bestehen aus 36 resp. 32 Elementen im Format 90 x 160 mm – die im Brandfall den Feuerüberschlag in den Dachstuhl verhindern, als F30-Brandschutzverglasungen mit dem Stahlprofilsystem Jansen VISS Fire. Mit seinen schmalen, nur 50 mm breiten Profilansichten entsprach das Stahlprofilsystem optimal dem Wunsch des Architekten nach einer feingliedrigen und dennoch hochtragfähigen Konstruktion, die maximal viel Licht einfallen lässt und damit seine gestalterische Idee optimal unterstützt. Auch die Trennwände, die das Innere der rund 8000 m3 umschliessenden Tenne durchziehen, wurden mit Jansen VISS Fire erstellt. Es versteht sich (fast) von selbst, dass die Anschlüsse an den Bestand eine Fülle von Detaillösungen erforderten, die die Oberland Metallbau und Bauschlosserei GmbH, Weira, nach den Vorgaben des Architekten umsetzte. Die Befürchtung, dass die Räume „hellhörig“ sein könnten, erwies sich als unbegründet: Die transparenten Konstruktionen aus Stahl und Glas bieten wirksamen Schallschutz (R’w 50 dB); zusammen mit schallabsorbierenden Akustikplatten an der Decke entsprechen sie Anforderungen an effektiven Schallschutz in Besprechungs- und Veranstaltungsräumen.
Der erste Spatenstich erfolgte im Mai 2015; der ursprüngliche Fertigstellungstermin wurde nur um wenige Wochen verfehlt. Zum Jahreswechsel 2017/2108 feierte die Kirchgemeinde hier erstmals gemeinsam Silvester. 180 Jahre nach seiner Erbauung ist der revitalisierte Pfarrstadl nicht nur ein wichtiges Zeugnis ländlicher Baukultur, sondern auch das neue kulturelle Zentrum der oberbayerischen Gemeinde Aufkirchen: Offen für Jung und Alt, ermöglicht er die zwanglose Begegnung in einzigartigen Räumen, die Ruhe und Geborgenheit ausstrahlen.
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