Architekturobjekte


Pflegewohnhaus Baumgarten

1140 Wien, Heinrich-Collin-Straße 188, Österreich

Mit freundlicher Unterstützung von GROHE

Außenansicht - Pflegewohnhaus Baumgarten

© Werner Huthmacher, Berlin

Begegnung der Generationen: Die denkmalgeschützten Pavillons beherbergen heute unter anderem einen Kindergarten. - Pflegewohnhaus Baumgarten

© Werner Huthmacher, Berlin

Altersgerechtes Lichtkonzept: Ältere Menschen sehen oft schlecht und benötigen eine höhere Beleuchtungsstärke von 500 Lux. - Pflegewohnhaus Baumgarten

© Werner Huthmacher, Berlin

Mit freundlicher Unterstützung von GROHE

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Heinrich-Collin-Straße 188, 1140 Wien, Österreich

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Neubau

Fertigstellungstermin

03.2014

Zeichnungen und Unterlagen

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Ganahl Ifsits Architekten

Mittersteig 13/3

1040 Wien

Österreich

Gebäudedaten

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

44.400 m²

Kosten

Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)

70.000.000 Euro

Beschreibung

Objektbeschreibung

Der in Wien-Penzing gelegene Gebäudekomplex des Pflegewohnhauses Baumgarten ist Teil eines Häuserblocks, der von der Hütteldorfer Straße, der Heinrich-Collin-Straße, der Salisstraße und der Seckendorfstraße begrenzt wird. Er verfügt über drei Bereiche für Kurzzeitpflege, sieben Bereiche für Langzeitbetreuung, zwei Bereiche für Demenzpatienten sowie ein Tageszentrum, in dem bis zu 50 Menschen betreut werden können. Das Wiener Büro Ganahl:Ifsits Architekten hatte für das 70 Millionen Euro teure Eigenprojekt des Krankenanstaltenverbunds der Stadt Wien ein Generalplanermandat.
Herr Walter Ifsits äußert sich zu den planerischen Anforderungen und der Umsetzung im Interview:

Der 1900 als Militärspital errichtete Gebäudekomplex war zuletzt als Geriatriezentrum genutzt – was waren die Anforderungen für den Neu- und Umbau?

Gewonnen haben wir den europaweit ausgeschriebenen zweistufigen Wettbewerb 2007 mit unserem städtebaulichen Konzept eines viergeschossigen Atriumhauses und eines zweigeschossiges Langhauses: Damit nehmen wir das System der Pavillons auf, brechen aber die vormals strenge Axialität auf und öffnen das Areal zur Umgebung hin. Von den insgesamt sechs Pavillons mussten wir zwei abbrechen, weil die Vier- und Sechsbettzimmer den Pflegestandards des 2007 verabschiedeten neuen Geriatriekonzepts der Stadt Wien nicht mehr entsprachen. Heute haben wir 80 Prozent Einzelzimmer, die übrigen 20 Prozent sind Zweibettzimmer und Wohngruppen. Die übrigen vier unter Denkmalschutz stehenden Pavillons werden anderweitig genutzt – unter anderem sind dort die Verwaltung und ein Kindergarten untergebracht.

Wie baut man ein Krankenhaus, das nicht wie eines aussehen soll?

Im Prinzip ist es so: Wenn es uns gelingt, ein Haus zu bauen, in dem sich das Personal wohlfühlt, dann geht es auch den Patienten gut. Deshalb war es uns von Anfang an sehr wichtig, bei dem Projekt eine Spital-Atmosphäre zu vermeiden und möglichst differenzierte Räume zu schaffen – mit kleinen und überschaubaren Wohnbereichen, mit Fluren, die sich auf weiten und als Begegnungszonen dienen, mit hochwertigen und fein aufeinander abgestimmten Materialien. Geholfen hat uns dabei, dass wir im ganzen Haus die hölzernen Einbaumöbel selbst entwerfen konnten – bis auf die Betten, da konnten wir nichts machen … Dafür gibt es in jedem Zimmer eine „Wand der Erinnerung“ für Fotos und persönliche Dinge, und die Patienten dürfen – in begrenztem Umfang – auch Einrichtungsgegenstände von zu Hause mitbringen. Ein anderes Thema ist das Licht: Weil die Patienten zum Teil sehr schlecht sehen, brauchen wir überall eine Beleuchtungsstärke von 500 Lux – für Normalsichtige viel zu grell, und für die Klimatisierung des Hauses ein erheblicher Aufwand. Aber wenn Sie einmal eine Simulationsbrille für Sehbehinderungen getragen haben, verstehen Sie es. Deshalb haben wir versucht, so viel Tageslicht wie möglich ins Innere des Gebäudes zu holen, und um den Bezug zur Natur zu stärken, haben wir den Aufenthaltsbereichen im Atriumhaus jeweils einen zwei geschossigen Wintergarten vorgelagert, von dem aus man einen sehr schönen Blick nach draußen hat.

Welche Begegnungsmöglichkeiten gibt es darüber hinaus?

In dem sanierten Bestandspavillon konnten wir im Erdgeschoss einen doppelt geschosshohen Veranstaltungssaal realisieren, und die Demenzpatienten können den Pflegehof – zusätzlich zu ihrem eigenen Hof – mitbenutzen. Dort gibt es eine Voliere, einen überdachten Pavillon und einen Teich. Der Bewegungsraum des Therapiebereichs lässt sich nach außen öffnen, es gibt im Hof einen Hochbeetgarten, der ebenso wie das Caféhaus und der Friseur auch von den Bewohnern der umliegenden Häuser genutzt werden kann, und last but not least gibt es ein tiergestütztes Therapieangebot.

Orientierung ist ein wichtiges Thema in der Geriatrie. Was kann die Architektur dazu beitragen?

Jede der insgesamt zwölf Stationen hat als Orientierungshilfe ihre eigene Farbe. Als Farben für die Bewohnerzimmer haben wir Grün bzw. Orange gewählt. Sie wirken auffrischend und positiv stimulierend: Orange lockert, regt an, heitert auf und suggeriert als warme Farbe innere Ausgeglichenheit; Grün wirkt beruhigend und stabilisierend. So kommen zwei Farben mit annähernd gleicher und positiver Wirkung zum Einsatz. Außerdem ist die Lage der Pflegezimmer an den shuttern, den hölzernen Lamellen-Schiebe-Fensterläden, von außen klar ablesbar. Sie sorgen für ein sehr schönes Licht im Inneren der Räume, fast so wie in einem Sanatorium – die Balkone sind auch mit einem Pflegebett befahrbar – und die mit abstrahierten Wiesenmotiven bedruckten Glasgeländer, die nach oben optisch durchlässiger werden, nehmen den Patienten die Schwellenangst.

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