Architekturobjekt 21 von 27

Architekturobjekte


Plattenbau Oleanderweg, Halle

06122 Halle, Oleanderweg 25-45

Mit freundlicher Unterstützung von GROHE

Außenansicht - Plattenbau Oleanderweg, Halle

© Jean-Luc Valentin, Frankfurt am Main

Private Vorgärten und Mietergärten helfen den Bewohnern, sich mit dem Gebäude zu identifizieren - Plattenbau Oleanderweg, Halle

© Jean-Luc Valentin, Frankfurt am Main

Außenansicht - Plattenbau Oleanderweg, Halle

© Jean-Luc Valentin, Frankfurt am Main

Treppenaufgänge und Fahrstuhl - Plattenbau Oleanderweg, Halle

© Grohe

Ein wesentliches Problem der Plattenbausiedlungen besteht in den indifferenten Außenräumen - Plattenbau Oleanderweg, Halle

© Stefan Forster Architekten

Mit freundlicher Unterstützung von GROHE

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Oleanderweg 25-45, 06122 Halle, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Umbau

Fertigstellungstermin

01.2010

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Stefan Forster GmbH

Carl-von-Noorden-Platz 5

60596 Frankfurt

Deutschland

Tel. +49 69 24748000

office@sfa.de

Bauherr

GWG Gesellschaft für Wohnund Gewerbeimmobilien Halle-Neustadt mbH

Am Bruchsee 14

06122 Halle

Deutschland

Gebäudedaten

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Grundstücksgröße

5.673 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Stadtumbau ist für viele Bewohner Halles ein fester Begriff geworden. Schrumpfende Bevölkerung und eine veränderte Altersstruktur stellen die Stadt in allen Lebensbereichen vor große Herausforderungen, nicht nur bei der Bekämpfung des Wohnungsleerstandes. Stefan Forster Architekten gewannen im IBAWorkshopverfahren 2003 den 1. Preis für das modellhafte Konzept des Umbaus eines 5-geschossigen Plattenbaus von 1971 zu einem modernen, familienfreundlichen Wohngebäude.

Herr Forster, Ihr Büro hat sich auf die „Transformation von Plattenbauten“ spezialisiert, welche Stärken machen diesen Gebäudetyp erhaltenswert?

Der Plattenbau verfügt über eine sehr robuste Grundstruktur, die hohe Flexibilität ermöglicht. Statisch waren die Großtafeln belastbar, auch die Dimensionen der Installationsschächte waren hinreichend groß, um verschiedene Wohnformen und entsprechend eine Vielzahl von Wohnungstypologien zuzulassen. Doch der Materialmangel des sozialistischen Massenwohnungsbaus, ein Städtebau, der sich nicht an menschliche Bedürfnisse, sondern ausschließlich an den Richtbahnen der Großkräne orientierte, sowie das staatlicherseits propagierte einheitliche Lebensmodell brachten jene monotone Tristesse hervor, die die Menschen, so sie es sich leisten konnten, nach dem Epochenbruch 1989 fluchtartig verließen. Von den im Sommer 2004 geschätzten 1.500.000 leerstehenden Wohneinheiten in Ostdeutschland lagen weit mehr als die Hälfte in den Plattenbau-Siedlungen.

Der Bestandsgrundriss spiegelt nicht mehr die Wohnanforderungen unserer heutigen Zeit wieder. Er hat unbelichtete Küchen, zu kleine Bäder, einen zu schmalen Balkon und ist auch insgesamt zu klein. Historisch ist dieser Grundriss verständlicherweise in der Mangelsituation sowie durch die Tatsache begründet, dass die Menschen relativ wenig Zeit darin verbrachten. In der heutigen Freizeitgesellschaft sind die Anforderungen an eine Wohnung jedoch viel höher, so dass der Bestandsgrundriss mit diesen Anforderungen konfrontiert wurde.

Ihr Büro gewann 2003 das IBA-Workshopverfahren für den Umbau eines Plattenbaus in Halle-Neustadt. Bitte beschreiben Sie uns das Umbaukonzept.

Wir haben für diesen Transformationsprozess eigene Kriterien entwickelt. Ziel der Eingriffe war es, den Plattenbaucharakter vergessen zu machen und stattdessen an die Tradition der Gartenstadt anzuknüpfen. Der 5-geschossige Plattenbau, zusammengesetzt aus 13 einzeln erschlossenen Häusern entstand 1971. Aus städtebaulichen und wohnungspolitischen Gründen wurden die zwei Endgebäude vom EG bis DG und der Verbinder vom 1.-4.OG vollständig zurückgebaut. Die Öffnungen zum Nachbartreppenhaus wurden verschlossen. Im Bereich der beiden obersten Geschosse wurden große Teilbereiche inklusive Dachkonstruktion zurückgebaut, um großzügige Dachterrassen zu schaffen. Die im Süden an das Gebäude angesetzte Balkonanlage wurde vollständig abgebrochen. Im Inneren wurden in jedem zweiten Treppenhaus die Läufe und Podeste entfernt, Aufzüge stellen jetzt die Vermietbarkeit von den höher gelegenen Wohnungen sicher. Wie alle Plattenbauten, so leidet auch der hier vorgefundene Typ P2 an der mangelnden Differenzierung des Wohnumfeldes. Der Übergang vom öffentlichen zum privaten Raum erfolgte übergangslos. Diesem Missstand wird durch die Einführung eines privaten Sockels auf Erdgeschossniveau Abhilfe geschaffen. Hierdurch erhalten alle Wohnungen im EG, zu beiden Seiten, einen Garten.

Die Wohneinheiten im EG und 1. OG sind als zweigeschossige „Haus-im-Haus“-Wohnungen mit separatem Eingang und Privatgarten realisiert worden. Vormalig ebenso beklemmend enge wie dunkle Wohnungen werden durch vergrößerte Fensterformate offener, Flure wurden verbreitert, Wände verschoben, Schächte verkürzt und damit individuelle Grundrisse geschaffen. Einstmals innenliegende Küchen und Bäder werden jetzt mit Oberlichtern oder Fenstern natürlich belichtet. Insgesamt wurden die Wohnungen freundlicher, heller und großzügiger. Es entstanden geräumige Dachgärten, die Assoziationen an Penthouse- Wohnungen wecken. Natürlich erhielten auch die Fassaden mit leuchtenden Farben, großen Balkonen und Klinkersockeln eine Auffrischung. Freilich, diese Erhöhung der äußerlichen Attraktivität war keine bloße Fassadenkosmetik, sondern entsprach einer Verbesserung der Qualität der Wohnungen und des Wohnumfeldes. 

Welche Zielgruppen spricht das Gebäude heute an?

Wir sehen die Hauptaufgabe in der aktuellen Situation nicht in der Erfindung vermeintlich neuer Wohnformen. Es geht vielmehr darum, den Wohnungsbestand den geänderten Bedürfnissen der Menschen anzupassen. Das Ergebnis der Sanierung muss immer eine Wohnung sein, die auf dem freien Markt konkurrenzfähig ist. Dies bedeutet, dass das Projekt den Anforderungen an das Wohnen in der heutigen Zeit gerecht werden muss. Gleichzeitig muss das Ergebnis so neutral sein, dass es möglichst viele potentielle Mieter anspricht. Wenn das Endprodukt diesen Kriterien entspricht, glauben wir an die Nachhaltigkeit unserer Arbeit. D. h. die von uns geschaffene Architektur muss mehrere Jahrzehnte überdauern und sollte dann auch weiterhin transformierbar sein. Schon die Architekten von Halle-Neustadt hatten sich größere Differenzierung des Wohnungsangebotes gewünscht. Aus ökonomischen und wohl auch ideologischen Gründen war damals darauf verzichtet worden. Wir sehen uns mit dem Projekt auch etwas in der Tradition der Kollegen von vor 40 Jahren.

Herr Forster, vielen Dank für das Gespräch!

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