Nominiert für die Shortlist der Jury 2024 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2024 - Nachwuchsarbeiten


POST FOSSIL PRODUCTION - Kreislaufgerechte Produktionsstätten im urbanen Kontext

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: RWTH Aachen, Architektur, Milena Lümmen

transform. Transformation des ehemaligen Gastanks zur Energieikone - POST FOSSIL PRODUCTION - Kreislaufgerechte Produktionsstätten im urbanen Kontext

© ML

connect. Verbindung der Produktionsstätten durch die Technikbrücke - POST FOSSIL PRODUCTION - Kreislaufgerechte Produktionsstätten im urbanen Kontext

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unite. Der produktive urbane Hafen von Rotterdam - POST FOSSIL PRODUCTION - Kreislaufgerechte Produktionsstätten im urbanen Kontext

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produce. Das neue flexible Produktionsquartier - POST FOSSIL PRODUCTION - Kreislaufgerechte Produktionsstätten im urbanen Kontext

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green. Umnutzung des Bestandes und Reinigung kontaminierter Böden durch Begrünung - POST FOSSIL PRODUCTION - Kreislaufgerechte Produktionsstätten im urbanen Kontext

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research. Aufarbeitung der lokalen Historie - POST FOSSIL PRODUCTION - Kreislaufgerechte Produktionsstätten im urbanen Kontext

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reuse. Konzept zur Wiederverwendung der Gastank-Teleskopbehälter - POST FOSSIL PRODUCTION - Kreislaufgerechte Produktionsstätten im urbanen Kontext

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modularize. Modulares Holbausystem basierend auf den wiederverwendeten Elementen - POST FOSSIL PRODUCTION - Kreislaufgerechte Produktionsstätten im urbanen Kontext

© ML

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: RWTH Aachen, Architektur, Milena Lümmen

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Niederlande

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

08.2023

Gebäudedaten

Bauweise

Holzmodulbau

Tragwerkskonstruktion

Holz

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

19.800 m²

 

Nutzfläche

17.200 m²

 

Verkehrsfläche

1.500 m²

 

Grundstücksgröße

31.000 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Urbane Produktionsstätten sind entscheidend für die Überbrückung der Distanz zwischen Konsumierenden und Produzierenden, welche durch soziale und wirtschaftliche Veränderungen in europäischen Städten entstanden ist. Durch die Schaffung lokaler, kollaborativer Arbeitsumgebungen für kleine bis mittelständische Produktionsunternehmen bieten urbane Produktionsstätten außerdem optimale Bedingungen für die Integration kreislaufgerechter Praktiken in den Produktionsprozess. Die Verflechtung von Produktion mit städtischen Strukturen legt den Grundstein für eine zukünftige Kreislaufwirtschaft in unseren Innenstädten.

In den letzten Jahren hat das Konzept der urbanen Produktion in Verbindung mit der Kreislaufwirtschaft an Bedeutung gewonnen, da geografische und politische Entwicklungen verdeutlicht haben, dass europäische Städte resilienter gegenüber Veränderungen sein müssen. Themen wie Klimawandel, demografische Verschiebungen und Pandemien haben Fragen zu aktuellen städtischen Strukturen, globalen Abhängigkeiten und Bauweisen aufgeworfen.

Es ist eine umfassende Herangehensweise erforderlich, um eine symbiotische Beziehung zwischen städtischen Bewohner*innen und Produzierenden zu schaffen und diesen Herausforderungen in Zukunft nachhaltig zu begegnen. Architektonische Lösungen, die Spannungen zwischen verschiedenen Nutzergruppen abbauen und die Interaktion zwischen Bewohner*innen und Produzierenden fördern, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Damit urbane Produktionsstätten langfristig Bestand haben, müssen sie sich den sich rasch ändernden Anforderungen sowohl an den Raumbedarf in der Stadt als auch an den Produktionsprozess anpassen können.

Das Ziel des Projektes war die Gestaltung eines kollaborativen Quartiers mit Schwerpunkt auf lokaler Produktion im Hafenviertel "M4H" rund um einen der ehemaligen Gastanks der Stadt Rotterdam. Bei der Konzeption wurde besonderes Augenmerk auf vier Prinzipien gelegt:

- Überbrückung der Kluft zwischen Produzierenden und der Öffentlichkeit durch kommunikative Schnittstellen der Gruppen
- Entwurf flexibler Grundrisse für anpassungsfähiger Produktionsstätten
- Schaffung einer kollaborativen Arbeitsumgebung für produzierende Unternehmen
- Förderung zirkulärer Praktiken innerhalb des Quartiers

Das M4H-Areal hat eine einzigartige Lage: Es ist zum einen mit Rotterdams Hafen verbunden und hat direkten Zugang zur Nordsee. Zum anderen befindet es sich in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums von Rotterdam, womit das Gebiet potenziell einen erheblichen Einfluss auf die Stadtstruktur haben kann. Die Stadt strebt bereits aktiv den Übergang von einer linearen zu einer zirkulären Hafenwirtschaft an. Die Industrie soll zunehmend von fossilen Brennstoffen auf biobasierte Ressourcen umsteigen und sich von einer auf drei Sektoren konzentrierten Monokultur zu einem vielseitigen und anpassungsfähigen industriellen Ökosystem entwickeln.

Im Zentrum des betrachteten Areals befindet sich der Gastank, welcher im Rahmen des Entwurfs von einem Sinnbild der Ära fossiler Brennstoffe zu einer Ikone der erneuerbaren Energieerzeugung transformiert werden sollte. Dabei war zu berücksichtigen, dass der Standort eine komplexe Historie hat, welche die Lagerung von Gas, chemische Produktion, Sanierung kontaminierter Böden und lange Leerstandszeiten beinhaltet. Darüber hinaus liegt das Gebiet vor der Deichanlage und ist damit anfällig für mögliche Überschwemmungen. Diese Aspekte machen den Standort zu einem "Innovationslabor" für die Bewältigung verschiedener Herausforderungen der urbanen Produktion, welche durch die Implementierung zirkulärer und flexibler Nutzerkonzepte, sowie nachhaltiger, rückbaubarer Bauweisen adressiert werden.

Beschreibung der Besonderheiten

Das Projekt zeichnet sich durch flexible, modulare Produktionshallen entlang einer fixen Struktur aus, welche unzählige Raumkonfigurationen ermöglicht und gleichzeitig den Bestand integriert. Diese Anpassungsfähigkeit der Räume ist entscheidend für sich stetig ändernde Produktionsprozesse und städtische Anforderungen. Innerhalb der fixen Struktur werden die technischen Verbindungspunkte dabei sichtbar in einer höheren Ebene platziert, um Umbauten zu erleichtern und Überschwemmungsrisiken zu mindern. Dabei bietet die Struktur nicht nur technische Funktionalität, sondern auch eine klare, autofreie Zugänglichkeit für Unternehmen und Orientierung für Besucher im Gebiet.

Neben der Flexibilität der Grundrisse fungiert das Grundstück als Experimentierfeld für diverse zirkuläre Bauweisen, darunter das Wiederverwendungskonzept lokaler Materialien wie die äußeren Schichten des Gastanks. Diese Materialien beeinflussen die Erweiterungen des Bestands hinsichtlich Größe und Form. Die Grünflächen auf dem Gelände erfüllen eine doppelte Funktion: Sie dienen als sozialer Treffpunkt für das Quartier mit temporären Strukturen zur Förderung des Austauschs und sind gleichzeitig gezielt ausgewählt, um den schadstoffbelasteten Boden langfristig und nachhaltig zu reinigen.

Um dem Produktionsquartier auch nach außen hin eine neue Bedeutung zu verleihen wird der ehemalige Gastank zum Leuchtturmobjekt des Gebietes transformiert und verkörpert somit die Idee der Kreislaufwirtschaft in der Industrie als Ikone erneuerbarer Energieerzeugung.

Nachhaltigkeit

Energie

Das Ziel eines Produktionsquartiers ist es, einen passiven Standard zu erreichen, bei dem die Abwärme eines Betriebs die Wärme für andere liefert und der Überschuss erneuerbarer Energien gemeinsam genutzt wird. Daher sind alle Hallen durch eine fixe Struktur miteinander vernetzt, um ständig von Symbiosen zu profitieren. Der Gastank fungiert als Energie-Tower und versorgt das Quartier mit erneuerbarer Energie. Zudem werden lokale Ressourcen, wie das Flusswasser, für Kühlung genutzt. Durch die Bündelung kleinerer Betriebe auf dem Gelände rechnen sich Investitionen in diese Technologien für jeden Einzelnen mehr.

Material

Idealerweise verlässt kein Material das Grundstück, und neu gelieferte Materialien können immer wieder neu konfiguriert werden. Diesem Leitfaden folgt auch der Entwurf des Projekts. Alle noch sanierungsfähigen bestehenden Gebäude bleiben daher vorerst erhalten und werden entsprechend ihrer Raumqualitäten umgenutzt. Anschließend wird überschüssiges Material wird identifiziert: Die rund 10.200 Quadratmeter Metall in den äußeren vier Schichten des Gastanks werden als Materiallager für Urban Mining betrachtet. Die Abmessungen dieses vorhandenen Materials beeinflussen danach die Erweiterungen des Bestands in Bezug auf Größe, Form und mögliche Modularität. Der Neubau erfolgt durch die Kombination von wiederverwendeten und neuen Materialien und ausschließlich in modularer Bauweise. Dabei werden CO2-neutrale Materialien verwendet, wie beispielsweise Holz für das Skelett der Tragstruktur.

Auszeichnungen

Baunetz Campus Masters Sep/Okt 2023 3. Platz

Schlagworte

Urbane Produktion, Kreislaufwirtschaft, Ressourceneinsparung, Reuse, Transformation, Bauen im Bestand

Energetische Kennwerte

Energiestandard

Niedrigenergiehaus

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