Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2021: Teilnehmer
Produktion und Headquarter OVESCO Endoscopy AG Tübingen
72076 Tübingen, Friedrich-Miescher-Straße 9
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: METAkonzept (in METARAUM Architekten)
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: METAkonzept (in METARAUM Architekten)
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Friedrich-Miescher-Straße 9, 72076 Tübingen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
10.2019
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
28.803 m³
Bruttogrundfläche
5.180 m²
Nutzfläche
3.576 m²
Verkehrsfläche
920 m²
Grundstücksgröße
4.979 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
2.543.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
11.710.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Ziel des Bauvorhabens war es, die bisher in der Stadt verteilten, unterschiedlichen Gebäude der OVESCO EndoscopyAG, mit ihren verschiedenen Nutzungen, nun in einem Firmengebäude zusammenzufassen und das Unternehmen damit im Technologie- und Wissenschaftspark sichtbar zu machen. Dabei lag die Herausforderung darin, die spezifischen Betriebsfunktionen von Verwaltung und Vertrieb mit ihren Büroflächen, von Forschung und Entwicklung mit Werkstätten und Laboren, sowie von Reinraum-Produktion, Lagerhaltung und Logistik, nicht etwa nur in einem Gebäudeensemble zusammenzubringen, sondern – in engem physischen Kontakt zueinander- in einem Haus zu verbinden.
„Kommunikation“ als die zentrale Leitidee des Betriebskonzepts und der Unternehmenskultur wurde demzufolge zum Entwurfsmotiv für die Architektur des Gebäudes.
Städtebauliche Einbindung
Das Grundstück des Unternehmens befindet sich in „der Tiefe“ des Wissenschafts- und Technologiepark Tübingens.
Es tritt erst nach einer Straßenbiegung hinter seinen Nachbarn in Erscheinung. Die Lage besticht jedoch nach Osten hin durch einen freien Blick über das abfallende Gelände in die Weite der Landschaft.
Der Bebauungsplan des jungen Gewerbeparks gab ein orthogonales Bebauungsraster vor. Die Architektur des Gebäudes musste daher einen ganz eigenen Charakter entwickeln, um sich aus der versteckten Lage gegen die größeren, recht profanen Bauten in der Umgebung städtebaulich behaupten zu können. Hinter einer weiten Straßenbiegung gelegen, tritt das Gebäude, mit einem gewissen Überraschungsmoment verbunden, in Erscheinung. Der pointierte Hochpunkt über der großzügigen, distanzschaffenden Freifläche des Eingangs bildet den Auftakt einer Gebäudegeometrie, die zum einen im weiteren Verlauf, das Gewerbegebiet parallel zur abfallenden Topografie begrenzt, zum anderen eröffnet die zurückgesetzte Lage des Gebäudes den Bezug zum angrenzenden Landschaftsraum.
Freiraumbezug
Trotz der baulichen Dichte im Quartier schafft das Gebäude, bedingt durch seine Typologie, verschiedene im Kontext stehende Freiräume. Viele davon befinden sich im Gebäude selbst und sind verschiedenen Ebenen zugeordnet: Vorplatz und Atriumhof in räumlichem Zusammenhang im EG, Hochgarten und Terrassenquerung im 1.OG, die großzügige Dachterrasse der Cafeteria im 2.OG. Mit vielfältigen Blickbezügen zwischen den Freiräumen und von den arrondierenden Arbeitsflächen der Ebenen nach aussen, sucht das Gebäude aber auch mit seinen umgebenden Freiflächen den Anschluss an die landschaftliche Umgebung. Dabei ist die fallende Topographie, im weichen Übergang zwischen Gebäudevorbereich und dem öffentlichen Grünraum, der bis zum nahen Waldsaum reicht, hilfreich gewesen.
Architektonische und gestalterische Qualität des Gebäudes
Zugunsten eines großzügigen Vorplatzes mit Grünfläche ist das viergeschossige Gebäude auf dem Grundstück zurückgesetzt und nützt es, um auch einen innenliegenden Freiraum bieten zu können, maximal aus.
Der 2-geschossige trapezförmige Sockelbaukörper basiert auf der Typologie des „Atriumhauses“.
In den Atriumhof ist ein Kubus von abweichender Raumhöhe für die Reinraumproduktion eingestellt. Mit einem aufgesetzten zweigeschossigen Riegel schafft der Baukörper auf dem Eckgrundstück zum Tal hin, seinen unprätentiösen, aber dennoch vom Tal her sichtbaren Hochpunkt. Er markiert nicht nur den Zugang des Unternehmens, sondern bietet den Nutzern auch einen faszinierenden Weitblick über das Neckartal und Umland Tübingens.
Die Gesamtform des Gebäudes entwickelt sich aus einem Guss. Die stumpfwinklige Gebäudeecke und die großzügige Unterschneidung des Gebäudes im Eingangsbereich, will das Haus geschmeidig um die Straßenbiegung führen.
Am Ende des Baukörpers ist das zweigeschossige Warenlager integriert - mit vorgelagertem Logistikhof.
Trotz höchst unterschiedlicher Anforderungen der Nutzungsbereiche an Konstruktion und Bauweise, gelingt es, ein einheitliches Erscheinungsbild zu formulieren, das dem Qualitätsanspruch des angesehenen Unternehmens als Imageträger Rechnung trägt.
Informationen zur baulichen Nutzung, Konstruktion und Fassadengestaltung unter "Besonderheiten", s.u.
Beschreibung der Besonderheiten
Räume, die eine hohe technische Installation erforderten, wie die hochspezialisierte Reinraumproduktion, Labore und Werkstätten wurden konzentriert im Erdgeschoss untergebracht. Durch die Anordnung dieser Spezialräume im Kern des Gebäudes, konnte strukturell fast unabhängig eine ringförmige Grundrisstypologie auf dem typischen Raster von Verwaltungsbauten realisiert und eine effiziente Installationsverteilung gewährleistet werden.
Die Abmessungen der Tragstruktur des Geschossbaus sind für diverse Nutzungen (Elektrowerkstatt, 3-D-Druck, Materiallabor, ...), wie für Standardarbeitsplätze gleichermaßen geeignet und höchst flexibel ausbaubar.
Im ersten Obergeschoss entfaltet sich die ringförmige Grundrißstruktur als das Prinzip, welches nicht nur am besten alle Gebäudebereiche horizontal, wie vertikal verbindet, sondern auch eine sehr flexible Anpassung an diese verschiedenen Nutzungen ermöglicht. Die projekt– und teamorientierte interdisziplinär geprägte Arbeitsweise wird so bestens unterstützt.
Nutzungsbeschreibung im Einzelnen:
Erdgeschoss:
Im Herzen des Gebäudes liegt die Reinraumproduktion, die unter hermetischen Bedingungen die Hightechprodukte fertigt.
Dennoch ist sie mit allen anderen Nutzungen auf kurzen Wegen verbunden, umringt von Werkstätten und Laboren, die nicht unter den Reinraumbedingungen arbeiten müssen. Die direkt erreichbaren Treppenhäuser stellen die kurze vertikale Verbindung in die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen dar und diesen Bereichen zugeordneten weiteren Laborflächen.
Unmittelbar der Produktion gegenüber befindet sich die Versandabteilung mit 2-geschossigem Lager und Logistikhof.
Öffentliche Funktionen haben im „Kommunikationskonzept“ einen hohen Stellenwert. Im Erdgeschoss wird dieses durch die Unternehmensausstellung repräsentiert, die an Foyer und Empfang anbindet und seine Atmosphäre durch den Gartenhof erhält.
Hier beginnt der bewusst geplante Rundgang durch die verschiedenen Betriebsfunktionen um Gartenhof und Reinraumproduktion herum, mit schaufensterartigen Einblicken und mündet im Schulungsbereich, der am Gartenhof Teil hat, wieder im Foyer. Von hier aus kann der Gast dann über die skulptural freistehende Wendeltreppe zum Empfang der Vertriebsabteilung in den 1.Stock begleitet werden.
Die öffentlichen Bereiche des Unternehmens dienen gleichermaßen der Öffentlichkeitsarbeit, wie der innerbetrieblichen Kommunikation für die Ausbildung und den fachlichen Austausch.
1.Obergeschoss:
Das Ringprinzip des Grundrisses dient auch hier der optimalen Betriebskommunikation. In der offenen Bürolandschaft des Projektbereichs arbeiten unterschiedlich große interdisziplinären Projektteams aus Forschung, Entwicklung und Produktion, sowie Vertrieb, an der Entwicklung und Optimierung der medizintechnischen Highend-Produkte. Die Arbeitsbereiche sind untereinander, horizontal, sowie vertikal mit der Produktion, Verwaltung und Schulung vernetzt und durchsetzt mit Kommunikationsbereichen in Form von Thinktanks, Besprechungsräumen und Loungebereichen.
Räumliche Highlights sind vor allem die Querungen des Atriums im Innenbereich - durch das zweigeschossige Foyer und im Außenbereich - durch die als Terrasse nutzbare Querung des Atriumhofs, mit Blick in den Atriumhof und der Atmosphäre des Hochgartens. Dieser beschauliche Naturraum ist dreiseitig von den angrenzenden Büroflächen aus erlebbar.
2. und 3.Obergeschoss:
Ein zweigeschossiger Büroriegel dient den klassischen Verwaltungsfunktionen und der Geschäftsführung. Durch seine zentrale Erschließung vom Foyer aus über den Projektbereich, bleibt auch die im Büroriegel platzierte Geschäftsführung nah am Betriebsgeschehen.
Richtung Süden öffnet sich der Gebäuderiegel mit der betriebseigenen Cafeteria in Form einer großzügige Außenterrasse auf die Dachlandschaft und bietet den Mitarbeitern und Gästen einen sonnigen Freiraum mit Ausblick. Die betriebsseigenene Kinderbetreuung, welche mit ihren Räumen an die Cafeteria angrenzt, nutzt diese und den großzügigen Außenbereich ebenfalls mit.
Nachhaltigkeit des Gebäudes
Neben der Wahl dauerhafter und wertbeständiger Materialien, der Flexibilität der Raumstruktur,
der Steuerbarkeit aller Betriebsabläufe hinsichtlich eines energiearmen Betriebs, der -wo möglich- sparsame Einsatz haustechnischer Installation und Beachtung niedriger Verbrauchswerte, dem Gewinn regenerativer Energien durch eine große Solaranlage (940 kWh/kWp pro Jahr) und dem Verzicht auf den Eingriff in den gewachsenen Boden für ein Kellergeschoss, war insbesondere die richtige Ausrichtung des Gebäudes, um die Energielasten zu senken, ein wichtiges Kriterium für die Nachhaltigkeit des Gebäudes:
Die Ost-Westausrichtung ist für den Großteil der Büroflächen hinsichtlich der Wärmelastverteilung von Vorteil.
Im Süden ist als Klimapuffer die Lagerhalle angelagert, die mit ihren geringen Öffnungen Richtung Süden eine Aufheizung des Gebäudes reduziert.
Der klimatisch empfindlichste Bereich der Reinraumproduktion ist nach Norden in den Atriumhof ausgerichtet,
vom Gebäude umschlossen und von einer abschirmenden intensiven Begrünung (Hochgarten) bedeckt.
Die Summe fein abgestimmter Maßnahmen und Entscheidungen im Entwurfs- und Planungsprozess macht das Gebäude zu einem nachhaltigen Bauwerk, nicht die spektakuläre Einzelmaßnahme.
Konstruktion
Die mehrgeschossigen Teile des Hauses sind als Stahlbetonrasterdecke mit Verbundstützen ausgeführt.
Die Dimensionen und Stützweiten sind auf eine sparsame Verwendung des Materials hin ausgelegt. Das gleichmäßige Konstruktionsraster ermöglicht einen maximal freien, flexiblen Grundriss. Der eingestellte Produktionsbereich benötigte eine eigene freitragende Konstruktion aus Unterzugscharen, die darüber hinaus eine intensiv begrünte Gartenfläche im Atriumbereich des 1.Obergeschosses ermöglichte. Die im Süden in die Gebäudehülle integrierte 2-geschossige Lagerhalle ist als Stahlbau ausgeführt.
Fassadengestaltung
Die Fassadengestaltung sollte nach außen und zu den Gewerbebauten der Umgebung hin einen ruhigen, eher geschlossenen Rahmen bilden, um der einladenden offenen Geste des großzügig verglasten Eingangsbereich, der vom Vorplatz aus über das geräumige Foyer in die Tiefe des lichten Atriumhofes blicken lässt, größtmögliche Wirkung zu verleihen.
Zum Atriumhof, nach innen hin, großzügig verglast, repräsentiert die rhythmisch gegliederte metallische Hülle der Außenfassaden dagegen den technischen Charakter des Gebäudes, als Entwicklungs- und Produktionsstätte von HighTech-Produkten.
Als Grundelemente des vertikal gegliederten Fassadenrasters wurden Systemelemente eines Herstellers für Industriefassaden verwendet, der großformatige Paneele herstellen kann. Obwohl es sich um ein erprobtes, robustes und relativ preiswertes Produkt handelt, sollte die Anmutung der Fassaden hochwertig und der Außendarstellung des innovativen Unternehmens angemessen ausgeführt werden.
Die Wirkung hochwertiger und präziser Elemente wird erst durch die Erarbeitung der Fügungsprinzipien und durch- dachter Details erreicht - vor allem durch die sorgfältige Setzung und Detaillierung der Fugen, Sicken und Stöße zwischen den Metallpanelen und Eckausbildungen.
Ergänzt wird der Ausdruck der Fassade durch die Addition eines besonders markant geformten Sonderbauteils, welches für die Plastizität der Fassade verantwortlich ist: Diese Sonderelemente aus gefalteten Stahlblechen bilden einen, auf den Sonnenstand hin konzipierten, feststehenden Sonnenschutz vor den Öffnungen der Lochfassade und einen Lichtreflektor für die Innenräume.
In Kombination mit textilen Behängen vor allem an den großflächigen Glasfassaden des Atriumhofs, kann das Gebäude auf diese Weise effektiv vor Einstrahlung geschützt werden.
Die scharfkantig gefalteten Sonderelemente der Metallfassade, die wie über die Fensteröffnung gesteckt erscheinen, sind eine bewusste Reminiszenz an Aufsatzprodukte invasivmedizinischer Geräte, welche im Unternehmen gefertigt und „Clips“ genannt werden.
Diese „Clips“ transportieren das Credo der Ovesco Endoscopy AG nach außen: Innovation und Präzision.
Auszeichnungen
2021 erstmalige Einreichung zu Architekturpreisen.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Fernwärme
Sekundärenergie
Strom
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
63,81 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
84,00 kWh/(m²a)
Stromverbrauchswert
30,00 kWh/(m²a)
Energiebedarf (Prozentuale Verteilung)
Heizung
32 %
Warmwasser
13 %
Beleuchtung
22 %
Lüftung
24 %
Kühlung inkl. Befeuchtung
9 %
Weitere Dokumente zum Objekt
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Arbeitsplätze
120
Anzahl Stellplätze
19
Das Objekt im Internet
Objekte in der Umgebung
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