Heinze ArchitekturAWARD 2011: Teilnehmer
*Radhaus Fahrradstation ICE-Bahnhof Erfurt
99084 Erfurt, Bahnhofstraße 22
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Bahnhofstraße 22, 99084 Erfurt, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
01.2009
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahl
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
2.057 m³
Bruttogrundfläche
561 m²
Nutzfläche
520 m²
Kosten
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
608.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Schlußstein für die Neugestaltung des ICE-Bahnhofs in Erfurt sollte nach Um- und Neubau des Bahnhofes selbst, dem neu vorgelagerten Busbahnhof und der Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes zum „Willy-Brandt-Platz“ vor historischer Kulisse des Hotels „Thüringer Hof“ eine Fahrradstation sein.
Dabei stellte die Stadt Erfurt als Bauherrin die Aufgabe, eine geordnete, witterungsgeschützte Abstellmöglichkeit für Fahrräder am Bahnhof zu schaffen und erkannte gleichzeitig die Chance für eine bewirtschaftete Fahrradstation, indem Zusatzfunktionen wie Fahrradwerkstatt und -verleih, Büroräume des ADFC sowie das in Thüringen obligatorische - jedoch im Zuge der Neugestaltung des Bahnhofsplatzes „verbannte“ - Angebot Thüringer Bratwürste mitsamt Holzkohlegrill gewährleistet werden sollten.
Unsere Aufgabe haben wir darum darin begriffen, ein Hybrid aus funktionalem Stadtmöbel und architektonisch anspruchsvollem Gebäude zu schaffen.
Ort / Raumbildung
Die ungewöhnliche Bauaufgabe potenzierte sich mit dem zur Verfügung stehenden Baugrundstück: eine Art Baulücke mit Schmalseite am Bahnhofsplatz und langer Flanke zum Bahndamm direkt an der Unterführung für Strassenbahnen, Fuss- und Radverkehr der Bahnhofsstrasse - in engster Situation zwischen imposantem ICE-Neubau und historischem Bahnhofsgebäude - einem denkmalgeschützten Bau von Carl Ferdinand Streichhan - und an Stelle eines alten Postgebäudes und etlicher baulicher Fragmente.
Das Thema einer Fahrradstation verspricht Mobilität und Dynamik im Kontrast mit Fixierung - diesem Motiv folgend haben wir einen einzigen schlanken Baukörper entwickelt, der auf dem keilförmigen Grundstück entlang der Grenze zur Erschliessungsstrasse plaziert wurde.
Stadträumlich wurden funktionsspezifische Räume beidseits des Gebäudes geschaffen. Neben der erforderlichen verkehrstechnischen Erschliessung entlang des Direktionsgebäudes (Streichhanbau) konnte zusätzlich zur Bahndammseite ein Bereich mit Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Dieser sogenannte „Velo-Garten“ bildet über die Gewährleistung von Abstandsmaßen zur Stützwand und Zugänglichkeit zu Verbauteilen der Bahn hinaus einen Vorplatz begleitend zur Fahrradstation. Die räumliche Fassung, städtisches Grün mit Säuleneichen, Sitzmöbel und das Angebot des Kiosk im Kopfgebäude laden nun zum Pausieren ein.
Lösung / Funktion
Das Kopfgebäude kennzeichnet mit einer ca. 8m hohen Giebelseite die neue Fahrradstation an der Tangente des Bahnhofsvorplatzes. Es birgt im Erdgeschoss Imbissfunktionen, Fahrradverleih, -verkauf und -reparatur sowie den Zugang zum ADFC, dessen Räume im Obergeschoss angeordnet werden. Anschliessend folgen Raummodule aus Dach und Wand abgestuft auf die Überdachungshöhe der Fahrräder in Ergänzung zu einer ca. 6m breiten und 70m langen Gebäudeformation. Unter dem langen Dach sind in der Reihenfolge bei Radladen beginnend Stellplätze für Leihräder mit Chipsystemsicherung, behindertengerechte Fahrradparkplätze, 260 Doppelparkerplätze und 32 abschließbare Fahrradboxen zur Miete angeordnet. Durch den Radladen mit Werkstattfunktion wird gleichermaßen Betreibung, Service und Sicherheit für Nutzer und Objekte durch die direkte Verbindung zur Mittelgangerschliessung der kostenfrei nutzbaren Station gegeben.
Produkt Atmosphäre
Auf seiner schmalen Grundfläche behauptet sich fast nadelförmig der Baukörper am Bahnhofsplatz. Die Hülle ist transluzent und modular mit einer neu entwickelten und spezifisch zugelassenen hochdämmenden 9-Kammer-Polykarbonatplatte verkleidet, die einerseits eine lichte Stimmung bei den Stellplätzen mit Schutz vor Regen, Wind und Schnee gewährleistet und andererseits die Möglichkeit offerierte, das Gebäude selbst als deutlich sichtbares Leuchtobjekt am Platz zu gestalten. Die überlebensgrossen Radler aus Folie im Farbkanon aus Gold und Silber umfahren die gesamte Fassade symbolisch als „Zunftzeichen“ im Sinne einer schnellen Orientierung auf der Suche nach optimaler Radorganisation am Platz.
Auf diese Weise stellt sich das *Radhaus eigenständig in Position, verknüpft am „Willy-Brandt-Platz“ den Radverkehr mit dem Bahnverkehr und dem Öffentlichen Personennahverkehr als Pilotprojekt in Thüringen. Es korrespondiert ob seiner Größe und Maßstäblichkeit zum städtebaulichen Gesamtensemble eher als Möblierung der Stadt, funktioniert als Gebäude ob seiner Zusatzbelegungen und gibt bei näherer Betrachtung ehrlich zu, zwar mehr aber auf keinen Fall weniger zu sein als ein „leuchtender (dekorierter) Schuppen“.
Antje Osterwold, Matthias Schmidt
Osterwold°Schmidt EXP!ANDER Architekten BDA, Weimar
Auszeichnungen
2011 BDA Preis [eins zu eins] Ausgezeichnete Bauten in Thüringen (Anerkennung)
2010 Thüringer Preis zur Förderung der Baukultur 1.Preis
2010 Thüringer Staatspreis für Architektur und Städtebau (engere Wahl)
2010 Nominierung Große Nike des BDA
Energetische Kennwerte
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Fernwärme
Objekte in der Umgebung
Ähnliche Objekte