Architekturobjekte
Rathaus Korbach - ein Beispiel für kreislaufgerechtes Bauen
Mit freundlicher Unterstützung von GROHE
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Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
34497 Korbach, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
09.2022
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Beschreibung
Objektbeschreibung
Eine Rathauserweiterung aus den 1970er-Jahren, die sich aufgrund der damals zeittypischen Beton-Flachbauweise nie so recht in ihr historisches Umfeld einfügen wollteund nach 40 Jahren Nutzung erhebliche bauliche, funktionale und energetische Mängel aufwies hielt der Prüfung einer Weiter- oder Umnutzung nicht stand und wurde abgerissen. Ein neu gestalteter Rathauskomplex sollte den Ortskern aufwerten und sich durch eine ressourcenschonende Bauweise auszeichnen. Die Stadt lobte 2017 einen europaweiten Wettbewerb aus, in dem sich der Entwurf der ARGE agn – heimspiel architekten durchsetzte.
Planung und Ausführung erfolgten daraufhin in drei Teilprojekten:
Zunächst galt es, den Bestand von 1377 im Rahmen einer denkmalgerechten Sanierung barrierefrei zu erschließen. So wurde etwa rückseitig ein schwellenloser Eingang geschaffen und ein gläserner Aufzug nachgerüstet. Anschließend entstanden ein neues Haupt- und ein weiteres Nebengebäude, die sich maßstabsgetreu an die historische Substanz anlehnen und diese gleichzeitig neu interpretieren. In moderner Giebelhaus-Architektur schreiben die beiden Neubauten die Dachlandschaft des identitätsstiftenden, mittelalterlichen Stadtgrundrisses fort und begreifen sich damit praktisch als Gegenthese zum abgerissenen 70er-Jahre-Bau. Anders sie das alte Rathaus frei, damit es in alle Richtungen wirken kann, und bilden zusammen mit dem Rathausplatz und dem Bürgerforum einen Kommunikationsraum, der die städtebaulichen Qualitäten der Ortsmitte stärkt.
Beschreibung der Besonderheiten
Das Ziel einer ressourcenschonenden Umsetzung wurde in Korbach anhand des Urban-Mining-Ansatzes realisiert – eines Konzeptes des kreislaufgerechten Bauens, das städtische Architekturen und Infrastrukturen als Rohstofflager für künftige Bauten begreift. In einem beispielhaften Prozess gelang es, mineralische Materialien aus dem abgebrochenen Bestand in die neuen Rathausteile zu überführen. Nach dem Abriss wurden sie von weiteren Überresten getrennt, in einer ortsnahen Brechanlage aufbereitet und zu Rezyklat verarbeitet. Letzteres diente dann der Herstellung Recycling-Beton, der in den Fassadenelementen und tragenden Stahlbetonkonstruktionen Verwendung fand.
Die Konstruktion berücksichtigt auch bereits das Ende des nächsten Lebenszyklus beziehungsweise die Nachnutzung der eingesetzten Materialien zu einem späteren Zeitpunkt. Beispielsweise verzichteten die Architekten auf Putzoberflächen und verklebte Abdichtungen. Stattdessen verwendeten sie recyclingfähigen Sichtbeton sowie Bodenplatten und erdberührende Außenwände aus wasserundurchlässigem Beton. Alle Materialien sind so gefügt, dass sie sich im Falle des Rückbaus sortenrein trennen lassen und künftigen Generationen als leicht verfügbares Wertstofflager zur Verfügung stehen.
Erstmals lotet das Modellprojekt auf diese Weise die Potenziale des Urban Mining für Objekte in Massivbauweise aus. Gefördert wurde das Urban-Mining- Konzept durch öffentliche Mittel des Bundeslandes Hessen mit dem Ziel, aus den gewonnenen Erkenntnissen einen Leitfaden für ressourcenschonendes Bauen zu erstellen.
Auszeichnungen
Nominiert für den Deutschen Nachhaltigkeistpreis 2022
Schlagworte
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