Architekturobjekt 5 von 31
Nominiert für die Shortlist der Jury 2023 - Nachwuchsarbeiten

Architekturobjekte

Nominiert für die Shortlist der Jury 2023 - Nachwuchsarbeiten


Raumkante Ost - einfach weiterbauen

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule Darmstadt, Fachbereich Architektur, Frederick Kubin

Visualisierung Raumkante - Raumkante Ost - einfach weiterbauen

© Vordergrund: Caspar David Friederich, „Der Wanderer über dem Nebelmeer“

Visualisierung Baufeld - Raumkante Ost - einfach weiterbauen

© Vordergrund: August Sander, „Menschen des 20. Jahrhunderts“

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule Darmstadt, Fachbereich Architektur, Frederick Kubin

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

02.2023

Gebäudedaten

Bauweise

Holzmodulbau

Tragwerkskonstruktion

Holz

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt

12.270 m³

 

Bruttogrundfläche

4.385 m²

 

Nutzfläche

2.820 m²

 

Verkehrsfläche

1.050 m²

 

Grundstücksgröße

1.500 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Bad Münster am Stein befindet sich 45 Kilometer westlich von Mainz und ist mit seinen 4.000 Einwohnern Bestandteil des größten Freiluftinhalatoriums Europas, dem Salinental. In einer Naheschleife unterhalb des Rheingrafensteins liegt der historische Kurpark mit dem Kurmittelhaus samt Brunnenhalle, erbaut um 1910.
Bis zur „Kurkrise“ 1997 galt Bad Münster als einer der führenden Kurorte Deutschlands. Danach prägen bis heute die massiven Nachfrageverluste im Beherbergungssektor die Gemeinde.

Das Kurmittelhaus, für dessen Sanierung die Stadtverwaltung einen Investor sucht, ist nicht das einzige Sorgenkind in Bad Münster am Stein. Leerstand und schlechte Bausubstanz prägen den Eindruck unmittelbar um den Kurpark. Mit einem reinen Neubau auf dem in der Aufgabenstellung festgelegten Grundstück verschiebt man kurzfristig den Betrachtungsschwerpunkt, aber die Schwachstellen am Bestand bleiben.

Nach dem Abriss des östlichen Gradierwerks ist die Wiederherstellung der Raumkante von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion gefordert.
Auf dem Sockel der ehemaligen Saline kann ohne zusätzliche Versiegelung ein Baukörper entstehen, der den halbrunden Kopfbau am Goetheplatz wiederbelebt. Das Grundstück an der Nahe wird als Grünraum freigehalten, eine Nutzung im Sinne der Bürgerschaft ist möglich.

Der Bestand wird mit einem „Betontisch“ und drei Treppenkernen komplettiert. Darauf werden vorgefertigte Hotelzimmer in Holzmodulbauweise gestapelt. Die parkabgewandte Flurseite wird ergänzt durch einen Holzständerbau mit vorgehängter Holzfassade. Die filigranen, aufstrebenden Stützen und das Wechselspiel aus geschlossenen und geöffneten Teilern des 4m-Achsrasters prägen den äußeren Eindruck.
Die Gäste kommen von der bestehenden Tiefgarage unter dem Goetheplatz in den Sockel oder über eine ergänzte Brücke von einer Ansteigung direkt in die Lobby. Die insgesamt 56 Einzelmodule schließen sich zu verschieden großen Zimmern zusammen von 25m² bis zu 65m². In dem historischen Sockel wird der Wellnessbereich eingerichtet.

Eine Kolonnade geleitet die Hotelgäste direkt zum Eingang des Restaurants im Bäderhaus mit 70 Sitzplätzen. Der Kammermusiksaal im 1. Stock kann für Tagungen und Kulturveranstaltungen genutzt werden.
Der Zwischenbau beinhaltet funktionale Einrichtungen wie Küche und Sanitärbereich. Eine neu eingefügte Treppe dient als zweite Vertikalerschließung und Fluchtweg. Aus der Trinkhalle wird eine Markthalle für regionale Produkte, sodass sich der Ort als Treffpunkt für Lokalansässige verfestigt. Durch das Kurmittelhaus hindurch ziehen sich kleine Sitzbereiche mit Begrünung.

Allein in Deutschland wurden im Jahr 2021 laut Statistischem Bundesamt 14.090 Gebäude abgerissen und meist an gleicher Stelle neu aufgebaut. Es braucht also Lösungen, die die Gesamtsituation im Blick haben und Flächenschutz anstreben; die nicht nur den denkmalgeschützten Bestand respektieren und die sich um Bescheidenheit bemühen, wenn es um Neubau geht.

Beschreibung der Besonderheiten

Nachdem in der Aufgabenstellung die Bebauung einer 4.000 m² Grünfläche direkt an der Nahe gefordert wurde, gebot es aus Gründen des Flächenschutzes, diesen Standort kritisch zu hinterfragen.

Leerstand prägt den Eindruck rund um den historischen Kurpark, ein Drittel aller Gebäude hat laut Integriertem Städtebaulichen Entwicklungskonzept eine mittlere bis schlechte Bausubstanz.

Aus Kostengründen wurde das sanierungsfällige Gradierwerk an der östlichen Kurparkgrenze 2017 bis auf den historischen Steinsockel abgerissen. Seitdem pocht die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz auf eine Wiederherstellung der Raumkante mit den Richtmaßen: 110m Länge, 9m Breite, 10-12m Höhe. Die Stadtverwaltung plant mit einer Heckenbepflanzung, die mindestens 885.000€ kosten soll.

In den Stahlbetondecken und -wänden des Gradierwerk-Sockels und des halbrunden Kopfbaus am Goetheplatz stecken rund 1.000 to CO₂ an Grauer Energie.
Die globale Verantwortung einerseits, aber auch der lokale Kontext andererseits schreien förmlich danach, den Gebäudebestand mit einzubinden.

Auch die Bürgerinnen und Bürger erklärten in Beteiligungsworkshops, dass sie sich eine andere, offene und allgemeine Freiraumnutzung auf dem Grundstück des ehemaligen Hallenbades an der Nahe wünschen.

Das Grundstück an der Nahe liegt im Hochwasserschutzbereich, größere Maßnahmen insbesondere für eine Unterkellerung wären notwendig. Durch die etwas größere Entfernung zum Naturschutzgebiet der Nahe und durch die Aufständerung des ersten Hotelgeschosses (Ebene +3,00) entsteht – eigentlich als Nebenprodukt anderweitiger Gestaltungsmotive – ein passiver Hochwasserschutz.

Nachhaltigkeit

Rund 1.000m³ Stahlbeton in den Decken und Wänden der bestehenden Bausubstanz wurden weitergenutzt.
Leerstand wurde reaktiviert, auf eine zusätzliche Flächenversiegelung auf dem ursprünglich festgesetzten Grundstück wurde verzichtet.
Die Aufstockung als Holzmodulbauweise denkt mit ihrer Fügung auch eine etwaige Rückbaubarkeit mit.
Der Gebäudebetrieb soll weitesgehend mit Photovoltaik, Abwärmetauscher und Wasser-Wasser-Wärmepumpe erfolgen.
Die Hotelzimmergrundrisse sind komfortabel, aber nicht übermäßig ausladend.

Schlagworte

Hotel, Holzmodulbau, Graue Energie, Flächenschutz, Weiterbauen, Umbauen, Gastronomie, Denkmalschutz, Park, Leerstand, Flächenversiegelung, Bauen im Bestand

Weitere Dokumente zum Objekt

Objektdetails

Gebäudespezifische Merkmale

Anzahl Betten

72

 

Anzahl Sitzplätze

70

Das Objekt im Internet

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