Heinze ArchitekturAWARD 2024: Teilnehmer
Rethinking Parking - Inventing Living: Die Studentenstadt
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: RWTH Aachen University, Architektur, Kira Baumann
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
02.2024
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Stahlbau
Tragwerkskonstruktion
Stahl
Anzahl der Vollgeschosse
6- bis 10-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
16.442 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Direkt an der Auffahrt der Schnellstraße zu dem Campus Melaten steht seit 2014 ein Parkhaus. Ideal angebunden zwischen Forschungscampus, Uniklinikum Aachen und über ein Podest mit Brücken über die Schnellstraße direkt an den Stadtteil Hörn und in 10 Minuten in der Innenstadt und dem Citycampus. Die 810 Parkplätze sind ständig nur zu knapp einem Viertel ausgelastet: Eine vertane Chance für einen so idealen Bauplatz. (vgl. Modell 1:1000, Lageplan)
Gleichzeitig ist die Wohnungsnot unter Studierenden in Aachen groß und bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper.
Warum also nicht die Struktur des Parkhauses für ein Studentenwohnheim weiterdenken und dieser Lage und Struktur eine Zukunft geben?
Nutzbar machen der Struktur: Die Umbauphasen
Der 90 Meter lange und 32 Meter tiefe Baukörper mit den 16 Splitleveln und drei Rampensystemen ist als Struktur ideal für ein Parkhaus – für die Nutzung als Wohnbau aber erst einmal problematisch: Die Tiefe bringt Belichtungsprobleme, die zwei Kerne sind mit 60 Metern als Abstand nicht zulässig für Wohnungsbau, durch den Stahlbau mit der Hösch-Additivdecke gibt es eine geringe Raumhöhe und Brandschutzprobleme.
Fest steht: Es muss in die stringente Struktur eingegriffen werden, um sie zum Wohnen nutzbar zu machen. Angelehnt an den ursprünglichen Städtebauplan von Reicher Haase Assoziierte für den Campus Melaten werden zwei entscheidende Einschnitte in das Gebäude gelegt – mehr Fassadenfläche und eine geringere Gebäudetiefe entstehen. Ein dritter Kern und Lichthöfe werden eingeplant: Eine neue Struktur entsteht. (vgl. die Umbauphasen des Bestands)
Durcheinander wie eine gewachsene Stadt und logisch erschließbar wie ein Parkhaus
Durch die zwei Einschnitte werden die für das Auto geplanten Wege durchschnitten. Startet man nun am westlichen Ende des Gebäudes des Struktur, bewegt man durch die Rampen bis zum östlichen Ende des Gebäudes drei Splitlevel nach oben (vlg. Aufbau der Stadt, Modell M 1:200). Eine neue Art der Erschließung entsteht. Zu der östlichen Rampe wird eine zweite gegenläufige Rampe eingeplant, wodurch nur durch das Nutzen der Rampen das gesamte Gebäude erschlossen werden kann: Die Hauptstraße der Stadt (vgl. die Hauptstraße). Hier wird über das Podest auf dem Splitlevel G der bestehende Nebeneingang des Parkhauses zu dem Haupteingang der Stadt (vgl. Grundruss G+H). Der Platz auf dem Podest wird eingebungen und man kann ideal sowohl von dem Campus als auch der Innenstadt mit dem Fahrrad die Studentenstadt erreichen.
Die Hauptstrasse läuft hier bis zu dem zweiten öffentlichen Eingang auf Splitlevel B durch (vgl. Grundriss A+B). Hier werden Parkplätze erhalten und in den Zwischenleveln im öffentlichen Teil für die Bewohner und die Umgebung öffentliche Nutzungen eingeplant um das Versorgungsvakuum des Campus‘ zu füllen. Auf dem Level G wird durch eine Rampe der öffentliche Teil von dem privaten Teil des Gebäudes getrennt und läuft hier bis zur Dachterasse durch (vgl. Hauptstraße, Grundriss O+P).
Alle zwei Geschosse geht von der Hauptstraße eine Wohnstraße ab, von welcher die Wohnhäuser erschlossen werden (vlg. Rendering Wohnstraße, Aufbau der Stadt). Jedes zweite Geschoss wird für die Wohnungen mitgenutzt und daher nicht als Erschließungsfläche zugänglich gemacht (vgl. Grundriss M+N, Grundriss K+L). Diese Wohnstraßen folgen dem Weg der Rampen und werden über die Lichthöfe mitbelichtet. Shortcuts in Form von Brücken und kleine Treppen ermöglichen weitere Durchwegung der Struktur zum Entdecken, Durchschlendern und Erleben.
Das Gebäude bleibt gleichzeitig effizient erschließbar durch die Kerne.
Die Häuser
In der Studentenstadt wohnt man in Häusern auf seiner Wohnstraße mit Nachbarn und Freunden in einer großen Gemeinschaft mit Kapazitäten für 258 Bewohnern (vgl. die Dunbar-Zahl der Stadt). Hier gibt es ein Angebot von Einzelhäusern ab 30 qm über Pärchenhäuser, 2er WGs bis hin zu 5er WGs. Die eingeschossigen Häuser sind dabei behindertengerecht. Die größeren und zweigeschossigen Häuser nutzen die Belichtung durch die Innenhöfe, Fassadenseiten und den Lichthöfen und stoßen durch die gesamte Tiefe des Gebäudes. Hier wird dadurch vier bis fünf Studenten ein zu Hause gegeben. In diesen Häusern befindet sich auf der Ebene der Wohnstraße der Gemeinschaftsraum und über eine Treppe im Haus werden die Einzelzimmer erschlossen (vgl. die Haustypen der Stadt).
Die Plätze der Stadt
Die Rampen in der Mitte des Gebäudes sind die größten und werden als die Plätze der Stadt umgenutzt: Hier wird ein Angebot für gemeinsames Kochen, Lernen und Freizeit geschaffen. Dafür wird auf den nicht genutzten Straßen die Rampe entfernt, um hier die lichte Raumhöhe zu verdoppeln (vgl. Plätze der Stadt, Rendering Rampe).
Auf der Dachterrasse gibt es ein breites Angebot von Sport, Gärtnern bis zu Lernen, aber auch Platz um einfach den Tag gemeinsam ausklingen zu lassen (vgl. Grundriss O & P).
Die Fassade und die Konstruktion
Durch die Fassade soll die vertikale und horizontale Struktur des Gebäudes nach Außen getragen werden. Die Geschosse der Straße werden nach vorne gesetzt und treten durch den Schattenwurf hervor. Jede Wohnstraße hat ihren eigenen Blauton, welcher sich durch die Fassade zieht. Der Farbton wird von dem RWTH typischen Blau abgeleitet. Wegen der hohen Gebäudetiefe wird ein hoher Teil der Fassade verglast. Zu den Innenhöfen wird diese als Hoffassade behandelt und hier nur die zwingenden Fensterflächen ermöglicht. Das Gitter des Bestandgebäudes wird weiter genutzt und nun zu einem schiebbaren Sonnenschutz umfunktioniert. In den Ebenen der Wohnstraße ist dieser in dem entsprechenden Blau, in den Ebenen der ohne Wohnstraße grau um den Effekt des Hervortretens der Wohnstraße zu unterstützen. Die Fassade soll genug Licht ermöglichen und gleichzeitig bei Bedarf Privatsphäre schaffen. Dazu soll sie nutzbar gemacht werden durch eine Verglasung in Sitzhöhe, sodass die Fensterbänke als Sitzbank genutzt werden können (vgl. Ansichten 1:200).
Konstruktiv wird die Fassade durch eine Elementfassade ermöglicht, hier wird in ein vorstehendes Element für die Straßen und ein zurückstehendes Element für die Ebenen ohne Straße unterschieden. Die blauen Streifen sind hinterlüftet gedämmt und durch eine Strahltragkonstruktion gehalten, welche an das Haupttragwerk des Gebäudes befestigt wird. (vgl. Detailschnitt M 1:5, Detailgrundriss M 1:5, Ausschnittsmodell M 1:50).
Schlagworte
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Betten
258
Anzahl Wohneinheiten
118
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