Architekturobjekt 55 von 212

Architekturobjekte


Roggkaffol Tangermünde

39590 Tangermünde, Lüderitzer Straße 72

Mit freundlicher Unterstützung von Knauf Gips

Historisches Gebäude als Hingucker dank TecTem® Insulation Board Indoor: Roggkaffol ist ein Industriegebäude von 1900, dessen ursprünglicher Charakter nach der Sanierung unbedingt erhalten bleiben sollte. - Roggkaffol Tangermünde

© Ekkehart Reinsch

Für ein optimales Wohnklima: diffusionsoffen und kapillaraktiv – mit TecTem® Insulation Board Indoor. - Roggkaffol Tangermünde

© Ekkehart Reinsch

Fassade - Roggkaffol Tangermünde

© Ekkehart Reinsch

Mit freundlicher Unterstützung von Knauf Gips

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Lüderitzer Straße 72, 39590 Tangermünde, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

09.2019

Beschreibung

Objektbeschreibung

Die Stadt Tangermünde liegt südöstlich von Stendal in der Altmark in Sachsen-Anhalt am linken Ufer der Elbe, wo der Fluss Tanger in die Elbe mündet. Durch ihre Hochlagen sind die Wahrzeichen der Stadt wie der historische Stadtkern, die Stephanskirche und die Burg Tangermünde über die Jahre vor Hochwasser verschont geblieben. Deshalb erfreut man sich heute der gut erhaltenen Altstadt mit vielen alten Fachwerk- und Backsteinbauten.
 
Der Industriebau auf der Lüderitzer Straße in Tangermünde mit dem rätselhaften Namen Roggkaffol ist solch ein historisches Backstein­gebäude. Er stammt aus dem Jahre 1900, erbaut von den Architekten Bargum und Krause. Ihr Auftraggeber war die Tangermünder Actien-Brauerei-Gesellschaft, die im Juli 1901 dort die Einweihung des Industriebaus feierte.
 
Über 20 Jahre wurde in diesem historischen Gebäude mit der markanten Backsteinfassade regionales Bier gebraut, wobei die Produktion während des Ersten Weltkrieges zum Erliegen kam. Von 1920 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude dann in unterschiedlicher Form genutzt und bekam 1946 mit der Roggkaffol H. Goehde KG einen neuen Besitzer.
 
Die Bezeichnung „Roggkaffol“ wurde seinerzeit vorgeschrieben und hatte etwas mit der gleichzeitig vergebenen Lizenz zu tun, die ausschließlich die Herstellung und Verarbeitung der Produkte Roggen, Kaffee und Öl vorsah. Herr Goehde widmete sich dieser Aufgabe ein Vierteljahrhundert lang, bis im Jahr 1972 das Unternehmen von der damaligen Regierung der DDR zwangsenteignet und in einen volkseigenen Betrieb, den VEB Mühlenwerke Magdeburg, überführt wurde. Die Nutzung des Gebäudes nach der Wiedervereinigung als reine Lagerstätte der Magdeburger Mühlenwerke GmbH sorgte dann in den Jahren von 1991 bis 2008 für einen schleichenden Verfall des Gebäudes.

Umbau vom Industriebau zum einzigartigen Wohnobjekt
Heutiger Besitzer des Industriebaus an der Lüderitzer Straße ist der Bauunternehmer Torsten Klipp, der es sich als Liebhaber historischer Industriebauten zur Aufgabe gemacht hat, das alte Gebäude wieder instand zu setzen und mit neuem Leben zu füllen. In einem ersten Bau- und Sanierungsabschnitt wurde das Gebäude im Jahr 2008 im Erdgeschoss für einen Versandhandel umgebaut. Dieser hatte sich für diesen Standort entschieden, da man nicht nur auf eine Grundfläche von über 1.200 Quadratmetern zugreifen, sondern auch von Raumhöhen bis zu 6 Metern profitieren konnte – kombiniert mit einem einzigartigen Ausblick auf die Elbe und die vorgelagerten Elbwiesen. 
 
In einem 2. Bauabschnitt wurde im 1. OG neuer Wohnraum geschaffen, der zum 1. September 2019 bezugsfähig war. Es entstanden 5 moderne, barrierefreie Wohnungen mit jeweils einem Balkon und Raumhöhen von 2,5 Meter. Ganz wichtig war es dem Bauherrn auch hier, die industrielle Raumoptik mit weiß gekälkten Steinmauerwänden und großflächigem Vinylboden ohne Dehnungsfugen aufrechtzuerhalten, alles gepaart mit modernster Haustechnik wie Fußbodenheizung und hochwertiger Badausstattung. „Das ist für mich die oberste Prämisse. Es gibt nur noch wenige dieser alten Industriebauten mit dem Charme großer Räume, hoher Decken und traditioneller Baumaterialien wie Backstein und Stahlbeton“, so Torsten Klipp.

Unter dieser Maßgabe und mit dem zukünftigen Verwendungszweck als moderner Wohnraum in historischer Optik sollte die alte Backsteinfassade nicht von außen gedämmt werden. Es konnte nur eine Innendämmung zur Ausführung kommen. Hier entschied sich der Bauunternehmer für das Raumklimasystem TecTem® der Knauf Performance Materials GmbH.
 

Beschreibung der Besonderheiten

Gesundes Wohnraumklima & Wärmeeffizienz dank TecTem®
Bei der Auswahl des Systems hat den Bauherrn besonders überzeugt, dass TecTem® als Raumklimasystem mehr ist als eine reine Innendämmung. Basierend auf dem zu 100 % natürlichen und mineralischen Grundstoff Perlit ist TecTem® baubiologisch absolut unbedenklich, frei von Faser- und Schadstoffen, kapillaraktiv und diffusionsoffen. Durch seine besonders feinporige Struktur besitzt es den höchsten WW-Wert der Branche und ermöglicht dadurch die schnellste Feuchtigkeitsaufnahme sowie den schnellsten Feuchtigkeitstransport innerhalb einer bestimmten Zeit. Kombiniert mit seiner natürlichen Dämmwirkung regelt es dadurch aktiv das Wohnraumklima und sorgt dafür, dass es zu keiner Schimmelpilzbildung kommen kann.
 
Auf der sicheren Seite durch modernste Nachweisverfahren
In enger Zusammenarbeit mit der Technik der Knauf Performance Materials GmbH wurde eine TecTem® Plattendicke von 60 mm ermittelt. Eine höhere Plattendicke bis 100 mm hätte ebenfalls ausgewählt werden können, war aber laut feuchtetechnischen Berechnungen nicht erforderlich. Die Ermittlung der Plattendicke erfolgte mittels COND-Programm nach stationären Klimadaten (DIN 4108). Hierbei handelt es sich um eine hygrothermische Bau-Software zur Berechnung, Optimierung und zum Nachweis von mehrschichtigen Außenwandkonstruktionen im Hinblick auf ihr Wärme- und Feuchteverhalten, das zum Beispiel stark durch die Kapillaraktivität der verwendeten Baustoffe beeinflusst wird.
 
Dieses innovative Berechnungsverfahren ermöglicht einen von der Technischen Universität Dresden zertifizierten Feuchteschutznachweis für (1D-)Wandkonstruktionen, bei dem die Feuchtespeicherung und der Feuchtetransport der Außenwand untersucht wird. Damit ist es möglich, den Einfluss von Sanierungsmaßnahmen auf das hygro­thermische Verhalten eines Gebäudes zu quantifizieren und Schadenrisiken zu beurteilen.
 
Untersucht wurde folgende Konstruktion mit den vom Bauherrn übermittelten Daten: Wandkonstruktion aus Ziegel-Mauerwerk mit Verblender (Gesamtdicke 42 – 65 cm) + TecTem® Insulation Board Indoor. Die o. g. Wandkonstruktion mit TecTem® Insulation Board Indoor funktioniert für die empfohlene Dämmstoffdicke von 60 mm bis max. 100 mm feuchtetechnisch einwandfrei. Alle Grenzwerte bzgl. Mindestwärmeschutz (R ≥ 1,2 m²K/W), Kondensatmenge (mW,T  ≤ 1,0 kg/m²) und Austrocknungszeit (mW,V  ≥ mW,T) werden in den COND-Berechnungen unter stationären Klimarandbedingungen (20 °C Raumtemperatur bei 50 % rel. Luftfeuchte) eingehalten. Eine Kondensat- und Schimmelpilzbildung auf der ungestörten Wandfläche sowie Ecke kann somit nach der Dämmmaßnahme bei richtigem Heiz- und Lüftungsverhalten ausgeschlossen werden. Die hygroskopische Speicherfähigkeit der diffusionsoffenen kapillaraktiven Innendämmung TecTem® puffert Feuchtespitzen der Innenraumluft und trägt zur Regulierung des Innenklimas bei. Die Kapillaraktivität sorgt für eine schnelle und großflächige Verteilung der Feuchte in der Dämmung während der Winterperiode. Dadurch wird die Trocknung beschleunigt und die Dämmwirkung verbessert. Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit des Gesamtsystems ist die Schlagregendichtheit der Fassade: Es darf keine zusätzliche Feuchtigkeit von außen dauerhaft in die Konstruktion eindringen! Bei unterbundenem bzw. reduziertem Schlagregeneintrag stellen Rest-Baufeuchten aufgrund des hohen Saug- und Verteilungsverhaltens des TecTem®-Systems kein erhöhtes Risiko dar.
(Eine Dämmstoffdicke > 100 mm wurde aufgrund erhöhter Feuchte- und Frostbelastung nicht empfohlen.)
 
Bauphysikalisch bedeutet eine Innendämmung von Außenwänden immer, dass diese nach der Sanierungsmaßnahme kälter sind, als sie es vorher waren. Denn durch die Innendämmung wird die Wandoberflächentemperatur schnell und erheblich erhöht. Die Wand dahinter bleibt aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit der Dämmplatte aber kühl. Treffen nun ungedämmte innenliegende Wände auf innen gedämmte Außenwände, kann es an den Stoßpunkten zu ungewollten und kritischen Wärmebrücken kommen. Dieser negative Wärmebrückeneffekt nimmt zu, wenn Dämmschichtdicken unverhältnismäßig groß, also überproportioniert, gewählt werden.
 
Deshalb sollten Wandkonstruktionen gerade auch in den Bereichen der Stoßpunkte von Außenwänden und innenliegenden Wänden im Vorfeld unbedingt bauphysikalisch geprüft werden. Grundsätzlich gilt aber: Einbindende Bauteile wie Decken und Wände sollten an den Stoßpunkten mindestens mit 2,5 cm dicken TecTem® Laibungsplatten gedämmt werden, um die Wärmebrückeneffekte zu reduzieren bzw. zu vermeiden.
 
Da durch diese Empfehlung aber die historische und industrielle Optik der neu aufgemauerten Innenwände beeinträchtigt worden wäre, die bewusst und sehr kostspielig mit alten Kalksandsteinziegeln aus anderen Sanierungsprojekten errichtet wurden, entschied sich der Bauherr in Abstimmung mit der Technik für einen anderen Weg: Zum Einsatz kam bei den neu aufgemauerten Innenwänden im Anschlussbereich mit den Bestandswänden eine vertikale Schicht aus ebenfalls wärmedämmenden Kimmsteinen.
 
Umbau aus eigener Hand
Da sich der Bauunternehmer Herr Klipp auf die Sanierung historischer Gebäude spezialisiert hat, kamen bei der Ausführung der erforderlichen Arbeiten ausschließlich seine eigenen Mitarbeiter zum Einsatz, die schon viele Erfahrungen in diesem Bereich sammeln konnten. Hinzu kam eine Systemeinweisung für die TecTem® Verarbeitung von einem Systemeinweiser der Knauf Performance Materials GmbH um die Sicherheit hinsichtlich der Verarbeitung des TecTem® Systems zu erhöhen und einzelne Verarbeitungsschritte zu besprechen
 
Unkomplizierte Montage
In einem ersten Arbeitsschritt wurde für die spätere haftsichere Verklebung der Platten der alte, nicht tragende Putzuntergrund von den Innenseiten der Außenwände entfernt. Da für die Montage der Platten ein ebener Untergrund erforderlich ist, wurde im nachfolgenden Verarbeitungsschritt ein zum System gehörender Ausgleichsputz, der TecTem® Grundputz, vollflächig aufgebracht. Nach dem Durchtrocknen des Ausgleichputzes konnten dann die Dämmplatten montiert werden. Dazu wurde der diffusionsoffene TecTem® Klebespachtel vollflächig auf die Rückseite der TecTem® Platten aufgetragen und mit einer Zahntraufel durchkämmt. Anschließend wurden die Dämmplatten im Verband und in waagerechten Reihen mit einem Mindestplattenversatz von 20 cm, stumpf gestoßen, angesetzt. Erforderliche Passstücke, die zum Beispiel bei der Dämmung der Bogenfenster benötigt wurden, konnten durch einfaches Zuschneiden der Platten mit Cutter oder Fuchsschwanz schnell erstellt werden. Überstände der TecTem® Dämmplatten oder der Laibungsplatten für die Fenster- und Türöffnungen wurden mit einem Schleifbrett abgetragen.
 
Zur Verbesserung der Haftfähigkeit wurde anschließend, wie es die Montageanleitung auch vorgibt, die gesamte Dämmfläche mit der TecTem® Grundierung vorbehandelt. Nach ca. drei Stunden war die Grundierung durchgetrocknet und es konnte mit der Armierung begonnen werden. Dazu wurde der TecTem® Innenputz aufgetragen und mit der Zahntraufel durchkämmt. In einem weiteren Arbeitsschritt wurde dann das Gewebe oberflächennah und mit einer Überlappung von 10 cm in den Stoßbereichen eingelegt und die gesamte Fläche noch einmal dünn mit TecTem® Innenputz überzogen.
 
Oberflächenfinish im industriellen Betonlook
Da der Bauherr unbedingt den Charme eines alten Industriegebäudes wieder aufleben lassen wollte, entschied sich Herr Klipp bei dem innenseitigen Oberflächenfinish der Außenwände für einen innovativen und damit noch nicht weit verbreiteten Lösungsansatz. Zum Einsatz kam ein spezieller, von ihm selbst kreierter „Glasputz“. Hierfür wurde der TecTem® Innenputz grau eingefärbt und mit durchschnittlich 2 mm großen schwarzen Glaskugeln versetzt. Durch die Einfärbung und die enthaltenen schwarzen Glaskugel entsteht der Eindruck, dass es sich nicht um eine Wand mit herkömmlich verputzter Oberfläche, sondern um reale Betonelemente handelt, die den typischen Charakter dieses Werkstoffes aufweisen: eine gewisse Porigkeit, die bei der Verarbeitung vor Ort mittels Verschalung & Verfüllung bei Betonflächen immer entsteht.
 
Ausbildung der Boden- und Deckenanschlüsse
Um eine thermische Entkopplung der Innendämmung von Decke und Boden zu gewährleisten, wurde bodenseitig mit handelsüblichen Dämmstreifen gearbeitet, welche die untersten TecTem® Reihen vom Boden trennen. Im Deckenbereich war dieses Vorgehen nicht erforderlich, da die Decken zuvor ebenfalls gedämmt und mit Gipskarton abgehängt wurden. Als Dämmung wurde hier mit Mineralwolle in Form von Klemmfilzen gearbeitet. Zwischen Gipskartonplatten und Deckendämmung wurde eine zusätzliche Dampfsperre eingezogen, die an den Rändern leicht überlappend in die Verklebung der abschließenden Dämmplatten mündete. Durch diese Vorgehensweise konnten Wärmebrücken zwischen den Bauteilen Boden, Decke und Wand ausgeschlossen werden. Zudem wird so die Luftdichtigkeit der Gesamtkonstruktion sichergestellt.
 
Weitere Bauabschnitte in der Planung
Das Sanierungsprojekt „Roggkaffol“ in der Lüderitzer Straße hat nach Abschluss des zweiten Bauabschnittes in dem kleinen Ort Tangermünde in Sachsen-Anhalt für neuen, hochwertigen Wohnraum mit ganz individuellem Wohnflair gesorgt. Fünf Wohnungen mit 60 bzw. 90 Quadratmetern Wohnfläche sind in einer Bauzeit von 9 Monaten entstanden. Weiterer Wohnraum wird folgen, wenn nach Planung des Bauunternehmers und Eigentümers Herrn Klipp im Dezember 2020 der dritte Bauabschnitt beendet sein wird. Dann wird auch das historische Gebäude in seiner Gesamtheit wieder ein wirklicher Hingucker in der Region sein. Und u. a. dank der Innendämmung durch TecTem® auch gesundes Wohlfühlklima in alle Räume des Objektes bringen. 


 

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