Architekturobjekte
Sanierung des Wohn- und Geschäftsgebäudes „Ex Officine Tosi“ in Italien
41043 Formigine MO, Via Giardini Nord 8, Italien
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: AMBIENTEVARIO Architettura e Ingegneria Studio Associato
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: AMBIENTEVARIO Architettura e Ingegneria Studio Associato
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Via Giardini Nord 8, 41043 Formigine MO, Italien
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
04.2023
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Formigine wirkt klassisch italienisch – trotz ländlicher Prägung enge Gassen, dazwischen städtebaulich interessante Piazzi und verputzte alte Steinhäuser sowie Bauten aus den Wirtschaftswunderjahren und den Zeiten der Industrialisierung Norditaliens. In diesem Gefüge spielte die Landmaschinenfabrik Tosi Carlo & Figli lange eine wichtige wirtschaftliche wie soziale Rolle, bis diese 1975 den Betrieb einstellte und vor ca. zehn Jahren auch deren Nachnutzer das innerstädtische Produktionsareal verließen. Damals zog Studio Ambientevario – die Architekten Duccio Randazzo, Francesca Cibelli und Elisa Gozzi mit Mitarbeiterinnen – in eine der verlassenen Mechanikerwerkstätten und baute diese mit Sinn für Material, Details und Freude an den vorgefundenen Besonderheiten in ein Architekturbüro um. Gleich nebenan bot sich das leer stehende Tosi-Verwaltungsgebäude ebenfalls für eine Revitalisierung an. Studio Ambientevario entwickelte für dieses ein formales wie funktionales Konzept, das, so erzählt Randazzo, verständlicher nicht hätte sein können: Vergangenheit und Zukunft sollten durch zwei verschiedene Materialien im Hier und Jetzt erkennbar werden.
Die schnelle Idee
Randazzo erklärt, dass die Idee, wie sie mit der Bausubstanz umgehen wollten, ziemlich schnell auf dem Tisch lag. „Wir wollten sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft des Ortes zeigen und beide Aspekte architektonisch herausarbeiten.“ Wo immer sie etwas am Bestand veränderten, sollte Metall als Materialkontrast eingesetzt werden. Noch vor vielen anderen Überlegungen widmeten sich die Architekten deshalb der Suche nach passenden Produkten für den Um- und Ausbau. Diese sollten auch auf der technisch-konstruktiven wie funktionalen Ebene geeignet sein. Schließlich sollten 700 m² großzügige und helle Wohn- und Geschäftsräume entstehen. Da die neuen Ansprüche nicht ganz zum Altbestand passten, setzte man ein Halbgeschoß auf die bestehende Bausubstanz auf. „Prefalz ist ein leichtes wie flexibles Material“, so Randazzo, „und wir wussten, dass es damit alle Anforderungen erfüllt, die an eine solche bauliche Adaption gestellt werden.“
Nutzen, wie es in den Ort passt
Die Planungen begannen 2019. „Es kostete trotz des überzeugenden Entwurfskonzeptes viele Meetings, um die Klarheit auch im gebauten Resultat umzusetzen“, erläutert Randazzo, nicht ohne durchblicken zu lassen, dass ihnen genau diese Interaktion mit Bauträgern, Gemeinde und Firmen am Herzen liegt. Für sie alle bei Studio Ambientevario sei das der Schlüssel zur Architektur, die damit „die Perspektiven aller auf das, was da ist, verändert“.
Der warme Look
Auch ohne Denkmalschutz sahen die Architekten den Wert der Backsteinfassaden und schützten deren Authentizität als „Speicher der Geschichte“ im übertragenen Sinne. Man reinigte mit Hochdruck die Backsteinmauern, um die Spuren der Vergangenheit nicht gänzlich auszulöschen, verputzte dann aber die Fugen neu. So sehen die Mauern im Moment fast neu aus und tragen dennoch eindeutig die Wertigkeit eines Originals. Ein Abriss der Mauern hätte stattdessen den Verlust baukultureller Identität bedeutet.
Ein neues statisches System
Wo statisch notwendig, mauerte man eine zweite Schale hinter die Bestandsfassaden und verband diese neue Konstruktionsebene mit den originalen Decken, die wiederum mit Stahlbeton statisch verstärkt wurden. „Ja, ähnlich einem Neubau, aber in enger Verbindung mit dem Altbestand“, so erklärt Randazzo, dass prinzipiell durch die Ergänzungen ein auch in Zukunft den Belastungen standhaltendes Konstruktionssystem realisiert wurde. „Ohne dies wäre es nicht möglich gewesen, das neue Dachgeschoß auf die bestehenden Mauern aufzusetzen“, erläutert er weiter. Das neue Geschoß ist eine Brettsperrholzkonstruktion, gedeckt mit gleichmäßig breiten Prefalz Scharen in P.10 Nussbraun. Dunkle Stahlmanschetten um die Fenster und eine als Sonnenschutz verwendete Stahlpergola betonen zusätzlich den Kontrast, den das Dach zu den hellen Mauern bildet. Ganz konsequent setzten hier die Architekten ihre Idee der zwei Materialien um.
Damit diese optischen Gegensätze dennoch eine Einheit bilden, führten die Architekten Proportionen und Achsen des Altbestands im neuen Dachaufbau fort und zeigen damit echte Wertschätzung für Bestand, Stadt und Geschichte. So sei der Ausgangspunkt eines jeden Projekts die Lektüre des Bestehenden und der Spuren, die das „frühere Leben“ der Orte in der Architektur vermerkt hat. In der Praxis verwende man dafür auch neueste Technik, vermisst den Gebäudebestand per Point-Cloud für eine optimale Datengrundlage in der Planung und Ausführung.
Auf den Geschmack gekommen
Studio Ambientevario leistete mit dem Umbau einen nachhaltigen Beitrag zur baukulturellen Entwicklung. Elemente wie die hängenden Gärten und starke Materialkontraste sind zu ihrem Markenzeichen geworden. Man habe so etwas wie eine ästhetische Verantwortung als Architekt, ist sich Randazzo sicher. „Gute Architektur ist wie ein Samen, der einen Garten verändert.“ Natürlich spiele die Zukunft bei allen programmatischen und architektonischen Entscheidungen eine Rolle. Man könne keine Architektur machen, ohne ein klares Bild von der Zukunft und den kommenden Lebensbedingungen zu haben. „Menschen folgen überzeugenden Zielen. Das motiviert uns täglich und zeigt, wie wichtig es ist, diese Ziele mit jedem Entwurf wieder aufzuzeigen“, ist man sich in Formigine einig.
Beschreibung der Besonderheiten
- Dachtyp: Prefalz | Dachfarbe: P.10 Nussbraun
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