Architekturobjekt 108 von 124

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2015: Teilnehmer


Sanierung Rathaus Stuttgart Bad Cannstatt

70372 Stuttgart, Marktplatz (CA) 2

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Architekturbüro Manderscheid

Rathaus Cannstatt - Sanierung Rathaus Stuttgart Bad Cannstatt

© Christian Kandzia

Rathaus Cannstatt - Sanierung Rathaus Stuttgart Bad Cannstatt

© Christian Kandzia

Rathaus Cannstatt - Sanierung Rathaus Stuttgart Bad Cannstatt

© Christian Kandzia

Fenster in die Geschichte - Sanierung Rathaus Stuttgart Bad Cannstatt

© Christian Kandzia

Infotheke EG - Sanierung Rathaus Stuttgart Bad Cannstatt

© Christian Kandzia

Neuinterpretation Sprossenfenster - Sanierung Rathaus Stuttgart Bad Cannstatt

© Christian Kandzia

historische Stütze, nach Befund weiß gekalkt - Sanierung Rathaus Stuttgart Bad Cannstatt

© Christian Kandzia

Flur Dachgeschoss - Sanierung Rathaus Stuttgart Bad Cannstatt

© Christian Kandzia

die neue Treppe - Sanierung Rathaus Stuttgart Bad Cannstatt

© Christian Kandzia

Bestand vor der Sanierung - Sanierung Rathaus Stuttgart Bad Cannstatt

© Christoph Manderscheid

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Architekturbüro Manderscheid

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Marktplatz (CA) 2, 70372 Stuttgart, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

06.2013

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Architekturbüro Manderscheid

Sieben-Höfe-Str. 147

72072 Tübingen

Deutschland

Tel. +49 7071 79568-80

email@manderscheid-architekten.de

Bauleistung: Rohbau

Keller Wilhelm GmbH & Co. KG

Sudetenstr. 17

73770 Denkendorf

Deutschland

Bauleistung: Verglasung, Fensterbau

Tischlerei Thomas Loch

Lange Str. 13

99444 Blankenhain OT Lengefeld

Deutschland

Verwendete Produkte

KEIMFARBEN

Innenanstrich

Athenit

Klimasan

Dämmputz

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Holz

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt

5.850 m³

 

Bruttogrundfläche

1.825 m²

 

Nutzfläche

675 m²

 

Verkehrsfläche

385 m²

Kosten

Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)

8.300.000 Euro

Beschreibung

Objektbeschreibung

Das Cannstatter Rathaus wurde 1490/91 erbaut. Nach dem Ergebnis der Bauforschung wurde es vermutlich als Kornhaus und Markthalle genutzt. Im Stadtkreis Stuttgart ist es das mit Abstand größte erhaltene spätgotische Fachwerkgebäude, durchaus vergleichbar mit den Rathäusern von Esslingen oder Tübingen. Seine klare Grundriss- und Fassadengestaltung als Speicher wurde damals auf hohem Niveau geplant und handwerklich-konstruktiv umgesetzt. In über 500 Jahren Nutzung wurde es mehrfach umgebaut und saniert, auch um gravierende Setzungsschäden auszugleichen. Seine südöstliche Ecke liegt über einer Doline und ist um zirka 80cm abgesunken. Seit 1966 ist es eingetragenes Kulturdenkmal. Bei der Sanierung wurden deshalb die Belange des Denkmalschutzes auf ebenso hohem Niveau berücksichtigt, wie die des Bauherren. Es wurden ein neuer Eingang von Osten, eine Infotheke, ein Aufzug und ein neues Treppenhaus eingebaut, das Fundament aufwendig verstärkt, Brand- und Schallschutz nachgebessert und neue Büroflächen geschaffen. Der Energieverbrauch wurde halbiert. Die städtebaulich wichtige Fassade Richtung Marktplatz wurde repräsentativ umgestaltet. Auch die historisch großzügigen Flure des denkmalgeschützten Gebäudes stellt die Sanierung wieder her.


Geschichte erzählen
Das Gebäude soll durch die Sanierung seine abwechslungsreiche Geschichte erzählen – markant, wie mit den angedeuteten Fensterläden des Treppenhauses. Diese übersetzen die historischen Klappläden in moderne Streckmetallgitter und sollen Fragen aufwerfen: Warum sehen sie ähnlich, aber doch ganz anders aus, als die übrigen Läden? Die Antwort gibt bei näherer Betrachtung der Bau selbst. Das Treppenhaus musste, weil der Bau hier im Laufe der Jahrhunderte 80cm abgesunken war, in Beton erneuert werden. Seine Fenster sind aus Brandschutzgründen nicht zu öffnen. Es gibt Übergänge zwischen den schrägen historischen und den geraden neuen Bauteilen. Dass alles wurde sichtbar gemacht.
Über die Baugeschichte erzählt auch ein gerahmten historischen Fachwerkfeld aus der Erbauungszeit in der Ostfassade: Beim Rückbau des Anbaus war dieses historische Bauteil mit handwerklichen Spuren auf dem Tragwerk und authentischem Putz mit Resten alter Bemalung wieder sichtbar geworden - eine der vielen Überraschungen des Altbaus. Wir entschieden uns für eine zurückhaltende Inszenierung als „Fenster in die Geschichte“.

Reiche Details
Die gestalterische Grundhaltung des Büros ist: „Neues soll als solches erkennbar sein. Je wertvoller die Substanz, umso zurückhaltender wird das neue Bauteil eingefügt.“ Diese Haltung zieht sich durch das gesamte Gebäude. Sie betrifft Details ebenso wie die große Form. So ist das Treppenhaus als neu zu erkennen.
Die Tür des Ostportals ist verspielt mit flächigen und grafischen Elemente aus Kupfer gestaltet, die das Licht weicher machen. Sie lenken den Blick, wie die geschnitzten Ornamente der historischen Eingangstür auf der Westseite.
Andere Details verstärken die räumliche Großzügigkeit. So sind die Last tragenden Stahlstützen im Erdgeschossflur dennoch dezent und leicht. Die filigranen Fugen der Feuerschutzverglasung des Treppenhauses sind kaum sichtbar.

Angenehme Materialien
Die Materialien schaffen positive Angebote für alle Sinne. Der Kalkputz im Innenraum ist mit Kalk weiß getüncht. Dadurch werden die Wände ein angenehmes Raumklima schaffen und die Luftfeuchtigkeit ausgleichen. Dämmputz außen und sein Oberputz aus reinem Kalk enthalten keine Biozide. Die Sandsteingewände der Eingangstür sind sparsam restauriert. Die Substanz ist gereinigt, gefestigt und gesichert aber nicht ergänzt. Die Gewände des Treppenhauses sind aus sandgestrahltem Beton. Bei der Produktion wurde in die Schalung Kies eingestreut, so dass ihre Oberfläche besonders lebendig ist. Ein dunkler Terrazzo mit hellen Zuschlägen bindet die öffentlichen Flächen der Flure und des Treppenhauses zusammen. In den Büros ist Eichenparkett verlegt.


Schöne Augen
Mit einem Farbakzent machen die Fenster des Gebäudes den Vorübergehenden schöne Augen. Die historischen Giebelfenster aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden weitgehend erhalten. Nur die Fenster aus den 1970er Jahren wurden komplett erneuert. Bei ihren Profilen rang das Büro um jeden Millimeter. Die schlanken Innenfenster zwischen Treppenhaus und den großzügigen Fluren machen deutlich, dass das Treppenhaus neu gebaut wurde und schließen es optisch an.

Energetische Ertüchtigung
Die Energieeinsparverordnung (EnEV) konnte trotz Denkmalschutz eingehalten werden. Nach sechs Jahren Planungs- und Bauzeit ist ein modernes Denkmal entstanden, das nutzerfreundlich, von hohem ästhetischem Wert und auch energetisch auf der Höhe der Zeit ist. Die gründliche Sanierung wurde in enger Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden geplant, so dass heute mehr Nutzungskomfort, angenehme Materialien und handwerkliche Oberflächen zu erleben sind.

Beschreibung der Besonderheiten

- Energiesparen im Denkmal
- Nachgründung über einer Doline, im Heilquellenschutzgebiet
- Brandschutz

Auszeichnungen

2014 Führung am Tag der Architektur

Schlagworte

Denkmal, Denkmalschutz, Sanierung, Detail, Kalk, Altbau, Treppe

Energetische Kennwerte

Energiestandard

Sonstiges

Energetische Kennwerte

Primärenergie

Gas

Energetische Kennwerte

Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")

201,00 kWh/(m²a)

Weitere Dokumente zum Objekt

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