Architekturobjekte
Schiefererlebnis
72358 Dormettingen, Bahnhofstraße 20
Mit freundlicher Unterstützung von Holcim (Süddeutschland)
Mit freundlicher Unterstützung von Holcim (Süddeutschland)
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Bahnhofstraße 20, 72358 Dormettingen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
07.2014
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Auf einem Teil des ehemaligen Schieferbruchs der Holcim (Süddeutschland) GmbH entstand ein neuer Freizeit- und Naturraum, der gleich mehrere Aspekte der Nachhaltigkeit erfüllt.
Im Sommer 2014 öffnete in der süddeutschen Gemeinde Dormettingen im Zollernalbkreis (auf halber Strecke zwischen Stuttgart und Bodensee) das SchieferErlebnis zum ersten Mal seine Tore. Er ist voll und ganz dem Thema Ölschiefer und Geologie gewidmet. Infolgedessen lernt der Besucher auf einer zehn Hektar großen Fläche Wissenswertes über die Entstehung, den Abbau und die Verwendung des grauen Sedimentgesteins. Auf dem dazugehörigen Erinnerungspfad „Unternehmen Wüste“ erfährt er, unter welchen Bedingungen KZ-Gefangene gezwungen wurden, das Material abzubauen. Und er kann auf dem „Klopfplatz“ bei der Suche nach Fossilien sein Geschick auf die Probe stellen oder an dem künstlich angelegten kleinen See die Seele baumeln lassen.
Ideenfindung
Doch was jetzt so spielerisch daherkommt, sah vor einiger Zeit noch völlig anders aus. Genau hier, wo sich heute der Schiefererlebnis-Park befindet, baute die Holcim (Süddeutschland) GmbH noch vor 14 Jahren Ölschiefer ab – im Zementwerk Dotternhausen eine wichtige Komponente für umweltfreundliche Zemente. Dadurch entstand eine mehrere Hektar große Brachfläche. Ursprünglich sollte sie aufgefüllt und der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden. Glücklicherweise wurden die Vertreter der Gemeinde bei einem Ausflug in die Schweiz auf eine Alternative aufmerksam. Sie suchten nach einem individuellen Konzept für die eigene Problemfläche und beauftragten zwei Nürtinger Studentinnen, ihre Diplomarbeit darüber zu schreiben. Diese sahen vor, einen Teil der ungenutzten Fläche als Park zu verwenden. Mit der endgültigen Ausführungsgestaltung beauftragte die Bauherrschaft (bestehend aus der Gemeinde Dormettingen und Holcim) das Atelier Dreiseitl aus Überlingen und das Landschaftsarchitekturbüro Siegmund aus Schömberg.
Umsetzung
Entsprechend deren Plänen wurden ca. 500.000 t Erde bewegt, ein Hügel angelegt, ein Amphitheater mit Freifläche in Ammonitenform geschaffen - mit Platz für 500 bis 5.000 Besucher, ein Spielplatz errichtet und ein informativer Rundgang angelegt. Besonderer Anziehungspunkt der Anlage ist der 5000 m² große künstliche See. Er wird mit dem Oberflächenwasser der Anlage gespeist und erfreut sich dank eines modernen Filtersystems einer hervorragenden Wasserqualität. Hinsichtlich der Grünflächen gingen die Verantwortlichen einen beeindruckenden Weg: Sie pflanzten lediglich einige Bäume und überließen die restlichen Flächen sich weitestgehend selbst. So konnte die Natur das Terrain nach und nach zurückerobern. Auf dem ganzen Gelände sind immer wieder Elemente aus grauem oder weißem Beton zu sehen.
Beton in allen Facetten
Überhaupt stößt der Besucher hier auf die Entstehung des Baustoffs Zement. Von den Rohstoffen Ölschiefer und Kalkstein über Betonfertigteile wie etwas die halbrunden Sitzbänke im Amphitheater über Fassadenelemente aus Textilbeton am Restaurant bis hin zum recycelten Beton, der in Drahtkörben (Gabionen) das Amphitheater umsäumt. Wer mehr wissen will, erfährt auf den Infotafeln, dass es Beton schon zur Zeit der Römer gab und dass dieser Baustoff aus der Welt des modernen Bauens nicht mehr wegzudenken ist.
Natürlich stammen die verwendeten Zemente von Holcim. Der graue aus dem in Sichtweite gelegenen Werk in Dotternhausen, der weiße aus dem Werk Rohoznik in der Slowakei. Holcim-Weißzement zeichnet sich durch seinen geringen Anteil an Eisenoxid aus, wodurch er eine strahlend weiße Farbe besitzt. Er wird für Sichtbeton verwendet, wobei er durch einen gravierenden Vorteil besticht: Wird er mithilfe von Pigmenten eingefärbt, lassen sich brillante Farbergebnisse erzielen. Im Schiefererlebnis-Park kam der Weißzement zum Beispiel bei der Seekante und beim Gezeitenbrunnen auf dem Spielplatz zum Einsatz. Auch die sogenannten Phantasiesteine wurden mithilfe dieses Bindemittels erstellt. Sie sind bei den Infotafeln verortet, erinnern an die im Ölschiefer vorkommenden großen eiförmigen Versteinerungen, genannt Konkretionen, und laden zum Draufsitzen ein. Obwohl sie anthrazit sind, hat der Hersteller Josef Härle von Kreativwerkstein aus Kirchberg bei ihrer Fertigung Holcim-Weißzement verwendet. Der Grund dafür: Nur indem er weißen Beton mit schwarzen Pigmenten mischte, konnte er das gewünschte Farbergebnis erlangen. Zudem stellte er durch den Einsatz des Weißzementes und des Pigments sicher, dass alle Elemente exakt die gleiche Farbgebung haben. Die verschiedenen Betonelemente sind an mehreren Stellen des Parks installiert. So wird ein inhaltlicher Bogen geschlagen und der Besucher immer wieder mit dem Material in Kontakt gebracht, das Anlass für den Bau des Schiefererlebnis-Parks war: Beton – zu dessen Herstellung Zement erforderlich ist.
Fazit
Insgesamt ist es mit dem SchieferErlebnis gelungen, eine ehemalige Bruchfläche sinnvoll zu nutzen. Mit ihm werden gleich mehrere Aspekte der Nachhaltigkeit erfüllt. Die Natur erhält einen Teil der Fläche zurück, die Region wird mit einem neuen Ausflugsziel wirtschaftlich gestärkt und das Wissen über den geschichtlichen Hintergrund sowie die Nutzung des Ölschiefers gefördert. Alles in allem kann man den Beteiligten zu ihrer Idee und zu der gelungenen Umsetzung gratulieren.
Objektdetails
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