Architekturobjekt 10 von 13

Architekturobjekte


Schulen in Winnenden

Mit freundlicher Unterstützung von SALTO Systems

Mit freundlicher Unterstützung von SALTO Systems

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Winnenden, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Bauleistung: Installation Gebäudetechnik

DIETRICH Sicherheitstechnik GmbH

Robert-Bosch-Straße 4

73660 Urbach

Deutschland

Bauleistung: Installation Gebäudetechnik

T.E.D. com GmbH

Max-Eyth-Straße 14

71364 Winnenden

Deutschland

Beschreibung

Objektbeschreibung

Die Sicherheit in Schulen ist seit jeher ein Balanceakt. Einerseits besteht der Wunsch nach einem gewissen Sicherheitsniveau unter entsprechendem Einsatz von Technik. Gleichzeitig sollen Schulen ihren offenen Charakter nicht verlieren. Zudem darf die Sicherheitstechnik tägliche Abläufe nicht einschränken. Diese Aspekte spielten auch bei der Neuausrichtung des Sicherheitskonzepts für die Schulen in Winnenden eine elementare Rolle, insbesondere nachdem der Amoklauf im März 2009 die Albertville-Realschule in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt hatte. Bereits im Sommer 2009 wurde der Beschluss gefasst, dass die Albertville-Realschule ihren Schulbetrieb unter bestimmten Voraussetzungen im bisherigen Gebäude fortführen sollte. Zu den wichtigsten Voraussetzungen zählten hierbei diverse bauliche Maßnahmen sowie die Installation eines Amokalarmsystems und einer Zutrittskontrolle mit Amoksicherung. Der Umbau war für den Zeitraum zwischen August 2010 und September 2011 terminiert. Somit hieß es, innerhalb kürzester Zeit ein komplett neues Sicherheitskonzept zu erarbeiten, das planbar, öffentlich ausschreibbar und vergebbar sein musste.

HAUPTANFORDERUNGEN

In enger Zusammenarbeit mit der Polizei und Versicherung hat das Stadtbauamt Winnenden zuerst überlegt, wie die zukünftigen Sicherheitsmaßnahmen an allen weiterführenden Schulen ausgestaltet sein müssen, damit sie den Schulbetrieb nicht einschränken, einen Mehrwert für die täglichen Abläufe liefern und dabei nicht zu offensichtlich sind.

Aus diesen Überlegungen heraus entwickelten die Beteiligten ein Konzept mit drei Säulen:
1. Alarmierung: Bei Bränden und anderen Gefahrensituationen sollen umgehend alle im Gebäude befindlichen Personen über eine Sprachdurchsage in Klartext und mit Handlungsanweisungen informiert werden. Zeitgleich sollen die Alarme, abhängig von der jeweiligen Situation, an Feuerwehr und/oder Polizei geleitet werden.
2. Schließung: Es soll allen Personen problemlos möglich sein, die Räume und Bereiche auch ohne die Anwesenheit von Berechtigten (typischerweise Lehrern) schnell schließen zu können. Gemäß der Landesbauordnung (LBO) gehören Klassenraumtüren allerdings zum zweiten Rettungsweg. Das heißt, sie müssen von innen immer zu öffnen sein. Daher ist eine geteilte Nuss im Schloss Voraussetzung für eine regelkonforme Lösung. Zudem muss gewährleistet sein, dass Lehrer immer in die Klassenräume gelangen können, z. B. falls Schüler mal einen Streich spielen.
3. Außensicherung: Um den Zugang zu einem Gebäude zu regeln, müssen absolut alle Außentüren eingebunden sein. Dementsprechend waren zukünftig weniger Zugänge geplant und diese sollten über eine Zutrittskontrolle samt Alarmanlage gesichert sein.

DETAILAUSARBEITUNG

Nachdem das Grundkonzept feststand, folgte die Ausarbeitung der Details. Im Falle der Zutrittssteuerung wird an allen weiterführenden Schulen in Winnenden übergreifend das Fachlehrerprinzip angewandt, demnach dürfen nur bestimmte Personen Zutritt zu bestimmten Räumen haben. Die Entscheidung über die Zuordnung der Lehrer zu den Räumen trifft die Gesamtlehrerkonferenz jeder einzelnen Schule individuell. Entsprechend regelt jede Schule die Berechtigungen unterschiedlich, da sich auch die Abläufe unterscheiden. Darüber hinaus sollten Lehrer nur ein Ausweismedium für die Zutrittskontrolle und die Amokalarmauslösung erhalten, um in Gefahrensituationen nicht aus Versehen das falsche Medium zu verwenden und so unnötig Zeit zu verlieren. Ein entscheidendes Auswahlkriterium für die Technik war letztendlich deren Zuverlässigkeit. Folglich wurden hochwertige und praxisbewährte Produkte gefordert, die konstant hohe Sicherheit im Schulbetrieb bieten.

MARKTRECHERCHE

Noch vor der eigenen Recherche durch das Stadtbauamt wurde seitens der zuständigen Unfallkasse ein Produkt von SALTO Systems empfohlen, das den Anforderungen entsprach. Der SALTO XS4 Original Türbeschlag mit elektronischer „Bitte nicht stören“-Funktion stammt eigentlich aus dem Hotelbereich. Durch das Drücken des Knopfs auf der Innenseite des Beschlags wird die Tür von innen gesichert und der Zutritt von außen ist nur noch mit besonders berechtigten Zutrittsausweisen möglich. Was dem Hotelgast zu ungestörter Ruhe verhilft, kann auch Schülern und Lehrern die geforderte Amoksicherheit gewährleisten. Mit dieser Empfehlung im Gepäck besuchten die Verantwortlichen 2010 die Sicherheitsfachmesse Security in Essen und führten zugleich eine öffentliche, produktneutrale Ausschreibung durch. Beides erzielte das gleiche Ergebnis: Nur das Produkt von SALTO bot die gewünschte Funktion und erhielt in der Folge den Zuschlag.

INSTALLATION

Die Installation der Zutrittslösung erfolgte und erfolgt in mehreren Bauabschnitten und schließt alle weiterführenden Schulen in Winnenden ein. Insgesamt sind derzeit rund 620 XS4 Original Beschläge mit und ohne elektronischer „Bitte nicht stören“-Funktion im Einsatz. Zudem sind elektronische XS4 GEO Zylinder an Stahltoren, Verteilerkästen und Kellerräumen installiert sowie XS4 Original Wandleser für die Aufzugsteuerung. Sämtliche Klassenzimmer, Büros und die meisten Außentüren sind in das virtuell vernetzte Zutrittssystem von SALTO (SVN) eingebunden. Die virtuelle Vernetzung der batteriebetriebenen Zutrittskomponenten ermöglichte eine größtenteils kabellose Installation, was immense Zeit- und Kostenvorteile bot.

SYSTEMEINWEISUNG UND -VERWALTUNG

Während der Ausgabe der Zutrittsausweise gab es für alle schulischen Mitarbeiter eine Gesamteinweisung in Klaus Hägele, dem Leiter des Stadtbauamts Winnenden, positiv aufgenommen und die Zutrittslösung wird dadurch vom Kollegium sehr geschätzt. Ebenso positiv verliefen die Schulungen der Hausmeister. Diese übernehmen die Systemverwaltung und Vergabe der Zutrittsberechtigungen an den einzelnen Schulen. Aufgrund der einfachen Bedienung der Software war nur ein geringer Schulungsaufwand erforderlich. Insgesamt erhielten alle Lehrkräfte, sonstige Schulmitarbeiter, Referenten der Volkshochschule und externe Dienstleister wie z. B. Gebäudereiniger Zutrittsausweise und werden entsprechend im System verwaltet.

BETRIEBSVORTEILE

Neben der Funktionalität im Gefahrenfall zeigen sich im täglichen Schulbetrieb weitere Vorteile. So erzeugen beispielsweise Ausweisverluste keine nennenswerten Schwierigkeiten und Kosten mehr, da diese Ausweismedien sofort gesperrt werden können. Im Gegensatz zu einer mechanischen Schließanlage ist die Sicherheit sofort wiederhergestellt und es entfallen die teuren Nachbestellungen von Türzylindern und Schlüsseln. Ein neuer Zutrittsausweis kostet hingegen nur wenige Euro. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass es in den großen Pausen zu weniger Vandalismus und Vermüllung kommt, da die Klassenzimmer in dieser Zeit automatisch schließen und nur per Ausweis begehbar sind. Zu bestimmten Zeiten ebenfalls automatisiert geschlossen bzw. permanent zu sind jetzt auch die zahlreichen, größtenteils unübersichtlichen Nebeneingänge in den Altbauten. Die Hausmeister müssen das jetzt nicht mehr extra per Kontrollrunde überprüfen. Der Zutritt von außen bleibt mit entsprechender Berechtigung jederzeit möglich. Auf diese Weise wurden ohne Mehraufwand klar definierte Zugänge geschaffen, was auch wesentlich für die Scharf- und Unscharfschaltung der Alarmanlage ist.

DATENSCHUTZREGELUNG

Einerseits besteht das berechtigte Interesse des Schulträgers und der Ermittlungsbehörden an einer Protokollierung der Zutrittsereignisse, um z. B. Tathergänge bei Einbrüchen nachvollziehen zu können, diesem gegenüber steht andererseits der berechtigte Schutz der Privatsphäre der Ausweisinhaber. Die an den Schulen umgesetzte Lösung sieht vor, dass bei der Protokollierung die Namen nicht im Klartext sichtbar sind, sondern anonymisiert werden. Eine Speicherung von Daten an den Innentüren findet aus Gründen des Datenschutzes weder am elektronischen Beschlag noch auf dem Ausweismedium statt. Die Verknüpfung von Zutrittsereignissen und Namen an den Außentüren außerhalb der freien Zutrittszeiten kann wiederhergestellt werden – jedoch nur im Schadensfall und ausschließlich durch die Schulleitung oder Ermittlungsbehörden. Die Hausmeister und der Schulträger sind dazu weder berechtigt noch in der Lage.

PROJEKTFAZIT

Klaus Hägele ist mit der für die speziellen Bedürfnisse in Winnenden konzipierten Lösung sehr zufrieden und hat mittlerweile schon zahlreichen interessierten Schulleitern, Bürgermeistern und Stadträten aus ganz Deutschland das Sicherheitssystem in der Praxis vorgestellt.

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