Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2021: Teilnehmer
Schulzentrum Odelzhausen, 1.Bauabschnitt
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: SCHANKULA Architekten
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: SCHANKULA Architekten
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
85235 Odelzhausen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
01.2020
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
26.171 m³
Bruttogrundfläche
6.543 m²
Nutzfläche
4.092 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das Gebäude stellt den ersten Bauabschnitt des Schulcampus Odelzhausen dar. Hierbei handelt es sich um einen Schulstandort des örtlichen Schulzweckverbandes sowie des Landkreises mit Grund- und weiterführenden Schulen. Es beherbergt neben den Grundschulklassen Fachlehrsäle und eine Mensa, sowie die Pausenhalle mit Sonderbereichen für eine moderne Unterrichtsgestaltung.
Pädagogik und Grundrissgestaltung
Das pädagogische Konzept der Schule ist geprägt durch eine Kooperation der Grund- der Mittel- und der Realschule und beinhaltet Ganztags-Betreuungsangebote, die im Lehralltag immer mehr an Bedeutung gewinnen. Da die Schule zunehmend zu einem Ort wird, an dem Heranwachsende die meiste Zeit verbringen, muss dieser für ihre besonderen Bedürfnisse gestaltet sein und ihnen eine inspirierende Umgebung bieten, welche die Förderung von Eigeninitiative und Eigenverantwortung begünstigt.
Der viergeschossige Neubau steht am Ortsrand und ist weithin über das Glonntal sichtbar. Im Gefüge des Schulensembles begrenzt er den Schulhof nach Süden hin. Das Gebäude selbst ist in zwei Baukörper gegliedert, die durch eine vom Tageslicht durchflutete Halle verbunden sind.
Die Halle ist einerseits der zentrale Kommunikationsraum, kann aber durch eine Zonierung in öffentliche Bereiche bis hin zu privateren Lernnischen und Lernbrücken auch auf verschiedene Weisen in das Unterrichtskonzept einbezogen werden. Zusätzlich erlaubt die Anordnung und Gestaltung der Klassenzimmer mit dazwischengeschalteten Gruppenräumen die Realisierung unterschiedlicher Unterrichtskonzepte vom Frontalunterricht bis hin zur Arbeit in Kleingruppen.
Da die Halle im Brandfall verrauchen kann, kam sie als erster Rettungsweg nicht in Frage. Der erste und zweite Rettungsweg aus den Klassenräumen führt stattdessen vor der Fassade als offener Gang mit zwei Fluchtrichtungen zu den beiden entgegengesetzt liegenden, stirnseitigen Treppenräumen. Die umlaufenden Fluchtbalkone verleihen der Holzfassade eine gewisse Leichtigkeit.
Die Klassenräume reihen sich entlang der zwei Längsfronten aneinander und sind von mit den Treppenhäusern verbundenen Balkonen aus erschlossen. Zwischen die einzelnen Klassen schieben sich kleine Gruppenräume mit vorgelagerten Aufenthaltsbereichen, die sogenannten Lernnischen, welche von den Lehrern für spezielle Aufgaben genutzt werden können. Diese Anordnung erlaubt die Realisierung unterschiedlicher pädagogischer Konzepte vom Frontalunterricht bis hin zur Arbeit in Kleingruppen.
Konstruktion und Holzbauatmosphäre
Die raumhohe Glasfassade lässt das Tageslicht tief in die Klassenzimmer eindringen und stirnseitig verglaste Flure erlauben Einblicke in den lichtdurchfluteten Innenraum der Halle.
Mit Ausnahme von Treppenhäusern und Technikgeschoss besteht das gesamte Gebäude aus Holz. Damit ist es bundesweit das erste viergeschossige Schulgebäude in Holzbauweise. Aufgrund eines ausgeklügelten Brandschutzkonzepts konnte auf Brandschutz-Bekleidungen aus nicht nachwachsenden Baustoffen weitgehend verzichtet werden. Dadurch blieben die Oberflächen von Decken und tragenden Wänden größtenteils sichtbar und tragen zu einer freundlichen und behaglichen Atmosphäre im Innenraum bei.
Es konnte in der Konstruktion ein sehr hoher Vorfertigungsgrad erreicht werden, sodass die Montagezeit mit 16 Wochen relativ kurz war und die Belastung des Schulstandortes durch die Baustelle entsprechend geringer ausfiel. Das Haupttragwerk der beiden Riegel besteht aus tragenden Längs- und aussteifenden Querwänden, wobei die Außenwände in Skelettbauweise als Stützen-Überzug-Konstruktion ausgeführt wurden. Dadurch konnten die Verglasungen bis zur tragenden Decke gezogen und der Tageslichteintrag vergrößert werden. Die außenliegenden Flucht- und die innenliegenden Flurbalkone sind vom Dachtragwerk abgehängt, die Decken als Einfeldträger realisiert.
Optimale Ausnutzung der Grundstücksfläche
Die Decken bestehen aus 26,0cm hohen und 6,0cm starken Fichtenholz-Lamellen mit in Einfräsungen eingelegte Akustik-Wollstreifen, was zusammen mit einem Lüftungssystem, welches in eine Schrankzone integriert wurde, den Verzicht auf Abhangdecken ermöglichte. Eine im kraftschlüssigen Verbund aufgebrachten Betonschicht sorgt für hohe Tragfähigkeit bei großer Spannweite und vervollständigt so die Deckenkonstruktion optimal. Dieses mehrere Anforderungen erfüllende Konzept mit der daraus resultierenden kompakten Konstruktion half nicht nur Kosten und Montagezeit zu sparen, sondern führte durch die geringe Aufbauhöhe der Decken zu einer bestmöglichen Grundstücksnutzung mit deutlich geringerem Flächenverbrauch.
Bei den tragenden Vollholzwänden kam ein ähnliches Schallschutzkonzept wie bei den Decken zum Einsatz: Mit Hartholzdübeln verbundene Brettstapel-Elemente (Dübelholz-Elemente) mit Akustik-Profilierungen reduzieren die Schallbelastung in der Halle. In den Klassenzimmern erhielten diese Wände zur Schallreduzierung zusätzlich eine Bekleidung aus zwei Lagen Gipskarton-Platten.
Grundrißflexibilität
Das Holz-Beton-Verbund-System ermöglichte es, die Decken von der Flurwand zur Fassade zu spannen und somit die Zwischenwände nichttragend auszuführen. Damit kann man diese an der Fassade im Raster von 2,5m an jeder Stütze anschließen, sodass in Zukunft einfacher veränderte Grundrisskonzepte ermöglicht werden und damit neue pädagogische Konzepte verfolgt werden können.
Beschreibung der Besonderheiten
- Das Konzept der Decken-Spannrichtung von Flurwand zu Außenwand führt zu einer erleichterten Umbaufähigkeit der Klassentrakte und begünstigt die Anpassung des Schulhauses an sich im Laufe der Zeit verändernde Schulkonzepte oder sogar für eine eventuelle Umnutzung.
- Insgesamt sind bei dem Gebäude 1.600 cbm Holz verbaut worden wodurch ca. 1.600 t CO2 gebunden worden sind.
- Statt der reinen Holzdecke, die bei den geforderten Spannweiten und den hohen Verkehrslasten bei Schulen nur sehr unwirtschaftlich herzustellen gewesen wäre, ist eine Holzbetondecke zum Einsatz gekommen, bei der die ohnehin aus Gründen der Bauakustik nötige Betonschicht gleich als Druckzone in einem Holz-Beton-Verbundsystem eingesetzt wird.
- Statt der bei dieser sog. Holz-Beton-Verbunddecken üblichen Verwendung von verleimtem Holz sind mit Buchendübeln verbundenen Brettstapel zum Einsatz gekommen. Diese weisen einen ca. fünf mal geringeren Verbrauch an fossilen Brennstoffen in der Herstellung auf.
- Bei allen Bauteilen konnte ein sehr hoher Vorfertigungsgrad erreicht werden, sodass nicht nur die Montagezeit verkürzt und damit die Belastung durch die Baustelle, sondern auch der Baustellenverkehr entsprechend geringer war. Dadurch ist aber auch eine hohe Ausführungsqualität erreicht worden, was zur Erhöhung der Schadensfreiheit führt und eine längere Nutzungsdauer des Gebäudes erwarten lässt.
- Auf die Verwendung emissionsgeprüfter Bauprodukte ist genau geachtet worden. Sämtliche eingesetzten Materialien wurden von einem Fachmann für Baubiologie vor dem Einsatz in Bezug auf die Unschädlichkeit geprüft und freigegeben.
- Statt die Frischluft über die Decke einzubringen wurde für die Klassen das Prinzip der Quell-Lüftung verfolgt, das mit geringeren Luftwechselraten auskommt. Zudem erfolgt die Abluftführung nicht über Luftkanäle in den Klassen, sondern die Abluft strömt über schallgedämmte Öffnungen in die Halle und wird hier zentral abgesaugt. Damit reduziert man nicht nur den baulichen Aufwand auf ein Minimum sondern auch die damit verbundene Ventilatorleistung. Durch dieses Prinzip wird auch die Halle mit Luft versorgt ohne Komforteinbußen. Wenn sich nämlich die Kinder in der Pause befinden, sind sie eben nicht in den Klassen, sodass dann die einströmende Luft unverbraucht ist. Damit sind auch hierfür weder Zuluft- noch Abluftkanäle und auch keine Ventilatorenergie nötig.
- Durch eine Stützen-Überzug-Konstruktion an den Außenwänden konnten die Verglasungen bis zur Decke gezogen und der Tageslichteintrag vergrößert werden. Somit ist der Strombedarf für die künstliche Beleuchtung geringer.
Auszeichnungen
HolzbauPlus-Preis 2020, Gewinner in der Kategorie öffentliche Bauten
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Objektdetails
Das Objekt im Internet
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