Senioren- und Pflegezentrum St. Elisabeth in Nürnberg
90449 Nürnberg, Insinger Str. 1
Mit freundlicher Unterstützung von Gira
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Insinger Str. 1, 90449 Nürnberg, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
04.2022
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Kaum ein junger Mensch kann nachvollziehen, wie man sich im Alter fühlt. Ein Stück weit die Augen öffnet die Sozialpädagogin und Gerontologin Sabine L. Distler dem Besucher mit einer Brille, die den grauen Star simuliert: Durch das Milchglas sind plötzlich nur noch Kontraste sichtbar und helfen bei der Orientierung, spiegelnde Böden verunsichern und farbig abgesetzte Kanten werden als Hindernisse wahrgenommen. Der weiße Schalter verschwindet komplett in der weißen Wand, haptische Erfahrungen werden intensiver. „In unsere Planung sind verschiedenste Komponenten, neben fachlicher Expertise insbesondere auch eigene Erfahrungen und Beobachtungen eingeflossen, das Sehproblem war nur eines davon“, erklärt Sabine L. Distler, die der Geschäftsführung der Altenwohn- und Krankenpflege-Betriebs-GmbH (ALWO) angehört. Mit dem Alter gehen häufig Seh- und Wahrnehmungsdefizite einher, oft noch verschärft durch Orientierungsschwierigkeiten.
Die ALWO gibt es seit fast 25 Jahren, hinter der GmbH steht als privater Träger die Familie Rugieri, die drei weitere Häuser betreibt, u.a. eines mit Schwerpunkt gerontopsychiatrischer Erkrankungen. Der Geschäftsführer der Alwo Betriebs-GmbH Marco Rugieri setzt auf Qualität statt Quantität, eine familiäre Atmosphäre, professionelle Pflegestrukturen und auf eine Betreuung durch Fachpersonal. Wissenschaftliche Pflegeansätze haben einen hohen Stellenwert, ebenso das Miteinander-Leben, Respekt und Selbstbestimmung.
Das St. Elisabeth ist mitten im Stadtteil Röthenbach gelegen, U-Bahn, Taxi, Busbahnhof, aber auch Einkaufsmöglichkeiten und der Rhein-Main-Donau-Kanal sind barrierefrei zu erreichen. Das 1998 in einer Z-Form gebaute St. Elisabeth übernahm die Alwo im Jahr 2012, genau 300 Bewohner leben hier und werden von 230 Mitarbeitern betreut. Dass das Gebäude nach 25 Jahren Nutzung einen Umbau benötigte, stand von vornherein fest. Da 2011 das Bayerische Pflege- und Wohnqualitätsgesetz beschlossen wurde, das bis 2025 umgesetzt werden muss, entschloss sich die Alwo, schon jetzt nach diesem Standard zu bauen. Das Umbaukonzept ist in enger Zusammenarbeit mit der Heimaufsicht entstanden.
Umgebaut wird das Gebäude nicht etagenweise, sondern in vertikalen Bauabschnitten. So müssen pro Umbauphase je Geschoss nur die Bewohner von 2-4 Zimmern umquartiert werden, je nach Bauabschnitt. Da in der DIN 18040-2 unter anderem Verkehrs- und Bewegungsflächen für Rollstuhlfahrer definiert sind, mussten auch die Grundrisse der Zimmer und Bäder komplett geändert werden – ein Rollstuhl benötigt zum Wenden bspw. 150 x 150 cm Freifläche.
Gestartet wurde der Umbau im Erdgeschoss mit Foyer, Restaurant und der Großküche. Hier begrüßt heute ein strahlend helles Ambiente die Bewohner, Mitarbeiter und Besucher. Weiße Wände, elegant dunkle Böden und weiße Lichtleisten weisen dezent und doch deutlich sichtbar den Weg. An den Wänden präsentieren sich Nürnberger Perspektiven, auf einer Medienwand erscheinen Infos zum Wetter, Bilder und der Speisenplan. Der Mittagstisch ist geöffnet für Besucher aus dem Stadtteil, die barrierefreien Räumlichkeiten werden zudem für Veranstaltungen genutzt. Das Haus ist offen für alle, ein Begegnungspunkt und Anlaufstelle für Fragen rund um Alter und Pflege.
Ein Schwerpunkt lag auf der innenarchitektonischen Gestaltung der Zimmer: Ganz bewusst wurde dabei nur ein Zimmertyp umgesetzt, denn alle Bewohner sollen den gleichen Komfort und die gleiche positive Raumwirkung erfahren. „Wir haben uns für Farbwelten entschieden, die von jedem als angenehm empfunden werden“, berichtet Sabine L. Distler dazu. „Warme Holz-, Braun und Grautöne sind kombiniert mit Akzenten in dunklem Violett, kräftigem Rot und einer Gold schimmernden Strukturtapete.“ Die Räume vermitteln ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit, strahlen Wärme und Wertschätzung aus. Jeder Bewohner hat zudem die Möglichkeit sein Reich auch individuell mit Bildern oder Andenken zu gestalten.
Bei der Ausstattung hat sich die Alwo frühzeitig deutsche Hersteller, die im professionellen Healthcare-Bereich aktiv sind, an den Tisch geholt und Erfahrungen ausgetauscht. Zur Farbgestaltung haben Designer von Caparol beraten, Waldmann ist der Experte für biodynamisches Licht, Hewi für Sanitär-, Küffner für Türlösungen, Nora für Kautschuckböden und Gira für Schalter und Gebäudetechnik. Die Hersteller stehen allesamt für hochwertige, aber auch langlebige sowie innovative Materialien und Produkte.
Mit Gira wurde im Gebäude ein KNX System installiert, das diverse elektrische Komponenten miteinander verknüpft. Beispielsweise im Restaurant: Hier lassen sich auf einem zentralen Touchdisplay, dem Gira Control 9 Client, mit einem Fingertipp ganze Szenen abrufen – für einen Vortrag oder fürs Putzen. Bei der Vortragsszene dimmt sich das Licht, die Vorhänge fahren zu und die Leinwand herunter. Alternativ können Leinwand, Beschattung und Beleuchtung sowie die Heizung auch einzeln bedient werden. Die Steuerzentrale hinter dem KNX System ist ein Gira HomeServer.
In den Bewohnerzimmern ist die Bedienung der Elektrotechnik bewusst einfach gestaltet mit klassischen Schaltern. Damit sich diese gut vor der Wand abheben, entschied man sich für eine Kombination von Schwarz und Weiß des Gira Schalterprogramms E2: Die weißen Schalter im schwarzen Rahmen sind auch für Menschen mit Sehschwächen wie dem grauen Star und anderen Sehbeeinträchtigungen gut sichtbar. In diese Rahmen wurde auch die bestehende Rufanlage integriert, so dass alle Komponenten wie aus einem Guss erscheinen. Bei den Schaltern, sogenannten Tastsensoren, sind drei Beleuchtungsszenen hinterlegt: eine Szene mit hell-belebendem Licht, eine fürs gemütlich warme Ambiente und ein Orientierungslicht für die Nacht.
Der Boden ist ein hellgrauer Kautschuk, ein Naturbelag, der nicht glänzt oder spiegelt, fußwarm ist und vor allem rutschsicher. Da man nicht wegrutscht, reduziert sich die Sturzgeschwindigkeit und die Sturzfolgen werden minimiert. „Diese Erfahrungen konnten wir bereits in unseren anderen Einrichtungen mit Kautschukböden machen – die Sturzfolgen haben sich um fast 90% verringert“, weiß Sabine L. Distler. Für visuelle Barrierefreiheit sorgt auch der Kontrast zwischen Boden und Wand, er gibt Sicherheit und Orientierung.
„Für die Wände war uns erstmals eine taktile Ausrichtung wichtig, hier entschieden wir uns für einen Strukturvlies mit Quarzsand, der farbig gestrichen wird“, erklärt die Gerontologin weiter. „Unser Orientierungsvlies mit Rillen zeigt an, dass es dort eine Öffnung nach draußen gibt – ist er horizontal ausgerichtet, geht es Richtung Flur, vertikal bedeutet, dass sich hier der Aufzug bzw. die Treppe befindet.“ Die Wände, die als haptisches Leitsystem fungieren, sind in matten kräftigen Farben gestrichen, die die Sinne ansprechen. Mit einem eleganten Strukturvlies in Metallic-Optik werden die wohnlichen Bereiche für soziale Interaktion markiert.
Alle Bäder sind von der deutschen Gesellschaft für Gerontotechnik (GGT) geprüft: Es gibt ausreichend Bewegungsfläche selbst für Rollstuhlfahrer, die Falttür mit Raumsparfunktion lässt sich mit geringem Kraftaufwand und einem kleinen Bewegungsradius öffnen. Die Toilette steht etwa 20 cm von der Wand vor, damit man besser umsetzen kann und es ist möglich, eine Rückenstütze anzubringen. Das Waschbecken ist nach innen halbrund und unterfahrbar, die Handtuchhalter und Haken heben sich in Grau gut ab – selbst die Toilettenspülung ist ein neues Sondermodell in grau-weiß, so dass die Spültaste gut erkennbar ist. Der Spiegel wurde runtergezogen für Rollstuhlfahrer, die Ablage farbig abgesetzt und eine Notrufglocke reicht bis zum Boden.
Die Gänge und Gruppenräume der sechs Etagen werden später in unterschiedlichen Farbwelten gestaltet mit biodynamischem Licht, das den natürlichen Verlauf über den Tag abbildet und damit Schlafstörungen mildert. Die Etagen erzählen Geschichten zu Nürnberg, zu Innovationen, Handwerk, Künsten, Erfindungen oder kulinarischen Eindrücken. Für Unterhaltung ist im Haus auch sonst gesorgt, es gibt eine Kirche für Andachten und die Sonntagsmesse sowie ein Kino im Untergeschoss. Neben der Langzeit- ist im St. Elisabeth auch eine Etage für die Kurzzeitpflege zu finden, Reha-Sport und ärztliche Versorgung – alles unter dem Motto: „Lebenswelt erleben. Lebensräume schaffen. Lebensmomente gestalten.“
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