Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2014: Teilnehmer
Single, Double, Triple... X-ple
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Darmstadt, Architektur, Bedrettin Altay
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Darmstadt, Architektur, Bedrettin Altay
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Grundstücksgröße
2.750 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
In diesem Entwurfskonzept geht es um ein zur Verfügung stehendes Bestandsgebäude, nämlich das „Stolze Haus“ in Darmstadt (Neckarstr. 4-6), mit einem angrenzenden, großen Grundstück, das zu einem angepassten Wohnumfeld transformiert werden und auf die Bedürfnisse an ein vielfältiges Wohnangebot unterschiedlichster Nutzer eingehen soll. Hierbei gilt es eine flexible und bewegliche Architektur, angepasst an die unterschiedlichsten Bedürfnisse in den unterschiedlichsten Lebenssituationen, zu entwickeln. Eine intelligente Verzahnung von Gemeinschaft und Eigenständigkeit ist dabei in den räumlichen Überlegungen verstärkt einzubeziehen. Denn gemeinsam genutzte Bereiche können dabei helfen Vorbehalte insbesondere zwischen unterschiedlichen Altersgruppen und Kulturen abzubauen und die Akzeptanz/Identifikation mit dem gebauten Umfeld zu stärken. Die Entwicklung eines interessanten Erschließungskonzeptes einschließlich des Aspektes der Barrierefreiheit in all ihren Sinnen ist daher ein Grundstein für die gesamte Gebäudekonzeption.
Konzeptionelle Umsetzung
Für die Bearbeitung der besagten Bauaufgabe war es zunächst einmal nötig noch einmal zu untermauern, dass das Wohnen ein ständiger Zustand ist in dem sich der Mensch befindet und daher auch sein Grundrecht. Wohnen verbindet Menschen ganz unabhängig ihrer Situation mit Orten und gibt Ihnen das Gefühl der Zugehörigkeit.
Nichts desto trotz stellt man immer wieder fest, dass sogar die rein physische Erreichbarkeit von (Wohn-) Räumen für einen Großteil der Bevölkerung ein Wunschtraum darstellt.
Momentan leben wir in einer Zeit in der auf politischer Ebene immer häufiger über den Generationenvertrag und dessen Bruch debattiert wird. Dieses Thema hat tiefgreifendere Auswirkungen, nicht nur auf politischer Ebene sondern auch für die Architektur.
Denkt man an generationsübergreifendes Wohnen, kommt zunächst einmal der Gedanke eines Wohnraumes, dem man von seiner Geburt bis zu seinem Tod verbunden bleibt.
In unserer modernen Welt ist dies jedoch kaum noch gegeben. Eine sich stetig und immer schneller wandelnde, sich individualisierende Gesellschaft, mit neuen Lebens- und Arbeitsbedingungen und den daraus resultierenden Ansprüchen ist Realität geworden. Diesen neuen Umständen gilt es in der Architektur Lösungsansätze zu bieten.
Dieser Entwurf wirkt mit seiner Konzeptualität dieser Entwicklung entgegen.
Unterschiedliche Generationen, Lebenswirklichkeiten und –umstände werden hier nicht von einander separiert und isoliert wie im gewöhnlichen Wohnungsbau. Stattdessen werden die individuellen Fähigkeiten eines jeden, das Miteinander und Nachbarschaften entgegen der derzeitigen Entwicklungen gestärkt um das Sozialgefüge wieder herzustellen ohne als Konsequenz Privatsphären und Individualitäten zu Opfern.
Gestalterisch äußert sich dies durch die Erscheinungsform des Gebäudes. Die für unterschiedliche Nutzer entwickelten Wohnungen wirken wie in das Bestandsgebäude eingesetzte Bauklötze, die zusätzlich ineinander verschoben wurden. Dadurch wird jede Wohnung von außen klar erkennbar, funktioniert aber nur in der Gemeinschaft mit den anderen Parteien.
Die Anwesenheit unterschiedlicher Generationen und Umstände fördern in der Gesellschaft einen gesunden Bezug zur Lebenswirklichkeit. Jedoch werden von vielen durch die Isoliertheit der Menschen heutzutage die Umstände der Anderen bewusst ignoriert.
Daher fördert dieses Wohungsbaukonzept für das Darmstädter Stolze Haus eine gezielt heterogene Gemeinschaft durch die Aufhebung von kommunikativen wie konstruktiven Barrieren.
Als Grundparameter für die Bearbeitung des Entwurfes stand das Verhindern künstlich geschaffener Hindernisse, die in ihrem Wesen unnötig sind und das Ziel eine Barrierefreiheit zu generieren, die als universeller Standart später überall einsetzbar ist. Nicht etwa die Limitierung auf diesen Einzelfall ist die Absicht gewesen, sondern die Schaffung eines Exempels im Wohnungsbau, der Freude bringt.
Die Wohnungen selbst übersetzen genau das in eine architektonische Form. Alle Wohnungen bestehen aus einem eingeschossigem und einem zweigeschossigem Bereich und schaffen durch das reine Raumempfinden eine klare Zonierung zwischen Privatsphäre und Gemeinschaft.
Um den hohen Raum trotzdem nicht nur aus einer Perspektive betrachten zu können, sondern ihn auch erlebbarer zu machen befinden sich minimal gestaltete Aufenthaltsmöglichkeiten in der zweiten Ebene. Diese unterscheiden sich von einer typischen Maisonette und verstärken innerhalb des gemeinschaftlich genutzten Wohnbereiches noch einmal eine Raumaufteilung im Wohnzimmerbereich.
Entgegen der Meinung, dass sich Barrierefreiheit im Wohnungsbau nur in einer Ebene abspielt wird in diesem Konzept bewusst eine vertikal funktionierende Komponente eingesetzt, die deutlich macht, dass eine Erreichbarkeit von Räumen nicht unbedingt innerhalb eines Wohnraumes stattfinden muss.
Durch die Anbindung der zweiten Ebene mit dem Außenraum entstehen wiederum Öffnungen und Freiräume, welche die Kommunikation zwischen den Nachbarn fördert. Die klare Ausrichtungsform der Wohnungen wird (aus der reinen Ansicht nicht erkennbar) gezielt aufgebrochen und relativiert plötzlich die isoliert wirkende Kubatur der einzelnen Wohnungen.
Alle öffentlichen Bereiche in der Wohnanlage sind von allen Bewohnern oder Besuchern zu jeder Zeit erreichbar, gleich welcher Beeinträchtigung. Jeder Ort, der einen Aufwand zum Erreichen mit sich bringt, wird durch diverse Angebote belohnt, seien es Flächen der Kommunikation, Orte des Rückzugs und der Stille oder einfach nur Orte um die vielen unterschiedlichen Raumsituationen gemeinsam oder alleine zu erleben. Das Konzept bietet dem Bewohner also Großzügigkeit, Volumen, Belichtung und Raumerleben und zeigt, dass dies auch für Menschen erzielt werden kann, die barrierefreies Bauen benötigen.
Die beiden Gebäude werden über ein Verteilsystem vom Parkhaus bis zum Dachgeschoss erschlossen. Die Erschließung zeichnet sich durch eine klare Form aus und wirkt durch Begrünung mit immergrünen Schlingpflanzen wie ein Vorhang zwischen den Gebäuden, der in sich ganz unabhängig vom restlichen Bereich der Wohnanlage besondere Aufenthaltsbereiche sowie Blickbeziehungen bietet.
Trotz dem die Erschließung als Aufenthaltsbereich dient, schirmt es die Ruhezonen der Wohnungen gut vor Blicken und Lärm ab, ohne sie zu isolieren.
Dieser Entwurf zeigt klar, das Barrierefreiheit nicht begrenzbar auf reine Erreichbarkeit von Räumen ist, sondern auch die Aufhebung von Barrieren zwischen Menschen. Es ist ein Gesamtkonzept und nicht nur reduzierbar auf bestimmte Räumlichkeiten.
Paradoxerweise wird die Barrierefreiheit sowohl bei Architekten als auch in der Gesellschaft als eine Last oder gar als Hindernis wahrgenommen. Da das Entwerfen und die Entwicklung von Konzepten ein ständiger Begleiter menschlichen Schaffens sind, um das Leben angenehmer, einfacher und schöner zu gestalten, stellt sich die Frage wieso überhaupt Architektur geschaffen wird, die Menschen ausschließt, anstatt sie zu integrieren. Es benötigt nur ein Umdenken, nicht ein wie von vielen empfundenes Einschränken.
Barrieren müssen zunächst aus dem Kopf verbannt werden um sie langsam aber sicher auch aus dem Leben verschwinden zu lassen.
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Arbeitsplätze
27
Anzahl Wohneinheiten
25
Anzahl Stellplätze
44