Nominiert für die Shortlist der Jury 2020
Skaio
74076 Heilbronn, Paula-Fuchs-Allee 2-4
Kaden⁺ GmbH , AAg LoebnerSchäferWeber Freie Architekten GmbH
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Paula-Fuchs-Allee 2-4, 74076 Heilbronn, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
03.2019
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Sonstige
Anzahl der Vollgeschosse
6- bis 10-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
20.840 m³
Bruttogrundfläche
6.190 m²
Nutzfläche
3.460 m²
Verkehrsfläche
670 m²
Wohnfläche
3.330 m²
Grundstücksgröße
775 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
8.300.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
15.970.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Skaio ist mit zehn Geschossen und 34 m Höhe das höchste Holzhaus Deutschlands sowie der erste Schritt über die Hochhausgrenze. Im Auftrag der Stadtsiedlung Heilbronn GmbH planten und realisierten Kaden+Lager gemeinsam mit der Firma Züblin Timber den Neubau zur Stadtausstellung Neckarbogen im Rahmen der Bundesgartenschau Heilbronn 2019. Am Eingang des BuGa Geländes empfängt der Neubau den Besucher als Wegweiser in die Zukunft und zeigt die erfolgreiche Kombination von nachhaltiger Bauweise und anspruchsvoller Gestaltung.
Architektonisches Konzept
Skaio enthält neben Gewerbe-, Gemeinschafts- und Nebenräumen im Erdgeschoss 60 Mietwohnungseinheiten. Vier davon sind Wohngemeinschaften der Aufbaugilde und der Offenen Hilfe vorbehalten. 25 Wohnungen, also gut 40 Prozent, sind öffentlich gefördert.
Das Erdgeschoss bietet Raum für die alltäglichen Bedürfnisse des Wohnens: Raum für Fahrradstellplätze, ein Waschsalon und eine Küche zum gemeinschaftlichen Kochen dienen als Treffpunkt für die Bewohner.
Die im Standard kleinteiligen 1- bis 2-Zimmer-Wohnungen werden per Aufzügen und Sicherheitstreppenhaus barrierefrei erreicht, sind zwischen 40 und 70m² groß und können Dank des Gebäudekonzeptes je nach Bedarf später zusammengeschaltet werden. Nahezu alle Wohnungen verfügen über eine Loggia. Die Holz/Aluminium-Verbundfenster sind zugunsten einfacher Reinigung öffenbar und bodentief. Eine große Wohngemeinschaft im sechsten Obergeschoss hat direkten Zutritt auf eine Dachterrasse.
Das Dach von Skaio ist teilweise als extensives Gründach ausgebildet. Wo kein Grün ist, wurden zwei gemeinschaftliche Dachterrassen inklusive bewirtbaren Gemüsegärten eingerichtet.
Konstruktion
Skaio wird als Hybridkonstruktion ausgeführt: Wände und Decken sind aus Holz und machen den überwiegenden Teil der Konstruktion aus. Die tragenden Bauteile sind im Untergeschoss, im Erdgeschoss sowie im 1. Obergeschoss aus Ortbeton erstellt. In den weiteren Obergeschossen (2. bis 9. OG) besteht die Tragstruktur aus einer Holz-Stahl-Hybridkonstruktion nach dem Skelettbauprinzip.
Die nicht tragenden, raumabschließenden Bauteile der Außenwände sind im Grunde als Holztafel zu betrachten. Dabei wurde die innere Beplankung als schlanke Leno-Tafel ausgeführt. Diese ist vom Wohnraum aus sichtbar und lediglich lasiert, womit alle bauphysikalischen und haptischen Potenziale des Materials genutzt und wahrgenommen werden.
Wie auch bei allen anderen Bauteilen wurden durch die weitestgehend werkseitige Vormontage vor Ort Zeit und Koordinationsaufwand gespart sowie höchste Präzision gesichert.
Die Fassade wurde als hinterlüftete Konstruktion mit 4mm starken, verdeckt montieren Aluminiumblechen ausgeführt.
Material
Erlebbar ist das Material Holz vor allem im Gebäude Inneren. Hier bleiben Holzdecken und Außenwände sichtbar, das spart Zeit, Geld und vor allem auch Ressourcen.
Das Gesamtkonzept spiegelt auf ehrliche Weise die Konstruktionsanteile Beton und Holz wider. Über dem verglasten Sockelbereich mit sichtbarem Erschließungskern aus Beton, setzen sich die Obergeschosse mit der hochwertigen Aluminiumlochfassade ab. Auf den zweiten Blick lassen die Holz-Unterseiten der Loggien auch von außen subtil erkennen, dass es sich bei Skaio eben doch um ein Holzgebäude handelt.
Das Thema Wohngesundheit fand besondere Beachtung. So wurden bei den Neubauten ausschließlich Baustoffe mit geprüfter Zusammensetzung verwendet. Die Überwachung betrifft alle Ausbau-Baustoffe wie z. B. Kleber, Silikone und Wandfarben. Die Qualität der Raumluft wird nach der Fertigstellung gemessen und von einem Prüflabor untersucht.
Beschreibung der Besonderheiten
Die konsequente Anwendung der Holzbauweise verlangt von Beginn an buchstäblich konstruktives Gestalten: Der materialgerechte Entwurf schützt die Konstruktion bei gleichzeitiger Inszenierung. Von außen betrachtet tritt die Architektur beispielsweise durch sichtbar schlanke Deckenaufbauten in Erscheinung. Darüber hinaus sorgt die vorgehängte Aluminiumfassade mit ihrer materialimmanenten Leichtigkeit für Schutz vor klimatischen Einflüssen. Die vom Kern abgesehen trockene Konstruktion fördert präzises Handwerk: Präfabrikation erlaubt das Anfertigen der Verbindungselemente (z.B. Dornauflager der Wandelemente) unter kontrollierten Arbeitsbedingungen. Dadurch werden Konstruktionen und Montageabläufe ermöglicht, die auf konventionellen Baustellen in dieser Art nicht möglich wären.
Bauteile aus Fichtenholz mit PEFC-Zertifikat
Ein großer Vorteil der Holzbauweise ist die vergleichsweise kurze Bauzeit; die Holzbauteile werden weitgehend vorgefertigt und vor Ort lediglich montiert, knapp eine Woche wurde für die Errichtung eines Stockwerks benötigt. Für die Holzwände und -decken wurde ausschließlich Fichtenholz – überwiegend aus deutschen Wäldern und durchweg versehen mit FSC-Zertifikat, dem Siegel für nachhaltige Forstwirtschaft, verwendet.
Brandschutz
Der Brandschutz gilt selbstverständlich unabhängig von der Art der Konstruktion gleichermaßen, ist hier aufgrund der Gebäudehöhe sowie der Einzigartigkeit des Gebäudes eine besondere Herausforderung. Im Falle eines Brandes darf kein Rauch ins Treppenhaus dringen. Dafür wird im Brandfall ein Überdruck erzeugt, der das Sicherheitstreppenhaus rauchfrei hält. Zum Konzept gehört eine Hochdruck-Feinnebellöschanlage, die Wassernebel produziert, der die Flammen im Brandfall sofort und vor allem am Ort der Entstehung erstickt. Diese Technik kommt ursprünglich aus dem U-Boot-Bau. Im Untergeschoss und Erdgeschoss sind alle tragenden und aussteifenden Bauteile aus feuerbeständigem Stahlbeton hergestellt. Alle tragenden Elemente, wie Wände, Stützen und Decken aus Holz entsprechen der Feuerwiderstandsklasse F 90.
Beitrag zur Energiewende und zur CO2-Minderung
Skaio trägt durch die Anlehnung an das cradle-to-cradle-Prinzip zur Energiewende bei. Größtmögliche Wiederverwertbarkeit der Elemente und Materialien sind von der ersten Stunde an erklärte Projektziele. Die Details sind so geplant, dass der spätere Austausch einzelner Elemente ebenso möglich ist wie der Rückbau und die Wiederverwendung. Die Bauteilaufbauten sind gänzlich trocken und jedes Material ist sortenrein trennbar. Gerade im Bereich des Fußbodenaufbaus bedurfte dies einiger Ambition und Durchhaltvermögen auf Bauherren- wie Planerseite sowie letztlich auf bei den Bauschaffenden.
Der Holzbau trägt systematisch zur Minderung von CO2 bei. Während der gesamten Nutzungsdauer der Gebäude (bzw. bei Wiederverwendung der Elemente noch darüber hinaus) wird das CO2 der Atmosphäre entzogen und eingelagert.
Modellcharakter
Die Stadtausstellung Neckarbogen zeichnet sich als innovatives Projekt sowohl mit Blick auf die Entwicklung als auch auf Architektur und Städtebau aus. Die architektonischen Innnovationen im Wohnungsbau bleiben im Allgemeinen weit hinter dem Bedarf zurück.
Skaio steht in seiner Eigenschaft als urbaner Holzbau Modell für künftige Vorhaben vergleichbarer Aufgabenstellung
Auszeichnungen
Auszeichnung DGNB Diamant
Anerkennung Baukultur Baden-Württemberg
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Fernwärme
Sekundärenergie
Fernwärme
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
28,00 kWh/(m²a)
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Arbeitsplätze
3
Anzahl Wohneinheiten
60
Anzahl Sitzplätze
44
Anzahl Stellplätze
45
Das Objekt im Internet
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