Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2019: Teilnehmer
Skenderija - A new municipal library in the city of Sarajevo
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Institut für Entwerfen und Konstruieren, Anton Kussinna
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Institut für Entwerfen und Konstruieren, Anton Kussinna
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Bosnien-Herzegowina
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Zeichnungen und Unterlagen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Ziegelmauerwerk
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
104.795 m³
Bruttogrundfläche
28.232 m²
Nutzfläche
21.511 m²
Verkehrsfläche
6.720 m²
Grundstücksgröße
16.101 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Eine Frage, mit der sich die Architektur des 21.Jahrhunderts immer häufiger auseinandersetzen muss. Ist das Bestehende erhaltenswert? Wenn ja, wie lässt es sich mit dem Modernen verbinden?
Bis heute leidet Sarajevo unter den Folgen der Auflösung der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien,- viele Einrichtungen des öffentlichen Lebens und der Infrastruktur wurden nach dem Bürgerkrieg 1996 geschlossen oder werden bis heute nur improvisiert betrieben.
Zumal wurden in der ehemaligen Bibliothek Sarajevos, die heute das Rathaus der Stadt ist, fast alle Bestände bei einem Brand ausgelöscht, und das Bedürfnis nach einer neuen repräsentativen Bibliothek für die Stadt ist groß. Die Bauaufgabe umfasst den Entwurf einer neuen zentrumsnahen Bibliothek und Mediathek auf dem ehemaligen Olympiagelände "Skenderija", die es in dieser Form in Sarajevo nicht gibt.
Skenderija ist ein Stadtbezirk am Rande der historischen Altstadt und war historisch ein Platz des Handels, der 1499 gegründet wurde. Für die olympischen Winterspiele 1984 wurde hier ein Sport- und Übertragungszentrum gebaut, das sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. 2012 ist das Tragwerk der olympischen Eishockeyhalle auf dem Olympiagelände aufgrund zu hoher Schneelast eingestürzt und seitdem nichtmehr in Betrieb. Trotzdem erinnert das Olympiagelände vorwiegend an die guten Zeiten der Stadt vor dem Krieg und die ehemalige Eishockeyhalle gilt nach einer eindeutigen Umfrage vor Ort als Stolz der bosnischen Bevölkerung.
Umso wichtiger war es uns vor dem Hintergrund der Geschichte Sarajevos, mit diesem Bestand umzugehen, und so haben wir haben uns diese Halle zum Leitgedanken unseres Entwurfs gemacht.
Beschreibung der Besonderheiten
Bestand
Die ehemalige Eishalle wird als Teil des Olympiageländes und aufgrund seines Stellenwertes bei der bosnischen Bevölkerung als erhaltenswert betrachtet und ist essentiell für die städtebauliche Komposition des Skenderija-Gebiets. Im Rahmen der Planung einer neuen Bibliothek wird die Halle umgenutzt und in den Bibliotheksbau integriert. Die einstige Eishalle fungiert nun als ein großer Lesesaal, indem sich die gesamte Literatur der Bibliothek befindet und die zum stillen Arbeiten der Besucher einlädt. Das Sichtmauerwerk auf den Innenseiten der ehemaligen Eishallenmauern wird in seiner Materialität durch Holz ergänzt und gibt dem Lesesaal somit seine warme Atmosphäre. Der Kern konzentriert sich nach innen und durch einzelne bereits bestehende Öffnungen in der Mauerwerkswand bilden Glasstege ein Bezug zur Außenhülle. Der Lesesaal bleibt sowohl in der Vertikalen, als auch in der Horizontalen unberührt, was seine symbolische Bedeutung verstärkt.
Nischen
Die Fassade schafft durch ihren hohen Glasanteil eine helle und offene Atmosphäre im Innenraum der Bibliothek und wird durch Mauerwerksschotten getragen und gegliedert. Dabei wird zwichen tragenden und nichttragenden Pfeilern differenziert, welche sich in der Dimension des Mauerwerks, unterscheiden.
Zwischen den tragenden Mauerwerkselementen bilden sich innen individuelle Arbeitsnischen, die einen wichtigen Teil für die Funktion der Außenhülle der Bibliothek darstellen. Hierbei wird zwischen drei Nischentypen unterscheiden: Der Einzelarbeitsplatz, der Zweierarbeitsplatz und der Gruppenarbeitsplatz.
Spezifisch für die Bibliothek angepasste Möbel schaffen so in der Bibliothek individuelle Arbeitsplätze am Fenster, wodurch eine gute Belichtung und ein Bezug zum Außenraum geschaffen wird.
Fassade
Die transparente Glasfassade mit ihren Mauerwerkspfeilern bildet den Schutz des Bibliothekskerns. Sie umhüllt den Lesesaal, berührt ihn aber nicht, indem sie durch einen Lichtspalt vom Kern abgesetzt ist. Der Bestand bleibt dadurch außen unberührt und wird nur durch einzelne Glasstege von außen erschlossen. Die Funktion und Atmosphäre der Außenhülle unterscheidet sich grundlegend vom Bibliothekskern. In der Außenhülle findet sich neben dem ,,modernen‘‘ Teil der Bibliotek, die mediale Bibliothek. Zudem bietet die Außenhülle sowohl Platz für die logistischen Bereiche der Bibliothek, die Erschließungsflächen und zusätzlich Platz für Verwaltungsräume, Vortragssäle und Ausstellungsflächen.
Ein großer Luftraum mit großem Oberlicht verbindet die drei Geschosse und schafft einen großen Raum vor der Eishallenwand, um diese ,,ins Licht zu rücken‘‘ und hervorzuheben.
Dach
Die Differenzierung der Funktion und Atmosphäre der beiden Hüllen soll sich auch im Tragwerk der Bibliothek widerspiegeln. Der quadratische Grundriss, die Symmetrie und die warme Atmosphäre wird im Lesesaal durch einen Trägerrost aus Holz verstärkt und bringt durch ein quadratisches Oberlicht, Licht in den Innenraum. Ein umlaufendes Lichtband des Rosts bringt auch Licht ins untere Geschoss des Lesesaals.
Das Dach erhebt sich von außen betrachtet aus der Außenhülle, damit die beiden unterschiedlichen Baukörper und ihre Funktion von der Außenansicht der Biliothek schon sichtbar sind.
Schlagworte
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