Architekturobjekte
Mit freundlicher Unterstützung von Saint-Gobain Weber
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
09.2010
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Grundstücksgröße
22.500 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Der Stadtteil Düsseldorf-Garath ist als Großsiedlung in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts errichtet worden. Im Frühjahr 2005 schrieb der Träger des Quartiers, die Rheinwohnungsbau GmbH Düsseldorf, im Rahmen des Projekts „50 Solarsiedlungen in NRW” einen Architekturwettbewerb zur Bestandsoptimierung aus. Das zu
beplanende Grundstück liegt an der Nahtstelle zwischen Urdenbach und Garath und wird im Westen und Norden von kleinteiliger Einfamilienhausbebauung eingerahmt.
Neubau statt Sanierung
Fünf Architekturbüros entwickelten im Rahmen des Architektenwettbewerbs Konzepte für eine Neugestaltung des 22.500 Quadratmeter großen Wohngebiets. Jeweils
einen ersten Preis erhielten das Büro Druschke + Grosser aus Duisburg sowie das Büro HGMB aus Düsseldorf. Die im Entwurf von Druschke + Grosser gewählte
städtebauliche Lösung überzeugte die Jury und wurde Leitlinie für die weitere Planung. Da ein Großteil der alten Wohnungen noch aus den 50er und 60er Jahren
stammte und auf dem damaligen Stand der Technik stehengeblieben war, war man sich schnell einig, dass eine Sanierung der vorhandenen Gebäude wenig Sinn
machen würde. Da darüber hinaus die Kosten circa 20 Prozent höher gelegen hätten als bei einer kompletten Neuentwicklung, entschied man sich für den Abriss der
ein- und zweigeschossigen Gebäude. In einem weiteren Schritt sollen auch die in den 60er Jahren erbauten südlich gelegenen siebengeschossigen Laubenganghäuser
einer neuen Bebauung mit 74 modernen Wohneinheiten weichen.
Sozialfreundliche Bebauung
Die beiden Siegerbüros wurden mit der Planung je eines Bauabschnitts beauftragt. Dabei umfasst ein Bauabschnitt je ein Quartier mit acht Mehrfamilienhäusern und 57
Wohneinheiten. Die Häuserensembles sind um einen weitläufigen Innenhof angeordnet, der viel Raum für Grünflächen und Kinderspielmöglichkeiten bietet und somit eine
neue Integration und soziale Mischung begünstigt. Gleichzeitig sorgen geradlinige Wegachsen von den Straßen zu den Hauseingängen dafür, dass die Bebauung ideal
mit der Umgebung vernetzt wird. Sechs Tiefgaragen mit 200 Stellplätzen halten die Siedlung autofrei, was besonders den Familien zugutekommt. Jede der Zwei- bis
Vier-Zimmer-Wohnungen ist entweder mit Balkon, Terrasse oder Garten ausgestattet und zwischen 55 und 100 Quadratmetern groß. 90 Prozent aller Wohneinheiten sind barrierefrei.
Verbindendes Element
Der vom Architektenbüro Druschke + Grosser geplante Bauabschnitt wurde bereits im Herbst 2009 fertiggestellt. Klare Formen dominieren die modernen Häuser.
Französische Fenster gliedern die Fassade und schaffen lichtdurchflutete Innenräume. Vor- und Rücksprünge sorgen für ein plastisches Erscheinungsbild, und aufgesetzte farbige Wohnboxen geben dem neuen Quartier einen eigenständigen Charakter. Während die Erdgeschosswohnungen über individuelle Eingänge verfügen, werden die Obergeschosse über gläserne Treppenhäuser erschlossen, die als Fuge ausgebildet sind und somit die Kleinteiligkeit der Bebauung fördern. „Wir wollten eine kleine Stadt in
sich entstehen lassen mit viel Transparenz und Individualität”, erläutert Architektin Bibiana Grosser ihr Konzept. „Die angrenzenden Viertel sind geprägt von einer 60er-Jahre-Bebauung auf der Garather Seite beziehungsweise einer kleinteiligen Bebauung mit Einfamilienhäusern im Stadtteil Urdenbach. Durch eine Mischung aus
zwei- und dreigeschossigen Häusern wirkt die Solarsiedlung als Verbindungselement, das die baulichen und menschlichen Barrieren zwischen Garath und Urdenbach verschwinden lässt.” Nach Vorstellung des Architektenpaares Dirk Druschke und Bibiana Grosser soll die Siedlung nach Abriss der siebengeschossigen
60er-Jahre-Bebauung im Grenzbereich zu Garath durch vier drei- bis fünfgeschossige Punkthäuser ersetzt und abgerundet werden.
Ganzheitliches Energiekonzept
Um im Rahmen des Projekts „50 Solarsiedlungen in NRW” gefördert zu werden, musste das Siedlungskonzept strenge energetische Auflagen erfüllen. So legten die
Architekten bei der Planung besonderen Wert auf eine geringe Verschattung der Gebäude. Obwohl das Architekturkonzept eine ausschließliche Nord- oder Südausrichtung
der Wohnhäuser unmöglich machte, konnte durch ein detailliertes Wärme- und Energiekonzept des Ingenieurbüros Wortmann und Scheerer aus Bochum eine energetisch optimale Gebäudebauweise realisiert werden. Eine flache Ausbildung der Dächer ermöglichte die Installation von insgesamt 168 Quadratmetern nach Süden ausgerichteter Solaranlagen. Die Solarthermieanlage liefert im Schnitt 40 Prozent des Energiebedarfs für Warmwasser. Die übrige Energieversorgung erfolgt über Gasbrennwerttechnik.
Mittels einer Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung wurde eine kontrollierte Wohnungslüftung realisiert. Dabei wird die Außenluft über eine
Frischluftansaugung in das Gerät für Luftverteilung und Wärmerückgewinnung gesogen, um als normal temperierte Zuluft in die Wohnungen einzuströmen. Über eine
Abluftanlage wird der warmen Luft aus den Wohnungen durch Wärmerückgewinnung die Energie wieder entzogen. Die Fortluft gelangt wieder in den Außenraum, und der Kreislauf beginnt von neuem. Somit wird den Bewohnern das Stoßlüften erspart. Dies trägt zu einer erheblichen Energieeinsparung sowie zu einem angenehmen Raumklima
bei. Die einzelnen Bauteile der Außenhülle wurden mit hohen Dämmeigenschaften ausgestattet, so dass der Heizenergiebedarf 35 kWh/m2 nicht überschreitet.
Alle Wohnungen sind mit einer Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung und Fußbodenheizungen mit geringem Wärmeverlust ausgestattet. „Um die im hochenergetischen
Bereich bevorzugte 20 Zentimeter dicke Fassadendämmung aufbringen zu können, wich die Rheinwohnungsbau GmbH von ihrem ursprünglichen Plan, einem Ziegelbau mit Sichtmauerwerk, ab”, erklärt Dirk Druschke. „Für diese Konstruktion hätten zum Planungszeitpunkt noch keine Anker zur Verfügung gestanden, mit denen eine 20-Zentimeter-Dämmung sicher in einer Ziegelmauer befestigt werden konnte. Stattdessen wählte man ein geklebtes Mauerwerk mit Putzfassade.”
Nachhaltig gedämmt
Bei der Wahl der Fassadendämmung ging die Rheinwohnungsbau GmbH kein Risiko ein und setzte neben einer ausführlichen Beratung vor allem auf eigene
Erfahrungswerte. Aufgrund der guten Zusammenarbeit bei vorangegangenen Bauprojekten der Rheinwohnungsbau GmbH entschieden sich die Bauherren auch im Fall der Solarsiedlung Garath für ein weber.therm B 100 Wärmedämmverbund-System. Das System mit der Wärmeleitgruppe 035 besteht aus einer Kombination von Polystyrol-Dämmplatten mit mineralischen Edelputzen. Für die Oberflächengestaltung wählte man einen dickschichtigen mineralischen Edelkratzputz. Mit diesem klassisch-zeitlosen Oberputz lassen sich die unterschiedlichsten Putzstrukturen ausbilden. Die Farbgestaltung greift die Ziegeltöne der angrenzenden Siedlungen auf und ist durchgängig in einem rotbraunen Ton gehalten.
Energie- und Kosteneinsparung
Die Gesamtinvestition von 35 Millionen Euro hat sich gelohnt. Dank des optimalen Zusammenspiels energetischer Maßnahmen und einem Verbrauch von dreieinhalb Litern
Öl pro Jahr und Quadratmeter Wohnfläche erfüllen die Garather Wohnungen den Niedrigenergie-Standard. Für die Mieter bedeutet dies eine Nebenkosteneinsparung von
circa 40 Cent pro Quadratmeter im Monat.
Solarsiedlungen in NRW
Die Solarsiedlung Düsseldorf-Garath entstand im Rahmen des Projekts „50 Solarsiedlungen in NRW”, mit dem die Landesregierung den Bau energetisch optimierter
Siedlungen unterstützt. Unter Leitung der EnergieAgenturNRW werden Siedlungsbaumaßnahmen gefördert, die auf einem ganzheitlichen Konzept beruhen. Nicht nur die energetische Optimierung der Einzelgebäude soll angestrebt werden, sondern auch eine Optimierung auf städtebaulicher Ebene sowie unter sozialen und ökologischen Gesichtspunkten. Bis März 2010 erhielten bereits 30 Siedlungen mit etwa 2.900 Wohneinheiten in NRW durch eine interdisziplinäre Auswahlkommission der Status „Solarsiedlung” verliehen. Achtzehn weitere werden aktuell gebaut, und weitere fünf sind in der Planung. Mit 53 Projekten ist NRW somit europaweit Spitzenreiter in
Sachen Solarsiedlungen.
Energetische Kennwerte
Energiestandard
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