Architekturobjekt 3.768 von 13.806

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2021: Teilnehmer


St. Georg Kirche in Hebertshausen

85241 Hebertshausen, Am Weinberg 27

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Heim Kuntscher Architekten und Stadtplaner BDA PartGmbB

Gesamtareal von Westen - St. Georg Kirche in Hebertshausen

© Florian Holzherr

Gesamtareal von Osten - St. Georg Kirche in Hebertshausen

© Florian Holzherr

Kirche von Norden - St. Georg Kirche in Hebertshausen

© Florian Holzherr

Kirchenraum in Längsachse - St. Georg Kirche in Hebertshausen

© Florian Holzherr

Altar und Vortragekreuz - St. Georg Kirche in Hebertshausen

© Florian Holzherr

Erinnerungsort und Fresko - St. Georg Kirche in Hebertshausen

© Florian Holzherr

Südeingang Kirche - St. Georg Kirche in Hebertshausen

© Florian Holzherr

Leichenhaus und Anbau Aussegnungshalle - St. Georg Kirche in Hebertshausen

© Florian Holzherr

Öffnung Aussegnungshalle - St. Georg Kirche in Hebertshausen

© Florian Holzherr

Aufbahrungsraum - St. Georg Kirche in Hebertshausen

© Florian Holzherr

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Heim Kuntscher Architekten und Stadtplaner BDA PartGmbB

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Am Weinberg 27, 85241 Hebertshausen, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

10.2020

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

Heim Kuntscher Architekten und Stadtplaner BDA PartGmbB

Maximilianstrasse 54

80538 München

Deutschland

Tel. +49-(0)89-242 245 28

info@heim-kuntscher.de

Fachplanung: Tragwerksplanung

Zilch + Müller Ingenieure GmbH

Erika-Mann-Str. 63

80636 München

Deutschland

Tel. +49 89 990162-0

info@zm-i.de

Architektur: Landschaftsarchitekt

Großberger Beyhl Partner Landschaftsarchitekten mbB

Kaflerstraße 15

D-81241 München

Deutschland

Tel. +49 (0) 89 452 44 39 0

info@gbp-la.de

Fachplanung: Gebäudetechnik

EURA-Ingenieure Weißmann

Aribonenstr. 12

81669 München

Deutschland

Tel. +49 89 45228830

eura@eura-ing-weissmann.de

Fachplanung: Elektrotechnik

Elektro Kraft

Ubostraße 21 21

81245 München

Deutschland

Tel. +49 89 89 54 60 17

info@elektro-kraft.com

Verwendete Produkte

ag möbelfabrik horgenglarus

Sitzmöbel

ERLUS

Dachdeckungen

PSLab

Leuchten

Gebäudedaten

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

390 m²

Kosten

Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)

5.000.000 Euro

Beschreibung

Objektbeschreibung

Epilog

Das Konzept für die Neugestaltung des Areals „Georgskirche Hebertshausen“ besteht aus einer Vielzahl von Bausteinen, die integral ineinandergreifen und ein komplexes Geflecht von topographischen, baukünstlerischen und inhaltlichen Sinnschichten bildet.

Ausgangspunkt der sich über zehn Jahre hin erstreckenden Gesamtsanierung war neben dem traurigen, ästhetischen Erscheinungsbild der Kirche in erster Linie die statisch extrem gefährdete Hangkante mit der instabilen Friedhofsmauer. Früh zeichnete sich ab, dass eine nachhaltige, bauliche Ertüchtigung aufwendige und substantielle Eingriffe erfordern würde. Da die vorangegangene Vernachlässigung der Kirche aber auch wesentlich mangelnder, pastoraler Nutzung und Relevanz geschuldet war, musste die Frage nach einer umfassenden Idee und Vision gestellt werden, die Kirche und Friedhof nicht isoliert, sondern im Kontext der ganzen Gemeinde betrachtet. Der enge Schulterschluss zwischen kirchlicher und politischer Gemeinde ermöglichte dabei über die jeweils notwendigen Pflichtaufgaben hinaus – Sanierung von Kirche und Friedhofsmauer sowie Bau einer Aussegnungshalle – die Schaffung eines Gesamtensembles, das integral in die Ortsstruktur von Hebertshausen eingebunden ist.

Ausgangslage

Im Großraum München, 4 km von Dachau entfernt, liegt die Gemeinde Hebertshausen. Über einer Geländekante thront die Kirche St. Georg inmitten des Friedhofs. 1293 erstmals urkundlich erwähnt, wurde sie als spätromanischer Saalbau mehrmals umgebaut, auch in der Barockzeit. Von der historischen Ausstattung ist allerdings kaum etwas erhalten, sodass sich der Innenraum vor der Projektierung relativ nüchtern präsentierte. Seit in den 1960er Jahren unterhalb der Geländekante eine neue, größere Pfarrkirche errichtet wurde, dient St. Georg „nur“ noch als Friedhofskirche. Zahlreiche Bauschäden erforderten eine Grundsanierung.

Weil der Friedhof zu klein war, hatte die politische Gemeinde Hebertshausen außerhalb des Orts in solitärer Lage eine Erweiterung geschaffen, die bislang jedoch ohne Aussegnungshalle auskommen musste. Der Wunsch nach einem neutralen Raum für Trauerfeiern führte schließlich dazu, die gesamte Situation rund um beide Kirchen und beide Friedhöfe neu zu ordnen. Heim Kuntscher Architekten schlugen vor, die Aussegnungshalle am alten Friedhof zu errichten und damit den historischen Standort zu stärken.

Aussegnungshalle und Leichenhaus

Das Leichenhaus, in den 1930er Jahren am Rand des alten Friedhofs errichtet, war zu kleinteilig und ermöglichte weder eine würdevolle Aufbahrung, noch Aussegnungsfeiern. Daher wurde es entkernt und der Raum nach oben zum Dach geöffnet, um mehr Weite zu schaffen. Er erhielt eine umlaufende Auskleidung aus schwarz-grau lasiertem Holz, die vor den Fenstern jeweils als eine Art wandhoher Klappladen ausgebildet ist. Mit den beweglichen Elementen lassen sich für die persönliche Abschiednahme Licht und Stimmung im Raum modulieren, gleichzeitig verweist das Türmotiv der Klappläden dezent auf den Übergang in eine andere Welt.

Die neue Aussegnungshalle bietet Raum für religionsneutrale Trauerfeiern. Um nicht in Konkurrenz zu den historischen Gebäuden der Kirche und des Leichenhauses zu treten, bleibt die Halle in der Höhenentwicklung darunter und ist lediglich als eine Aufweitung der Friedhofsmauer konzipiert. Sie schließt an das Leichenhaus an und erstreckt sich von dort in Richtung des Friedhof-Haupttors, wo sie eine neue überdachte Eingangssituation ausformuliert. Die langgestreckte, konische Halle in der raumhaltigen Mauer läuft auf ein Atrium zu, in das Licht von oben einfällt und ein Wasserbecken beleuchtet. Bei kleineren Trauerfeiern wird der Sarg davor aufgebahrt und die Trauergemeinde blickt zum Atrium, bei größeren Begräbnissen ist auch eine andere Anordnung möglich, bei der weitere Menschen außen vor der Halle durch eine bogenförmige Öffnung am Geschehen im Inneren teilnehmen können.

Kirchengebäude

Um die Bedeutung von St. Georg als Friedhofskirche zu stärken, erhielt sie in ihrer Längsachse einen neuen Eingang an der Westseite. Er ermöglicht nicht nur einen deutlich leichteren Zugang für behinderte und alte Menschen, sondern auch einen würdigen Transport des Sarges. Weil die Westfassade genau auf der Hangkante steht, musste hier im Außenraum ein Plateau geschaffen werden, auf das man aus der Kirche treten kann. Die Eingangsöffnung und die Unterkonstruktion des Plateaus greifen die Bogenform auf, die sich an den historischen Gebäuden auf dem Friedhofsareal in mannigfacher Gestalt findet: am Netzgewölbe im Chorraum, an den romanischen Fenstern der Kirche, den Rundbogenfenstern des Leichenhauses und nicht zuletzt an einem umlaufenden Zackenfries der Kirchenfassade.

Im Inneren trennte bislang eine Treppe Chorraum und Altar vom Langhaus. Der neue Boden steigt nun vom Westeingang allmählich in Richtung Chor an, sodass nur noch zwei Stufen verbleiben. Stühle anstelle von Bänken sorgen für eine flexible Nutzbarkeit des Raums für unterschiedliche Formen der Feier.

Fülle durch Farbe – Kirchenfenster

An der südlichen Innenwand des Kirchenraums finden sich Freskenreste, die vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammen – ihre großflächige Komposition lässt darauf schließen, dass ursprünglich alle Wände und die Decke farbig gefasst waren. Da diese Gestaltung heute nicht mehr wiederhergestellt werden kann, entstand die Idee, dem Raum auf eine andere, immaterielle Weise seine Polychromie zurückzugeben: Neue Kirchenfenster tauchen das Innere in buntes Licht; vor allem bei Sonnenschein wandern Farbflächen im Tagesverlauf über die Wände, die in neutralen Tönen gehalten sind. Während die Öffnungen im Chorraum mit opalem Weißglas bestückt sind, entwickelte der Münchner Künstler Prof. Jerry Zeniuk für die acht Fenster des Langhauses eine feinsinnige Farbkomposition.

Jedes Fenster zeigt eine Grundfarbe, wobei an der Südseite warme Töne wie Rot, Gelb und Orange dominieren, an der Nordseite kühle Töne wie Blau, Violett und Grün. Die alte Sprossengliederung teilt die Fenster in mehrere Glasscheiben, hier wurden die Grundfarben in unterschiedlichen Nuancen leicht variiert und bei einer der Scheiben jeweils mit dem Komplementärton kontrastiert. Da jede Glasscheibe nur in der Mitte, nicht jedoch an den Rändern durchgefärbt ist, gelangt viel Helligkeit ins Innere und lässt den Raum regelrecht erstrahlen. So wird die jahrhundertealte Tradition farbiger Kirchenfenster auf moderne Weise fortgeführt.

Neuartig ist die maltechnische Herstellung der farbigen Glasscheiben. Aus traditionell mundgeblasenen Gläsern (Echtantikglas, Glashütte Lamberts, Zwiesel ) mit farbigem Überfangglas wird durch mehrfache Ätzvorgänge mit Flusssäure das jeweilige Farbbild herausgelöst. Der Verlauf und die Intensität der Farbe entstehen nicht durch das Aufbringen und Einbrennen von Farbe, sondern durch die stufenweise Wegnahme der vorhandenen Farbschicht. Der jeweils farbkräftigste Teil einer Scheibe muss durch entsprechende Abdeckung geschützt werden. Der wässrige Auftrag der Flusssäure lässt den Pinselduktus verschwinden und generiert feinste, fließende Farbnuancen. Zur Sicherung der neuen Kunstverglasung ist in die Ebene der alten Bleiverglasung eine neue Schutzverglasung eingesetzt, die aus maschinengezogenem Goetheglas besteht. Die an historischem Fensterglas orientierte, leicht bewegte Oberfläche verhindert eine harte, glatte Spiegelung des Sonnenlichts und verleiht damit der Außenansicht eine für einen historischen Bau vertraute, lebendige Anmutung.
 

Beschreibung der Besonderheiten

Ausgangspunkt der sich über zehn Jahre hin erstreckenden Gesamtsanierung war neben dem traurigen, ästhetischen Erscheinungsbild der Kirche in erster Linie die statisch extrem gefährdete Hangkante mit der instabilen Friedhofsmauer. Früh zeichnete sich ab, dass eine nachhaltige, bauliche Ertüchtigung aufwendige und substantielle Eingriffe erfordern würde. Da die vorangegangene Vernachlässigung der Kirche aber auch wesentlich mangelnder, pastoraler Nutzung und Relevanz geschuldet war, musste die Frage nach einer umfassenden Idee und Vision gestellt werden, die Kirche und Friedhof nicht isoliert, sondern im Kontext der ganzen Gemeinde betrachtet. Der enge Schulterschluss zwischen kirchlicher und politischer Gemeinde ermöglichte dabei über die jeweils notwendigen Pflichtaufgaben hinaus – Sanierung von Kirche und Friedhofsmauer sowie Bau einer Aussegnungshalle – die Schaffung eines Gesamtensembles, das integral in die Ortsstruktur von Hebertshausen eingebunden ist.
 

Schlagworte

Gesamtensemble, Topographie, Denkmalpflege, Gesamtsanierung, Anbau, Sakralbau, Kirche, Aufbahrung/Aussegnung, Friedhof, Ausstattung, Kunst, Farbkunst, Liturgie

Objektdetails

Das Objekt im Internet

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