Architekturobjekte
St. Michaelskirche in Viernheim
68519 Viernheim, Kettelerstraße 63,
Mit freundlicher Unterstützung von Odenwald Faserplattenwerk (OWA)
Mit freundlicher Unterstützung von Odenwald Faserplattenwerk (OWA)
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Kettelerstraße 63,, 68519 Viernheim, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
10.2012
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Sonstige
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Verständlichkeit der Sprache und eine verzerrungsfreie Hörsamkeit der Musik im Gottesdienst. Sie gibt dem ovalen Kirchenraum auch eine freundlichere Optik und mit dem aus der Decke
herausgearbeiteten Engel eine ganz neue Gestaltung. Vor allem aber kann die Kirche jetzt wieder sicher benutzt werden.
Der Schreck in Viernheim kam unvermittelt: Bei einer Begehung der St. Michaelskirche durch den Sicherheitsbeauftragten des Bistums Mainz wurden gravierende Mängel festgestellt, die praktisch von einem Tag zum anderen die Schließung der Kirche zum 31. Oktober 2011 erforderten. Auslöser für das sofortige Handeln waren vor allem lose Lampenfassungen in der Decke, bei denen ein Herabstürzen nicht auszuschließen war.
Dipl.-Ing. Dieter Bugert, dessen Viernheimer Ingenieurbüro für Tragwerksplanung und Statik mit den Planungen für eine Behebung der Probleme beauftragt wurde, stellte im Rahmen seiner
Untersuchungen weitere Mängel fest: „Relevant für die Sicherheit waren neben den Deckenlampen
speziell die Zugangssituation zum Dachraum und die alte Elektroanlage in der Decke. Aber das Dach hatte zum Beispiel auch keine zeitgemäße Wärmedämmung, was dann zu dem Entschluss führte, alle Unzulänglichkeiten gemeinsam mit einer komplett neuen Unterdecke zu beheben.“ Zusätzlicher Charme dieser Lösung war die Möglichkeit, mit der Deckenerneuerung dem Kirchenraum auch optisch eine eleganter und freundlicher wirkende Fassung zu geben. Die alte Decke aus Holzwolle-Leichtbauplatten war nicht nur relativ dunkel und damit etwas drückend, sie war vor allem mit sichtbarer Unterkonstruktion verlegt worden, die ein diagonal orientiertes Rechteckmuster erzeugte. Dieses Raster kontrastierte etwas unglücklich mit der elliptischen Grundrissform des Kirchenraums, weshalb Dieter Bugert für die neue Decke eine fugenlose Ausführung vorschlug. Die Idee der nicht mehr sichtbaren Unterkonstruktion überzeugte auch die Auftraggeber, weil sie eine moderne, sachlich klare Raumwirkung im 1956/57 nach Plänen des Mainzer Architekten Hugo Becker errichteten Gotteshauses ermöglichte.
Verbesserte Akustik
Das nach einer Fachberatung durch den Hersteller gewählte fugenlose System OWAplan S 7 aus dem OWAcoustic® premium Sortiment bietet zusätzliche Sicherheit beim Brandschutz und erfüllt die akustischen Anforderungen für den Kirchenraum. Die OWAcoustic® Deckenplatten bestehen aus nicht brennbarer, fest gebundener Mineralwolle und gehören zur Baustoffklasse A2-s1,d0 nach DIN EN13501-1. Im Brandfall sind also kein brennendes Abtropfen und keine zusätzliche Rauchentwicklung aus den Platten zu befürchten. Unter Stahlbetondecken erreicht das System OWAplan S 7 eine hohe Sicherheit durch Feuerwiderstände bis F 120 nach DIN 4102 bzw. bis REI 120 nach DIN EN 13501-2.
Um den guten akustischen Komfort im großen Kirchenraum zu erhalten und speziell Nachhall oder Verzerrungen des gesprochenen Wortes zu minimieren, sollte die neue Akustikdecke eine
Schallabsorption ähnlich wie der bisherige Aufbau besitzen. Das eingebaute fugenlose System erreicht bei einer Abhängehöhe von 200 mm im Mittel einen NRC-Wert von 65 % bzw. w = 60%. „Nachmeinem Eindruck, der auch von vielen Viernheimern bestätigt wird, ist die Raumakustik jetzt deutlich besser als vorher“, beschreibt Dieter Bugert das Ergebnis der Deckenerneuerung, mit der er zugleich ein völlig neues Gestaltungselement verwirklichte: Ein Höhenversatz in der Fläche assoziiert die Form eines großen Engels, der gleichsam schützend an der Decke über den Kirchenbesuchern schwebt.
Technisch dient dieser Versatz der Aufnahme der Beleuchtungstechnik: Die flach in die Decke
eingelassene Grund- und Notbeleuchtung wird hier durch verschiedene, verdeckt eingebaute
Scheinwerfer ergänzt, die besondere Details der Kircheneinrichtung wie das Christus-Mosaik oder den Tabernakel spotartig beleuchten können.
Hohes Bautempo mit großen Formaten
Die gerundeten Formen des Engels und die Anschlüsse der Decke an die Ellipse der Kirchenwände gehörten neben der Größe der Deckenfläche von insgesamt etwa 600 m² zu den besonderen Herausforderungen bei der Montage, die Stuckateurmeister Edmund Scheidel aus Viernheim übernahm. „Zu Beginn unserer Arbeit war die alte Decke bereits ausgebaut, sodass die Stahlfachwerkträger des Daches mit jeweils etwa 3 m Abstand offen lagen und mit ihren Flanschen den Montagegrund bildeten“, erinnert sich Edmund Scheidel. „Im ersten Schritt sind quer zur Trägerrichtung rund 1.200 lfd. m Weitspannträger und anschließend 100 mm Mineralwolle-Dämmung sowie die unterseitige Dampfsperrfolie eingebaut worden. Oberhalb der Weitspannträger haben wir zusätzlich mit 25 cm breiten Polystyrolstreifen gedämmt, damit die Träger nicht als Wärmebrücke innerhalb des Aufbaus wirken und zur Kondenswasserbildung führen.“ Nach diesen Vorbereitungen begann die Montage des Tragrostes für die Decke, der bei OWAplan aus CD-Profilen 60/27 sowie speziellen Kreuzverbindern besteht und mit Noniusabhängern abgehängt wird.
Auf der Unterseite des Rostes werden die Deckenplatten direkt verschraubt und im Kantenbereich umlaufend miteinander verklebt. Im großen Kirchenraum von Viernheim arbeitete der Stuckateur vorwiegend mit dem großen Plattenformat von 2400 x 1200 mm, wodurch weniger Plattenstöße und ein schnellerer Baufortschritt erreicht werden konnten. Lediglich für Details und Anpassungen kamen die kleinen Platten mit 1200 x 800 mm zum Einsatz.
Auf die Platten und ihre nachgespachtelten Stöße wurden ein Malervlies und anschließend die
systemzugehörige Putzbeschichtung Kraft Allegro M in Weiß aufgebracht.
Frohe Botschaft einmal anders
Als Generalvikar Dietmar Giebelmann die St. Michaelskirche am 7. Oktober 2012 feierlich
wiedereröffnete, konnte sich die Kirchengemeinde nicht nur über ihre neue, nun wieder sichere Decke freuen. Zum Gesamtumfang der Modernisierung und Erneuerung gehörte neben der Decke und ihrer Elektrik und Beleuchtung auch die komplette Renovierung der Sakristei mit dem Priesterraum, die Reparatur und Sicherung der Buntglasfenster sowie die Fußboden- und Malerarbeiten im Kirchenraum.
Ein besonderes Detail ließ sich der Planer Dieter Bugert dabei für den vorher wenig attraktiven und deutlich sichtbaren Ringanker einfallen: Er wurde in dezentem hellgrau gefasst und mit einem Michaelsgebet gestaltet, das von der Form und Farbe der Mosaiken im Chorraum inspiriert ist. Die eigentliche Sensation des Umbaus von St. Michael liegt aber etwas versteckt in den Terminen:
Zwischen der nicht vorhersehbaren Schließung und der Wiedereröffnung verging weniger als ein Jahr, in dem die komplette Planung, Finanzierung und Ausführung aller Arbeiten samt der
Deckenerneuerung organisiert wurde. Angesichts vieler sich derzeit verzögernder Großvorhaben in Deutschland liegt hierin eine wirklich frohe Botschaft: Bauen kann auch schnell gehen.
Beschreibung der Besonderheiten
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