Architekturobjekte
Staatliche Feuerwehrschule Regensburg in Lappersdorf
93138 Lappersdorf, Michael-Bauer-Straße 30
Mit freundlicher Unterstützung von RHEINZINK
Mit freundlicher Unterstützung von RHEINZINK
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Michael-Bauer-Straße 30, 93138 Lappersdorf, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
06.2012
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Es ist schon ein ungewöhnliches Stück Architektur, das in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts für die Staatliche Feuerwehrschule Regensburg in Lappersdorf verwirklicht worden war. Wie mehrere kleine Sprungschanzen stehen die einzelnen Dachsegmente nebeneinander und vollziehen mit ihren markanten Schwüngen die ansteigende Linie vom Tal zum dahinter liegenden Hügel nach.
Bei der Baustoffauswahl des Ensembles hatte man damals auf Langlebigkeit gesetzt: Die Klinkerfassaden und die sehr prägende Dachdeckung aus RHEINZINK-Titanzink erfüllten über Jahrzehnte ihre Funktion und wirkten auch optisch immer noch ansehnlich. Im Zuge umfangreicher Erweiterungen und Modernisierungen wurde 2012 trotzdem die Dachdeckung erneuert, um den gesamten Komplex der Feuerwehrschule für weitere Jahrzehnte ohne Wartung und Reparaturen fit zu machen. Zusätzliche Vorteile dabei waren, dass die konstruktiv wichtigen Funktionen der Notentwässerung und der Rinnenheizung nach aktuellen technischen Standards ersetzt werden konnten. Ansonsten entspricht das neue, rund 3.000 m² große Dach weitgehend dem alten Aufbau, vor allem natürlich in der Form, aber auch im Deckwerkstoff Titanzink, mit dessen Dauerhaftigkeit man schließlich sehr gute Erfahrungen gemacht hatte.
Strukturmatte für normgerechte harte Bedachung
Das geschwungene Dach wird von Leimholzbindern getragen, die in einem Stück von etwa 5 m Hallenhöhe vorn an der Glasfassade bis auf etwa 19 m an der Rückseite ansteigen. Sie sind untereinander mit Stahlstreben quer versteift, jedoch auf der ganzen Länge von rund 40 m ohne zusätzliche Stützen frei tragend. Dadurch entstehen in der Halle ausreichend zusammenhängende Flächen und ebenso genügend Höhe für die Übungen der Feuerwehrleute.
Auf den Bindern wurden die alten Sperrholzroste als innere Sichtschalung und die Wärmedämmung belassen, darüber jedoch alle Schichten komplett zurückgebaut. Der Neuaufbau begann mit einer 30 mm dicke Konterlattung, die die Lüftungsebene des Kaltdachs ausbildet, und einer Holzschalung. Darauf liegt als Trennlage im flach geneigten vorderen Teil eine Glasvliesbitumenbahn V13, im steilen hinteren Bereich wurde eine diffusionsoffene Kunststoffbahn verwendet. Auf der Trennlage verlegte der Spenglerbetrieb Güther Sanitär aus Feuchtwangen die RHEINZINK-Strukturmatte AIR-Z. Auf diese Strukturmatte hätte man allein unter dem Gesichtspunkt des Feuchteschutzes bei diesem belüfteten Dach verzichten können, was sich auch an den ausgebauten alten Scharen zeigte: Sie waren damals direkt auf einer Trennlage verlegt worden und in knapp vier Jahrzehnten trotzdem ohne Korrosionsansätze auf der Rückseite geblieben. Für den Neuaufbau wurde jedoch mit strukturierter Trennlage geplant womit auch dieser Dachaufbau die Ansprüche an eine harte Bedachung erfüllt, also beständig gegen Flugfeuer und strahlende Wärme ist. Ein Aspekt, dem gerade auf einer Feuerwehrschule natürlich besondere Bedeutung zukommt.
Vorbewitterte Oberfläche gegen Reflexionen
Der Brandschutz dürfte in den siebziger Jahren auch eine Rolle bei der Entscheidung für das nicht brennbare Titanzink als Dachdeckung gespielt haben. Zudem kann das Metall mit konischen Scharen ausgezeichnet die sanfte Wölbung des Dachs nachvollziehen und erlaubt die Herstellung aller Anschlüsse und Details aus demselben Material wie die Hauptdachflächen, was die große Dachfläche der Übungshalle völlig homogen wirken lässt.
Für den jetzigen Neuaufbau der Deckung verwendete der Spengler 0,7 mm dickes RHEINZINK-Titanzink in der Oberflächenqualität vorbewittertpro blaugrau. Diese in Farbe und Struktur der natürlich bewitterten Oberfläche sehr ähnliche Qualität passt sich gut in den Gesamteindruck des bestehenden Ensembles ein und weist zudem keine irritierende Reflexionen des Sonnenlichts auf. Sie würden bei den einsehbaren Dachwölbungen nicht nur architektonisch stören, sondern sollten auch wegen der unweit vorbeiführenden Autobahn unbedingt vermieden werden.
Die Spengler stellten alle Teile der Dachdeckung – neben den Scharen also auch die Anschluss- und Abdeckungsteile an den Firsten, Traufen und Ortgängen – aus einem 600 mm breiten Band selbst her und verlegten sie in Doppelstehfalztechnik. Obwohl es sich um eine große Dachfläche handelt, hatte jedes einzelne Element mit mittleren Scharenlängen von 1,80 m zwischen der Kehle und dem jeweiligen First ein einfach und gut zu handhabendes Format.
Fachgerechte Notentwässerung
Besonders sorgfältig war die Entwässerung des Dachs der Feuerwehrschule über die innenliegenden Rinnen zu planen und auszuführen. In jeder Kehle zwischen den „Sprungschanzen“ liegt eine kastenförmige Rinne aus Titanzink, die das Wasser aus den höher gelegenen Flächen sammelt und am tiefsten Punkt vorn an der Glasfassade in innenliegende Fallrohre führt.
Unter der Titanzink-Rinne befindet sich die mit einer Kunststoffbahn ausgeklebte zusätzliche Sicherheitsrinne. Sie erhielt im Rahmen der Dacherneuerung eine zusätzliche Wärmedämmung und ist an Notüberläufe in der Fassade angeschlossen. Bei extremen Starkregenereignissen – dem sogenannten Jahrhundertregen r5/100 , der für 5 Minuten alle 100 Jahre einmal auftritt – oder bei Verstopfung der normalen Rinnen und Abläufe kann dieses zweite System auch größere Wassermassen sicher aufnehmen und ableiten. Damit werden Wasseransammlungen auf dem Dach verhindert, die zu einer Durchfeuchtung des Dachaufbaus, vor allem aber zu unplanmäßigen Gewichtsbelastungen der über 40 m frei tragenden Holzbinder führen würden.
Um unzulässige statische Beanspruchungen auch im Winter ausschließen zu können, besaß schon der alte Aufbau eine Rinnenheizung, die mit der Neudeckung des Dachs ebenfalls erneuert wurde. Sie hält die innenliegende Rinne schneefrei und schützt gleichzeitig die Konstruktion vor zu großen Schneelasten.
Fazit
In der optischen Wirkung handelt es sich beim ungewöhnlichen Dach der Feuerwehrübungshalle um eine große, stark gegliederte und außerdem gewölbte Fläche. Die Doppelstehfalzdeckung ermöglichte jedoch eine handwerklich saubere und optisch überzeugende Zerlegung in Teilflächen, deren Schare sich gut beherrschen ließen. Der Rückbau des alten Dachs nach 35 Jahren hatte die Dauerhaftigkeit des Materials bestätigt, was den Bauherrn zu einer erneuten Ausführung mit RHEINZINK-Titanzink bewog.
Beschreibung der Besonderheiten
Die Redaktion (*von Rheinzink, Anmrk. der Redaktion) sprach mit Jürgen Mayr, dem Projektleiter von Güther Sanitär bei der Dacherneuerung der Staatlichen Feuerwehrschule in Lappersdorf.
Redaktion: Herr Mayr, das alte Titanzinkdach war gut 35 Jahre alt. In welchem Zustand haben Sie es beim Rückbau vorgefunden?
Mayr: Wir waren selbst überrascht, wie gut das alte Dach noch war. Die Scharen sahen auch auf der Rückseite faktisch wie neu aus und hätten noch eine ganze Weile gehalten. Aber die innenliegenden Rinnen mit ihren Sicherheitsrinnen mussten unbedingt erneuert und nach den heutigen Bemessungsregeln vergrößert werden. Diese Anpassung erforderte ein komplett neues Dach...
Redaktion: … das aber doch die alte Form und wieder dasselbe Material hat?
Mayr: Darin bestand ja gerade die Herausforderung. Der Gesamteindruck sollte sich nicht grundsätzlich ändern, die Dachentwässerung aber verbessert werden. Das verlangte eine genaue Planung der Anschlüsse. Zum Beispiel am Übergang von der jetzt tiefer liegenden Sicherheitsrinne zur Traufe, wo wir uns jedes Detail gut überlegen mussten. Das war viel Kleinarbeit, die heute keiner mehr sieht – die auch keiner mehr sehen soll.
Redaktion: Sehen kann und soll man dagegen den markanten Schwung des Dachs. Mit welchen Dachneigungen hatten Sie es zu tun?
Mayr: Das Dach geht von nahezu Null auf etwa 40° und läuft dann wieder sehr flach aus. Im steilen Bereich liegen konische Schare, von denen faktisch keine der anderen gleicht, auch weil die alte Unterkonstruktion nicht an Stellen gleichmäßig ist. Unser Spengler-Ehrgeiz war es, trotz der konischen Formen und der sich mit jedem Meter verändernden Dachwölbung auf dieser Unterkonstruktion wieder eine harmonische und ruhige Dachansicht herzustellen.
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