Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2023
Tank- und Rastanlage Leubinger Fürstenhügel
99610 Sömmerda, Bundesautobahn A 71
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Mono Architekten PartGmbB
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Mono Architekten PartGmbB
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Bundesautobahn A 71, 99610 Sömmerda, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
12.2021
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Stahlbau
Tragwerkskonstruktion
Stahl
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
2.200 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Bei der europaweiten Auslobung des Wettbewerbs handelte es sich um ein modellhaftes Verfahren zur Qualifizierung von Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen. Ausloberin des Wettbewerbs – im Auftrag des Freistaates Thüringen – war die DEGES Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH in Kooperation mit der IBA Thüringen. 2017 erhielt die Shell Deutschland GmbH den Zuschlag als Konzessionsnehmer der Tank- und Rastanlage. Shell setzte den Siegerentwurf des interdisziplinären Planungswettbewerbs und die Empfehlungen der IBA Thüringen um. Der Bund und das Land Thüringen komplettierten das Projekt durch die Herstellung der prämierten Außenanlagen.
Angestrebt wurde eine neue Interpretation verkehrlicher Infrastruktur und zukünftigen Reisens, die die Lagegunst am Fürstenhügel, die Besonderheiten von Topografie und Landschaft mit der tradierten Rastfunktion zusammenführt und über zeitgemäße Architektur, Landschaftsarchitektur und ein innovatives Kommunikationskonzept vermittelt. Ein Ziel des Wettbewerbs war es, den Leubinger Fürstenhügel überzeugend in das Gesamtkonzept der Anlage einzubinden. Unter Berücksichtigung der verkehrlichen, landschaftlichen und touristischen Rahmenbedingungen ist ein markanter Ort entstanden, der im Verkehrsfluss der Autobahn den kurzen Halt bedient, aber auch Möglichkeiten zum Verweilen, für Ein- und Ausblicke sowie Verbindungen in die umgebende Region eröffnet.
Neubau und Landschaftsarchitektur sind geprägt durch eine zurückhaltende Ästhetik. Einerseits, um den Reisenden eine Atmosphäre der Ruhe und des Rastens zu bieten. Andererseits, um sich gegenüber dem Fürstenhügel, dem Protagonisten an diesem Ort, zurückzunehmen. Gleichzeitig werden die Besucher*innen zum Verweilen ermuntert – um etwa in der Ausstellung mehr über die Geschichte der Region zu erfahren oder die Ausblicke in die Umgebung zu genießen. Entsprechend setzt auch der Lehrpfad, der vom Gebäude zum Hügel führt, die Ausstellung im Außen fort und verbindet so Architektur und Landschaft. Der als Zeitschiene inszenierte Pfad führt entlang historischer Ereignisse und archäologischer Funde bis zur Errichtung des Grabes zurück und fasst das Realexponat schließlich mit einer kreisförmigen Wegestruktur ein.
Das Gebäude wurde als langgestreckter, aus zwei Flügeln bestehender Winkel angelegt, der sich sanft in die flachwellige Hügellandschaft einfügt. Als wesentliche Inspirationsquelle diente ein weiterer archäologischer Fund in einer nahegelegenen Gemeinde – ein ebenfalls aus der Bronzezeit stammendes Langhaus. Während der geschlossene Gebäudeteil alle Funktionsbereiche der Raststätte sowie den Ausstellungsraum aufnimmt, überdacht der zweite, orthogonal zur Fahrbahn ausgerichtete Flügel die Tankanlage. Die Einfahrt zum Gelände wird somit durch ein großes, stützenfreies Dach markiert, das den ersten Blick auf den Grabhügel umrahmt. Als verbindendes Element der beiden Gebäudeteile dient das mehrfach gefaltete Dach, das sich von der Tankanlage aus langsam ansteigend zur Firstlinie des Langhauses entwickelt. Für die Gebäudehülle kam eine schlichte Aluminiumhaut zum Einsatz, die den ruhigen Gesamteindruck des Bauwerks unterstreicht. Durch ihre unregelmäßige Kantung entsteht zudem eine feingliedrige, vertikale Struktur mit dezentem Schattenspiel.
Beschreibung der Besonderheiten
Der Gastraum befindet sich am östlichen giebelseitigen Ende des Baukörpers. Die großflächig verglaste Giebelseite gibt die direkte Sicht auf den Fürstenhügel frei. Ein Panoramafenster ermöglicht vielfältige Ausblicke in die umgebende Landschaft. Der große Dachüberstand bietet ausreichend Verschattung und Wetterschutz für die Terrassenflächen im Freien. Der Raum wird durch eine zentral eingestellte Galerie zoniert, unter der sich hinter der einladenden Theke eine gut einsehbare offene Küche befindet. Sitzinseln, Tresen, Lounge-Bereich auf der Galerie und eine Spielnische für Kinder bieten den Besucher*innen eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufenthalts- und Rückzugsmöglichkeiten. Die Verwendung von Holz für Decke und Wände schafft in Kombination mit der sorgfältigen Auswahl des Mobiliars eine hohe Aufenthaltsqualität in ruhiger Atmosphäre.
Als räumliche Erweiterung der Ausstellung im Gebäude wird im Außenraum der Zeitreiseweg als Lehrpfad fortgeführt, der zum Spaziergang zur eigentlichen kulturgeschichtlichen Besonderheit des Ortes – dem Hügelgrab des Leubinger Fürsten – einlädt. Der rund fünfhundert Meter lange Weg ist als Zeitschiene inszeniert, die entlang geschichtlicher Ereignisse und herausragender archäologischer Funde in sieben Wegstationen zeitlich bis zu dessen Errichtung vor etwa 4.000 Jahren zurückführt. Die einzelnen Wegstationen sind als Intarsien aus Betonfertigteilen in den aus Ortbeton mit Besenstrich strukturierten Weg eingelassen und werden jeweils von einer Stele begleitet. Die erste Station befindet sich innerhalb des Rastgebäudes als Teil der Ausstellung.
Der Grabhügel wird von der Wegestruktur kreisförmig umschlossen, indem der ursprüngliche Durchmesser des Kernhügels als Wegeschleife nachempfunden wird. Dabei bleibt seine heutige Ausformung bestehen, allein die klare Fassung markiert und inszeniert ihn als historisch herausragendes Realexponat. Auf dem Grabhügel selbst befindet sich eine vorsichtig in den historischen Ort integrierte Aussichtsplattform, die von Norden über eine Stufenanlage erschlossen wird. Die Plattform besteht ebenso wie die Wegstationen des Zeitreisewegs aus vorproduzierten Betonfertigteilen. Losgelöst vom Zeitreiseweg und dennoch als folgerichtige Fortführung wird über die präzise Fügung und Setzung der Fertigteile im Fugenbild die Lage und Ausrichtung der ursprünglich unter der Plattform befindlichen Grabkammer des Leubinger Fürsten ersichtlich.Richtungsmarkierungen aus gegossener Bronze mit erhabener Beschriftung auf der umlaufenden Sitzbank zeigen Sichtachsen auf. Diese weisen in einem 360° Panoramablick in die umliegenden Landmarken und geografisch relevanten Bezüge.
Als weiterer wichtiger Standort innerhalb der Gesamtanlage ist eine Landschaftsterrasse im Bereich der südöstlichen Ausgleichsflächen errichtet, die über einen Schotterweg mit der Rastanlage verbunden ist und neben der Erlebbarkeit der entstehenden Vegetationsbereiche einen reizvollen Zielpunkt inmitten von Natur mit Blick auf die Anlage und in die umgebende Landschaft bietet. Die Reisenden können somit auf verschiedenen Pfaden das eigentliche Raststättengelände verlassen, was in Deutschland ungewöhnlich ist. Durch den nahe gelegenen Saale-Unstrut-Radweg können aber auch Fahrradfahrende und Wandernde vom Fürstenhügel ausgehend den Zeitreiseweg zur Raststätte sowie die Gastronomie nutzen
Auszeichnungen
Shortlist DAM Preis 2023
Anerkennung Architekturpreis der Architektenkammer Thüringen
Schlagworte
Objektdetails
Das Objekt im Internet
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