Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2024: Teilnehmer


Thermal Blue

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: HCU Hamburg, Architektur, Victoria König

Außenperspektive - Thermal Blue

© Victoria König

Kreuzgang-Innenperspektive - Thermal Blue

© Victoria König

Refektorium-Innenperspektive - Thermal Blue

© Victoria König

Caldarium-Innenperspektive - Thermal Blue

© Victoria König

Kreuzgang-Modell M1:20 - Thermal Blue

© Victoria König

Refektorium-Modell M1:20 - Thermal Blue

© Victoria König

Refektorium-Modell M1:20 - Thermal Blue

© Victoria König

Caldarium-Modell M1:20 - Thermal Blue

© Victoria König

Topografie-Modell M1:200 - Thermal Blue

© Victoria König

Topographie-Modell M1:5000 - Thermal Blue

© Victoria König

Topografie-Modell M1:5000 - Thermal Blue

© Victoria König

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: HCU Hamburg, Architektur, Victoria König

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Island

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

03.2024

Gebäudedaten

Bauweise

Mauerwerksbau

Tragwerkskonstruktion

Sonstige

Anzahl der Vollgeschosse

1-geschossig

Raummaße und Flächen

Nutzfläche

1.310 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

In einer Welt der Reizüberflutung und Schnelllebigkeit sind Orte der Kontemplation sowohl zur Entschleunigung, für die innere Ruhe als auch zur Erholung wichtig. Viele Menschen suchen dies besonders im Kontakt mit der Natur und körperlichen Betätigung. Dabei sind Länder wie Island anziehend, die mit ihrer spannenden, diversen Natur beeindrucken.

Island liegt geografisch auf dem Mittelatlantischen-Rücken. Vulkanismus und seismische Aktivitäten resultieren in vielzähligen heißen und warmen geothermischen Feldern. Das Klima ist ozeanisch-kühl. Zwischen einer vielseitigen Landschaft, Lavagestein und Nordlichtern ist Islands Kultur von seinen geothermalen Quellen geprägt. Die meisten Quellen haben eine Temperatur von 35°C bis 40°C und sind unter Touristen, aber auch Einheimischen, sehr beliebt.

Näher befinden wir uns in Hveragerði, eine kleine Stadt, die 45 km südlich von Reykjavik liegt. Die Stadt ist umgeben von heißen thermalen Feldern, da die Gegend zum System des Zentralvuklans Grensalur gehört. Von dort aus sind die heißen Quellen des Reykjadalur erreichbar.
Die geothermische Aktivität im Reykjadalur Tal und der Stadt Hveragerði hat seine Wurzeln in einem erloschenen Vulkan, der 120.000 Jahre in der Grabenzone aktiv war. Das Gestein besteht hauptsächlich aus Fragmenten von Felsen, aus Sedimenten der letzten Eiszeit und basaltischer Lava, die in der Nacheiszeit floss.

Die raue Landschaft bietet wenig Schutzmöglichkeiten, um den klimatisch teilweise schwierigen Bedingungen zu trotzen. Besonders an Wanderwegen, die abseits der Zivilisation liegen, sind die Menschen der kühlen und wechselhaften Natur ausgesetzt.
Das Leitmotiv des Entwurfes war es, eine Anlaufstelle zu schaffen, die nicht nur einen Ort des Schutzes bietet, sondern auch einen atmosphärisch erlebbaren Ort schafft, der über die Funktion als Ort der Heilung und Entspannung hinausgeht und die Verbindung der Besucher zur Natur stärkt.

In die weitläufigt und mossgrüne Landschaft bettet sich fortgeführt des Raumflusses der Entwurf ein, das sich wie eine Flussader in die Insel fügt.

Ein Kiesweg führt entlang des Wanderweges auf das Gebäude zu, wobei die Steine den Gang endschleunigen.
Vita contemplativa (griech.: betrachtende Leben) ist der Kontemplation und inneren Einkehr gewidmet. Typologisch wird dies klassisch im Claustrum (übersetzt: verschlossener Ort) ,dem Kloster, als sakralisiertes Konzentrationsinstrument baulich umgesetzt. Generierte Sakralität entsteht im Entwurf durch den formalen Gestus, der Monumentalität im Inneren und ihrer Unzugänglichkeit. Das Kloster als geschlossenes System dient durch Ruhe und Zugangskontrolle als Rückzugsort. Die baulichen Schichten ermöglichen und fördern den Vollzug eines langsamen Abwendungsprozesses und stellen eine Schutzgarantie dar. Der Entwurf nimmt diese architektonischen Haltungen auf.
Der Eingangsbereich, der klassisch den Pfortenraum darstellt, empfängt die Besuchenden auf Höhe des Wanderweges und ist von dem Rest der Klausur abgetrennt, sodass kein direkter Sichtkontakt entsteht. Durch eine Treppe wird in die Klausur geführt, die von der umgebende Erde wie eine Klostermauer geschützt wird.

Einzelne Gebäudeteile werden im Entwurf gruppiert und durch einen Kreuzgang mit einander verbunden. Der „Kollationsgang“  am Kreuzgangflügel lädt mit Sitznischen zum Verweilen ein.

Das Refektorium (Speisesaal) öffnet sich räumlich zweigeschossig. Oberlichter belichten den Raum und lassen durch die Reduzierung zum Außenraum und damit der verbundenen Reize die Besuchenden konzentriert den Raum erleben. Eine klare Sichtachse am Kopfende des Raumes zum Wanderweg tritt anstelle des klostertypischen Lesepultes. Eine Selberversorgerküche ordnet sich am Seitenschiff das Raumes an, während eine externe Versorgung durch ein kleines Anbot über die Küche anliegend der Treppe orientiert ist. Entsprechende notwenige Nebenräume sortieren sich im südlichen Gebäudeteil.

Am nördlichen Flügel liegen die Dormitorien, die Unterkünfte für die Wandernden. Sie sind räumlich auf das Wesentliche reduziert. Um Einblicke zu verhindern, werden die Liegeflächen, angelehnt an die historischen Klöster, mit einem Holzkasten umschlossen. Dieser öffnet sich durch ein Oberlicht zum Horizont, wodurch der Ausblick eingerahmt wird. Umgeben vom Schutz des Steins wird die Verbindung zur Natur gefördert und eine ungestörte Kontemplation ermöglicht. Die Unterkünfte werden mit Holz verkleidet und im Zwischenraum gedämmt, um ein angenehmes Raumklima zu gewährleisten. Zusätzlich schafft das Material eine warme Atmosphäre.
Ebenfalls wird die rituelle Bedeutung von Wasser in Form einer Therme in den kontemplativen Gedanken integriert. Die Balneologie ist die Lehre von der therapeutischen Anwendung natürlicher Heilquellen. Baden mit der Kraft der heißen Quellen hat sich des weiteren als Ort der Kontemplation über die Jahrhunderte in der isländischen Kultur bewährt. Die Interaktion mit dem bis zu 45° heißen Wasser als Prozess des mentalen und physischen Reinigens, als auch die Verbindung zur Natur und Sinnlichkeit der Stille, werden holistisch wahrgenommen und wirken als individuelle Kontemplationserfahrung. Das antibakterielle Thermalwasser für die Therme wird aus Grundwasserleitern gewonnen, die durch die geothermische Energie ihre bis zu 150° heiße Temperatur erhalten.
Das Brunnenhaus am Kreuzgang stellt architektonisch den Übergang vom Trockenbereich in den Nassbereich dar und ist ein Grundelement des Klosters. Er liegt am Kreuzgang und wird durch die Schwelle der Treppenstufen räumlich abgesetzt. Das Plätschern des Wassers aus dem Brunnen trägt zur meditativen Atmosphäre bei. Ebenfalls thematisiert das architektonische Element die tiefe symbolische Bedeutung von Wasser, der Reinheit, Erneuerung. Vom Brunnenhaus gelangen die Besucher in die Umkleidebereiche, um anschließend die Therme zu erreichen.

Die Abfolge der einzelnen Baderäume hat ihren Ursprung in der archetypischen Badreihenfolge von Kalt- zu Warmwasserbädern (Frigidarium, Tepidarium, Caldarium).
Das Tepidarium dient als Verteiler zwischen dem kalten Becken am westlichen Gebäudeende, das als Hof von den hohen Mauern geschützt wird, und dem warmen Becken im Zentrum. Zwei privatere Heiter Potter (übersetzt: heiße Töpfe) befinden sich am nördlichen Seitenschiff der Therme. Am südlichen Seitenschiff orientiert liegt der Saunabereich, der ebenfalls von einem kalten Tauchbecken über drei Saunen hinweg bei heißen Steinen mündet. Der Thermenriegel öffentlich sich östlich zum heißen Fluss und ermöglicht es den Besuchenden über eine Treppe in diesem zu baden. Ebenfalls befindet sich dort ein Ruhebereich.

Im Entwurf Thermal Blue bilden sich Räume, die zur Ruhe kommen lassen. Der Weg führt durch unterschiedliche Raumsequenzen, wobei jede unterschiedliche Qualitäten und Atmosphären aufweist. Sie können an Orte führen, die den Blick auf die Natur rahmen, die Wahrnehmung des Raumes stärken und zum Verweilen einladen.

Beschreibung der Besonderheiten

Besonders an diesem Entwurf war die Auseinandersetzung mit dem athmosphärisch erlebbaren Raum. Abseits von wirtschaftlich effizienten Grundrissen wurde über einen langen Prozess hinweg an einzelnen Raumabfolgen mit unterschiedlichsten Qualitäten gearbeitet. Proportion, Licht, Schatten und Materialität standen im Fokus. Dabei war die Typologie des Klosters eine Inspiration. Mithilfe des Modellbaus im Maßstab M 1:20 wurden die einzelnen Parameter des Raumes unter Berücksichtigung der Atmosphären untersucht und perfektioniert. 

Alle Visualisierungen sind aus den Modellen entstanden (Licht + Raum). Lediglich die Texturen wurden später mit Photoshop eingefügt. 

Nachhaltigkeit

Durch die von Vulkanen geprägte Landschaft und den ungewöhnlichen klimatischen Bedingungen waren übliche Baumaterialien wie Backsteine nicht oder kaum vorhanden. Um langlebige Gebäude zu schaffen, wurden die historischen Gebäude von der umgebenden Erde eingefasst, während die Wände aus Torf oder Stein das begrünte Sattel- Dach getragen haben. Diese architektonische Geste nimmt der Entwurf auf, um sich ohne Konkurrenzgedanken in die Landschaft zu betten. Der Basaltstein wird als massive Tragkonstruktion genutzt. Innenliegende, schmale Fensterflächen haben den Effekt eines Laibungschattens. Eine natürliche Belichtung und Belüftung ermöglicht es die Taustechnik auf das Notwenigste zu reduzieren. Der Themenriegel passt sich dieser Lowtechnik-Haltung an. Das antibakterielle, heiße Wasser wird direkt aus den Grundleitern gewonnen. 

Schlagworte

Wanderunterkunft, Therme, Kontemplation, Klostertypologie, Sakralbau

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