Architekturobjekt 3 von 3

Architekturobjekte


"Trais", Sozialzentrum Traiskirchen

Mit freundlicher Unterstützung von GROHE

Die Fassade besteht aus Lärchenholz. - "Trais", Sozialzentrum Traiskirchen

© gerner°gerner plus | Matthias Raiger

Die klaren Linien des Gebäudes vermitteln Ruhe und Kraft. - "Trais", Sozialzentrum Traiskirchen

© gerner°gerner plus | Matthias Raiger

gerner°gerner plus beschränkten den Baukörper auf zwei Geschosse, damit er die benachbarten Gebäude nicht überragt. - "Trais", Sozialzentrum Traiskirchen

© gerner°gerner plus | Matthias Raiger

Mit freundlicher Unterstützung von GROHE

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Traiskirchen, Österreich

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Neubau

Fertigstellungstermin

11.2015

Zeichnungen und Unterlagen

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

gerner°gerner plus architects

Mariahilfer Str. 101

1060 Wien

Österreich

Bauherr

SeneCura Kliniken und Heime

Capistrangasse 5/1/54

1060 Wien

Österreich

Gebäudedaten

Anzahl der Vollgeschosse

2-geschossig

Raummaße und Flächen

Nutzfläche

5.500 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Das 2015 fertiggestellte, inmitten eines großen Gartens gelegene Sozialzentrum umfasst drei Demenzstationen, eine Pflegestation, betreutes Wohnen und einen Kindergarten. Es ist größtenteils als Holzkonstruktion ausgeführt; wo aus Brandschutzgründen erforderlich, als mit Holz ausgefachter Betonskelettbau. Das Konzept dahinter: generationsübergreifendes Leben und Lernen.

Architektin Gerda Maria Gerner und Architekt Andreas Gerner äußern sich zum Planungskonzept:

Wie haben Sie das Konzept des Betreibers in Ihrer Architektur aufgegriffen?

AG: Traiskirchen ist zwar in 30 Minuten vom Wiener Hauptbahnhof aus zu erreichen, aber selbst noch sehr ländlich geprägt, weshalb wir den Baukörper bewusst niedrig gehalten haben, um den Maßstab der umliegenden Wohnbebauung und der benachbarten Winzerei nicht zu sprengen. Deshalb haben wir uns auch auf zwei Geschosse beschränkt, obwohl es möglich gewesen wäre, höher zu bauen – gleichzeitig haben wir versucht, mit dem klar gegliederten und kraftvollen Baukörper der von zahlreichen Kleinstarchitekturen geprägten Umgebung städtebaulich so viel wie möglich von ihrer Hektik zu nehmen und dem Ort Ruhe zu verleihen.
GMG: Auf der anderen Seite war uns Offenheit sehr wichtig – bei der Gestaltung der Gemeinschaftsbereiche eben so wie in bei den großen liegenden Fenstern, die vielfältige Blick beziehungen zwischen den unterschiedlichen Gebäudetrakten ebenso wie nach außen erlauben. Zudem unterstützen die klare Gliederung und Überschaubarkeit der Anlage die Orientierung der Patienten, was vor allem für die Größe und Proportion der beiden Innenhöfe von Bedeutung war. In einem davon haben wir einen Weingarten angelegt. Und bei der Freiraumgestaltung haben wir die Auswahl der Pflanzen in Zusammenarbeit mit der „Arche Noah“, einem gemeinnützigen Verein für den Erhalt, die Verbreitung und die Entwicklung vom Aussterben bedrohter Kulturpflanzensorten, getroffen.
AG: In Bezug auf die Architektursprache gab es seitens der SeneCura eigentlich überhaupt keine Vorgaben. So konnten wir die Fassade aus leicht vorbehandeltem Lärchenholz – sie wird über die Jahre eine silbergraue Patina ansetzen – ebenso realisieren wie die Lehmwände im Bereich der Wohngruppen, die neben ihren raumklimatischen Vorteilen auch eine sehr angenehme Haptik haben.
GMG: Zudem verfügt jedes Zimmer über einen eigenen, ihm zugeordneten Freibereich, und die Gemeinschaftsterrassen sind wie vormals in den Sanatorien mit dem Bett befahrbar.

Wie schafft man Räume, die für Kinder, Personal und Patienten funktionieren?

GMG: Indem man individuelle Rückzugsmöglichkeiten anbietet, zum Beispiel in Form von Teeküchen oder einfach in Form von aufgeweiteten Fluren, die eine Sitzgelegenheit bieten und als „Inseln“ funktionieren – dann sind auch Begegnungen
zwischen Kindern und Demenzpatienten möglich, bei denen man sich gegenseitig respektiert.
AG: Wichtig ist auch die Wahl des Bodenbelags: Holzböden in den Gemeinschaftsbereichen, Teppich in den Fluren, weil Demenzkranke auch nachts sehr viel laufen, Teppich und Linoleum in den Zimmern – überhaupt muss das Gebäude
sämtlichen hygienischen und baulichen Anforderungen an ein Krankenhaus genügen, darf aber nicht so aussehen.
GMG: Dafür haben wir unter anderem die Themennischen wie die Bauernstube oder die Kaffeehaus-Sofaecke geschaffen. Demenzpatienten können sich an maximal drei oder
vier Schwerpunktthemen ihres Lebens erinnern: wie beispielsweise an Schule, Freizeit, den Wald, die Kirche, die Busstation. Deswegen braucht es auf jeder Demenzstation
thematische Schwer punkte, an denen die Patienten zur Ruhe finden können, indem sie sich an etwas aus ihrem Leben erinnern – solange ihnen das nicht gelingt, gehen sie immer weiter, als wären sie auf der Suche nach etwas. Dafür brauchen sie einen geführten Weg.

NACHHALTIG UND BEDARFSORIENTIERT

Nachhaltigkeit ist ein wesentliches Leitmotiv, das sich in dem generationsübergreifenden Ansatz des Sozialzentrums Traiskirchen widerspiegelt – architektonisch in der dominierenden Holzkonstruktion, aber auch haustechnisch in der Sanitärausstattung. Die bedarfsgerechte Nutzung des Wassers unterstützen darüber hinaus selbstschließende Armaturen perfekt: Einem versehentlichen Laufenlassen – wie es gerade bei demenzkranken Bewohnern häufi ger vorkommt – beugen sie gezielt vor.

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