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Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2024: Teilnehmer


Transformation & Kontinuität im ländlichen Raum - Eine leerstehende Friedhofskapelle im sächsischen Erzgebirge als revitalisierter Ort von Gemeinschaft und Daseinsvorsorge

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Berlin, VI Architektur, Ron Weigel

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Berlin, VI Architektur, Ron Weigel

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

04.2024

Beschreibung

Objektbeschreibung

In Deutschland lebt mehr als die Hälfte der Bevölkerung in ländlichen Räumen. Ihre kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse unterscheiden sich stark untereinander und mehr noch zu Städten und Ballungsräumen. Lange wurde der ländliche Raum ignoriert und seine Entwicklung vernachlässigt. Dabei ist er das Rückgrat der Städte, die kleinen Kommunen gehören zum Fundament und zur Keimzelle unserer Demokratie und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformationsprozesse der Zukunft sind ohne den ländlichen Raum und seine Bevölkerung nicht zu schaffen.
Hierfür braucht es Orte, um gemeinsame Ziele zu formulieren und Differenzen auszuhandeln. Orte, die ihren Wert aus gemeinsamen Erinnerungen, aus einer gemeinsamen lokalen Identität erhalten und damit lebendige Glieder des Gemeinwesens werden.
Der ländliche Raum ist reich an leerstehenden Bestandsgebäuden, die Ortsbilder und Ortsidentitäten formten und damit nicht nur architektonisch wertvoll sind, sondern vor allem von den Menschen, die mit ihnen Erinnerungen verbinden, wertgeschätzt werden. Sie sind schon dem Namen nach beständig in ihrer Substanz und somit im allerbesten Sinne nachhaltig. Ebendiese Orte sind die idealen Kristallisationspunkte für neue Konzepte des Gemeinwesens.

Die leerstehende Friedhofskapelle des ehemaligen Friedhofs (1909) im Herzen der Gemeinde Schönheide im Erzgebirge bietet ein immenses Potenzial, neue und traditionelle Formen der Gemeinschaftsbildung in sich aufgehen zu lassen. Ihre Typologie, Geschichte und Lage ergeben sogar eine Verantwortung, dass sie als gesellschaftlicher und integrativer Ort gedacht werden muss. Durch den Rückzug essenzieller Funktionen der Daseinsvorsorge vor allem in den ländlichen Regionen Ostdeutschlands wird es in den kommenden Jahren unabdingbar, Konzepte der kommunalen Selbstorganisation zu bilden und zu stärken.
Kreative und individuelle Lösungen werden vonnöten sein, um alternde Kommunen attraktiver zu gestalten und um die unzähligen und einmaligen Möglichkeiten der Selbstentfaltung, die der ländliche Raum bietet, offenzulegen.

Dieser Entwurf zielt über einen Aktivierungsvorgang hinaus. Er soll zeigen, welche Möglichkeiten der räumlichen und gestalterischen Manifestation diese Aktivierung annehmen kann, wenn wir dem Ziel gesellschaftlichen Zusammenhalts den Wert beimessen, den es in der Zukunft wieder vermehrt braucht.
Die Aneignung, Reaktivierung und Transformation von Bestandsgebäuden ist dabei nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern ein Ausdruck von kultureller Achtsamkeit und selbstbewusstem, reflektiertem Umgang mit Geschichte.
Kirchen haben sich als Räume der Gemeinschaft über Jahrhunderte erhalten können, nicht nur wegen lebendiger Ideen und Vorstellungen der Welt, sondern weil sie es vermochten, wertvolle Orte zu schaffen, die durch ihre haptische Präsenz kollektive wie individuelle Erinnerungen und Identifikation erschufen.
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Konzeptionelle Leitgedanken für diesen Entwurf waren:
1. Kirchen waren seit jeher Räume der Gemeinschaft, in denen sich Gesellschaften in ihrer Vielfältigkeit trafen. Im Vordergrund stand natürlich das gemeinsame Feiern der Gottesdienste und Feiertage, sowie das Singen und Musizieren, aber auch das gemeinsame Trauern und Verabschieden. Genauso wichtig waren jedoch die informellen Begegnungen: das Gespräch vor und nach dem Gottesdienst, das Putzen der Kirche oder das Reparieren des Daches. Kirche war ein gemeinschaftliches Projekt.
Die Kirche als bauliche Typologie des Mittelpunkts und der Formung von Gemeinschaft ist es wert, weitergeführt und -gedacht zu werden.
2. Die neue städtebauliche Situation in der Dorfmitte von Schönheide eröffnet die Möglichkeit, ausgehend von der ehemaligen Friedhofskapelle, ein neues und divers bespielbares Feld zu gestalten, das die Einzeldenkmale um den Marktplatz räumlich und inhaltlich verbindet.
3. Die Benutzung des ehemaligen Friedhofs als Park wird nicht zuletzt deswegen von den Schönheidern abgelehnt, weil der Ort durch die großen freien Flächen und die weithin sichtbaren Mausoleen noch als Friedhof gelesen wird.
Es gilt eine Bedeutungsumkehr vorzunehmen, die den Park von einem ehemaligen Ort der Toten zu einem zukünftigen des Lebens werden lässt.
4. Das Hauptgeschoss der Kapelle wird fast gänzlich vom Einraum des Trauersaales eingenommen. Die Nutzung dieser Fläche als „multifunktionalen Raum“, der flexibel in seinen Funktionen und Bespielungen ist, liegt nahe. Eine Umfrage im Rahmen der Erarbeitung des Integrierten Gemeindeentwicklungskonzepts für die Gemeinde Schönheide brachte den Wunsch nach einem solchen Raum ebenso zu Tage.
5. Die demographische Situation Schönheides und seiner Umgebung macht es notwendig, dass die neu geschaffenen Orte der alternden Bevölkerung zugedacht und den nachkommenden Generationen verpflichtet ist.
Einhergehend mit dem Ziel eine lebenswerte Gemeinde zu schaffen, die eine Trendumkehr und damit den Zuzug von jungen Familien ermöglicht.
6. Innerhalb einer globalisierungsfoksussierten Welt und einem Wettbewerb der ländlichen Regionen um Investitionen und Ansiedlung, müssen Vereins- und Traditionspflege als regionale Wertschöpfung verstanden werden. Hierfür sind Foren notwendig, an denen lokale Traditionen, Sprachen und Handwerk am Leben gehalten und weitergegeben werden können.
7. Die Angebote, die neue Plätze der Gemeinschaft im ländlichen Raum bieten, müssen maximal barrierefrei, inklusiv und konfessionsungebunden sein. Sie müssen Hilfe anbieten und das Helfen anderer ermöglichen. Die große Chance ist es, dass sie im Sinne aller von allen initiiert und wahrgenommen werden können. Vor allem in Zeiten des erstarkenden Populismus und einer obrigkeitsstaatlichen Erwartungshaltung, müssen neue gesellschaftlich wertvolle Orte demokratisch sein. Sie müssen Teilhabe fordern und fördern.
8. Die mitreißende Stärke, die einstmals die Religion besaß, war das aktive Erleben von Gemeinschaft. Es ist das Gefühl von Zugehörigkeit und geteiltem Leben, nach dem sich die Menschen sehnen. Dies erfahren sie heute durch Musik, Konzerte und Clubs. Kurz: Durch das Feiern.
Das gemeinsame Feiern schafft kollektive Erinnerungen und Erfahrungen. Es hat die Kraft, Differenzen auszuhalten oder gar zu begleichen. Darin liegt eine nicht zu unterschätzende demokratische Dynamik, deren Leistung an neuen Orten der Gemeinschaft kultiviert werden kann.
Auch das private Feiern mit der Familie, sei es Hochzeit, Jugendweihe, Konfirmation oder 60. Geburtstag spielen in unser aller Leben und für unsere persönlichen Biographien eine besondere Rolle. Im Kleinen erfüllt es ähnliche Funktionen wie bei Feiern mit der Gesamtgesellschaft.
Häufig aber ist die Anmietung geeigneter Räumlichkeiten jedoch zu teuer oder an einen Konsumzwang gebunden. Auch hierfür ist ein Ort in zivilgesellschaftlicher Trägerschaft geeignet, der es allen ermöglicht den Multifunktionalen Raum der Gemeinde selbst bespielen zu können.


Das vorrangige Ziel für den Innenraum der Friedhofskapelle war es, eine maximale Öffnung des Grundrisses zu erreichen. Es ging hier einerseits darum, Tageslicht in jeden Winkel des Inneren zu bringen, andererseits um ein fließendes Raumgefüge der Innenräume zueinander und zum Außenraum zu schaffen.
Die Dualität von Asymmetrie der Außenfassade und Symmetrie der „Innenfassade“ des Saals sollte dabei beibehalten werden.
So werden nach Norden das Treppenhaus, der Vorraum im EG und der Lagerraum zum Saal hin aufgebrochen. Die Öffnungen lassen die Zweigeschossigkeit weiter erkennen. Die Wand zwischen Lagerraum und ehemaliger Chorempore im OG wird entfernt und damit eine einzige Empore für den Saal geschaffen. Hier weicht die Holzbrüstung einer neuen, durchlässigen Stahlbrüstung, die die verhältnismäßige Enge unter der Dachschräge kompensiert.
Im Süden erfährt die Kapelle die größten Veränderungen: Die Wand zwischen ehemaliger Sakristei und außenliegendem Vorraum wird entfernt und durch eine großzügige Öffnung dem Saal angeschlossen. Hier entsteht Raum für eine Küche, die den Saal, sowie den Außenraum gleichermaßen bedienen kann.
Zur anderen Seite der Apsis wird die Kapelle um einen Anbau ergänzt, der die Symmetrie des Grundrisses gänzlich herstellt. Der Anbau, welcher lediglich geschlossene Räume im Untergeschoss beherbergt, bildet im Erdgeschoss eine Terrasse aus, die einen privateren Außenraum im Vergleich zur Umgebung möglich macht und den Ausblick hinunter ins Tal bzw. hinüber in den Park eröffnet. Die beiden blinden Rundbogenöffnungen werden durchbrochen und zu tatsächlichen Öffungen.
Die Kirchenbänke werden zugunsten einer flexiblen Bestuhlung und Möblierung entfernt. Ebenso der Altar, welcher einen Bühnenraum in der Apsis erlaubt.
Die kostbaren Glasmalereien zur West- und Ostseite verhindern die mögliche Flutung des Raums mit Tageslicht und machen es unmöglich, ihm ein säkulares Gepräge zu verleihen. Aufrgundessen werden sie einen neuen Standort in einer Ersatzkapelle in der „Nekropole“ erhalten.
Die Bodenbeläge orientieren sich am Vorgefundenen: Erschließungs-, Neben- und Sanitärräume erhalten rote Tonfliesen, während der Saal und Aufenthaltsräume mit einem einfachen Dielenboden ausgestattet sein sollen. Im Saal selbst wird die große Fläche durch Granitplatten gleichmäßig gegliedert. Diese Granitplatten finden sich zudem an allen Übergängen zwischen den Räumen.

Die Wandgestaltung ist von Motiven aus der Jahrhundertwende inspiriert. Josef Hoffmann erreichte durch die feine Ziselierung der Wandflächen die Zonierung des Raums und die Harmonisierung der Proportionen. So sollen die feinen Rohre, die sich im Trio einmal horizontal um den Raum spannen, die Höhe des verhätnismäßig schmalen Saals relativieren. Aus den horizontalen Rohren entwickelt sich des Weiteren die Beleuchtung, die ebenso Zitate der häufig gruppierten Einzelleuchten ist, die während des Beginns des 20. Jahrhunderts Verwendung fanden. Ähnliches gilt für die Deckenlüster.
Die Rohre können darüber hinaus auch als Annahmen gelesen werden, die bisher fehlende Gebäudetechnik sichtbar als Gestaltungsmittel einzusetzen.

Während das Erdgeschoss vor allem für Veranstaltungen wie Feste, Konzerte und Lesungen vorgesehen ist, soll das Untergeschoss Räumlichkeiten bieten, die der Daseinsvorsorge dienen. Die ehemaligen Räume zur Aufbewahrung, Vorbereitung und Aufbahrung der Verstorbenen erhielten praktisch kein Tageslicht. Daher wird das Kellergeschoss im Süden weiter aus dem Hügel herausgegraben. Dies ermöglicht den Einsatz einer breiten Öffnung im südlichen der beiden größeren Räume. Die beiden sich gegenüberliegenden Räume können Seminare, Beratungen, Schulungen, Vereinstreffen, Kinderbetreuungen oder Ähnliches beherbergen.
Die fehlenden Sanitärräume machen es heute unmöglich die Friedhofskapelle dauerhaft zu nutzen. Mit dem Anbau im Süden wird nicht nur eine Symmetrie des Grundrisses hergestellt. Vielmehr erreicht man dadurch den Erhalt der ohnehin geringen, verfügbaren Flächen im Untergeschoss für andere Nutzungen. Außerdem folgt der Anbau so dem Prinzip des ehemaligen Aborthauses als Integration in die einstige Umfriedung.
Der Haupteingang im Untergeschoss war ursprünglich straßenseitig nicht sichtbar, da er von der eben erwähnten Umfriedung des Vorhofs verdeckt gewesen ist. Heute ist dieser Eingang jedoch die erste Erschließung des Gebäudes, die zu sehen ist. Auch um diesem Zustand gerecht zu werden, ist im Untergeschoss ein Foyer mit Garderoben vorgesehen.
Für das Treppenhaus hat Oskar Menzel seinerzeit ein eigenes Volumen angefügt, welches sich nach Außen durchschlägt. Die vertikale Erschließung war im Untergeschoss jedoch erst durch zwei schmale Türen zugänglich. Die Öffnung der Wandfläche zum Treppenturm wie im darüberliegenden Geschoss soll eine einfachere Bewegung durch das Gebäude ermöglichen. Überhaupt soll eine dynamischere, fast spielerischere Bewegung durch das Gebäude geschaffen werden, um es auf diese Weise aneignen zu können. Hierfür wird die enge, massive Granittreppe durch eine filigrane, geschwungene aus Stahl ersetzt. So wird der Treppenturm in seiner Höhe bis in den Dachstuhl sowie die Verzahnung der einzelnen Geschosse überhaupt erst erfahrbar.

 

Beschreibung der Besonderheiten

Der zu einem Park umgewidmete, ehemalige Friedhof wird von den Schönheiderinnen und Schönheidern kaum wahrgenommen. Sucht man Erholung, geht man auf ausgedehnte Spaziergänge durch die umgebende Natur oder verbringt die Zeit im privaten Garten. Zudem ist die ehemalige Nutzung als Friedhof in den Köpfen noch manifest und den meisten fällt es beim Anblick der Mausoleen schwer, sich von dieser Vorstellung zu lösen.
Das Schaffen eines Ortes im Ort, der die Konnotation Friedhof überschreiben kann, ohne dabei die Vergangenheit zu negieren, ist also essentiell, um an dieser Stelle einen lebendigen Mittelpunkt für die Dorfgemeinschaft aufzubauen.
Dabei profitiert natürlich auch die Friedhofskapelle von einem neu geschaffenen Außenraum, welcher der Kapelle eine bauliche Fassung verleiht und den Veranstaltungsraum ins Freie erweitert.
Zu diesem Zweck wird ein rechteckiger, umfriedeter Hof angelegt, der etwa der Grundfläche der Kapelle entspricht. Dieser Hof kann als Erweiterung des Sockels der Kapelle verstanden werden. Die Fläche fungiert nun als Teppich und Rahmung für verschiedene Nutzungen, beispielsweise als Tanzdiele. Um diese herum befinden sich die eingelassenen Bänke der Pergola und die Sitzstufen als Ruhezonen. In Richtung der Mausoleen, also gen Westen, erhebt sich die Pergola mit Rankgittern, die die Mausoleen noch erahnen und nicht gänzlich verdecken sollen. Nach Süden entwickeln sich Sitzstufen zur Höhe der Umfriedung. Die Säulenreihe der Pergola wird hier in einfacher Form weitergeführt. Nach Norden ist die Umfriedung niedriger und nur durch eine filigrane Brüstung geschlossen. Das erlaubt den Blick vom Hof hinunter ins Dorf und auf die Martin-Luther-Kirche.
Die allseitige Schließung des Hofes bildet so einen geschlossenen Raum im Außenraum aus, der den offensichtlichen Bezug zur Kapelle aufbaut, in seiner Gestaltung und in den architektonischen Elementen jedoch Motive aus europäischer Garten- und Parkkultur zitiert.

Der bestehene Park erhält eine neue Wegestruktur, welche die ursprünglichen Wege des Friedhofes wiederaufnehmen. Bei der Recherche über die historische Anlage des Friedhofes wurde auch deutlich, dass sich sowohl alle Einzelgräber als auch die Mausoleen an den parallelen Hauptwegen orientierten. Die Friedhofskapelle ist aus der Achse gedreht und folgt eher der Ausrichtung der Gebäude an der Hauptstraße bzw. der Marin-Luther-Kirche. Dieser Umstand half auch, die Setzung des Hofes vorzunehmen. Während das Wegesystem den Fußabdruck des ehemaligen Friedhofes wiedergibt, dreht sich der Hof ebenso aus dieser Achse und definiert sich als neuer, eigenständiger Ort innerhalb dieses Wegesystems. Lediglich die Allee mit ihrem bedeutenden Baumbestand war von der ursprünglichen Anlage der Wege vorhanden. Die ergänzten Wege nach historischem Muster machen nun eine neue Durchwegung und Erfahrung des Parks möglich und verbinden die verschiedenen Zugänge zum Park und die Architekturen vor Ort untereinander.

Hof und Park werden jeweils eine bauliche Erweiterung an die Seite gestellt. Der Hof erhält als Pendant zur Apsis in der Kapelle eine Bühne im Freien. Diese Bühne soll diverse Nutzungen vor allem zwischen Frühjahr und Herbst zulassen. So kann dieses „Gartenhaus“ auch Bar, externer Seminarraum oder Unterstand sein. Es steht ebenso auf einem Sockel, der mit Granit verkleidet ist, und springt zugleich aus diesem hervor. Der Zugang ist um eine Stufe erhöht, um eine vorgelagerte Bühnenfläche auszubreiten.
Im Inneren findet eine Feuerstelle als offener Kachelofen platz, um den sich die Menschen im Erzgebirge seit jeher in Gaststuben und Zuhause versammelt haben.
Die Gestalt dieses Gartenhauses soll regionale mit überregionalen Motiven verbinden. In erster Linie ist die Form den hiesigen Scheunen entlehnt, die in Schönheide selbst allerorts zu finden sind und häufig abgewinkelt zum Haupthaus stehen. Diese gänzlich in Holz eingeschlagenen Volumen sind allerdings auch bei Fördertürmen von Bergwerken sowie anderen Nebengebäuden erkennbar. Die Form des Volumens und des Daches, wie der steile Giebel zum Hof hin, spiegeln außerdem auch die Kapelle.
Nutzung und gestalterischer Ausdruck des Gartenhauses imitieren aber auch die „Follies“ europäischer Garten- und Landschaftsarchitekturen, wie Eremitagen oder anderen Kulissenarchitekturen.
Das Gartenhaus lässt sich gänzlich mit hölzernen Toren und Fensterläden schließen. So ist schon von Weitem sichtbar, ob dort eine Veranstaltung stattfindet.

Zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner von Schönheide haben noch Bestattungen auf dem ehemaligen Friedhof miterlebt und ihre Angehörigen bzw. die Vorfahren fast aller dort lebenden Familien sind an diesem Ort beigesetzt. Um ihnen einen würdigen Ort zum Gedenken und den Nachfahren einen Raum der Einkehr und Andacht zu belassen, soll eine neue Kapelle entstehen.
Sie ist auch der ideale Ort, um wichtige historische Ausstattungsgegenstände der ehemaligen Friedhofskapelle, insbesondere die kostbaren Glasmalereien und einige Kirchenbänke, neu zu arangieren.
Die Neue Kapelle wird oberhalb des Hofes, inmitten der erhaltenen Grabanlagen, die dort eine Art Nekropole ausbilden, gestellt und steht in einer Linie zur ehemaligen Friedhofskapelle. Sie ist streng von Ost nach West ausgerichtet, um den inhaltlichen Sinn der Glasmalereien zu steigern.
Die Architektur folgt hier ähnlichen Motiven wie beim Gartenhaus und übernimmt zudem Elemente, die in der ehemaligen Kapelle zu finden sind. Auch die Neue Kapelle besitzt einen Sockel, durch den man sie betritt und der von Innen keinen Ausblick gewährt. Darüber erhebt sich der steil aufragende Holzbau, dessen Höhe vor allem durch die Dimension der Glasmalereien vorgegeben ist. Das Prinzip des Sich-Gegenübersitzens wird auch hier angewendet. Der abwesende Sarg wird durch die eingelassene Sandsteinplatte im Boden symbolisiert.

Schlagworte

Leerstand, Friedhofskapelle, Friedhofskirche, Schönheide, Erzgebirge, Ländlicher Raum, Transformation, Kontinuität, Bauen im Bestand, Umbau, Erweiterung, Daseinsvorsorge, Land, Sachsen, Umnutzung, Gemeinde, Kirche, Friedhof, Tradition, Baukultur, Historische Bausubstanz, Ostdeutschland, Gemeinschaft, Kirchen Manifest, Manifest, Denkmalschutz, Denkmalpflege, Kritische Denkmalpflege

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