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Heinze ArchitekturAWARD 2022: Nachwuchspreis

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2022: Nachwuchspreis


Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Architektur, Antonia Hoffmeier

Entwurfsmodell 1 zu 200 - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Entwurfsmodell 1 zu 200, Blick auf das Gemeinschaftswohnzimmer - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Arbeitsmodell 1 zu 50 - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Das Wohnkonzept im Modell - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Arbeitsmodell 1 zu 50, Typologie c - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Arbeitsmodell 1 zu 50, Typologie B - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Entwurfsmodell 1 zu 200 - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Entwurfsmodell 1 zu 200, Fabrikplatz - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Umgebungsmodell 1 zu 1000 - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Umgebungsmodell 1 zu 1000 - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Umgebungsmodell 1 zu 1000, Einsatz - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Außenraum - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Gemüsegarten - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Gemeinschaftswohnzimmer - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Wohnraum - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Therme - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Therme - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Historische Aufnahme der Harzer Papierfabrik, um 1956 - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Gemeinde Rhumspringe

Atmosphärische Collagen - Transformation und Wandel / Zukunftsorientiertes Wohnen an der Rhume

© Antonia Hoffmeier

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Architektur, Antonia Hoffmeier

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

03.2022

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Ziegelmauerwerk

Anzahl der Vollgeschosse

2-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

AUSGANGSLAGE / WANDEL
„Rhumspringe,
Unter dem Druck der demografischen Entwicklung wird die Bevölkerung zum Zusammenrücken bewegt, werden Bürger für ortsgebundene Brainstorming-Prozesse mobilisiert, boomen Denkfabriken und Ideenwerkstätten. Statt Kinder werden Ideen darüber in die Welt gesetzt, wie das Lebensumfeld auf dem Lande mit immer weniger Kindern und immer mehr alten Menschen lebenswert bleiben kann. In Rhumspringe werden die Probleme schon beim Durchfahren des Dorfes offensichtlich – durch Industriebrache und Leerstände. Der große Wurf zur Nachnutzung der Papierfabrik ist bislang nicht gelungen, das Rhumehotel im Ortskern steht seit Jahren leer, bleibt bei Zwangsversteigerungen ein Ladenhüter und verkommt langsam zur Bauruine (...) .“


Schreibt Kuno Mahnkopf (Redakteur) 2011 im Göttinger Tageblatt.
Bereits vor 10 Jahren wurde die Zukunftswerkstatt in Rhumspringe ins Leben gerufen, um dem Demografischen Wandel entgegen zu arbeiten.

Gesellschaftliche Veränderungen finden permanent statt und sind nicht neu für uns. Der demografische Wandel zeigt, dass der Anteil der pensionierten Bevölkerung weiter zunimmt und dass sich die Zeitspanne des aktiven Alters vergrößert. Vor allem für die Generation der Babyboomer ist die lange nachberufliche Lebensphase bezeichnend, welche sich in vier Altersphasen unterscheiden lässt. Ihr Wunsch ist es, so lange wie möglich selbstbestimmt und eigenständig zu leben.
Das Wohnen muss stetig auf diese Veränderungen innerhalb der Gesellschaft reagieren. Basierend auf den gesellschaftlichen Veränderungen wurde die ehemalige Harzer Papierfabrik transformiert und ein zukunftsorientiertes Wohnkonzept entwickelt, welches auf die veränderten individuellen Lebensverhältnisse reagieren und dem Wunsch nach Gemeinschaft nachkommen soll. Nicht nur soll das ungenutzte Potenzial auf dem Gelände, sondern das Dorf im Allgemeinen aufgewertet werden, um gemeinsam Zukunftsperspektiven zu entwickeln.

DER ORT
Rhumspringe ist ein 1771 Seelen-Dorf, welches südwestlich des Harzgebiets und am Nordostrand des Untereichsfelds liegt. Der Ort wird in Ost-West-Richtung von der Rhume durchflossen. Nordöstlich und in unmittelbarer Nähe der Rhumequelle liegt das Areal der ehemaligen Harzer Papierfabrik.
1828 wurde das Areal als Wollwarenfabrik durch den Duderstädter Fabrikanten Ludwig August Hertwig gegründet. Die Wollwarenfabrik bestand bis 1871, bis der Bankier C.F. Hertwig sie übernahm und zu einer Lederpapier- und pappenfabrik ausdehnte. Die darauffolgenden Jahre waren von Modernisierung der Maschinen, Umbauten, bis hin zu neuen Geschäftsführungen geprägt. Die Harzer Papierfabrik GmbH bestand bis Mitte 2003. Die Nähe zur Rhumequelle, die Nutzung der Wasserkraft und vor allem der charmante Industriecharakter stellen besonderes Potenzial dar.

ZIEL DER ARBEIT
Ziel der Arbeit war es, das Areal so zu transformieren, dass es auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren kann. Somit sollte vor allem zukunftsorientiert und nachhaltig im Sinne der Bedarfsänderung gedacht werden. Insbesondere die Frage „Wie wollen wir später wohnen?“ wurde thematisiert und ein zukunftsorientiertes Wohnkonzept entwickelt. Neben dem Wohnen erhielt das Areal mit einer Therme, Gemeinschaftsgärten und einem Therapiehaus weitere, ganz neue Nutzungen.

Es entsteht ein selbstverständliches Gefüge aus unterschiedlichen Gebäudetypen, die in ständigem Austausch miteinander stehen, unterschiedliche Plätze ausformulieren und sich gegenseitig bedingen.

Beschreibung der Besonderheiten

DAS VERWALTUNGSHAUS
Da die Organisation und Verwaltung des Areals auf aktiver Beteiligung gründen sollen, können sich die Bewohner*innen mit einbringen. Somit kann die Bewohnerschaft ihre verschiedenen Altersphasen aktiv selbst gestalten.
Hier können regelmäßige Treffen stattfinden, um die Zukunftswerkstatt erneut ins Leben zu rufen und weitere Visionen zu entwickeln.
Das Verwaltungsgebäude bleibt in dem charakteristischen Gewand der 60er Jahre bestehen und wird lediglich saniert.
Im Inneren wird der Grundriss aufgelockert und der neuen und freieren Nutzung angepasst. Im Obergeschoss lösen sich die Wände nahezu ganz auf, um auch hier selbst gestaltbar und flexibel zu sein.

DAS GEMEINSCHAFTSHAUS
Das Gemeinschaftshaus bildet den zentralen Körper des historischen Fabrikplatzes.
In diesem Haus dreht sich alles um die Gemeinschaftsbildung und das Zusammenkommen. Es ist ein Raum, in dem viele Gespräche stattfinden, gelacht, getanzt, Musik gemacht wird. Es ist ein Raum für gemütliche Stunden vor dem Kamin oder auch lebhafte Stunden in der Gemeinschaftsküche.
Atmosphärisch imponiert das ehemalige Kesselhaus mit den großen industriellen Fenstern, die den Raum inszenieren.

DAS WOHNHAUS
Unmittelbar angrenzend an das Gemeinschaftshaus erstreckt sich die zweite Fabrikhalle aus Ziegelstein, welche mit dem Wohnen eine ganz neue Nutzung erhält.
Um das städtebauliche Bild und die Platzbildung zu wahren, kommt ein Anbau hinzu, welcher sich, zusammen mit dem Laubengang, an den Bestand setzt und auf diese Weise Alt und Neu miteinander verbindet.
Die industriellen Fassaden bleiben erhalten und werden um neue Fenster und Öffnungen ergänzt, die für den Innenraum von Bedeutung sind. Die Fassade des Neubaus nimmt gestalterische Themen aus dem Bestand auf und übersetzt sie in abstrahierter Weise.
Der Laubengang, welcher sich zusammen mit dem Neubau an die Bestandsfassade setzt, fungiert als Erschließungsraum zu den Wohnungen und kommuniziert mit dem alltäglichen Leben. Der gläserne Laubengang dient außerdem der thermischen Behaglichkeit und ermöglicht es, die Bestandsfassade sichtbar zu lassen. Während er am Tag belebt und offen in Erscheinung tritt, bekommt er am Abend etwas Skulpturales, indem er beleuchtet wird und so eine ganz neue Atmosphäre schafft.
Die durchgesteckten Wohnungen bilden an der Nordfassade eine Loggia aus, die ebenso der thermischen Behaglichkeit dient und ein privaten Rückzugsort schaffen. Über diese Seite kommuniziert das Gebäude mit der historischen Werkstraße und den Nachbarschaftsgärten.
Die Altersphasen bieten die Grundlage zur Entwicklung des Wohnkonzepts und geben bestimmte Parameter vor. Auf diese Phasen soll eine Wohnung bei plötzlicher Bedarfsänderung reagieren können. Daher wird das Konzept der Wohnungen von der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit geprägt.

DAS WOHNKONZEPT
Die Wohnung ist unser Zuhause, unser Rückzugsort. 
Immer wieder stellen wir uns die Frage „Wie wollen wir wohnen?“
Wie schaffen wir es, eine Wohnung zu entwickeln, die auf die Individuen und die unterschiedlichen Altersphasen reagiert?
Aufgrund der Nord-Süd-Ausrichtung des Wohnungskörpers sowie der großen Gebäudetiefe sollen alle Wohnräume möglichst viel natürliches Licht erhalten.
Daher folgt die Wohnung dem Konzept des Durchwohnens und ermöglicht das Kommunizieren zu beiden Seiten. Die Nasszelle rückt zusammen mit der Küchenzeile in die Dunkelzone der Wohnungen. Ziel ist es damit außerdem, trotz der großen Gebäudetiefe möglichst schnelle Wege zu ermöglichen, was auf dem Prinzip des Rundumwohnens basiert. Der eingerückte Kern sorgt außerdem für Flexibilität, indem er Schiebetüren verschwinden lässt. Auf diese Weise können die Räume einer Wohnung je nach Tages- und Nachtablauf und Bedürfnis der Bewohner*innen zusammengeschaltet oder vollständig voneinander getrennt werden.
Die zweiseitige Ausrichtung und Flexibilität des Kerns bietet verschiedene Aufenthaltsqualitäten mit variierenden Lichtstimmungen.
Die Bewohner*innen sollen die Möglichkeit bekommen, ihre Wohnung zu personalisieren. Bei Bedarfsänderung kann die Wohnung durch ihre Gebrauchsflexibilität angepasst werden und so auf veränderte Lebensverhältnisse reagieren.

DIE GÄRTEN
Die Nachbarschaftsgärten sind die Ruinen des Bestands und stellen den Puffer zwischen dem Wohnen und der Straße, sprich der Öffentlichkeit, dar. Mit ihnen holt sich das Grün den Raum zurück und zieht unmittelbar in das Areal ein.
Um den Charakter der ehemaligen Werkstraße zu erhalten, werden Gewächshäuser eingestellt. So können Teile der Gärten bei jeder Witterung nutzbar gemacht werden, sorgen architektonisch für einen neuen Charakter und bewahren dennoch den der historischen Werkstraße. Die Nachbarschaftsgärten funktionieren partizipativ und bieten verschiedene Orte an. Jeder Garten besitzt dabei ein unterschiedliches Thema.

DIE THERME
„Ein gesunder Geist soll in einem gesunden Körper wohnen.“
Redewendung, vom Dichter Juvenal

Die Therme soll eine Anlaufstelle für alle Menschen sein, die eine Auszeit benötigen und ihrem Alltag entfliehen möchten und wird so zu einem intimen und besonderen Begegnungsort für alle Generationen.
Sie wird ruinenartig betrachtet und behält einige Bestandselemente bei. Die ehemalige Maschinenhalle, in der einst Tonnen Papier auf großen Maschinen produziert wurde, soll ihren industriellen Charakter behalten und in neuem Glanz erstrahlen.
Wo zuvor harte körperliche Arbeit betrieben wurde soll nun der Einklang zwischen Körper und Geist bewahrt werden. Die Besonderheit der ehemaligen Halle: Unter ihr sucht die Rhume ihren Weg bis hin zum Wehr, wo neue Kraft produziert wird. Das Wasser wird seit Jahren nicht nur zu industriellen Zwecken genutzt. Es kann nach der Säuberung ebenso als Trinkwasser genutzt werden. Daher soll dieses Quellwasser nach der Filterung in die vorhandenen Bodeneinlassungen als Thermenwasser genutzt werden. Die Nähe zum Wasser und die Blickbeziehungen zum Außenraum stellen hier eine ganz besondere Verbindung dar. 
Das innere Konzept folgt einer sequenziellen Abfolge. Geführt wird man stets über einen Steg, welcher den Weg vorgibt und die Besucher*innen über den Bestandsboden führt. Dieser wird demnach nie betreten und ein Spannungsfeld wird aufgebaut.  Die verschiedenen Bäder beziehen sich auf die, der römischen Badehäuser. Somit gibt es ein Kalt- sowie Warmbad, ein Schwimmbecken, ein lauwarmes Bad, zwei Ruhezonen und eine Dampfsauna.

DER BEWEGUNGSPFAD
Der Bewegungspfad schafft eine Verbindung zwischen dem Therapiehaus und der Therme und prägt den Platz an der Flussseite. Bewegung und frische Luft sind essenzielle Bedürfnisse des Menschen. Entlang des Wassers haben Besucher- und Bewohner*innen die Möglichkeit zu spazieren, zu verweilen oder sich körperlich an Outdoor Geräten fit zu halten.

DAS THERAPIEHAUS
Das Therapiehaus dient als ergänzendes Angebot und gliedert sich städtebaulich in das Ensemble ein, indem es sich auf dem Grundriss der ehemaligen Lagerhalle platziert und in seiner Form dennoch als neu wahrgenommen wird.
Somit wird auch durch das neue Gebäude eine Analogie zur früheren Wirkung des Areals geschaffen. Der freiere Grundriss im Erdgeschoss lässt Raum für die öffentlicheren Nutzungen wie das Ausdauer - oder Zirkeltraining, Yoga und Gymnastik zu und kommuniziert diese ebenso nach außen. Hier finden Begegnungen unterschiedlicher Generationen statt.
Im Obergeschoss hingegen schließt sich die Fassade in Teilen und kommuniziert mehr Privatsphäre nach außen. Hier befinden sich die Einzeltherapieräume für Physio- und Massagetherapien. 
In der Materialität sticht dieser Bau heraus und hebt sich von den anderen, massiven Gebäuden ab. Das Holz soll Ruhe und Wärme ausstrahlen und sich in das Bild des dahinterliegende Waldes einfügen.

Schlagworte

Bauen im Bestand, Wohnen im Alter, Wohnen, Zukunftsorientiert, nachhaltig, Entwurf

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